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Snowtimes-2010-StMoritz

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Die Lärche – Nadelholz mit Kleiderwechsel<br />

Haben Sie sich auch schon gefragt, weshalb die Lärchen das Farbkleid so schön wechseln können?<br />

Bei guten Bedingungen kann die Lärche eine<br />

Wuchshöhe von 40 bis 45 m und einen<br />

Stammdurchmesser von bis zu 1.5 m erreichen.<br />

Sie hat eingeschlechtige Blüten, d.h.<br />

jede Blüte ist entweder weiblich oder männlich.<br />

Beide Geschlechter kommen auf der<br />

gleichen Pflanze vor, weshalb man die Lärche<br />

als einhäusig bezeichnet. Blütezeit ist<br />

von März bis Mai, also noch bevor die hellgrünen<br />

Nadeln an den Ästen erscheinen. Die<br />

rosa bis dunkelrot gefärbten weiblichen Blüten<br />

entwickeln sich nach der Befruchtung<br />

durch den Pollen zu den aufrecht stehenden,<br />

zirka sechs cm langen, hellbraunen Zapfen.<br />

Nach dem Ausfliegen der Samenschuppen<br />

verblassen diese, fallen jedoch erst nach etwa<br />

10 Jahren mit dem Zweig zu Boden.<br />

Die typischen, eins bis drei cm langen Nadeln<br />

wachsen in Büscheln zu 20 bis 40 Stück,<br />

was sie sehr gut von den anderen Nadelhölzern<br />

in der Schweiz unterscheiden lässt. Diese<br />

haben nämlich, je nach Art, maximal fünf<br />

Nadeln (Arve) an einem Büschel. Zu einem<br />

ganz besonderen Baum macht die Lärche allerdings<br />

die Tatsache, dass sich die Nadeln<br />

im Herbst goldgelb verfärben, um dann später<br />

abzufallen.<br />

Die spitzen Blätter unserer Nadelhölzer sind<br />

eine Anpassung an trockene Standorte, da sie<br />

die Verdunstung auf ein Minimum reduzieren.<br />

Die Spaltöffnungen auf ihrer Oberfläche,<br />

wodurch der Gasaustausch der Pflanze stattfindet,<br />

sind eingesenkt und durch eine Wachsschicht<br />

geschützt. Dadurch können die meisten<br />

Nadelhölzer ihr Grünkleid auch in der<br />

kalten Jahreszeit behalten, ohne dass ihnen<br />

grosse Schäden durch Frosttrocknis drohen.<br />

8<br />

Diese Eigenschaft fehlt den dünnen, weichen<br />

Nadeln der Lärche. Dadurch würde sie in Gefahr<br />

laufen, im Winter zu vertrocknen, falls<br />

sie diese behalten würde. Denn das Wasser,<br />

welches durch deren Spaltöffnungen verdunstet,<br />

kann aus dem gefrorenen Boden<br />

nicht ersetzt werden.<br />

Die Europäische Lärche (Larix decidua) aus<br />

der Familie der Kieferngewächse ist ein<br />

Baum des Gebirges. Ihr Vorkommen reicht<br />

bis in die Baumgrenze in einer Höhe von<br />

2400 m.ü.M. In den tieferen Lagen unterhalb<br />

1400 m.ü.M. findet man dagegen nur angepflanzte<br />

Exemplare.<br />

Als Pionierbaum ohne grosse Ansprüche an<br />

den Boden und einem geringeren Wasserbedarf<br />

als die Fichte und die Tanne ist sie im<br />

Gebirge konkurrenzfähig. Strenge Winter mit<br />

Temperaturen bis zu minus 40° C können ihr<br />

ebenso wenig anhaben, wie strahlungsreiche<br />

Sommer- und Trockenperioden. Stürme übersteht<br />

sie Dank ihres typischen Herzwurzelsystems,<br />

welches sie bis zu 4 m in den Boden<br />

verankert, vergleichsweise gut.<br />

Da die Lärche aber sehr viel Licht benötigt,<br />

war sie dennoch in der Vergangenheit auf die<br />

Hilfe des Menschen angewiesen, um die heutige<br />

Verbreitung erreichen zu können. Schattenverträglichere<br />

Arten, wie die Arve oder<br />

die Fichte, hätten die Lärche allmählich verdrängt,<br />

hätte diese der Mensch nicht gezielt<br />

aus den Gebirgswäldern herausgeschlagen,<br />

um die Flächen als Weiden nutzen zu können.<br />

So entstanden lichtdurchflutete Wälder, in<br />

denen sich die Lärche bestens entfalten konnte.<br />

Vorteile gegenüber der Arve brachte der<br />

Lärche auch ihre dicke und korkähnliche<br />

Borke, welche sie gegenüber den früher häufig<br />

auftretenden Waldbränden resistenter<br />

machte. Heute, wo die Weidenutzung nicht<br />

mehr so verbreitet ist, hilft der Lärche auch<br />

der Graue Lärchenwickler, ihre Stellung in<br />

den Gebirgswäldern zu halten. Dieser<br />

Schmetterling befällt zwar sowohl die Lärche,<br />

als auch die Arve. Die Lärche erholt sich<br />

von Schäden allerdings deutlich besser als<br />

die Arve. So werden wir uns noch so manchen<br />

Herbst über die herrliche Pracht der<br />

Lärche in den Gebirgswäldern erfreuen dürfen.<br />

Reine Lärchenwälder trifft man in Graubünden<br />

nur in der Region um Poschiavo an.<br />

Oft bildet die Lärche zusammen mit der Arve<br />

lichte Wälder, die bis an die Waldgrenze reichen,<br />

aber auch in Fichten- und Bergföhrenwäldern<br />

ist sie oft anzutreffen.<br />

»Eine Lärche unter dem Dach ist eine ewige<br />

Sach«. Diese sprichwörtliche Ehrerweisung<br />

verdankt die Lärche ihrem beliebten Holz.<br />

Unter den einheimischen Nadelhölzern kann<br />

nur noch die selten genutzte Eibe dem harten<br />

und dauerhaften Holz der Lärche das Wasser<br />

reichen. Doch es ist bei Weitem nicht nur die<br />

Verwendung des Holzes, das die Faszination<br />

der Lärche ausmacht.<br />

Text: Manuel Lingg

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