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COMPACT SPEZIAL 7 "Asyl, die Flut"

So wird Deutschland abgeschafft

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<strong>COMPACT</strong>Spezial<br />

_ Die Hintergründe<br />

Warteschleife zum EU-Beitritt ist und damit demokratische<br />

Reife attestiert bekommen hat. Ähnlich<br />

ruhig ist <strong>die</strong> Lage in den nächstplatzierten Staaten<br />

Kosovo, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien –<br />

trotzdem kamen von dort jeweils 3,5 beziehungsweise<br />

3,4 Prozent der <strong>Asyl</strong>antragsteller.<br />

Ad<strong>die</strong>rt man <strong>die</strong> Werte für alle Balkanrepubliken,<br />

so stellte <strong>die</strong>se Weltregion 2014 knapp ein<br />

Viertel aller Flüchtlinge, <strong>die</strong> nach Deutschland<br />

kamen. Da <strong>die</strong> militärischen Konflikte im Zuge des<br />

Zerfalls Jugoslawiens mit dem Jahr 2001 (Bürgerkrieg<br />

in Mazedonien) beziehungsweise 2004<br />

(Pogrome gegen Serben im Kosovo) zum Erliegen<br />

gekommen sind, können Waffen – egal, ob aus<br />

deutscher oder anderer Produktion – <strong>die</strong>se Ausreisebewegungen<br />

nicht veranlasst haben. Welche<br />

Gründe sollte es überhaupt geben, aus <strong>die</strong>sen Balkanstaaten<br />

in <strong>die</strong> Bundesrepublik zu kommen? Die<br />

naheliegende Vermutung: Das Gros der Antragsteller<br />

sind Wirtschaftsflüchtlinge, zum Beispiel<br />

aus der Volksgruppe der Roma.<br />

Krieg und Flucht<br />

Für <strong>die</strong> Lage in Syrien sind deutsche Waffenlieferungen<br />

nur sehr bedingt verantwortlich zu<br />

machen: Im Gegensatz zu den USA und Frankreich<br />

lehnt <strong>die</strong> Bundesregierung <strong>die</strong> Hochrüstung<br />

