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PS 04/2017

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steppen der Gänge, dass es hier um<br />

Drehmoment zwischen 4000 und 9000/<br />

min geht. Dazu flutschen die Gänge sauber,<br />

wenn das auch bewusste Impulse<br />

vom Schaltfuß verlangt. Damit auch<br />

kupplungsfrei runtergeschaltet werden<br />

kann, mussten die Ducati-Leute das Getriebe<br />

aus der Hypermotard verstärken<br />

– das kostet etwas Schaltdynamik,<br />

aber ein echtes Manko ist das nicht.<br />

Beim runden Fahren auf der Piste<br />

fällt außerdem das ganz sanfte Ansprechverhalten<br />

des Twins auf. Als wir<br />

später in den Sport-Modus wechseln,<br />

geht nur wenig davon verloren. Mit<br />

diesen Charaktereigenschaften, dem<br />

kräftigen Schub in der Drehzahlmitte,<br />

dem nahezu lastwechselfreien Gasanlegen<br />

und dem für die regennasse<br />

Strecke abgesofteten Fahrwerk, machen<br />

die Wasserspiele richtig Spaß.<br />

Auch weil die SuperSport sich auf den<br />

Pirelli-Regenreifen sehr neutral fahren<br />

lässt. Die Schikanen attestieren dem<br />

Bike eine sehr schöne Balance. Schon<br />

bald stellen wir die Traktionskontrolle<br />

auf Stufe 4 – so gut ist der Grip und<br />

so sanft greift die Elektronik ein. Man<br />

merkt das Regelverhalten nur in den<br />

engen Ecken daran, dass der V2 etwas<br />

weniger Punch beim provozierenden<br />

Gasaufziehen freigibt.<br />

Dass Giuseppe recht damit hat,<br />

dass die SuperSport sicher kein echter<br />

Supersportler ist, merkt man auf der<br />

langen Geraden. Ganz oben, so um die<br />

9000/min, kommt kein Punch mehr.<br />

Und die höheren Lenkerstummel unterstreichen<br />

auch, warum echte Supersportler<br />

ihre Fahrer so knechten: Nur<br />

so hat man nämlich das Gefühl, eins zu<br />

sein mit dem Vorderrad. Bei der Ducati<br />

geht das etwas verloren und man mag<br />

Giuseppe erst gar nicht glauben, dass<br />

sie vorn 52 Prozent ihres Gesamtgewichts<br />

versammelt.<br />

So, wie wir die SuperSport kennengelernt<br />

haben, schließt sie tatsächlich<br />

eine Lücke. Dazu muss man die Schubladen<br />

„Sporttourer“ und „Supersportler“<br />

eigentlich gar nicht aufmachen. Die<br />

SuperSport von Ducati ist das, was die<br />

sportlichen 600er der 1990er waren:<br />

Alltagstaugliche Sportler, mit denen<br />

man auf der Landstraße richtig Spaß<br />

haben konnte, ohne ins Drehzahl-Nirvana<br />

orgeln zu müssen. Auf denen man<br />

auch mal mit der Freundin einen Sonntag<br />

lang durchs Mittelgebirge fegen<br />

konnte, ohne ihr Gemecker an der<br />

ersten Ampel über abgestorbene Füße<br />

ignorieren zu müssen. Und wenn es<br />

einen besonders juckte, war auch mal<br />

ein Abstecher auf die Rennstrecke<br />

drin, ohne von den echten Rennfreaks<br />

schräg angeschaut zu werden. Oder<br />

anders ausgedrückt: Die SuperSport ist<br />

das, was die Honda VFR 800 zuletzt hätte<br />

sein können, es aber leider nicht war.<br />

Für diese Erkenntnisse hat sich der<br />

Trip quer durch Europa gelohnt. Alles<br />

Weitere schreit nach <strong>PS</strong>-Teststrecke,<br />

Prüfstand, Waage, Fahrleistungen, ein<br />

paar Gegenkandidaten und vor allem<br />

gutem Wetter – wetten?<br />

DATEN<br />

DUCATI<br />

SUPERSPORT (S)<br />

ANTRIEB<br />

Zweizylinder-V-Motor, vier Ventile/<br />

Zylinder, 81 kW (110 <strong>PS</strong>) bei 9 000/min,<br />

96,7 Nm bei 6 500/min, Bohrung/Hub:<br />

94,0/67,5 mm, 937 cm³, Verdichtungsverhältnis:<br />

12,6:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />

53-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />

betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />

Sechsganggetriebe, Kette<br />

FAHRWERK<br />

Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />

66 Grad, Nachlauf: 91 mm, Radstand:<br />

1478 mm, Ø Gabel innenrohr: 43 mm<br />

(48 mm), Federweg v./h.: 130/144 mm<br />

RÄDER UND BREMSEN<br />

Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x<br />

17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />

180/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />

mit Vierkolben-Schwimmsätteln<br />

vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />

hinten, ABS<br />

GEWICHT<br />

(vollgetankt) 210 kg,<br />

Tankinhalt: 16 Liter Super<br />

GRUNDPREIS<br />

12 990 (14 590) Euro (zzgl. NK)<br />

Herstellerangaben<br />

DUCATI SUPERSPORT: STANDARD VS. S-VERSION<br />

Auffälligster Unterschied zwischen dem Standardmodell und der<br />

S-Version ist wie immer bei Ducati das Fahrwerk. Während die S<br />

mit Öhlins-Material ausgestattet ist, hat die Standard-Superport<br />

vorn eine Marzocchi-Gabel und hinten ein Sachs-Federbein. Letzteres<br />

besitzt als einzige Dämpferkomponente der SuperSport-Versionen<br />

eine progressive Feder. Das Ansprechverhalten des Sachs-<br />

Federbeins war nach unseren ersten Eindrücken auf den nassen<br />

Landstraßen nicht überwältigend. Aber sonst fuhr das Motorrad<br />

sehr leicht, was vor allem an der blitzsauberen Motorcharakteristik<br />

lag. Das Ansprechverhalten in den unterschiedlichen Modi ist<br />

den Ingenieuren in Bologna sehr gut gelungen. So lässt sich die<br />

SuperSport sehr rund fahren, hackt nicht und bewegt sich gerade<br />

für Landstraßen-Turns passend mit Druck in mittleren Drehzahlen.<br />

Für das gute Handling zeichnet neben der guten Balance des<br />

Motorrads auch der hinten als 180er-Reifen montierte Diablo<br />

Rosso III von Pirelli verantwortlich. Bei der Elektronik<br />

unterscheidet sich die Standardversion nur beim Schaltautomat<br />

von der nobleren S-Schwester. Wer dennoch einen<br />

Schaltassistenten mit Blipperfunktion möchte, kann diesen<br />

aber auch zum Standardmodell dazubestellen. Dieses<br />

Motorrad gibt es nur im typischen Ducati-Rot, während die<br />

S außerdem noch in strahlendem Weiß, kombiniert mit rotem<br />

Rahmen, zu haben ist. Beide Modelle haben eine manuell höhenverstellbare<br />

Scheibe, von der wir besonders bei der Testfahrt<br />

mit der Standard über Land profitierten, weil sie uns etwas den<br />

Regen und kalten Luftzug von der Lederkombi fernhielt.<br />

16 <strong>PS</strong> 4/<strong>2017</strong>

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