oneX magazin 07.2016

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heitstagen: Bergauf rannte sie wie verrückt
und am Schluss musste sie ins Tal getragen
werden – auch mir fehlen oft Energie und
Zeit, «runter» zu kommen.
Von wie vielen Auftritten reden wir da?
Dies ist völlig unterschiedlich. Manchmal ist
es nur einer in der Woche, aber beispielsweise
im August trete ich während einer Woche
täglich auf, teils sogar mehrmals.
Wenn Sie eine Karikatur zeichnen, sehen
Sie ja nur das Gesicht. Gelingt es Ihnen
auch, in den Menschen hineinzuschauen?
Ich versuche es zumindest. Mich interessieren
nicht in erster Linie eine grosse Nase oder
abstehende Ohren. Das mag zwar lustig sein,
wird aber ganzheitlich gesehen dem Gegenüber
nicht gerecht. Ich bin stets auf der Suche
nach dem Zusammenhang zwischen
Aussehen und dem Menschen dahinter. Manche
wollen gar nicht, dass ich so tief in sie
rein sehe, es kann ja auch bedrohlich sein,
wenn jemand versucht, in die Seele zu schauen.
Ich bin jedoch nicht Mike Shiva, würde
deshalb nie behaupten, dass ich mit meinem
Blick richtig liege. Aber ich spüre und sehe
viel und finde es hoch interessant, beispielsweise
eine Asymmetrie auf einseitiges
Betätigen der Hirnhälften zu
untersuchen.
Sieht man im Gesicht des Menschen
seine Seele?
Es gibt einen Zusammenhang,
doch ist es komplex. Es kann sich
auch um eine Wechselwirkung handeln. Das
Gesicht und die Ausstrahlung spiegeln die
Seele. Aber wird ein Mensch nicht gleichzeitig
auch geprägt von der Art und Weise, wie
sein Umfeld auf ihn reagiert? Von den Erwartungen
an sein Wesen, inspiriert durch
sein Gesicht? Ich mutmasse, dass das Aussehen
die Seele beeinflusst und diese mit
dem Älterwerden zunehmend das Aussehen.
Manchmal fällt mir auf, wie jemand mit 15
noch unstimmig oder unscheinbar wirkte,
mit 30 aufblüht und attraktiv erscheint –
weil er oder sie zu sich fand.
Kann man diese Ausstrahlung in der Karikatur
herausarbeiten?
Es ist möglich, aber dafür braucht es ein
Interesse an und ein Einfühlen in die Persönlichkeit.
Deshalb lasse ich mich nicht von
äusserlichen Merkmalen wie einer Hakennase
oder einem Doppelkinn ablenken und
stelle diese auch nicht allzu überzeichnet
dar. Ich liebe es auch, feine Eigenheiten eines
Gesichtes herauszuschälen. Mit einem
über die Lippen gezeichneten Eckzahn erwecke
ich einen hämischen Eindruck. Mit
nur einer Linie am richtigen Ort kann ich
Bild 1: Corinne Sutter wagte den Versuch
mit der Castingshow.
Bild 2: Der entscheidende Moment führte
zu vielen Kommentaren im Internet.
Bild 3: Die Karrikaturen von Corinne Sutter
sind nie beleidigend.
eine zynische, intellektuelle oder naive Wirkung
erzielen.
Auf guten Karikaturen sind die gezeichneten
Menschen gut erkennbar, auch
wenn sie anders dargestellt sind, als sie
eigentlich aussehen. Wie reagieren die
Leute auf Ihre Karikaturen?
Sie freuen sich, wenn sie sich selbst wiedererkennen,
und wenn sie sich dabei gefallen,
absolviert der Narzisst in ihnen einen kleinen
Freudentanz. Schon durch die Tatsache, dass
die meisten einen «Verriss» erwarten, sind
die Reaktionen nahezu jedes Mal positiv. Es
ist nicht mein Stil, Menschen negativ darzustellen.
Der Auftrag, eine Karikatur zu machen,
ist kein Freipass zum Schlechtmachen.
Das italienische Wort «caricare» steht für
übertreiben und ist nicht wertend.
Sie arbeiten als Karikaturistin auch für
den Nebelspalter. Das ist sozusagen eine
Adelung.
Es freut mich wahnsinnig, dass ich für den
Nebelspalter arbeiten darf. Denn in der
Schweiz ist der Nebelspalter für Karikaturen
DAS Blatt. Ich war immer schon sehr ehrs’Positive
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