FRITZ SCHEIDEGGER Fritz Scheidegger ein wesentlicher aerodynamischer Faktor ist. Die Idee des «Kneelers» ist zwar nicht neu. Durchgesetzt ha ten sich diese Maschinen aber bis dato nicht. Nun stimmt a les. DAS TRAGISCHE UNGLÜCK Nach dem Erfolgsjahr 1966 wi l Fritz Scheidegger, nunmehr 36 Jahre alt, vom Rennsport zurücktreten. Da s er sich von Freunden und Bewunderern von diesem Entscheid DANK ERNST STRAHM abbringen lä st, wird tragische Folgen haben. Im ersten Rennen der neuen Saison, am Ostersonntag 1967, verunglückt er tödlich. In Ma lory Park (GB) rast seine Maschine bemüht, das unvermeidliche Risiko seines Sports um jenes Quentchen zu reduzieren, das andere bedenkenlos drangeben. Bis zum finalen Unglück schied er praktisch nie wegen vermeidbaren Defekten aus. Er wartete seine Motoren und Fahrwerke mit Hingabe und Präzision. Er galt in Fachkreisen als sicherster und besonnenster Pilot. Darüber hinaus wurde er als sensibler, freundlicher Mann sehr geschätzt. Er war im besten Wortsinn ein Gentleman. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war er schlie s- lich unbesiegbar und gewann die letzten acht Rennen seines Lebens. Er stirbt unbesiegt den Rennfahrertod. Getreu jener bi teren es zum Eklat. Der Pfa rer lä st kritische Worte über den Rennsport in seine Abdankung einflie sen und bezeichnet Fritz Scheidegger als Raser. Die Angehörigen und die zahlreichen in- und ausländischen Einer von vielen Pokalen, die Fritz Scheidegger gewonnen hat. Langenthal hat seinen Weltmeister doch noch gewürdigt. mir im Ke ler gelandet. Später Sache. Der Langenthaler Stein- seiner Beerdigung. Es war trü- Scheid eggers Grabstein bei ser wieder Bewegung in die thal. Ich war dann auch bei Sein Grabstein ist vor zehn sind mehrmals Anfragen aus hauer Hanspeter Wyle reinigte den Grabstein, der nun seit weiss nicht mehr genau, was bes, regnerisches We ter. Ich Jahren wieder aufgeste lt worden. Fritz Scheideggers Grab mich noch erinnern kann, 2006 bei der Gei sberg-Kirche der Pfa rer damals gesagt hat. England gekommen, soweit ich wurde 1996 aufgehoben – wo lten die Besitzer der Rennstrecke, auf der Fritz verunhen steht. Nur dieser Grab- Trauergäste entsetzt waren. etwas abseits der Gräbe rei- Ich erinnere mich nur, dass die und so kam Ernst «Aschi» Strahm aus Madiswil ins Spiel. glückt ist, den Grabstein zu stein erinnert in Langenthal Sinngemäss sagte der Pfa rer «Der Friedhofgärtner fragte seinen Ehren aufste len.» noch an Fritz Scheidegger. bei der Abdankungsfeier, Fritz mich damals, ob ich nicht Interesse am Grabstein hä te, den So kam nach zehn Jahren Scheidegger noch persönlich. schuld, weil er mit der go tlo- Ernst Strahm kannte Fritz Scheidegger sei auch selber so lte man doch irgendwie auch dank dem damaligen «Mit meinem Vater war ich oft sen Raserei das Schicksal herausgefordert aufbewahren. So ist Fritz Stadtpräsident Hans-Jürg Kä- in seiner Werksta t in Langen- habe.» Hans Rüdi ser menschlichen als christlichen Worte von Pfa rer Schn eberger entschuldigen. Mit freundlichen Grü sen und bestem Dank (Unterzeichnet auch von Pfa rer Schn eberger) Langenthal, 4. April 1967 Mit einem langen Brief entschuldigten sich Pfa rer und Kirchgemeinderat für den Eklat an der Beerdigung. 