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SPORT<br />
INTERVIEW MIT RICO PENZKOFER<br />
? Rico, du hast kürzlich die Pläne deines Penz13-Teams für<br />
die Rennsaison <strong>2017</strong> vorgestellt: Mit den Fahrern Dan Kneen,<br />
Danny Webb und Alessandro Polita werdet ihr auf BMW S 1000<br />
RR bei Straßenrennen wie der Tourist Trophy auf der Isle of<br />
Man oder in Frohburg starten. In den vergangenen Jahren war<br />
das Penz13-Team immer auch in der Endurance-Weltmeisterschaft<br />
für BMW unterwegs, teilweise recht erfolgreich.<br />
Wie sieht es <strong>2017</strong> mit dem Langstreckensport bei euch aus?<br />
! Endurance ist bei uns auf Eis gelegt. Ich hatte von den<br />
Topteams ohnehin schon immer das kleinste Budget, und<br />
das sollte jetzt noch mal um 50 Prozent gekürzt werden. Aber<br />
irgendwann ist das nicht mehr machbar, deshalb habe ich gesagt:<br />
Ich kann das unter den Umständen nicht. Mit dem Budget,<br />
das ich zur Verfügung gehabt hätte, hätte ich kein Spitzenteam<br />
auf die Beine stellen können. Deshalb ist das Geld ans<br />
französische Tecmas-Team geflossen, die sollen wenigstens<br />
die beiden 24-Stunden-Rennen in der WM fahren.<br />
„BMW hätte mit<br />
uns dieses Jahr<br />
Weltmeister<br />
werden können“<br />
Text: Andreas Schulz; Fotos: Jörg Wießmann, Tim Keeton/BMW<br />
Ex-Motorradrennfahrer Rico Penzkofer hat<br />
nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn im<br />
Road Racing- und Endurance-Sport erfolgreich<br />
das Penz13-Team etabliert. <strong>2017</strong> wird<br />
er sich auf eine Sportart konzentrieren – gezwungenermaßen.<br />
? Heißt das, du bekommst von BMW Unterstützung für die<br />
Road Racing-Einsätze, aber nicht für die Langstrecken-WM?<br />
! Road Racing und Endurance waren bei mir schon immer<br />
getrennt. Meinen Etat für die Endurance-WM habe ich immer<br />
von BMW France bekommen. Der Langstreckensport ist eine<br />
französische Angelegenheit, deshalb sind die zuständig. Ob ein<br />
Teil des Geldes, das die verteilt haben, aus Deutschland kam,<br />
weiß ich nicht. Für das Road Racing gibt es ja die Sportfahrerpakete<br />
von BMW Motorrad Deutschland, da lief die Unterstützung<br />
über diese Schiene.<br />
? Welche Rolle spielt BMW Motorrad Motorsport in diesem<br />
Zusammenhang?<br />
! Die sorgen für die technische Unterstützung der BMW-<br />
Kundensportler. In der Endurance-WM hatten wir auch immer<br />
einen BMW-Techniker in der Box, für die Einspritzung und<br />
solche Dinge. Wir haben von BMW Motorrad Motorsport auch<br />
Motoren bekommen. Aber Geld ist da nicht geflossen.<br />
? Bedauerst du sehr, dass die Langstrecke für das<br />
Penz13-Team jetzt wegfällt?<br />
! Das tut schon weh. Denn wir waren<br />
jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir<br />
mit Mathieu Gines, Kenny Foray und Lukas<br />
Pesek wirklich gute Fahrer und ein<br />
gutes Mechanikerteam zusammenhatten.<br />
Beim Bol d’Or im September hatten<br />
wir mit einem Motorschaden einfach<br />
Pech, aber da steckst du nicht drin – wir<br />
bauen die Motoren so ein, wie wir sie von<br />
BMW bekommen und legen da nicht<br />
mehr Hand an. Klar, bei den 24 Stunden<br />
von Le Mans im Frühjahr standen wir<br />
nach dem Qualifying auf der Pole Position<br />
und sind im Rennen nach einem Sturz<br />
durch einen Defekt ausgefallen. Aber in<br />
Oschersleben haben wir es beim Acht-<br />
Stunden-Rennen zum ersten Mal aufs<br />
Podest geschafft. Doch es ist wie immer. Nach vier Wochen ist<br />
nicht mehr relevant, ob du durch einen Defekt oder einen Sturz<br />
ausgefallen bist. Ich wollte auf dem Level weitermachen, hätte<br />
neben Gines, Foray und Pesek sogar Zugriff auf noch weitere<br />
Topfahrer gehabt. Aber das geht eben nur mit einem gewissen<br />
Budget. Nur mitmachen, um dabei zu sein – das will ja BMW<br />
auch nicht, weil sonst nur wieder die Fragen kommen, warum<br />
es nicht geklappt hat. Und ein Wechsel von der WM-Klasse zurück<br />
in die seriennähere Stocksport-Kategorie war keine Option.<br />
Das haben wir fünf Jahre lang gemacht, sind dort auch<br />
Meister geworden – Penz13 ist immer noch das einzige Team,<br />
das mit einer BMW S 1000 RR einen internationalen Titel gewonnen<br />
hat. Mit allem, was wir uns in zwei Jahren Endurance-<br />
Weltmeisterschaft erarbeitet haben, hätte ich auch die Mechaniker<br />
nicht mehr für Stocksport motivieren können. Dann aufzuhören,<br />
wo ich der Meinung war, das BMW dieses Jahr mit<br />
uns Weltmeister werden könnte – ja, das tut schon weh.<br />
? Wie viel Geld wird denn für einen vernünftigen Auftritt<br />
in der Langstrecken-WM pro Saison benötigt?<br />
! Mit dem neuen Rennen auf dem Slovakia-Ring wären es<br />
<strong>2017</strong> fünf Veranstaltungen gewesen, da sprechen große Teams<br />
wie GMT oder YART von 600 000 bis 650 000 Euro – Minimum.<br />
94 <strong>PS</strong> 4/<strong>2017</strong>