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naturgucker Nr. 30

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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ALLMERS KABINETT<br />

FÜR 2 HODEN IST KEIN<br />

PLATZ IM MOTORRAUM<br />

Foto: Soebe<br />

Sportwagen, Verdauung außerhalb des Körpers und Riesenhunger: Laufkäfer sind sehr speziell.<br />

Von Frank Allmer<br />

Wenn ich einen Goldlaufkäfer<br />

über einen trockenen Feldweg<br />

hasten sehe, erinnert<br />

er mich an einen stromlinienförmigen<br />

Sportwagen. Mit Modellautos in dieser<br />

sportlichen Form habe ich als Junge gespielt.<br />

Laufkäfer sind schnittig gebaute<br />

Räuber. Sie sind hinter Schnecken, Würmern<br />

und anderen Insekten her. Da ist<br />

Geschwindigkeit gefragt. So ist der Körper<br />

schlank gebaut, eben wie ein Sportwagen.<br />

Der Käferforscher Kipling Will<br />

von der University of California nahm<br />

gemeinsam mit seinen Kollegen David<br />

Maddison von der University of Arizona<br />

und José Galián aus dem spanischen<br />

Murcia 820 Laufkäferarten unter die Lupe<br />

– bei 174 davon stellten sie zu ihrem<br />

Erstaunen nur einen Hoden fest.<br />

KLEINER MAGEN<br />

Die Gründe für dieses Phänomen sind<br />

noch rätselhaft. Die Forscher vermuten,<br />

dass sich die Käfer aus Platzgründen mit<br />

einer geringeren Spermienzahl zufrieden<br />

geben müssen. Es wird offenbar eng für<br />

den zweiten Hoden unter der »Motorhaube«,<br />

zumal die Muskeln für die kräftigen<br />

Beine verhältnismäßig groß sind und<br />

Platz brauchen. Laufkäfer sind schier unersättliche<br />

Jäger, die an einem Tag bis zu<br />

zehn Schmetterlingsraupen fressen können,<br />

und manchmal verzehren sie sogar<br />

dicke Regenwürmer und Nacktschnecken,<br />

die größer als die Käfer selbst sind.<br />

Wie in der Tierwelt bei Fleischfressern<br />

üblich, ist der Magen-Darm-Trakt<br />

der Laufkäfer verhältnismäßig klein.<br />

Auch das spart Platz im Hinterleib.<br />

Wohl deshalb entwickelten sie im Lauf<br />

der Evolution auch eine besondere Verdauungstechnik.<br />

Sie verdauen ihre Beute<br />

nicht im Körper, sondern außerhalb.<br />

Anders als zum Beispiel Maikäfer, deren<br />

Oberkiefer zu kräftigen Mahl- und<br />

Schneidezähnen ausgebildet sind, haben<br />

Laufkäfer nur Fangzähne. Damit können<br />

sie ihre Beute zwar festhalten und<br />

töten, aber nicht in schluckgerechte Bissen<br />

zerkleinern. Gleich nach dem Fang<br />

erbrechen die meisten Laufkäferarten<br />

einen Verdauungssaft in die Bisswunde<br />

des Opfers und saugen dann die vorverdaute<br />

Nahrung auf. Was heutzutage in der<br />

Wirtschaft zu beobachten ist, das betreiben<br />

Laufkäfer schon lange: Den Betrieb<br />

verschlanken durch Einsparen von Fortpflanzungspersonal<br />

und Outsourcen<br />

der Vorverdauung. Der fehlende Hoden<br />

stellt offenbar kein Manko dar. Die Käfer<br />

paaren sich völlig normal und machen<br />

auch sonst alles, was ein Laufkäfer so tut.<br />

NUR ZWEI ARTEN<br />

Von den großen, metallisch schimmernden<br />

Laufkäferarten kommen bei uns nur<br />

zwei vor: der wärmeliebende Goldlaufkäfer<br />

(Carabus auratus), der tagsüber<br />

auf Feldern, an Trockenhängen und Waldrändern<br />

unterwegs ist, und der hauptsächlich<br />

nachts aktive Goldglänzende<br />

Laufkäfer (Carabus auronitens), der in<br />

feuchten und kühlen Laub- und Mischwäldern<br />

im Bergland zu Hause ist und<br />

dessen Verbreitung sich mehr auf Süddeutschland<br />

konzentriert. Das zeigen<br />

schön die Verbreitungskarten mit den Beobachtungsmeldungen<br />

bei www.<strong>naturgucker</strong>.de<br />

sie sind schnell zu finden: Unter<br />

»suche:art/artgruppe« den Artnamen<br />

eingeben und dann auf »karte« klicken.<br />

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