02.03.2017 Aufrufe

PS 04/2017

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Foto: KTM<br />

Martin Bauer, dreimaliger<br />

Superbike-IDM-Champion,<br />

propagiert das sturzfreie<br />

Schnellerwerden.<br />

„Niemals die Brechstange<br />

benutzen“, sagt er<br />

Der Gedanke, dass dich keine Sau findet,<br />

wenn es dich jetzt aufbirnt, macht<br />

dich nicht schneller.<br />

So gesehen war ich bei der K 1600<br />

GT-Schrottung gut abgesichert. Sogar<br />

doppelt. Ich hatte ja nicht nur E-Call,<br />

sondern ich breitete mich direkt vor<br />

Toni Decker, dem Projektleiter der<br />

bayerischen Sechszylinder-Reihe aus.<br />

Ob es ihn milde gestimmt hat, dass ich<br />

vor seinen Füßen in eleganter Demut<br />

zum Stillstand kam, kann ich nicht<br />

sagen, aber ich nahm mit äußerstem<br />

Wohlwollen zur Kenntnis, dass sich<br />

in seinen Augen eher Resignation als<br />

Verachtung zeigte. Der Dialog war<br />

freundlich: „Tut mir leid, Toni, dass ich<br />

deinen stolzen Sechszylinder in den<br />

Asphalt gerieben habe.“ – „Hauptsache,<br />

du bist ganz geblieben. Und das E-Call<br />

hast du auch getestet.“<br />

Ex-<strong>PS</strong>ler Robert Glück hatte damals<br />

weniger Glück. Als er die Yoshimura-<br />

GSX-R-1000, die gerade beim Acht-<br />

Stunden-Klassiker von Suzuka stolz<br />

den Suzuki-Veredler vertrat und nur<br />

knapp am Podest vorbeifuhr, an Ort<br />

und Stelle im Rahmen eines Pressetestes<br />

schrottete, erntete er Verständnislosigkeit.<br />

Japaner sind da irgendwie<br />

gnadenlos. Die Kultur des Fehlerverzeihens<br />

steht dort nicht hoch im Kurs.<br />

Du weißt schon in dem Moment, in dem<br />

du die edle Fuhre verlierst, was dich<br />

erwartet: lebenslange Ächtung und<br />

ein untilgbarer Eintrag in die Liste der<br />

„Vollpfosten“. Dabei – und das ist das<br />

besonders Heikle an Tests mit Top-<br />

Rennmaschinen – hat ja niemand<br />

etwas davon, wenn man die göttliche<br />

Rodel behutsam um den Kurs trägt.<br />

Erstens kann man dann überhaupt<br />

keine seriöse Aussage zur Performance<br />

der Maschine machen, da sich ja die<br />

echten Stärken dieser Raketen mit den<br />

mörderguten Fahrwerken erst zeigen,<br />

wenn man sie im Grenzbereich bewegt,<br />

und zweitens bringt man urpeinliche,<br />

eigentlich unbrauchbare und jedenfalls<br />

rufschädigende Fotos heim in<br />

die Redaktion.<br />

Mein irrstes Erlebnis in diesem<br />

Zusammenhang ist das Ablegen der<br />

MotoGP-Repsol-1000er mit der Startnummer<br />

26. Das war der helle Wahnsinn<br />

und wird mir ewig in Erinnerung<br />

bleiben. Ein italienischer Pfau, der die<br />

Ehre hatte, als erster Journalist fünf<br />

Runden mit der unbezahlbaren<br />

Maschine zu fahren, stieg vor unser<br />

aller Augen in der Box auf die MotoGP-<br />

Honda, die Techniker warfen den Motor<br />

an, der Tester rollte zwei Meter aus<br />

der Box, wollte nach rechts in Richtung<br />

Rennstrecke einlenken, musste zur<br />

Kenntnis nehmen, dass der Lenkein-<br />

Im ersten Moment herrscht Bewunderung:<br />

Wow, der Kollege fährt sehr ansehnliche Stoppies!<br />

Langsam aber sicher mischt sich das Gefühl unter,<br />

dass die Showeinlage außer Kontrolle zu geraten scheint<br />

60 <strong>PS</strong> 4/<strong>2017</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!