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Die Techniker sind wichtige Ansprechpartner – sie können<br />
das Drehmoment und die Leistung des Motors so<br />
verschieben, dass es für die aktuelle Situation passt<br />
Tests in Katar gut läuft. Aber das erste<br />
Rennen wird eine andere Geschichte.<br />
Ich bin überzeugt, dass Rossi nur spielt<br />
und bis dahin wieder vorn dabei ist.<br />
Auch die anderen Rookies, Alex Rins<br />
und mein Teamkollege Johann Zarco,<br />
werden harte Gegner sein“, ist sich<br />
Folger im Klaren, dass eine Schwalbe<br />
noch keinen Sommer bedeutet.<br />
Die Kardinalfrage bei Folger ist<br />
nicht das Fahrtalent, denn das hat er<br />
schon oft unter Beweis gestellt. Fünf<br />
GP-Siege, 23 Podestplätze, sechs Pole<br />
Positions und sechs schnellste Rennrunden<br />
sprechen eine deutliche Sprache.<br />
„Jonas ist auf allem schnell, was<br />
zwei Räder hat, und zwar sowie er<br />
draufsitzt. Ein absolutes Naturtalent“,<br />
sagt sein Freund Marcel Schrötter, der<br />
jahrelang mit Folger in Spanien überwinterte<br />
und trainierte und jetzt dessen<br />
Nachfolge im deutschen Dynavolt-<br />
Intact-Moto2-Team angetreten hat.<br />
Dort freut sich Teamchef Jürgen<br />
Lingg „tierisch“ über Folgers Anfangserfolge<br />
in der Königsklasse, ist aber<br />
nicht restlos davon überzeugt, dass die<br />
elektronischen Fahrhilfen allein für die<br />
ersehnte Konstanz bei Folgers Ergebnissen<br />
sorgen werden. So drehte Folger<br />
bei etlichen Grand Prix im letzten<br />
Jahr schon am Freitagmorgen seine<br />
schnellsten Runden, hatte dann einen<br />
Einbruch und war plötzlich, im Warmup<br />
am Sonntagmorgen, wieder zur<br />
Stelle. „Dafür gibt es keine technische<br />
Erklärung“, so Jürgen Lingg. Es habe<br />
auch Rennen gegeben, in denen Folger<br />
„WIR HABEN NICHT NUR EINE<br />
VERRÜCKTE SCHNELLE RUNDE<br />
HERAUSGEPRESST, WIR WAREN<br />
KONSTANT SCHNELL“<br />
Jonas Folger<br />
seinen Hinterreifen „geradezu vorsätzlich“<br />
zerstört habe.<br />
Doch natürlich hoffen Lingg und<br />
alle Folger-Fans, dass es im gleichen<br />
Hurra-Stil weitergehen möge – und er<br />
nicht in eine ähnliche Krise rutscht wie<br />
der aus der MotoGP-Klasse geschiedene<br />
Stefan Bradl, der beim ersten Superbike-WM-Wochenende<br />
in Phillip Island<br />
in beiden Läufen als 15. hinterherfuhr<br />
und dabei auch von seinem bayerischen<br />
Klassenkameraden Markus Reiterberger<br />
überholt wurde.<br />
Eigentlich hätte Bradl in der MotoGP-<br />
Klasse bleiben und im Avintia-Team<br />
eine Ducati steuern können, entschied<br />
sich aber, dem Grand Prix-Fahrerlager<br />
den Rücken zu kehren, um anderswo<br />
wieder Siege und Podestplätze feiern zu<br />
können. Alles schien perfekt angerichtet<br />
für den Moto2-Weltmeister von 2011,<br />
mit einem Platz im holländischen Ten<br />
Kate-Team, einer brandneuen Honda<br />
Fireblade und Red Bull als neuem<br />
Hauptsponsor.<br />
Doch dann verspätete sich die Auslieferung<br />
der neuen Maschine, und als<br />
man Hals über Kopf zu den ersten Testfahrten<br />
in Portugal aufbrach, passte<br />
das Setup der von Ten Kate seit 2005<br />
exklusiv eingesetzten Cosworth-Elektronik<br />
nicht zu dem stärker und temperamentvoller<br />
gewordenen Motor der<br />
neuen Fireblade – ein Problem, das<br />
sich auch bei den folgenden Tests auf<br />
Phillip Island und für die beiden ersten<br />
Rennen dort nicht lösen ließ. „Der<br />
heutige Auftritt war eine ordentliche<br />
Ohrfeige für uns. Die Spitzenfahrer<br />
werden mit jedem Tag schneller, während<br />
wir uns im Kreis drehen und nicht<br />
vorankommen“, warnte Bradl schon<br />
nach dem ersten Lauf. „Wir schaffen<br />
es einfach nicht, die Leistung auf den<br />
Asphalt zu bringen, die Leistungsentfaltung<br />
ist zu aggressiv. Wenn man im<br />
Nachhinein den Hinterreifen anschaut,<br />
wird es gruselig: Wegen massiver Blasenbildung<br />
fehlten Teile der Lauffläche,<br />
was auf die brutale Leistungsentfaltung<br />
zurückzuführen ist. Die Pause bis<br />
zum nächsten Rennen in zwei Wochen<br />
müssen wir intensiv nutzen, um unsere<br />
Hausaufgaben zu machen.“<br />
88 <strong>PS</strong> 4/<strong>2017</strong>