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naturgucker Nr. 30

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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ALLMERS KABINETT<br />

Die Köttelgrenzen<br />

DER WILDKANINCHEN<br />

Warum benutzen Stadt-Kaninchen andere Toiletten als ihre Verwandten auf dem Land?<br />

Von Frank Allmer<br />

62<br />

Wenn Kaninchen aufs Klo gehen,<br />

kötteln sie nicht wild im<br />

Gras herum. Sie benutzen in<br />

ihrem Revier immer wieder ganz bestimmte<br />

Plätze. Und Wildkaninchen in<br />

der Stadt gestalten ihren Toilettengang<br />

ganz anders als ihre Artgenossen auf<br />

dem Land. Das stellte eine Forschergruppe<br />

der Goethe-Universität Frankfurt<br />

am Main fest. Weil Kaninchen in<br />

der Dämmerung besonders aktiv sind,<br />

lag das Team um die Biologin Madlen<br />

Ziege frühmorgens und in den Abendstunden<br />

wochenlang auf der Lauer.<br />

WIE FACEBOOK<br />

An 191 Bauen in der Innenstadt von<br />

Frankfurt, in Vororten und auf dem<br />

Land erfassten die Kaninchengucker die<br />

kleinen Hoppler. Wildkaninchen verständigen<br />

sich untereinander über Duftstoffe<br />

aus ihrem Urin und Kot. Beim<br />

Schnuppern am Kaninchenklo erfahren<br />

sie alles über das Alter, Geschlecht oder<br />

den sozialen Status anderer Benutzer.<br />

Es ist wie Facebook – eine Tratsch- und<br />

Klatschstelle mit Nachbarn und Freunden.<br />

Ein Ergebnis der Kaninchenforscher:<br />

Die Tiere auf dem Land nutzen<br />

viele Köttelplätze in unmittelbarer Nähe<br />

zu ihrem Bau, die Stadtkaninchen dagegen<br />

gehen für ihr Geschäft häufiger<br />

an die Grenzen des Reviers. Der Grund<br />

dafür könnte sein, dass die Kaninchen<br />

in Frankfurts Innenstadt<br />

meisten als<br />

Singles oder einzelne Pärchen in einem<br />

kleinen Bau leben, also in einer Einzimmerwohnung.<br />

Es gibt in der Stadt nicht<br />

so viel Platz wie auf dem Land, und der<br />

vorhandene Raum ist umkämpft. Da ist<br />

es wichtig, sich mit einem Duftzaun von<br />

den Nachbarn abzugrenzen. Im ländlichen<br />

Umland hingegen bewohnen die<br />

Kaninchen als Großfamilien weitläufige<br />

Bausysteme. Oft leben über <strong>30</strong> Tiere<br />

in Bauen mit 70 bis 80 Eingängen. Da<br />

kommt es auf eine Geruchsverständigung<br />

innerhalb der Gruppe an. So<br />

sind hier die Köttelplätze in der Nähe<br />

der Baue wichtiger als an der Reviergrenze<br />

zum Nachbarn. Zugleich zieht<br />

aus wirtschaft-<br />

vom Land<br />

es die Kaninchen<br />

lichen Gründen<br />

in die Stadt.<br />

In der Stadt finden<br />

die Tiere<br />

nämlich immer<br />

ausreichend Futter,<br />

und hier und<br />

da füttern die Menschen<br />

noch zusätzlich.<br />

Zudem gibt es<br />

weniger Feinde, und<br />

im Winter ist es in<br />

den Städten immer<br />

einige Grad<br />

wärmer als<br />

auf dem offenen Land. Landflucht ist<br />

also ein Trend, der nicht nur bei uns<br />

Zweibeinern deutlich vorherrscht.<br />

DIE DUFTMARKE<br />

Auch bei vielen anderen Tieren ist Kot<br />

als Duftmarke zur Revierabgrenzung<br />

üblich. So setzen zum Beispiel Füchse<br />

und Marder ihre Losung gerne auf<br />

Grenzsteine. Und genauso machen das<br />

die Wombats in Australien. Diese entfernten<br />

Verwandten von Kängurus und<br />

Koalas hinterlassen Exkremente,<br />

die im Tierreich einzigartig<br />

sind. Wombats produzieren<br />

keine runden Köttel<br />

wie Kaninchen, Rehe<br />

oder Schafe, sondern<br />

Würfel. Für die Formgebung<br />

ist jedoch nicht<br />

das Po-Loch verantwortlich,<br />

denn das ist rund wie bei<br />

jedem anderen Tier. Die kleinen<br />

Würfel entstehen bereits in speziellen<br />

Kammern in den Darmwänden,<br />

deren Sinn folgender ist: In Würfelform<br />

können die Reviermarkierungen<br />

nicht so leicht von runden<br />

Felsbrocken oder Baumstämmen<br />

herunterkullern.<br />

Stadtkaninchen oder Landkaninchen?<br />

Der Unterschied macht sich spätestens beim<br />

Kötteln bemerkbar. / Foto: Regine Schulz

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