oneX magazin 07.2016
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Bis zum 16. Lebensjahr<br />
dominierte in<br />
Corinne Sutters Leben<br />
die Musik, erst anschliessend<br />
konzentrierte<br />
sie sich aufs<br />
Zeichnen<br />
ZUR PERSON<br />
Corinne Sutter<br />
Am 4. März 1985 kam Corinne Sutter<br />
in Flawil zur Welt, wo sie auch aufwuchs.<br />
Sie schloss 2007 den Bachelor<br />
of Arts an der Pädagogischen Hochschule<br />
St. Gallen in Rorschach ab mit<br />
einer Sonderauszeichnung für musikalische<br />
und künstlerische Leistungen,<br />
was eigentlich insofern erstaunlich ist,<br />
als dass sie mit 17 Jahren ihre Karriere<br />
als Zeichnerin und Malerin forciert.<br />
Die Allround-Künstlerin begann schon<br />
im frühen Alter mit dem Zeichnen und<br />
konnte als Autodidaktin mit viel Leidenschaft<br />
ihren Traum, Zeichnerin zu<br />
werden, verwirklichen. Menschen und<br />
Gesichter hatten es ihr schon früh besonders<br />
angetan, und gepaart mit ihrer<br />
fröhlichen Natur war bald «die Karikaturistin»<br />
geboren.<br />
Corinne Sutter, die nach eigenen Angaben<br />
alle ihre Hobbys zum Beruf gemacht,<br />
und deshalb keine Hobbys<br />
mehr hat, ist verheiratet und hat zwei<br />
Kinder. Sie lebt und arbeitet in Aarwangen.<br />
ren», dann bevorzuge ich es, zu «provo-zieren».<br />
Es geht mir mehr darum, in meinen<br />
Gemälden die Gesellschaft und deren Mechanismen<br />
zu spiegeln. Ich mag es, etwas auf<br />
unkonventionelle Art darzustellen und gängige<br />
Denkmuster zu hinterfragen. So ein wenig<br />
wie ein Regenwurm, der durch die Erde<br />
geht. Würmer sind nicht primär schön, aber<br />
sehr wichtig. So malte ich mal eine Reihe von<br />
Schwangeren – darunter einen umoperierten,<br />
schwangeren Mann oder eine Rauchende.<br />
Haben Sie DAS Kunstwerk schon gemalt?<br />
Nein, aber es entspricht nicht meiner Art,<br />
diese Frage jemals mit Ja zu beantworten.<br />
Ich habe viele Ideen im Kopf und bislang zu<br />
wenig Zeit, sie zu realisieren.<br />
Dann wäre der Idealfall der Gewinn einer<br />
Lottomillion. So wären Sie von der Rolle<br />
der Managerin befreit und könnten Ihren<br />
Neigungen nachgehen und Kunstwerke<br />
entstehen lassen.<br />
Dann wäre ich zwar von allen finanziellen<br />
Sorgen befreit. Aber das wäre nicht nur gut<br />
für mich.<br />
Warum denn nicht? Viele grosse Künstler<br />
sind im Mittelalter von Kurfürsten am Hofe<br />
ausgehalten worden.<br />
Ja, das schon, aber es kann auch einengen,<br />
verpflichten. Ich kämpfte lange gegen das<br />
Müssen, sehe dieses jedoch inzwischen als<br />
eine grosse Chance. Es zwingt den Schweinehund<br />
in die Knie. Im Anschluss stellt sich<br />
ein schönes Gefühl ein, etwas geleistet, geschaffen<br />
zu haben, das ich ohne das Müssen<br />
– da entgegen der Lust – niemals geschafft<br />
hätte.<br />
Nun werden Sie philosophisch!<br />
Finden Sie? Es ist eine ganz reale Lebenserfahrung<br />
und zugleich mein wichtigstes Motto<br />
überhaupt: Wertschätzung durch Verzicht.<br />
Nur, wenn ich zwischendurch auf einem<br />
harten Bett schlafen muss, kann ich ein weiches<br />
Bett richtig schätzen. Ich bin ein Fan von<br />
Einschränkung. Es ist ein gelebter Gegentrend<br />
zur heutigen Zeit, zur ständigen Jagd<br />
nach mehr. «Streben bis zum sterben» macht<br />
nicht glücklich, weil sich der Zustand der<br />
Zufriedenheit vor uns her schiebt. Viele wollen<br />
immer mehr und immer höher, dabei<br />
liegen die wahren Schätze, welche die Zufriedenheit<br />
bringen, in der Tiefe.<br />
Konsequenterweise müsste dies auch auf<br />
Ihre Zeit zutreffen. Je weniger, desto wertvoller.<br />
Aber auch, je mehr, desto wertloser.<br />
Bedingt durch die Aufträge bleibt mir oft zu<br />
wenig Zeit für die Kunst und die Familie.<br />
Wenn also Zeit frei wird dadurch, dass ich<br />
weniger Aufträge annehme, so wird diese<br />
einfach wieder gefüllt.<br />
Wie haben Sie eigentlich Ihr Talent entdeckt?<br />
Ich war als Kind schon sehr sensibel, nahm<br />
alles um mich auf wie ein Schwamm. Wenn<br />
dieser, metaphorisch ausgedrückt, von zu<br />
viele Farben vollgesaugt war, ergab das ein<br />
Schlamassel, das ich reinigen musste. So<br />
brauchte ich früh Methoden, die ich in verschiedensten<br />
künstlerischen Ausdrucksformen<br />
fand wie der Musik oder dem Zeichnen.<br />
Den Zusammenhang zwischen Unsicherheit<br />
und Ehrgeiz habe ich schon erläutert – dazu<br />
kam der Irrglaube, nur dann geliebt zu<br />
s’Positive 7/2016 9