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»Der erste Bogen ist immer die grösste Challenge«<br />
Cüplis, Schmuck und Sonne – das White Turf bietet noch viel mehr. Allen voran die<br />
vielbewunderten Schnee-Gladiatoren. Franco Moro ist der berüchtigtste.<br />
Sein Beruf ist Skilehrer. Und die Familie hatte einen Pferdekutschenbetrieb.<br />
Es sind dies genau die Voraussetzungen,<br />
die es für das Skijöring braucht. »König vom<br />
Engadin« nennen sie ihn. Oder einfach »Sieger«. Wobei<br />
letzteres nicht zum Ausdruck bringt, dass er die ganze Serie<br />
mehrfach für sich entschied.<br />
Wenn er an den drei Rennsonntagen jeweils über den gefrorenen<br />
St. Moritzersee stiebt, kennt ihn jeder. Alle wollen<br />
möglichst nahe dran sein. Bei den Athleten. Bei den<br />
Pferden. Bei den Siegern. White Turf - das Spektakel. Die<br />
hart umkämpfte Wette. Und die Kür. Zumindest für Franco<br />
Moro. Er kam schon 14 Mal als erster ins Ziel. Weil er<br />
»vielleicht ein bisschen ein Winnertyp« ist, wie er später<br />
in einem Nebensatz erwähnt. Er bleibt aber bescheiden.<br />
»Während dem Rennen ist der Einfluss des Fahrers auf<br />
das Pferd etwa 20 Prozent«, sagt er. Und die besten Pferde<br />
hatten oft die anderen. Trotzdem stand Franco Moro am<br />
Schluss meist zuoberst auf dem Podest. Er brüstet sich<br />
damit nicht, das sind die Fakten. Wie geht so etwas? »Die<br />
Erfahrung macht es aus«, sagt der Champion. Seit 25 Jahren<br />
ist er immer dabei. »Jede mögliche Rennsituation<br />
habe ich schon mindestens einmal erlebt.« Somit kann er<br />
im Wettlauf die Lage früher erfassen. Und gewinnt wertvolle<br />
Meter. »Angst darf man keine haben«, ist sich Franco<br />
Moro sicher. Aber eine gewisse Kaltblütigkeit sei gefordert.<br />
Jeder will gewinnen. Geschenke werden keine<br />
verteilt. Trotzdem wird aufeinander Rücksicht genommen.<br />
»Unfälle sind schon einige passiert«, meint der St.<br />
Moritzer. »Beinbrüche, Rippenbrüche, Schulterluxationen<br />
– das wünschst du niemandem.« Grosse Kräfte resultieren<br />
aus der Bewegung: Die schnellen Pferde, alle<br />
mehrere hundert Kilo schwer und die an den Leinen hängenden<br />
Skifahrer in voller Fahrt. »Wer da drunter gerät,<br />
weiss zuerst nicht, wie ihm geschieht«, so der Gesamtsieger<br />
von 2009 ehrfürchtig. Einmal sei ihm das passiert. Im<br />
ersten Rennen vor 25 Jahren. Seither schaut er ganz genau,<br />
dass er in keinen Sturz mehr verwickelt wird. Wenn<br />
immer möglich, hilft er mit, dass es auch die anderen<br />
nicht trifft.<br />
Nebst den besten Skifahrern steigen beim White-Turf die<br />
besten Rennpferde in den Ring. Sie werden das ganze<br />
Jahr hindurch trainiert. Allerdings nicht auf Schnee. Und<br />
schon gar nicht mit einem Skifahrer im Schlepptau. Das<br />
macht es aus. Vor dem ersten Skijöring-Rennen finden<br />
nur wenige Trainings statt. Ein Reiter begleitet das Pferd<br />
noch dabei, im Ernstkampf muss es dann alleine gehen:<br />
So schnell wie irgendwie möglich die zweieinhalb Runden<br />
auf dem gefrorenen St. Moritzersee bewältigen - jedenfalls<br />
schneller als die anderen. Franco Moro fährt hinterher<br />
und gibt Anweisungen. Die Herausforderung:<br />
Optimale Einteilung der Energiereserven. Es kommt darauf<br />
an, ob es ein Sprinter oder Stipler, ausgerichtet auf<br />
lange Strecken, ist. »In erster Linie muss es ein ehrliches<br />
Pferd sein. Ein Kämpfer, der frei galoppieren kann. Auch<br />
ohne grossen Einfluss des Fahrers«, nennt Moro die<br />
Hauptvoraussetzung. Aber: »Die Angewöhnungszeit zwischen<br />
Fahrer und Pferd ist kurz. Schnellstmöglich muss<br />
eine Harmonie entstehen«, sagt Moro. Teamarbeit ist gefragt:<br />
Sich aneinander gewöhnen und gegenseitig führen.<br />
Mensch und Tier mit vereinten Kräften. »Ich muss das<br />
Pferd fühlen können und es zahlt mir das zurück.« Die<br />
erste Begegnung ist immer speziell. »Ich gehe auf das<br />
Tier zu, lerne es kennen und schaue, ob es stolz, robust<br />
und muskulös ist.« Es stellt sich die Frage: »Ist es eines,<br />
das ich im Rennen eher laufen lasse oder zurückhalte.«<br />
Zusätzlich wird mit den Rennstall-Verantwortlichen taktisches<br />
besprochen.<br />
Alle Pferde beim White Turf haben etwas gemeinsam:<br />
»Sie sind ästhetisch sehr einfühlsam und haben vor allem<br />
ein gutes Gedächtnis«, schwärmt Franco Moro von seinen<br />
Rennpartnern. Freilich, weil die Verletzungsgefahr<br />
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