der terroristischen Opposition bis heute ab. Vereinzelt<br />

haben <strong>die</strong> Dschihadisten deutsche Waffen<br />

bei Überfällen erbeutet. Die Bundesrepublik hat<br />

bis 2009 Militärausrüstung an <strong>die</strong> syrische Regierung<br />

verkauft – <strong>die</strong>se ist aber, wie man in COM-<br />

PACT nachlesen konnte, gerade nicht für <strong>die</strong> kriegerische<br />

Zerstörung des Landes verantwortlich.<br />

Das Gleiche gilt für frühere deutsche Lieferungen<br />

nach Libyen: Die Regierung von Muammar al-Gaddafi<br />

wurde durch <strong>die</strong>se Waffen stabilisiert. Erst mit<br />

dessen Sturz kam es zu den riesigen afrikanischen<br />

Flüchtlingsströmen, <strong>die</strong> jetzt Libyen als Transitland<br />

nach Europa nutzen. Für <strong>die</strong>sen Sturz aber sind<br />

nicht deutsche Waffenlieferungen verantwortlich<br />

– sondern ein NATO-Luftkrieg, an dem sich <strong>die</strong><br />

Bundesregierung explizit nicht beteiligt hat.<br />

Eine wirkliche Mitverantwortung muss sich<br />

Deutschland jedoch für <strong>die</strong> Situation in Afghanistan<br />

zurechnen lassen, von wo im letzten Jahr<br />

5,3 Prozent der Flüchtlinge (Platz 4) kamen. Nicht<br />

nur, dass dort seit 2002 deutsche Besatzungstruppen<br />

unter amerikanischem Kommando stationiert<br />

sind, ist beschämend. Auch der Umfang der Waffenverkäufe<br />

ist beträchtlich: 2012 etwa wurde für<br />

3,3 Millionen Euro an den Hindukusch geliefert,<br />

unter anderem auch an <strong>die</strong> US-Armee. Ähnlich<br />

sind <strong>die</strong> deutschen Lieferungen in den Irak zu<br />

bewerten, <strong>die</strong> sich 2011/2012 auf über 320 Millionen<br />

Euro summierten. Die Menschen, <strong>die</strong> von dort<br />

zu uns flohen – 2014 insgesamt 3,1 Prozent der<br />

<strong>Asyl</strong>antragsteller – dürften sich allerdings eher vor<br />

den Milizen des Islamischen Staates in Sicherheit<br />

gebracht haben.<br />

In der deutschen Rüstungsstatistik finden sich<br />

viele weitere problematische Exporte, etwa nach<br />

Indonesien, In<strong>die</strong>n und in <strong>die</strong> Golf-Emirate. Besonders<br />

umstritten ist das Zielland Saudi-Arabien: Der<br />

Stern hat 2013 ausgerechnet, dass deutsche Konzerne<br />

<strong>die</strong> brutale Wüstendiktatur in den vergangenen<br />

25 Jahren mit Tausenden Raketen, Hunderten<br />

Kampfjets und Dutzenden Panzern hochgerüstet<br />

haben. Diese Waffen kamen zwei Mal zum Einsatz,<br />

nämlich bei der Niederschlagung schiitischer<br />

Proteste im benachbarten Golf-Emirat Bahrein<br />

2011 und bei der blutigen Militärintervention im<br />

Jemen ab Frühjahr 2015. Eine Auswirkung <strong>die</strong>ser<br />

Militärlieferungen auf <strong>die</strong> deutsche Flüchtlingsstatistik<br />

ist nicht feststellbar: Die Zahlen aus beiden<br />

Ländern liegen im Promillebereich.<br />

Abseits <strong>die</strong>ses statistischen Vergleichs besteht<br />

aber auch rein logisch kein begründbarer Zusammenhang<br />

zwischen Rüstungsexporten und der<br />

Pflicht zur Aufnahme immer neuer Flüchtlinge: Diejenigen,<br />

in deren Vorgärten jetzt <strong>die</strong> neuen Containerdörfer<br />

für <strong>Asyl</strong>anten gebaut werden, sind<br />

nämlich gerade nicht <strong>die</strong> Waffenfabrikanten und<br />

Politiker, welche <strong>die</strong>se Lieferungen zu verantworten<br />

haben.<br />

Einbürgerungen<br />

Häufigste Herkunftsländer im Jahre 2011<br />

Sonstige 47.835<br />

Türkei 28.103<br />

Irak 4.790<br />

Polen 4.281<br />

Ukraine 4.264<br />

Kosovo 3.331<br />

Russland 2.965<br />

Serbien 2.878<br />

Afghanistan 2.711<br />

Quelle: bpb<br />

Sonderfall Russland<br />

Die Statistik für 2013 wird<br />

von der Russischen Föderation<br />

angeführt – 14,5 Prozent der<br />

Flüchtlinge kamen von dort,<br />

vor allem aus dem immer noch<br />

unruhigen Tschetschenien. Wie<br />

immer man deren Fluchtgründe<br />

bewerten mag – Waffen aus<br />

deutscher Produktion können<br />

dabei höchstens eine untergeordnete<br />

Rolle gespielt haben,<br />

obwohl <strong>die</strong> Bundesregierung bis<br />

zur Verhängung von Sanktionen<br />

im Zuge der Ukraine-Krise<br />

immer wieder Ausfuhren<br />

genehmigt hat.<br />

Russischer Panzer während des<br />

Tschetschenien-Krieges. Foto:<br />

grosny.eu<br />

Deutsche Waffen<br />

haben Libyen unter<br />

Gaddafi stabilisiert.<br />

Zerschossenes Straßenschild<br />

während des Bosnienkrieges.<br />

Foto: Queerbubbles, CC BY-SA 3.0<br />

Grafik rechts: SJ<br />

_ Federico Bischoff lebt am Gotthard-Pass.<br />

In <strong>COMPACT</strong> 10/2014<br />

schrieb er über <strong>die</strong> Schweizerische<br />

Volkspartei (SVP).<br />

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