32 s’Positive 6 / 2016 s’Positive 6/ 2016 33 LESERBRIEFE AUSGABE 6 JUNI 2016 Stimmen zum Namenswechsel Besser, aber noch nicht gut 1 ⁄1 Inserat randabfallend (210 × 297 mm) Nun will ich doch endlich loswerden, was ich schon seit einigen Monaten tun wollte und – na, wir wissen ja, wie es geht – Immer noch nicht gemacht habe! Der Artikel zum Namenswechsel gibt nun den nötigen Anstoss. Zuerst ein ganz grosses Dankeschön und Kompliment für das Magazin, das ich sehr gerne und praktisch von vorne bis hinten durchlese. Ich wohne seit einigen Monaten in Wangen an der Aare und finde das Magazin in meinem Briefkasten. Immer wieder fragte ich mich, wer und was da wohl dahintersteckt, denn etwas Vergleichbares habe ich bisher nicht oder nur in sehr bescheidener Variante gekannt. Die Artikel bieten mir eine höchst willkommene Einführung in den Oberaargau, sind gründlich recherchiert und eröffnen mir manchen Blick auf Themen, die mir neu sind. So fühle ich mich mittlerweile recht gut eingeführt in die Bedeutung des Eishockeys für die Gegend, und ich habe mit Vergnügen den Artikel zum Hornussen gelesen. Auch das aktuelle Magazin mit dem Artikel zu Sonja Hasler gefällt mir sehr. Nur mit dem Namen «one X Magazin» konnte ich nichts anfangen. Nach dem erklärenden Beitrag in diesem Heft ist seine Entstehung klar geworden (ja, die Jungen!). «s’Positive» ist sicher besser, gut finde ich den Namen aber immer noch nicht. Wenn schon, dann einfach «Positiv»? Ich wünsche Ihnen viel Erfolg DER GUTE MENSCH Kants Philosophie über das richtige Handeln. TÖFF-LEGENDE Fritz Scheidegger war im Seitenwagen der Schnellste. Sonja Hasler «Arena»-tauglich Die Theologin und ehemalige «Arena»-Moderatorin im Interview. bei der Weiterführung Ihres interessanten Projektes. Sie zeigen, dass auch heute noch guter Journalismus nicht allein vom Geld abhängt. So scheint es mir zumindest. Julia Stiefel, Wangen an der Aare FLACHE ERDE Mittelalterliche Ansicht oder interessante These? Fundierte Informationen Schreibweise nicht korrekt? Ich danke Ihnen für den sehr guten Maulwurf-Artikel in der letzten Ausgabe! Es freut mich, dass Sie fundierte Informationen bringen – wohltuend, weil aktuell die starke Tendenz insbesondere in der Politik besteht, alles was kreucht und fleucht zu töten, sobald es dem vereinnahmenden Menschen in irgendeiner Weise in die Quere kommt. Sehr gerne weiter in diesem Sinne! Und über den interessanten Motorsport-Bericht (Fritz Scheidegger) habe ich mich ebenfalls sehr gefreut. Vanessa Gerritsen Fotos: Shu terstock.com / Everett Co lection / Santia / wikimedia.org / Utente:Jo lyroger BUDDELN OHNE ENDE Haben Maulwürfe auch mal Feierabend? Anders als in Deutschland ist der Maulwurf in der Schweiz nicht geschützt. Im Gegenteil: Eine Bündner Gemeinde zahlt vier Franken pro toten Maulwurf. Dabei sind Maulwürfe keine Nager, sondern Insektenfresser, und richten an Pflanzen und Wurzeln keinerlei Fressschäden an. Störend sind einzig ihre Erdhügel, deretwegen sie häufig mit den Wühlmäusen (Nager) verwechselt werden. IM WANDEL DER ZEIT 2 Mit kräftigen Fäustchen schaufelt sich der Maulwurf durchs Erdreich, fünf Stunden am Stück. Dann wird drei Stunden geschlafen. Anschliessen wird wieder fünf Stunden gebaggert und Nahrung gesucht. Man mag den Maulwürfen vorwerfen, was man will, fehlende Arbeitsdisziplin oder Faulheit gehören nicht dazu. Unglaubliche sechs Kilo Erde schafft der Akkordarbeiter innerhalb von nur 20 Minuten weg. Dabei wiegt er ausgewachsen nur gerade mal zwischen 60 und 120 Gramm. Dafür aber besitzt er einen Hochleistungsstoffwechsel, der jede Menge Sprit in Form von Schnecken, Würmern und Insekten benötigt. Maulwürfe müssen in einer Tour futtern, denn bereits nach zehn Stunden ohne Nahrung droht der Hungertod. Deshalb ist der Maulwurf nie fertig mit seiner Arbeit und hat höchstens Pausen – aber nie Feierabend. Dabei unterpflügt der