DER KONSTRUKTEUR 4/2016
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WERKSTOFFTECHNIK<br />
STATEMENT<br />
03 Am Biegeträger „Eiffelturm“, einem praxisnahen Versuchsbauteil, wird die Verbesserung<br />
in der Vorhersagequalität deutlich: Die optimierte Faserorientierung (oben) führt zu einer Simulation<br />
des Bruchverhaltens (mitte), die außerordentlich gut mit dem realen Bruchverhalten<br />
übereinstimmt (unten)<br />
04 Festigkeitsanalyse unter statischem Innendruck: Links: Lokale Beanspruchung, in den roten<br />
Bereichen ist das Material überbelastet. Die Pfeile kennzeichnen den kritischen Bereich. Oben<br />
wird der Probekörper von außen, unten von innen gezeigt. Rechts: Hochgeschwindigkeitsaufnahmen<br />
beim Versagen; Rissentstehung<br />
entsprechende Passagen enthalten. Sie reichen<br />
aber für den Erfolg des Projekts nicht<br />
aus, und sind so ein vermeidbares Risiko für<br />
das Projekt. Abhilfe ist hier möglich, wenn<br />
die Entwicklungsabteilungen ihren Bedarf<br />
an relevanten Werkstoff-Informationen intern<br />
früh und aktiv zu Gehör bringen. Nur so<br />
können die Ingenieure und Konstrukteure<br />
wichtige Bauteile in kürzester Zeit und mit<br />
größtmöglicher Präzision auslegen.<br />
Dr. Michael Döppert, Chefredakteur<br />
Der reale Werkstoff, wie hier<br />
faserverstärkter thermoplastischer<br />
Kunststoff, erhält sein<br />
digitales Abbild, mit dem vor dem<br />
ersten real erzeugten Spritzgussteil<br />
bereits digitale Prototypen<br />
erstellt werden können. Die<br />
digitale Berechenbarkeit wird zu<br />
einem Mehrwert für den Werkstoff<br />
und damit für die Konstruktion.<br />
Das passt absolut in das Weltbild<br />
und die Wertschöpfungskette<br />
einer Industrie 4.0.<br />
Weiterentwicklung des<br />
Simulationswerkzeugs<br />
Im Simulation Engineering der BASF in<br />
Ludwigshafen wird die mechanische Berechnung<br />
von anisotropen Kunststoffen seit<br />
Jahren in Kundenprojekten eingesetzt. Das<br />
CAE-Werkzeug Ultrasim ist dabei zum<br />
universell einsetzbaren Hilfsmittel für eine<br />
erfolgreiche Projektbearbeitung geworden.<br />
Inzwischen ist es auch gelungen, die Simulation<br />
des Spritzgießprozesses bezüglich<br />
der exakten Vorhersage der Faserorientierung<br />
deutlich zu verbessern.<br />
Das Konzept: Die simulierte Faserorientierung<br />
wird an ausgewählten Orten im<br />
Bauteil mit der gemessenen Orientierung<br />
im Bauteil verglichen. Die Optimierungsaufgabe<br />
besteht dann in der effizienten,<br />
automatisierten Anpassung der numerischen<br />
Modellparameter, so dass Messung und Simulation<br />
möglichst gut zusammenpassen.<br />
Wie die Untersuchungen gezeigt haben,<br />
kann mit diesen optimierten Faserorientierungs-Modellparametern<br />
die Genauigkeit<br />
mechanischer Simulationen mittels Ultrasim<br />
weiter erhöht werden – sowohl bezüglich<br />
der Vorhersage von Steifigkeiten als<br />
auch des genauen Versagensmechanismus.<br />
Weitere Untersuchungen ergaben, dass<br />
auch das Verzugsverhalten von komplexen<br />
Kundenbauteilen mit Hilfe der optimierten<br />
Faserparameter zu einer Genauigkeitssteigerung<br />
führt.<br />
Bilder: Fotolia, 01 - 04 BASF SE, Ludwigshafen<br />
www.basf.de<br />
96 Der Konstrukteur 4/<strong>2016</strong>