DER KONSTRUKTEUR 12/2016
DER KONSTRUKTEUR 12/2016
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STANDPUNKT<br />
SIND SIE BEREIT FÜR DEN<br />
MULTI<br />
MATERIAL<br />
MIX?<br />
DIRK DÖLLER<br />
Geschäftsführer der ARNOLD<br />
UMFORMTECHIK GmbH & Co. KG,<br />
Forchtenberg-Ernsbach<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Unabhängig davon, in welcher Branche wir tätig sind, fast<br />
immer geht es bei Entwicklungen darum, Konsumgüter,<br />
Maschinen und Anlagen in der Effizienz, der Leistungsfähigkeit<br />
oder der Genauigkeit weiterzuentwickeln. Um<br />
diese Ziele zu realisieren, ist in den meisten Fällen eine Reduzierung<br />
des Leistungsgewichts erforderlich.<br />
Auf diesem Weg ist in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der<br />
unterschiedlichen Leichtbaulösungen exponentiell gewachsen. Da<br />
bei dem ausschließlichen Einsatz eines einzigen Materials die Möglichkeiten<br />
schnell ausgeschöpft waren, kamen immer mehr unterschiedliche<br />
Werkstoffe in Kombination zum Einsatz. Nur so war<br />
und ist es möglich, den unterschiedlichen und immer weiter<br />
steigenden Anforderungen gerecht zu werden.<br />
Diese Entwicklung mit all ihren Ausprägungen wurde anfangs<br />
eher schleppend, wird heute jedoch mit Nachdruck betrieben. Man<br />
kann sie besonders gut im Karosseriebau verfolgen. In den letzten<br />
Jahrzehnten wurden hier fast ausschließlich geschweißte Stahlblechkonstruktionen<br />
eingesetzt, dann kamen in Kleinserien die<br />
Hybridkarosserien hinzu.<br />
Heute wird bereits eine Vielzahl von Karosserien im Multi-Material-Mix<br />
aufgebaut. Hierbei werden unterschiedlichste Werkstoffe,<br />
wie konventionelle Stähle bis ultrahochfeste Stähle, Aluminium als<br />
Guss, Profil und Bleche wie auch Kunststoffe FVK/CFK kombiniert.<br />
Soweit bei einem OEM noch kein Multi-Material-Mix in der Realisierung<br />
ist, wird zumindest daran gearbeitet, diese Konzepte bei<br />
kommenden Modellen zu realisieren.<br />
Durch den Einsatz der unterschiedlichen Materialien und der<br />
spezifischen Anforderungen an Herstellung, Verarbeitung und<br />
Montage steigen die Komplexität in der Konstruktion und die Anforderungen<br />
an die Konstrukteure. Zusätzliches Know-how wird<br />
erforderlich, über welches die Unternehmen oftmals nicht selbst<br />
verfügen.<br />
So unterschiedlich die Werkstoffe sind, so unterschiedlich und<br />
komplex ist deren Verbindungstechnik. Man kann nicht wie in der<br />
Vergangenheit auf wenige Verfahren, wie das Widerstandspunkt<br />
schweißen bei der Stahlkarosserie, zurückgreifen. Abhängig von<br />
den unterschiedlichen Werkstoffen und Konstruktionen sind<br />
Verbindungstechniken und Verarbeitungsschritte zu kombinieren.<br />
In diesen Fällen kommen dann in einer Karosse gleichzeitig<br />
Fügeverfahren wie Schweißen, Clinchen, Halbhohlstanznieten und<br />
Fließlochschrauben zum Einsatz, welche durch die Kombination<br />
mit Kleben die Hybridfügebauweise bilden und so die notwendige<br />
Karosseriesteifigkeit erzielen.<br />
Hierbei wird schnell deutlich, dass, um die steigende Komplexität<br />
zu beherrschen, ein Zusammenspiel einer Vielzahl von<br />
DURCH DEN EINSATZ UNTER-<br />
SCHIEDLICHER MATERIALIEN<br />
IN LEICHTBAUKONSTRUKTIONEN<br />
STEIGEN DIE ANFOR<strong>DER</strong>UNGEN<br />
AN DIE FÜGETECHNIK<br />
Experten notwendig ist. Es ist erforderlich, über die notwendigen<br />
Netzwerke zu verfügen und Partnerschaften über Unternehmensgrenzen<br />
hinweg einzugehen. Nur mit der klaren Bereitschaft<br />
zur Kooperation kann die Zusammenarbeit am Ende<br />
erfolgreich sein.<br />
Das, was für den Karosseriebau gilt, ist in vielen Fällen auf andere<br />
Branchen und Produkte übertragbar. Bei der Einführung eines<br />
Multi-Material-Mix werden nur die Unternehmen und Mitarbeiter<br />
erfolgreich sein, die hinsichtlich der erforderlichen Verfahren und<br />
Prozesse breit aufgestellt sind und bereit sind, sich mit ihrem Knowhow<br />
und ihren Fähigkeiten in die erforderlichen Kooperationen<br />
einzubringen.<br />
www.arnold-umformtechnik.de<br />
10 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>12</strong>/<strong>2016</strong>