Schaufelgräber bis zu 3000 Quadratmeter Grünfläche. Sein unterirdisches Gangsystem ist ihm Jagdrevier und Wohngebiet in einem, und zwar das ganze Jahr über. Die Kontrolle über sein grosses Reich ermöglichen ihm seine hochsensiblen Sinne. Maulwürfe können zwar kaum sehen, aber dafür umso besser hören, riechen und fühlen. Jede noch so zarte Larve, die sich 200 Meter weiter in einem Gang verirrt, wird sofort aufgespürt. Die unbeliebten Maulwurfhügel sind übrigens nicht bloss Deponien von Erdüberschuss. Sie dienen der Entlüftung. Wenn genervte Gärtner sie platt drücken, ist damit niemandem gedient. Es entsteht einfach ein neuer Hügel in unmittelbarer Nachbarschaft. Als Vielfrass produziert der kleine Wicht jede Menge Mief, und der muss einfach raus. Trotz des Ärgers über die Hügel sollten wir nicht vergessen, dass der Maulwurf im Dienste der Bodendurchmischung unterwegs ist. Er hält unsere Böden fruchtbar und lebendig. Was macht eigentlich die Fremdenlegion? In den 1960er-Jahren, als Frankreich den Algerienkrieg führte, umfasste die Fremdenlegion 35000 Mann, kämpfte an vorderster Front und galt als die härteste und gefürchtetste Truppe der Welt. Derzeit ist sie etwa 7700 Mann stark, mit Männern aus über 130 Nationen. Sie verrichtet vorwiegend humanitäre Einsätze. So hilft sie bei Katastrophen wie dem Tsunami 2004 in Südostasien oder beim Wiederaufbau der Infrastruktur wie 2006 im Libanon. Doch auch Kampfeinsätze sind immer noch möglich. So etwa 1991 in Kuwait, 1999 im Kosovo und 2013 in Mali, wo Islamisten auf die Hauptstadt vorrückten. Von den neue Regimentern sind sechs in Frankreich stationiert, die übrigen befinden sich in Französisch-Guayana, auf der Insel Mayotte und in Abu Dhabi. Seit ihrer Gründung 1831 bis heute haben knapp 700000 Mann in der Fremdenlegion gedient, 36000 starben dabei. Das strenge Auswahlverfahren lässt nur etwa jeden zwölften Bewerber zum Legionär werden. Zuweilen dienten in ihr auch zweifelhafte Elemente, wie zum Beispiel ehemalige SS-Angehörige, die dort vor der Verfolgung sicher waren. Heute sind 3 es vor allem Osteuropäer und Russen. Die kürzeste Dienstzeit beträgt fünf Jahre. Wer sich für 20 Jahre verpflichtet, bekommt am Ende eine lebenslange Rente von 1600 Euro sowie Boni für Auslandseinsätze, Verwundungen und Tapferkeitsmedaillen. s’Positive 6 / 2016 23 Ich habe heute in Ihrem Magazin gelesen, dass es ab nächster Ausgabe einen neuen Namen trägt: «s’Positive». Das finde ich super. Weniger gut ist aber, dass der Name falsch geschrieben ist. Richtig ist diese Schreibweise: «’s Positive». Als Korrektorin mit langjähriger Erfahrung weiss ich, dass im Duden steht: «Man setzt einen Apostroph bei Wörtern mit Auslassungen, wenn die verkürzten Wortformen sonst schwer lesbar oder missverständlich wären». Beispiele: «’s Paradies», «’s ist schon spät». Gerda Lüthi Der Name ist in Mundart geschrieben, und zwar «Oberaargauisch». Deshalb auch «s’Positive» und nicht «z’Positive», wie es im Emmental heissen würde. Da der Name in Mundart gehalten wird, haben wir das Apostroph dort gesetzt, wo sonst die Auslassung wäre. Bruno Wüthrich, Chefredaktor Genau getroffen Die Würdigung von Fritz Scheidegger im letzten Heft haben Sie mit viel Einfühlungsvermögen und genau mit diesen Worten, wie ich Fritz gekannt habe, zu Papier gebracht. Fritz war mein Cousin und all das von Ihnen Geschriebene ist mir ganz vertraut, von seiner Werkstatt im Volkshaus bis zu seiner leider sehr frühen Beerdigung. In einem vertrauten Gespräch am Küchentisch hat er mir mit strahlenden Augen gesagt, aber in der