oneX magazin 07.2016
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
IMMANUEL KANT<br />
Immanuel Kant<br />
erklärt seinen kategorischen Imperativ<br />
Er ist bereits seit 212 Jahren tot. Doch sein Werk lebt<br />
bis in die heutige Zeit, und die Philosophie des 21. Jahrhunderts<br />
kommt nicht um ihn herum. Wir treffen Immanuel Kant zum<br />
(fiktiven) Interview. TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />
Er äusserte als erster Philosoph öffentlich,<br />
dass die Menschen sich<br />
ihres eigenen Verstandes bedienen<br />
und sich kein Gedankengut<br />
von anderen Menschen eintopfen<br />
lassen sollten: Immanuel Kant. Dies war zur<br />
Zeit der Aufklärung und der Ablösung von<br />
der Kirche von wirklich elementarer Wichtigkeit.<br />
Kants Ethik, eben die Grundlagen aller<br />
Handlungen des Lebens, ist eine Pflichtenethik<br />
basierend auf der reinen Vernunft, fern<br />
von Neigungen. Um der Menschheit begreifbar<br />
zu machen, was er damit meinte, hat er<br />
ein allgemeines Gesetz formuliert, welches<br />
sich kategorischer Imperativ nennt. Nach<br />
diesem sollten die Menschen handeln und<br />
ihr Leben dadurch an die Universalität anpassen.<br />
Seine Kritiker monieren, sein kategorischer<br />
Imperativ sei zu streng, zu unerbittlich<br />
und zuweilen sogar erbarmungslos. Er sei<br />
ohne Herz. Zudem seien Menschen nur Menschen,<br />
und könnten ihr Leben nicht frei von<br />
Neigungen gestalten. Nachdem wir in der<br />
Juni-Ausgabe Kants Theorie vorstellten (auf<br />
www.onex<strong>magazin</strong>.ch auch online einsehbar),<br />
lassen wir ihn diesmal gleich selbst zu<br />
Wort kommen und konfrontieren ihn mit den<br />
Kritiken.<br />
s’Positive: Wie kamen Sie auf den kategorischen<br />
Imperativ? Was war der Auslöser?<br />
Immanuel Kant: Das war an einem kühlen<br />
Tag im Sommer auf meinem täglichen Nachmittagsspaziergang.<br />
Es gab in diesem Sommer<br />
nur wenig Insekten. Da erblickte ich ein<br />
paar junge Schwalben, die zerschmettert am<br />
Boden lagen. Erschrocken blieb ich stehen.<br />
Als ich die Angelegenheit untersuchte, fand<br />
ich heraus, dass die Schwalben selbst ihre<br />
Jungen aus dem Nest geworfen hatten. Voll<br />
Verwunderung über diesen verstandesähnlichen<br />
Naturtrieb, der die Schwalben lehrte,<br />
bei einem Mangel an Nahrung einige aufzuopfern,<br />
um alle übrigen erhalten zu können,<br />
Fotos: Wikipedia<br />
16 s’Positive 7/ 2016