gesundheitsmagazin.pdf
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Text: Dr. Dietmar Stenger; Fotos: Fotolia<br />
mit dem fließenden Blut in die Lunge<br />
transportiert werden können, und sich diese<br />
Gerinnsel in der Lunge festsetzen. Dies<br />
führt zu dem Bild der Lungenembolie, die<br />
in im Einzelfall tödlich enden kann. Was<br />
können wir tun, damit es nicht zu dieser<br />
Katastrophe kommt? Vieles kann ohne<br />
ärztliche Hilfe erreicht werden. Erwähnenswert<br />
hier: Reichlich Bewegung, wie<br />
Nordic Walking, Wandern, Joggen, Radfahren,<br />
etc. und Gewichtreduktion. Vor<br />
30 Jahren, als unsere Eltern in unserem<br />
jetzigen Alter waren, gab es in Deutschland<br />
wesentlich weniger übergewichtige<br />
Menschen als heute. Wir haben heute<br />
sehr häufig das Problem der Übergewichtigkeit<br />
schon im Kindergarten und im<br />
Vorschulalter. Grund ist neben einer Fehlernährung<br />
(Fast Food) der Bewegungsmangel.<br />
Haben wir in unserer Kindheit<br />
auf der Straße herumgetollt, so sitzen gar<br />
nicht selten heute die Kinder den ganzen<br />
Nachmittag vorm Computer.<br />
Eine deutliche Linderung venöser Stauungsbeschwerden,<br />
insbesondere bei<br />
stehenden oder sitzenden Berufen (Verkäuferin,<br />
Friseurin, Bürojobs), bringt das<br />
Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen.<br />
Hierbei reicht häufig das Tragen<br />
knielanger Strümpfe. In den letzten<br />
Jahren wurden die medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />
erheblich verbessert<br />
und auch optisch verfeinert. Kürzlich hat<br />
ein Kompressionsstrumpf-Hersteller mit<br />
Hilfe eines bekannten Modedesigners<br />
dem optischen Bild der Kompressionsstrümpfe<br />
noch mehr Chic gegeben.<br />
Ein ganz zwingender Grund, sich an<br />
Krampfadern operieren zu lassen, besteht<br />
nie. Man hat immer die Alternative<br />
Kompressionsstrümpfe zu tragen. Diese<br />
Kompressionsstrümpfe müssen dann natürlich<br />
immer, das heißt, insbesondere in<br />
der warmen Jahreszeit getragen werden.<br />
Gerade dieser Punkt ist mitentscheidend,<br />
weshalb sich viele jüngere, aber auch ältere<br />
Menschen, dann letztendlich doch<br />
zum operativen Vorgehen entscheiden.<br />
Hinsichtlich der operativen Möglichkeiten<br />
stehen alt bewährte, aber auch unterschiedliche<br />
neue innovative Methoden,<br />
zur Verfügung. Hier wären Lasertechniken,<br />
Radiowellentechniken und neuerdings<br />
auch Heißdampftechniken zu nennen.<br />
Bei all diesen modernen Methoden<br />
wird über eine dünne Sonde, die in die<br />
Krampfader eingeführt wird, durch Hitze<br />
die Vene von innen verschweißt. Der<br />
entscheidende Nachteil der Methode besteht<br />
darin, dass in Deutschland alle modernen<br />
endoluminalen Techniken (Laser,<br />
Radiowelle, RFITT, Heißdampf) von den<br />
gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt<br />
werden. Für diese zurzeit ausgeübte Vorgehensweisen<br />
der gesetzlichen Krankenkassen<br />
kann man durchaus Verständnis<br />
aufbringen. Mehrere, bislang vorliegende<br />
Untersuchungen, teils aus Skandinavien,<br />
teils aus Deutschland belegen, dass die endoluminalen<br />
Techniken für den Patienten<br />
nicht schonender sind. Einzelne Studien<br />
haben nach Laserbehandlung vermehrt<br />
Schmerzen bei den Patienten beobachtet.<br />
Mehrere Untersuchungen bestätigen,<br />
dass bei 10–15 % der laserbehandelten<br />
Patienten nach einem Jahr die primär<br />
verschlossene, das heißt, zugeschweißte<br />
Krampfader sich wieder eröffnet hat und<br />
die Patienten dann nunmehr erneute<br />
Krampfadern haben. Eine weitere Untersuchung<br />
von einem bekannten deutschen<br />
Pionier in der Laserbehandlung gibt Rezidivquoten<br />
nach vier Jahren von 40 % an,<br />
das heißt, bei nahezu jedem zweiten Patienten<br />
treten in diesem relativ kurzen Zeitraum<br />
erneut Krampfadern auf. Die Patienten<br />
müssen sich nochmalig operieren<br />
lassen. Dies geht mit enormen Mehrkosten<br />
einher. Insofern ist die restriktive Vorgehensweise<br />
der gesetzlichen Krankenkasse<br />
hinsichtlich der Kostenübernahme dieser<br />
Methoden durchaus verständlich.<br />
Andererseits haben diese Methoden<br />