Stimme klang auch Wehmut, er möchte einmal in der Schweiz einen solchen Triumph feiern können, wie er dies im Ausland mit grossem Jubel erleben durfte. Ihm war dies nicht vergönnt, aber dieses Schreiben von Ihnen, lieber Herr Zaugg, nach 50 Jahren Geschichte, gibt ihm nun gleichwohl noch einen stillen Triumph. Ich danke Ihnen herzlich dafür! Hanni Meyer-Aebi, Wiedlisbach FRITZ SCHEIDEGGER 1966 gewann Fritz Scheidegger sämtliche WM- Rennen Der Rennfahrer, F der unbesiegt starb Der Langenthaler Fritz Scheidegger dominierte vor 50 Jahren die Seitenwagen-WM nach Belieben. Er war der perfekte Rennfahrer und Techniker, revolutionierte die Seitenwagen-Szene und im Zenit seiner Karriere war er unschlagbar – am Ende besiegte ihn aber der Tod. ritz Scheidegger gewann 1966 mit seinem britischen Beifahrer John Robinson sämtliche fünf zur WM zählenden Rennen und wurde nach 1965 zum zweiten Mal in Serie Weltmeister. Er war in seinen besten Jahren besser als später Rolf Biland und gilt nur deshalb nicht als bester Seitenwagenfahrer aller Zeiten, weil seine Karriere zu kurz war. WELTSTARS DER TÖFFSZENE Heute wird die Gespannklasse nicht mehr im Rahmen des GP-Zirkus ausgefahren und findet praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Damals aber waren die Gespann-Haudegen die Weltstars des Töffrenn- TEXT: KLAUS ZAUGG sportes. Die Seitenwagen-Rennen wurden stets am Ende des Programms gefahren. Damit die Zuschauer an der Strecke blieben. Es waren schon damals bei Klassikern wie Assen mehr als 100000. Die Gespann-Stars waren das, was heute die Titanen der «Königsklasse» MotoGP (Valentino Rossi & Co.) sind. Aber der Motorradrennsport war ungleich exotischer als heute. Es gab keine TV- Direktübertragungen der Rennen. Die Fahrer waren beinahe mythische Gestalten und im «Kopfkino» wurden sie noch grösser als sie ja schon waren. Aber weil es eben keine TV- Bilder gab und auch die Printmedien kaum über die Motorrad-WM berichteten, blieb die Popularität der Stars weitgehend auf die Rennsportszene beschränkt. In der Medienwelt von heute wäre Fritz Scheidegger einer der populärsten Schweizer Sportler, auf Augenhöhe mit Roger Federer, den Skistars und den Schwingerkönigen. In den 1960er Jahren wird die Weltmeisterschaft noch in sechs Klassen vergeben: 50 ccm, 125 ccm, 250 ccm, 350 ccm, 500 ccm und Seitenwagen. Heute sind es nur noch drei: MotoGP, Moto2 und Moto3. Geld spielt auch eine Rolle, aber anders als heute. Der überwiegende Teil der Stars sind sogenannte Privatfahrer. Also Fahrer, die nebenher einem Beruf nachgehen. Nur die grossen Werke leisten sich Werksfahrer. Sponsoren im heutigen Sinne gibt es keine – ja, Werbung auf den Motorrädern und Kombis ist weitgehend untersagt. So gibt es zwar Preisgeld, aber kaum Werbeeinnahmen. Heute sind alle Piloten Profis, die vom Rennsport leben und Verschalungen, Helme und Kombis sind mit Werbeklebern aus a len möglichen Branchen zugepflastert, nur Tabakwerbung ist verboten. Die Schweizer spielen in den 1960er Jahren eine dominierende Ro le. Luigi Taver ist ein Weltstar und gewinnt als Honda-Werksfahrer 1966 zum dritten Mal nach 1962 und 1964 den Titel in der 125er-Klasse. Der Privatfahrer Gyula Marsowski fordert die Titanen Giacomo Agostini und Mike Hailwood heraus und schafft es in der «Königsklasse» 500 ccm aufs Podest. Und Fritz Scheidegger ist der Perfektionist auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn: Er fährt mit der Präzision eines Landvermessers, er ist ein brillanter Techniker, der seine Maschine bis zur letzten Schraube kennt. In der