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Snowtimes-2010-StMoritz

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elativ gross ist, stellt niemand gerne ein sorgfältig ausgebildetes<br />

Rennpferd zur Verfügung. Eine gute Beziehung<br />

zu einem Rennstall ist also gefragt. Und gegenseitiges<br />

Vertrauen. Franco Moro hat beides. Aber das musste hart<br />

erkämpft werden. 23 Jahre ist er für den gleichen Rennstall<br />

gefahren. Trotz vieler anderweitiger Angeboten.<br />

»Loyalität gegenüber dem Umfeld« nennt er es – und<br />

deutet an, eben wohl das wichtigste Erfolgsrezept verraten<br />

zu haben. Es gebe keinen anderen Fahrer, der während<br />

25 Jahren stets dabei war. »Das war nur dank der Kontinuität<br />

mit den Partnern möglich«, sagt er.<br />

Seine grosse Siegerphase war vor zehn Jahren, als sich<br />

Triumph an Triumph reihte. Heute ist er entspannter: »Ich<br />

will zwar immer noch gewinnen. Aber ich schaue das anders<br />

an. Anders als vor zwanzig Jahren.« Sämtliche Emotionen<br />

hat er durchgemacht. Sich ganz oben halten, die<br />

Erwartungen der unzähligen Wetteinsätze erfüllen, im<br />

Rampenlicht stehen, Sieger sein. Aber auch das Gegenteil:<br />

Frust, Fehlfahrten, Niederlage. »Nach einem schlechten<br />

Rennen bin ich zuerst zünftig sauer. Man sucht die<br />

Schuld überall. Dann legt sich das und die Konzentration<br />

aufs nächste Rennen rückt ins Zentrum.« Das Skijöring-<br />

Reglement kennt er bestens. Genaue Vorschriften für die<br />

Rennutensilien sind einzuhalten. Alle Teilnehmer haben<br />

das gleiche Geschirr, die gleichen Zügel und die gleichen<br />

Zugleinen mit farbigem Spritztuch zum Abwehren der<br />

aufgeworfenen Eisstücke. »Und die Skibindung in der<br />

stärkst möglichen Einstellung«, erklärt der letztjährige<br />

Gesamtsieger. Der Helm ist etwas Individuelles. Als einer<br />

der wenigen trägt Franco Moro nie einen Gesichtsschutz.<br />

»So bin ich näher am Geschehen.« Will heissen, der Gegner<br />

hört es besser, wenn ihn Franco Moro in die Hölle<br />

wünscht. »In kritischen Rennsituationen geht es manchmal<br />

laut zu und her.« Das rasende Pferd will geführt sein,<br />

der Gegner überholt. »Der erste Bogen ist immer die<br />

grösste Challenge«, sagt Franco Moro. Diesen schadlos<br />

zu überstehen ist schon fast gleichbedeutend mit der Vorentscheidung.<br />

»Da alle gleichzeitig starten und dann im<br />

Bogen nach Innen ziehen, wirkt das wie ein Trichter – wer<br />

hier heil herauskommt, ist vorne dabei« so die einfache<br />

Rechnung. Was für die Zuschauer nicht ersichtlich ist:<br />

Der Kampf, die Leiden, die totale Verausgabung der Fahrer<br />

geht über sämtliche Runden. »Blaue Flecken von den<br />

aufstiebenden Schnee-Tschollen am ganzen Körper sind<br />

normal. Etwa nach einer Woche sind sie zwar verheilt,<br />

aber sogleich kommt das nächste Rennen«, sagt Moro.<br />

Dreimal. Dann wird abgerechnet. »Vielleicht wird in den<br />

Medien stets etwas ein falsches Bild vom White Turf gezeichnet«,<br />

so Moro. Die Rennen sind hart. »Sportliche<br />

Höchstleistungen müssen erbracht werden.« Champagner<br />

und glänzendes Scheinwerferlicht haben nur die Besten<br />

verdient. Franco Moro fühlt sich manchmal wie ein Gladiator.<br />

Kämpfen. Schwitzen. Siegen. Noch ein paar Jahre<br />

will er es machen. »Solange der Biss zum Gewinnen da<br />

ist.« Wenn die drei Rennsonntage vorbei sind, steigt er<br />

wieder in sein Büro hoch. Direkt neben die Talstation der<br />

Bergbahnen oder auf Salastrains, wo die traditionsreiche<br />

Skischule St. Moritz ihre Hauptsitze hat und bis zu 300<br />

Mitarbeiter ein- und ausgehen. Dort ist er Direktor.<br />

Weitere Informationen: www.whiteturf.ch<br />

White Turf<br />

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