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Die Lärche – Nadelholz mit Kleiderwechsel<br />
Haben Sie sich auch schon gefragt, weshalb die Lärchen das Farbkleid so schön wechseln können?<br />
Bei guten Bedingungen kann die Lärche eine<br />
Wuchshöhe von 40 bis 45 m und einen<br />
Stammdurchmesser von bis zu 1.5 m erreichen.<br />
Sie hat eingeschlechtige Blüten, d.h.<br />
jede Blüte ist entweder weiblich oder männlich.<br />
Beide Geschlechter kommen auf der<br />
gleichen Pflanze vor, weshalb man die Lärche<br />
als einhäusig bezeichnet. Blütezeit ist<br />
von März bis Mai, also noch bevor die hellgrünen<br />
Nadeln an den Ästen erscheinen. Die<br />
rosa bis dunkelrot gefärbten weiblichen Blüten<br />
entwickeln sich nach der Befruchtung<br />
durch den Pollen zu den aufrecht stehenden,<br />
zirka sechs cm langen, hellbraunen Zapfen.<br />
Nach dem Ausfliegen der Samenschuppen<br />
verblassen diese, fallen jedoch erst nach etwa<br />
10 Jahren mit dem Zweig zu Boden.<br />
Die typischen, eins bis drei cm langen Nadeln<br />
wachsen in Büscheln zu 20 bis 40 Stück,<br />
was sie sehr gut von den anderen Nadelhölzern<br />
in der Schweiz unterscheiden lässt. Diese<br />
haben nämlich, je nach Art, maximal fünf<br />
Nadeln (Arve) an einem Büschel. Zu einem<br />
ganz besonderen Baum macht die Lärche allerdings<br />
die Tatsache, dass sich die Nadeln<br />
im Herbst goldgelb verfärben, um dann später<br />
abzufallen.<br />
Die spitzen Blätter unserer Nadelhölzer sind<br />
eine Anpassung an trockene Standorte, da sie<br />
die Verdunstung auf ein Minimum reduzieren.<br />
Die Spaltöffnungen auf ihrer Oberfläche,<br />
wodurch der Gasaustausch der Pflanze stattfindet,<br />
sind eingesenkt und durch eine Wachsschicht<br />
geschützt. Dadurch können die meisten<br />
Nadelhölzer ihr Grünkleid auch in der<br />
kalten Jahreszeit behalten, ohne dass ihnen<br />
grosse Schäden durch Frosttrocknis drohen.<br />
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Diese Eigenschaft fehlt den dünnen, weichen<br />
Nadeln der Lärche. Dadurch würde sie in Gefahr<br />
laufen, im Winter zu vertrocknen, falls<br />
sie diese behalten würde. Denn das Wasser,<br />
welches durch deren Spaltöffnungen verdunstet,<br />
kann aus dem gefrorenen Boden<br />
nicht ersetzt werden.<br />
Die Europäische Lärche (Larix decidua) aus<br />
der Familie der Kieferngewächse ist ein<br />
Baum des Gebirges. Ihr Vorkommen reicht<br />
bis in die Baumgrenze in einer Höhe von<br />
2400 m.ü.M. In den tieferen Lagen unterhalb<br />
1400 m.ü.M. findet man dagegen nur angepflanzte<br />
Exemplare.<br />
Als Pionierbaum ohne grosse Ansprüche an<br />
den Boden und einem geringeren Wasserbedarf<br />
als die Fichte und die Tanne ist sie im<br />
Gebirge konkurrenzfähig. Strenge Winter mit<br />
Temperaturen bis zu minus 40° C können ihr<br />
ebenso wenig anhaben, wie strahlungsreiche<br />
Sommer- und Trockenperioden. Stürme übersteht<br />
sie Dank ihres typischen Herzwurzelsystems,<br />
welches sie bis zu 4 m in den Boden<br />
verankert, vergleichsweise gut.<br />
Da die Lärche aber sehr viel Licht benötigt,<br />
war sie dennoch in der Vergangenheit auf die<br />
Hilfe des Menschen angewiesen, um die heutige<br />
Verbreitung erreichen zu können. Schattenverträglichere<br />
Arten, wie die Arve oder<br />
die Fichte, hätten die Lärche allmählich verdrängt,<br />
hätte diese der Mensch nicht gezielt<br />
aus den Gebirgswäldern herausgeschlagen,<br />
um die Flächen als Weiden nutzen zu können.<br />
So entstanden lichtdurchflutete Wälder, in<br />
denen sich die Lärche bestens entfalten konnte.<br />
Vorteile gegenüber der Arve brachte der<br />
Lärche auch ihre dicke und korkähnliche<br />
Borke, welche sie gegenüber den früher häufig<br />
auftretenden Waldbränden resistenter<br />
machte. Heute, wo die Weidenutzung nicht<br />
mehr so verbreitet ist, hilft der Lärche auch<br />
der Graue Lärchenwickler, ihre Stellung in<br />
den Gebirgswäldern zu halten. Dieser<br />
Schmetterling befällt zwar sowohl die Lärche,<br />
als auch die Arve. Die Lärche erholt sich<br />
von Schäden allerdings deutlich besser als<br />
die Arve. So werden wir uns noch so manchen<br />
Herbst über die herrliche Pracht der<br />
Lärche in den Gebirgswäldern erfreuen dürfen.<br />
Reine Lärchenwälder trifft man in Graubünden<br />
nur in der Region um Poschiavo an.<br />
Oft bildet die Lärche zusammen mit der Arve<br />
lichte Wälder, die bis an die Waldgrenze reichen,<br />
aber auch in Fichten- und Bergföhrenwäldern<br />
ist sie oft anzutreffen.<br />
»Eine Lärche unter dem Dach ist eine ewige<br />
Sach«. Diese sprichwörtliche Ehrerweisung<br />
verdankt die Lärche ihrem beliebten Holz.<br />
Unter den einheimischen Nadelhölzern kann<br />
nur noch die selten genutzte Eibe dem harten<br />
und dauerhaften Holz der Lärche das Wasser<br />
reichen. Doch es ist bei Weitem nicht nur die<br />
Verwendung des Holzes, das die Faszination<br />
der Lärche ausmacht.<br />
Text: Manuel Lingg