zweifelsohne auch ihre Berechtigung.<br />
So sehen wir bei einem älteren, übergewichtigen<br />
Patienten, der ein offenes<br />
Beingeschwür aufweist, durchaus einen<br />
Sinn in der Durchführung eines derartigen<br />
Eingriffs. Hier wird das Zuschweißen<br />
der Krampfadern dazu führen, dass<br />
das Geschwür rasch abheilt. Der ältere<br />
Mensch braucht für diesen kleinen Eingriff<br />
keine Narkose, man braucht keinen<br />
Leistenschnitt. Der Eingriff ist insgesamt<br />
etwas weniger belastend für den älteren<br />
Menschen. Die Frage, ob nach einigen<br />
Jahren nochmalig Krampfadern entstehen,<br />
steht sicherlich primär nicht im Vordergrund.<br />
Hauptsache ist, das Geschwür<br />
ist abgeheilt. So ließen sich sicher noch<br />
einige weitere Fälle anführen, in denen<br />
diese moderneren Methoden durchaus<br />
ihre Berechtigung haben.<br />
Die breite Masse der Patienten sollte aus<br />
unserer Erfahrung jedoch eher mittels<br />
Leistenschnitt und Zunähen der undichten<br />
Venenstelle in der Leiste bzw. Kniekehle<br />
behandelt werden. Wird dieser<br />
Eingriff von einem in der Venenchirurgie<br />
erfahrenen Operateur durchgeführt – so<br />
belegen mehrere Untersuchungen – ist<br />
die Gefahr des erneuten Auftretens von<br />
Krampfadern sehr gering. Leider werden<br />
bisher Krampfadernoperationen jedoch<br />
in nahezu jedem Krankenhaus bzw. in<br />
vielen chirurgischen Praxen durchgeführt.<br />
Gerade im Krankenhaus ist die<br />
Venenchirurgie ein Ausbildungseingriff,<br />
der nicht unbedingt immer vom erfahrensten<br />
Operateur vorgenommen wird.<br />
Die Folge ist, und dies hat die Deutsche<br />
Leistenrezidivstudie 2007 gezeigt, dass<br />
die Ursache für das erneute Auftreten<br />
von Krampfadern nach durchgeführter<br />
Krampfadernoperation in 75 % der Fälle<br />
auf eine fehlerhafte erste Operation zurückzuführen<br />
ist. Auch diese erwiesene<br />
Tatsache bedingt eine unnötige hohe<br />
finanzielle Belastung für die Kosten-<br />
träger (Krankenkassen) und für den<br />
betroffenen Patienten eine unnötige<br />
zweite Operation.<br />
Die Konsequenz sollte sein, dass venenchirurgische<br />
Eingriffe, gleich welcher<br />
Art, nur in Zentren durchgeführt werden<br />
sollten, die nachweisen können, dass jeder<br />
Operateur in diesem Zentrum mehrere<br />
hundert Eingriffe dieser Art pro Jahr<br />
durchführt. Nur diese Spezialisierung<br />
wird zu einer Qualitätsverbesserung führen.<br />
Sowohl das klassische Strippingverfahren,<br />
als auch die moderneren endoluminalen<br />
Techniken (Laser, VNUS Closure,<br />
Radiowelle, etc.), haben eine Zerstörung<br />
des oberflächlichen Hauptvenengefäßes<br />
zur Folge. In wenigen Zentren in<br />
Deutschland steht seit einigen Jahren<br />
eine neue, stammvenenerhaltende Operationstechnik<br />
zur Verfügung. Hierbei<br />
wird über einen kleinen Schnitt in der<br />
Leiste der Mündungsbereich der erweiterten<br />
Stammvene verengt. Dies geschieht<br />
über einen eingenähten, einem<br />
inneren Kompressionsstumpf vergleichbaren<br />
Kunststoffmantel. Dies führt dazu,<br />
dass die Venenklappen wieder schlussfähig<br />
sind. Der große Vorteil dieser Methode<br />
besteht darin, dass die Stammvene<br />
nicht entfernt wird, sondern erhalten<br />
bleibt und somit auch zu einem späteren<br />
Lebensabschnitt, gegebenenfalls im Rahmen<br />
einer Bypass-Operation, als Gefäßersatz<br />
zur Verfügung steht. Leider ist diese<br />
Operationstechnik in Deutschland nicht<br />
weit verbreitet, wenngleich die 10-Jahresergebnisse<br />
aus der Universitätsklinik<br />
Bochum, sowie mehrere australische<br />
Studien, gute Ergebnisse belegen. Auch<br />
wir selbst führen diese Operationstechnik<br />
seit einigen Jahren bei ausgewählten<br />
Patienten mit großem Erfolg durch.<br />
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe unseres<br />
Magazins die Fortsetzung dieses<br />
Beitrags von Dr. med. Dietmar Stenger.�<br />
Text: Dr. Dietmar Stenger<br />
inFO<br />
Dr. med. Dietmar Stenger<br />
Phlebologe<br />
Provinzialstraße 34<br />
D-66740 Saarlouis<br />
Tel.: +49 (0)6831 46466<br />
www.praxisdrstenger.de<br />
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