Saison 1966 ist er unbesiegbar. Er hat erst weit nach seinem 30. Geburtstag den Zenit der Karriere erreicht. Das ist damals nicht ungewöhnlich. Töffkarrieren begannen zehn Jahre später als heute. Tom Lüthi war noch nicht einmal 19, als er 2005 Weltmeister (125 ccm) wurde. In den Zeiten von Fritz Scheidegger konnte einer erst Rennen fahren, wenn er den Führerschein gemacht hatte – Karrieren begannen also erst mit 18 auf dem Niveau der Schweizer Meisterschaft. KNIEND ZUM ERFOLG Weil die Möglichkeiten, Geld zu verdienen in der Schweiz damals besser waren als in Vor a lem weil sie trotz neuer Konzeption nicht wesentlich niedriger sind als die bisherigen Gespanne. Hier nun gehen Rudolf Kurth und Fritz Scheidegger einen Schri t weiter. Durch konsequente Verwendung kleinerer Räder, dank einer ra finierten Lenkgeometrie mit Vorde radschwinge und anderer Details bekommen sie ein so niedriges Gespann, da s man es bald einmal scherzhaft als «Bügeleisen» bezeichnet. Die Erfolge, die Scheidegger mit diesem genialen «Kneeler» e reicht, la sen nach und nach fast die gesamte Konku renz auf ähnliche Konstruktionen umsteigen und bis heute werden die Renngespanne nach diesem Prinzip gebaut. Fritz Scheidegger hat die Gespannkla se revolutioniert. Den endgültigen Durchbruch an die Spitze bringt schlie slich der Kauf eines BMW-Triebwerkes vom verunglückten deutschen Ko legen Ebenfa ls eine Motorrad-Legende: Luici Taveri (Bild Mitte, Nr. 4). den meisten europäischen Ländern, war es für Schweizer möglich, eine grosse internationale Karriere selber zu finanzieren. Pro Saison wurden höchstens sieben oder acht GP ausgetragen, alle in Europa und nicht deren 18 auf fünf Kontinenten wie heute. Es war möglich, neben der Rennfahrerei einem Beruf nachzugehen oder ein eigenes Geschäft zu führen. Fritz Scheidegger, in Langenthal geboren, machte in Zug eine Lehre als Motorradmechaniker. Sein Chef Anton Weber erkannte schnell das Talent seines Lehrlings und stellte ihm eine Solo-Maschine zur Verfügung. In Langenthal aufgewachsen, betrieb Fritz Scheidegger nach der Lehre im «Volkshaus» eine Motorradwerkstatt. Dort lernte er seine spätere Frau kennen, die im Restaurant servierte. Anfang der Sechzigerjahre zogen die beiden in die Heimat der Ehefrau. In Courtelary betrieben sie eine Servicestation mit Café. Ab 1950 fährt Fritz Scheidegger Rennen, zuerst Rasenrennen, dann am Berg und auf der Strasse, ab 1953 sattelte er auf Gespanne um und ab 1957 fährt er auf höchstem ZUR PERSON Da die Beschaffung schneller BMW-Werksmotoren ausserhalb seiner finanziellen Möglichkeiten liegt, sind «schnellere» Fahrgestelle seine einzige Chance. Fritz Scheidegger Geboren am 30. Dezember 1930, gestorben am 26. März 1967 Klassierungen Seitenwagen-WM: 1957: 12. (Beifahrer Horst Burkhardt) 1958: keine WM-Punkte 1959: 3. (Horst Burkhardt), erster GP-Sieg 1960: 2. (Horst Burkhardt) 1961: 2. (Horst Burkhardt) 1962: 3. (John Robinson) 1963: 3. (John Robinson) 1964: 2. (John Robinson) 1965: Weltmeister (John Robinson). Gewann 4 von 7 Rennen plus drei zweite Plätze 1966: Weltmeister (John Robinson), gewann a le fünf Rennen Total: 36 GP – 16 GP-Siege – 34 Podestplätze Niveau. Beim allerersten GP-Einsatz am 1. September 1957 in Monza gelingt ihm gleich ein 4. Platz. Weil die Gespannklasse so populär ist, finanziert BMW mehrere Werksfahrer. Die motorische Überlegenheit der BMW-Stars ist so gross, dass Fritz Scheidegger bis 1959 auf den ersten GP-Sieg (17. Ma in Frankreich) warten muss – und den verdankt er nicht der Motorenleistung. Anlässlich eines Bergrennens