oneX magazin 07.2016

WUSSTEN SIE SCHON
WUSSTEN
SIE SCHON?
DIE HIERARCHIE ENTSCHEIDET
So läufts im Kaninchenbau
1
Gegraben wird an vielen Stellen gleichzeitig,
aber immer so, dass sich die Höhlen treffen.
Alle Bewohner packen mit an, mit den Vorderbeinen
wird gegraben, die Hinterbeine
dienen zum Abtransport der Erde. So entsteht
ein Höhlensystem, das bis zu 100 Quadratmeter
gross sein kann. Dabei entstehen
Haupt- und Nebeneingänge, Notausgänge,
eine sanft abfallende Röhre ist der Haupteingang,
gekennzeichnet mit einem kleinen
Erdhaufen. Dieser Eingang wird von allen
Bewohnern benutzt. Die Hintertüren befinden
sich meist im Gebüsch und sind senkrecht
abfallend. Ein flüchtendes Mitglied
kann sich da einfach reinfallen lassen und
ist dann wie vom Erdboden verschluckt. Die
Rede ist vom Bau der Wildkaninchen.
Höhlen und Röhren liegen meist zwei Meter
tief in der Erde. Die Luftfeuchtigkeit liegt
etwa bei 90 Prozent, die Temperaturen
schwanken zwischen vier und 14 Grad. Kein
Frost und keine Sommerhitze. Das Wohnzimmer
(Kessel) bildet das Zentrum des Baus. Bis
zu 50 Kaninchen leben darin. Dort wird gekuschelt,
gedöst, sich geputzt. Von dort zweigen
die Haupt und Fluchtwege ab. Letztere
sind so eng, dass gerade mal ein Kaninchen
hindurch passt. Ausbuchtungen, ähnlich wie
bei Strassentunneln, verhindern Staus.
In den Nestkammern, den Kinderzimmern,
liegen Stroh, Gras, und von der Mama
ausgezupftes Bauchfell. Diejenigen, die von
den ranghohen Müttern belegt werden, sind
direkt mit dem Höhlensystem verbunden.
Die Zugänge werden mittels Duftdrüsen
markiert. Rangniedrige Weibchen müssen
ihre Nester ohne direkte Verbindung zum
Hauptbau anlegen. Für sie gibt es auch keinen
Notausgang.
14 s’Positive 7 / 2016