27.10.2015 Aufrufe

Beelitzer Nachrichten - Oktober 2015

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

28. OKTOBER <strong>2015</strong>, SEITE 36 NR. 9 / 26. JAHRGANG<br />

BEELITZER NACHRICHTEN<br />

Der Waldkleeblatt - Natürlich Zauche<br />

e.V. informiert:<br />

Sehr geehrte <strong>Beelitzer</strong>innen<br />

und <strong>Beelitzer</strong>,<br />

viele von Ihnen haben sich an der<br />

Volksinitiative gegen Windräder im<br />

Wald und für einen Abstand von Windrädern<br />

zu Wohnbebauungen von der 10-<br />

fachen Höhe der Windräder beteiligt.<br />

Unser Landtag hat am 25.09.<strong>2015</strong> mit<br />

den Stimmen von SPD, DIE LINKE und<br />

Bündnis 90/Die Grünen diese Volksinitiative<br />

abgelehnt. Hierüber hat das ZDF<br />

in seinem Heute-Journal am 25.09.<strong>2015</strong><br />

um 14 Uhr berichtet (näheres dazu in<br />

der ZDF-Mediathek).<br />

In dieser Sendung sprach die Landtagsabgeordnete<br />

von Bündnis 90/Die Grünen,<br />

Frau Heide Schinowski, davon,<br />

dass Windkraftanlagen ja nur in Kiefernforsten<br />

errichtet werden dürften.<br />

Diese sind aus Sicht der „Grünen“ offensichtlich<br />

kein Wald. Einer, der es<br />

besser wissen muss, der Waldbesitzer<br />

Herr Karl Tempel aus Berlin, hat uns<br />

die Erlaubnis erteilt, seinen nachstehenden<br />

Brief an Frau Schinowski hier zu<br />

veröffentlichen:<br />

Sehr geehrte Frau Schinowsky,<br />

am 25.09.<strong>2015</strong> hat der Brandenburger<br />

Landtag mit den Stimmen der Regierungsfraktionen<br />

und von B90/Die Grünen<br />

die Volksinitiative, die sich gegen<br />

die Errichtung von Windkraftanlagen<br />

(WKA) im Wald wendet, abgelehnt. In<br />

der Sendung des ZDF vom gleichen<br />

Tage haben Sie in einem kurzen Statement<br />

erklärt, es handele sich bei dem<br />

Wald ja nur um „Kiefernforsten“. Verschiedentlich<br />

wurde von Brandenburger<br />

Politikern, auch von Ihrem Fraktionskollegen<br />

Axel Vogel, erklärt, die<br />

„Kiefernstangenforsten“ in Brandenburg<br />

seien „ökologisch minderwertig“,<br />

und daher könne man den Kiefernwald<br />

auch als Standort für WKA nutzen.<br />

Ich bin Kleinwaldbesitzer in Brandenburg,<br />

in der Gemeinde Beelitz/<br />

Borkwalde, auch Mitglied in der örtlichen<br />

Forstbetriebsgemeinschaft, und<br />

betreibe mit viel Freude Waldwirtschaft<br />

mit der Kiefer. Die Kiefer ist eine wunderbare,<br />

autochthone Baumart und seit<br />

der Eiszeit in Brandenburg heimisch.<br />

Sie gedeiht auf kargem Sand und bringt<br />

selbst in trockenen Sommern wie in diesem<br />

Jahr noch Zuwachsleistungen,<br />

wenn andere Baumarten kümmern. Daher<br />

empört es mich, wenn die Kiefer<br />

s c h l e c h t g e r e d e t o d e r d e r<br />

„Kiefernforst“ sogar in einen Gegensatz<br />

zum „Wald“ gebracht wird.<br />

Über 90 Prozent aller Wälder in<br />

Deutschland sind Forsten, seien es nun<br />

Kiefern-, Fichten- , Lärchen- oder Tannenforsten.<br />

Auch ein Kiefernforst ist ein<br />

hervorragender Kohlendioxid-Speicher<br />

- selbst eine „Stangenkiefer“ mit nur 30<br />

cm Durchmesser kann bis zu 1,3 Tonnen<br />

CO2 speichern -, er wird nicht gedüngt<br />

und nicht mit Pestiziden vergiftet, wie<br />

dies z.B. auf den riesigen Maisflächen<br />

geschieht, die im Zuge der Energiewende<br />

entstanden sind.<br />

Wie tausende andere Waldbesitzer in<br />

Brandenburg betreibe ich seit Jahren<br />

aber auch „Waldumbau“ mit Laubhölzern,<br />

um die Stabilität des Kiefernwaldes<br />

zu erhöhen, den Boden zu verbessern<br />

und die Grundwasserbildung zu<br />

fördern. Bei der Bekämpfung von<br />

Schadinsekten helfen mir zahlreiche<br />

Vogelarten und Fledermäuse, die ich<br />

mit Hilfe von Nisthöhlen angesiedelt<br />