am Marchairuz kommt er mit dem gewiegten Konstrukteur und Tüftler Rudolf Kurth ins Gespräch. Die beiden diskutieren Probleme des Fahrgestellbaus, mit dem sich Kurth schon eingehend befasst hat. Fritz Scheidegger, international bereits erfahren und in Anbetracht seiner motorischen Unterlegenheit stets auf neue technische Vorteile bedacht, hat richtig erkannt, dass die relativ hohen normalen Gespanne mit ihrer Sitzposition die mögliche Kurvengeschwindigkeit limitieren. Da die Beschaffung schneller BMW- Werksmotoren ausserhalb seiner finanziellen Möglichkeiten liegt, rechnet er sich einzig eine Chance durch «schne lere» Fahrgestelle aus. Diese Konstruktion, bei der der Fahrer «on knees», d. h. auf den Knien fährt, ermöglicht eine niedrigere Stirnfläche des Gespanns. Dadurch kann sich der Fahrer wesentlich leichter «klein machen», was für den über einen Meter achtzig messenden 30 s’Positive 6 / 2016 s’Positive 6/ 2016 31 nach einem Ri s der Bremsverankerung über eine Haarnadelkurve hinaus und überschlägt sich. Beifahrer John Robinson kommt mit einer Gehirnerschü terung und einem komplizierten Beinbruch davon. Fritz Scheidegger stirbt auf der Unfa lste le. Es ist eine bi tere Ironie des Schicksals. Bei a lem Einsatz war der Langenthaler stets Gäste sind empört. Der Kirchgemeinderat prüft nach einer Beschwerde den Wortlaut der Predigt und nimmt den Pfa rer in Schutz. Doch der Mann Go tes hat ein schlechtes Gewi sen und entschuldigt sich später. Eine Kopie des entsprechenden Briefs ist noch vorhanden. (siehe Wortlaut rechts). Sportleiter des AMC Bleienbach ************************************** Mi teilung zum Nachruf von Fritz Scheidegger ************************************** Liebe Motorsportfreunde! Am 4.4.1967 fand in Langenthal eine Unte redung sta t, aus welcher wir Ihnen die wichtigsten Punkte bekannt geben wollen. He r Pfarrer Schn eberger ist sich seiner Fehler anlä slich der Abdankungsrede von unserem Freund und Kamerad Fritz Scheidegger bewu st und entschuldigt sich in a ler Form. E sind nachstehend drei Punkte angeführt, welche dazu beitragen sollen, das Verhältnis zwischen Kirche und Motorsport klarzustellen. Bilder: Jahrbuch des Oberaargaus, «Motorcycle GP Racing in the 1960s» von Chris Pereira, «Motorrad Sport» von Helmut Krackowizer und Peter Carrick, «The Grand Prix Winners» und «Motorrad-Strassen WM» von Maurice Bula Punkt I Die Abdankungsrede von Pfa rer Schn eberger war a les andere Wie auch schon, ich danke für dieses Magazin und lobe es. Unverwechselbar. Auch sein bisheriger Name. Auch wenn ich die Begründung des Verlegers verstehe: Der Namenswechsel tut mir ein wenig weh. Heinrich Gottfried Megert, Langenthal Bei der Abdankung lässt der Pfarrer kritische Worte über den Rennsport in seine Predigt einfliessen und bezeichnet Fritz Scheidegger als Raser. Ludwig Hahn. Auch de sen Mechaniker Dieter Busch wechselt zu Fritz Scheidegger. Doch wieder ein Grabstein britischen Definition des Rennsportes: «Kränze – nur für die Sieger und die Toten.» Fritz Scheidegger ist in Langenthal beigesetzt worden. Der Grabstein steht heute beim Nordosteingang des Friedhofs Gei s- berg. Bei der Abdankungspredigt – es finden bei weitem nicht a le Trauergäste in der Kirche Platz – kommt als eine Erbauung für die Trauerfamilie und für die vielen inund ausländischen Freunde des Verstorbenen. Punkt I Bei einer Abdankung so lte nicht über den ethischen und si tlichen Wert einer Motorsport-Veranstaltung und über die damit verbundenen Fahrer gesprochen werden. Ein Moto rad- oder Autorennen ist eine