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FORE! Gesundheit<br />
Schmerzpunkt Ellenbogen<br />
Wenn der Ellenbogen erstmal schmerzt, ist an einen<br />
normalen Golfschlag meist nicht mehr zu denken.<br />
Was kann man selbst tun, damit die Beschwerden<br />
nachlassen? FORE! fragt nach bei Anne Dinser.<br />
Text: Patrick Kraft<br />
Anne Dinser<br />
Fotos: Patrick Kraft<br />
Eine kompetentere Ansprechpartnerin<br />
kann man kaum<br />
finden: Fast 20 Jahre tourte<br />
Anne Dinser als Physio-Coach mit<br />
den Nationalmannschaften des<br />
Deutschen Golfverbandes um den<br />
Globus – sie kennt die Problemzone<br />
Ellenbogen genau: „Zu mir<br />
kommen mehr Golfer mit einem<br />
Tennisarm als mit einem Golferellenbogen.“<br />
Der Unterschied? Beim<br />
sogenannten Tennisarm sind Sehnen<br />
und Muskeln im äußeren Bereich<br />
des Ellenbogens gereizt oder<br />
entzündet, beim Golferellenbogen<br />
an der Innenseite. Egal wo es mehr<br />
schmerzt, es sollten immer beide<br />
Bereiche behandelt werden.<br />
Die Ursachen können vielfältig<br />
sein. Manchmal sind es einzelne<br />
Ereignisse wie ein Schlag in den<br />
Boden, in den meisten Fällen aber<br />
wird der Arm einer länger anhaltenden<br />
ungewohnten Belastung<br />
ausgesetzt. Dies kann etwa der<br />
Wechsel auf neue Schläger sein,<br />
eine Umstellung der Schlagtechnik<br />
oder auch – wie jetzt in diesen<br />
Tagen – der Start in eine neue Saison.<br />
Anne Dinser nennt noch eine<br />
weitere Ursache: „Häufig liegt das<br />
Problem im Bereich der Brustwirbelsäule.<br />
Wenn man oft und lange<br />
sitzt, ist diese nach vorn geneigt<br />
und die Schultern fallen förmlich<br />
in den Raum. Die vorderen Schultermuskeln,<br />
die Ellenbogen- und<br />
Handbeuger verkürzen, die Muskelkette<br />
wird einseitig belastet.“<br />
Wenn es einen erwischt, hilft<br />
erstmal nur eins: absolute Ruhe!<br />
Man kann den Heilungsprozess<br />
aber positiv beeinflussen. Dafür<br />
zeigt Anne Dinser Übungen mit<br />
unterschiedlichen Zielen. Zunächst<br />
geht es um die beschleunigte<br />
Regeneration, dann um die<br />
Kräftigung der beteiligten Muskulatur<br />
und schließlich um präventive<br />
Maßnahmen.<br />
Zur Person<br />
Anne Dinser<br />
Die Sportwissenschaftlerin<br />
und Physiotherapeutin betreute<br />
1994-2012 als Golf-<br />
Physio-Coach die Nationalmannschaften<br />
des DGV,<br />
seitdem führt sie eine eigene<br />
Praxis für Physiotherapie<br />
und Athletiktraining in Kiel.<br />
Durchblutung fördern<br />
In der akuten Schmerzphase gilt<br />
es, die Durchblutung der betroffenen<br />
Region anzuregen und Verklebungen<br />
des Bindege<strong>web</strong>es zu lösen<br />
– entweder mit einer Blackroll (alternativ<br />
ein Tennisball) oder durch<br />
intensives Streichen mit dem Finger.<br />
Legen Sie den Unterarm auf<br />
die Blackroll, zunächst mit der<br />
Handinnenfläche nach oben. Rollen<br />
sie 5-6 Mal langsam vom Ellenbogen<br />
in Richtung Handgelenk.<br />
Alternativ streichen Sie wie oben<br />
abgebildet mit dem Finger entlang<br />
dieser Partie. Danach dasselbe mit<br />
der Handfläche nach unten.<br />
Muskulatur dehnen<br />
Durch das Dehnen des Unterarms<br />
wird Spannung von den gereizten<br />
Sehnen genommen. Der Bereich<br />
wird so entlastet. Zunächst wird<br />
die Innenseite gedehnt, indem der<br />
Arm ausgestreckt und die Finger<br />
nach unten in Richtung Körper<br />
gezogen werden. Anschließend<br />
die Außenseite, indem die Faust<br />
nach außen rotiert und dann zum<br />
Körper gedrückt wird. Die erste<br />
Variante kann man auch mit einem<br />
nach hinten gestreckten Arm<br />
an einem Pfeiler durchführen und<br />
dehnt so zusätzlich Brustmuskulatur<br />
und Armbeuger.<br />
Brustwirbelsäule mobilisieren<br />
Um die Brustwirbelsäule in die<br />
Streckung zu bringen und so der<br />
einseitigen Belastung der Beuge-<br />
Muskulatur in Schultern und Armen<br />
entgegenzuwirken, nutzt man<br />
wieder eine Blackroll (oder hier<br />
ein eingerolltes Handtuch). Knapp<br />
unterhalb der Schulterblätter legt<br />
man sich auf die Rolle, die Beine<br />
angewinkelt, Hände im Nacken.<br />
Dann macht man ein Doppelkinn<br />
und den Hals hinten lang, streckt<br />
Brustwirbelsäule und Schultern<br />
langsam nach hinten, verweilt dort<br />
kurz und geht wieder in die Ausgangslage.<br />
Mehrfach wiederholen.<br />
50 FORE!