habe. Sogar einige Bienenvölker fühlen<br />

sich wohl in meinem „Kiefernforst“ und<br />

finden ausreichend Pollen für einen<br />

köstlichen, naturbelassenen Honig.<br />

Die geplante Errichtung von bis zu 200<br />

Meter hohen WKA in unmittelbarer Nähe<br />

zu meinem Wald empfinde ich als ein<br />

ökologisches Desaster und auch klimapolitisch<br />

unsinnig. Für die Bauplätze<br />

und Zufahrtswege der WKA müssen<br />

tausende Bäume gefällt werden. Ein<br />

entsprechend großes Speichervolumen<br />

für Kohlendioxid geht verloren. Der<br />

empfindliche Waldboden wird beispiellos<br />

geschunden: 600 Tonnen Beton und<br />

90 Tonnen Stahlbwehrungen müssen für<br />

die Fundamentierung einer einzigen<br />

großen WKA verbaut werden, die Zufahrtswege<br />

durch den Wald werden mit<br />

Asphalt oder Beton versiegelt.<br />

WKA sind eine tödliche Gefahr für Vögel<br />

und Fledermäuse: Allein in Brandenburg<br />

werden mehr als 300 der<br />

streng geschützten Rotmilane jährlich<br />

Opfer der Windkraft. Am Vogelsberg in<br />

Hessen ist der Schwarzstorch-Bestand<br />

zusammengebrochen, seit dort WKA<br />

errichtet wurden. Die unglaubliche Zahl<br />

von 250 000 Fledermäusen wird in<br />

Deutschland jetzt schon von WKA „im<br />

Normalbetrieb“ getötet, und Experten<br />

befürchten, dass sich die Zahl der getöteten<br />

Tiere nochmals drastisch erhöht,<br />

wenn WKA auch in den Wäldern errichtet<br />

werden.<br />

Da zwei Drittel der getöteten Fledermäuse<br />

wandernde Arten sind, bedroht<br />

die deutsche Windindustrie den europäischen<br />

Fledermausbestand existenziell,<br />

zumal keinerlei Naturschutzauflagen zu<br />

beachten sind. Die Nisthilfen in meinem<br />

Wald werde ich abhängen, wenn die<br />

WKA wie geplant in der Gemeinde Beelitz<br />

errichtet werden.<br />

Der subventioniert erzeugte Windstrom,<br />

der nicht gespeichert werden kann, sondern<br />

sofort abtransportiert werden<br />

muss, steht in keinem Verhältnis zu den<br />

materiellen und ökologischen Kosten,<br />

die er in der Region verursacht. Es geht<br />

hier im Grunde auch nicht um eine<br />

„Energiewende“, sondern um Extraprofite<br />

für eine Handvoll Windbarone und<br />

Großgrundbesitzer. Die derzeitige Kampagne<br />

der Windindustrie, die mit Renditen<br />

„von 3,5 Prozent und mehr“ wirbt,<br />

passt in dieses Bild.<br />

Es ist höchste Zeit, die schlimmsten<br />

Fehlentwicklungen der Energiewende,<br />

zu denen ich auch die Verwüstung unserer<br />

Feldlandschaft durch den Maisanbau<br />

zähle, zu stoppen. 6000 Tonnen des<br />

„ wahrsc hei nl ic h k re bse rre ge n-<br />

den“ (WHO) Glyphosats werden Jahr<br />

für Jahr allein über die „Energieäcker“<br />

in Brandenburg versprüht, mit Erlaubnis<br />

der zuständigen Behörden.<br />

B90/Die Grünen sollten sich nicht vor<br />

den Karren rücksichtsloser Kapitalinteressen<br />

spannen lassen, sondern sich für<br />

eine ökologisch und sozial verträgliche<br />

Energiewende einsetzen und gfs. auch<br />

notwendige Korrekturen vornehmen.<br />

Dazu möchte ich Sie auffordern und<br />

ermuntern.<br />

Gerne lade ich Sie auch zu einem Spaziergang<br />

in meinen Kiefernwald ein,<br />

damit Sie sich von der Schönheit, Vielfalt<br />

und ökologischen Wertigkeit dieses<br />

Waldes überzeugen können.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Karl Tempel www.tempelwald.de<br />

Wir freuen uns mit Herrn Tempel auf<br />

den Spaziergang durch unsere Kiefernforste.<br />

Informieren Sie sich auch unter<br />

w w w . t e m p e l w a l d . d e u n d<br />

www.waldkleeblatt.deIhr Dr. Winfried<br />

Ludwig / Vorsitzender „Waldkleeblatt -<br />

Natürlich Zauche e.V.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!