Veranstaltung wie ein Turnfest eines christlichen Turnvereins – denn auch dort werden um be sere Zeiten und höhere Leistungen gekämpft. Es wäre viel mehr bei einer Abdankung den Angehörigen und Freunden vor Auge zu führen, welche christliche Verbundenheit und welche Verhältni se ein Sportler zur Kirche und zu Gott haben kann. Bei unserem verstorbenen Freund, der als edler und anständiger Familienvater und Sportsmann seinen Pflichten nachkam, war auch der Sinn für die Kirche ein äu serst guter. Punkte I Da s von der Kanzel von Rasen und Rennen gesprochen wird ist nicht unbedingt nötig, da sich dieser Ort nicht zu sehr mit materie lem zu befa sen hat. He r Pfa rer Schn eberger sieht auch ein, da s es für die Kirche und das Christentum be ser wäre, wenn ein Pfa rhe r an einem Sonntag bereit wäre, bei einem Motorsportfest eine Feldpredigt oder einen Berggo tesdienst abzuhalten, als durch feindliche Worte diese Menschen von der Kirche zu vertreiben. Sicher sind auch die Motorsportmenschen für ein gutes Bibelwort zu haben, aber nicht solch ablehnende Worte wie sie in Langenthal gefa len sind. Liebe Motorsportfreunde, die Unterzeichneten bi ten sie herzlich, das Vorgefallene zur Entschuldigung hinzunehmen und hoffen ehrlich, da s Sie unserem Freund Fritz Scheidegger ein gutes Andenken bewahren und die eher 34 s’Positive 7/2016
Veranstaltung Grosser Flugtag der Modellfluggruppe Langenthal Seit über 40 Jahren unterhält die Modellfluggruppe Langenthal ihren Modellflugplatz beim Schützenhaus in Langenthal. Jung und Alt treffen sich täglich um ihre ferngesteuerten Modellflugzeuge in die Luft steigen zu lassen. Heute sind wir 90 Mitglieder, welche ihre Faszination für ferngesteuerte Segelflugzeuge, Motormodelle oder Helikopter ausleben. Am Wochenende vom 20. – 21. August findet unser grosses Modellflugwochenende statt. Wir wollen unseren Gästen die Vielseitigkeit des Modellflugsportes zeigen. Vorgeflogen wird die ganze Bandbreite, vom Beginner- bis zum Profimodell, angetrieben von Elektro-, Glühzünder-, Diesel- oder Benzinmotoren. Sogar einige Turbinenmodelle werden zu sehen sein. Auch die Nacht machen wir zum Tag, mit beleuchteten Modellen gibt es am Samstagabend ab 21.30 Uhr ein «Nachtfliegen». Wir freuen uns auf Sie. Modellfluggruppe Langenthal, Alex Stapf Ihre Meinung interessiert uns PROFITIEREN SIE JETZT VOM VERANSTALTUNGS- KALENDER Möchten Sie Ihre Veranstaltung bei uns publizieren? Dann teilen Sie uns dies doch bitte mit. Sind Sie mit etwas nicht einverstanden? Haben Sie Fragen, die auch andere Leser interessieren könnten? Oder haben Sie eine Ergänzung zu einem Artikel? Dann schreiben Sie uns. Ab der kommenden Ausgabe reservieren wir Platz für Sie. Oder möchten Sie über ein Thema, das wir noch nicht gebracht haben, mehr erfahren? Wir können Ihnen zwar keinen Artikel darüber garantieren. Aber prüfen werden wir Ihren Vorschlag ganz bestimmt. Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt, wenn wir die Möglichkeit zu Leserreaktionen bieten. Möglich, dass keine einzige kommt. Ebenfalls möglich, dass wir nicht alle Ihre E-Mails und Briefe publizieren können, und deshalb eine Auswahl treffen müssen. Werden Sie bitte nicht zu lang. Sonst müssten wir Ihren Beitrag eventuell kürzen. Beiträge mit beleidigenden, diffamierenden, rassistischen und sexistischen Inhalt werden nicht veröffentlicht. Wir freuen uns auf Ihr Feedback. SCHREIBEN SIE UNS E-Mail: redaktion@onex<strong>magazin</strong>.ch Postadresse: Redaktion one X Magazin Feedback Lotzwilstrasse 67 4900 Langenthal Foto: ZVG s’Positive 7/2016 35