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steppen der Gänge, dass es hier um<br />
Drehmoment zwischen 4000 und 9000/<br />
min geht. Dazu flutschen die Gänge sauber,<br />
wenn das auch bewusste Impulse<br />
vom Schaltfuß verlangt. Damit auch<br />
kupplungsfrei runtergeschaltet werden<br />
kann, mussten die Ducati-Leute das Getriebe<br />
aus der Hypermotard verstärken<br />
– das kostet etwas Schaltdynamik,<br />
aber ein echtes Manko ist das nicht.<br />
Beim runden Fahren auf der Piste<br />
fällt außerdem das ganz sanfte Ansprechverhalten<br />
des Twins auf. Als wir<br />
später in den Sport-Modus wechseln,<br />
geht nur wenig davon verloren. Mit<br />
diesen Charaktereigenschaften, dem<br />
kräftigen Schub in der Drehzahlmitte,<br />
dem nahezu lastwechselfreien Gasanlegen<br />
und dem für die regennasse<br />
Strecke abgesofteten Fahrwerk, machen<br />
die Wasserspiele richtig Spaß.<br />
Auch weil die SuperSport sich auf den<br />
Pirelli-Regenreifen sehr neutral fahren<br />
lässt. Die Schikanen attestieren dem<br />
Bike eine sehr schöne Balance. Schon<br />
bald stellen wir die Traktionskontrolle<br />
auf Stufe 4 – so gut ist der Grip und<br />
so sanft greift die Elektronik ein. Man<br />
merkt das Regelverhalten nur in den<br />
engen Ecken daran, dass der V2 etwas<br />
weniger Punch beim provozierenden<br />
Gasaufziehen freigibt.<br />
Dass Giuseppe recht damit hat,<br />
dass die SuperSport sicher kein echter<br />
Supersportler ist, merkt man auf der<br />
langen Geraden. Ganz oben, so um die<br />
9000/min, kommt kein Punch mehr.<br />
Und die höheren Lenkerstummel unterstreichen<br />
auch, warum echte Supersportler<br />
ihre Fahrer so knechten: Nur<br />
so hat man nämlich das Gefühl, eins zu<br />
sein mit dem Vorderrad. Bei der Ducati<br />
geht das etwas verloren und man mag<br />
Giuseppe erst gar nicht glauben, dass<br />
sie vorn 52 Prozent ihres Gesamtgewichts<br />
versammelt.<br />
So, wie wir die SuperSport kennengelernt<br />
haben, schließt sie tatsächlich<br />
eine Lücke. Dazu muss man die Schubladen<br />
„Sporttourer“ und „Supersportler“<br />
eigentlich gar nicht aufmachen. Die<br />
SuperSport von Ducati ist das, was die<br />
sportlichen 600er der 1990er waren:<br />
Alltagstaugliche Sportler, mit denen<br />
man auf der Landstraße richtig Spaß<br />
haben konnte, ohne ins Drehzahl-Nirvana<br />
orgeln zu müssen. Auf denen man<br />
auch mal mit der Freundin einen Sonntag<br />
lang durchs Mittelgebirge fegen<br />
konnte, ohne ihr Gemecker an der<br />
ersten Ampel über abgestorbene Füße<br />
ignorieren zu müssen. Und wenn es<br />
einen besonders juckte, war auch mal<br />
ein Abstecher auf die Rennstrecke<br />
drin, ohne von den echten Rennfreaks<br />
schräg angeschaut zu werden. Oder<br />
anders ausgedrückt: Die SuperSport ist<br />
das, was die Honda VFR 800 zuletzt hätte<br />
sein können, es aber leider nicht war.<br />
Für diese Erkenntnisse hat sich der<br />
Trip quer durch Europa gelohnt. Alles<br />
Weitere schreit nach <strong>PS</strong>-Teststrecke,<br />
Prüfstand, Waage, Fahrleistungen, ein<br />
paar Gegenkandidaten und vor allem<br />
gutem Wetter – wetten?<br />
DATEN<br />
DUCATI<br />
SUPERSPORT (S)<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-V-Motor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 81 kW (110 <strong>PS</strong>) bei 9 000/min,<br />
96,7 Nm bei 6 500/min, Bohrung/Hub:<br />
94,0/67,5 mm, 937 cm³, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,6:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
53-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66 Grad, Nachlauf: 91 mm, Radstand:<br />
1478 mm, Ø Gabel innenrohr: 43 mm<br />
(48 mm), Federweg v./h.: 130/144 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
180/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Schwimmsätteln<br />
vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 210 kg,<br />
Tankinhalt: 16 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
12 990 (14 590) Euro (zzgl. NK)<br />
Herstellerangaben<br />
DUCATI SUPERSPORT: STANDARD VS. S-VERSION<br />
Auffälligster Unterschied zwischen dem Standardmodell und der<br />
S-Version ist wie immer bei Ducati das Fahrwerk. Während die S<br />
mit Öhlins-Material ausgestattet ist, hat die Standard-Superport<br />
vorn eine Marzocchi-Gabel und hinten ein Sachs-Federbein. Letzteres<br />
besitzt als einzige Dämpferkomponente der SuperSport-Versionen<br />
eine progressive Feder. Das Ansprechverhalten des Sachs-<br />
Federbeins war nach unseren ersten Eindrücken auf den nassen<br />
Landstraßen nicht überwältigend. Aber sonst fuhr das Motorrad<br />
sehr leicht, was vor allem an der blitzsauberen Motorcharakteristik<br />
lag. Das Ansprechverhalten in den unterschiedlichen Modi ist<br />
den Ingenieuren in Bologna sehr gut gelungen. So lässt sich die<br />
SuperSport sehr rund fahren, hackt nicht und bewegt sich gerade<br />
für Landstraßen-Turns passend mit Druck in mittleren Drehzahlen.<br />
Für das gute Handling zeichnet neben der guten Balance des<br />
Motorrads auch der hinten als 180er-Reifen montierte Diablo<br />
Rosso III von Pirelli verantwortlich. Bei der Elektronik<br />
unterscheidet sich die Standardversion nur beim Schaltautomat<br />
von der nobleren S-Schwester. Wer dennoch einen<br />
Schaltassistenten mit Blipperfunktion möchte, kann diesen<br />
aber auch zum Standardmodell dazubestellen. Dieses<br />
Motorrad gibt es nur im typischen Ducati-Rot, während die<br />
S außerdem noch in strahlendem Weiß, kombiniert mit rotem<br />
Rahmen, zu haben ist. Beide Modelle haben eine manuell höhenverstellbare<br />
Scheibe, von der wir besonders bei der Testfahrt<br />
mit der Standard über Land profitierten, weil sie uns etwas den<br />
Regen und kalten Luftzug von der Lederkombi fernhielt.<br />
16 <strong>PS</strong> 4/<strong>2017</strong>