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Stahlreport 2017.03

Das Magazin des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel für die Stahldistribution

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Einfuhren aus Nicht-EU-Regionen gewachsen.<br />

Im vergangenen Jahr wurden voraussichtlich<br />

rund 7,2 Mio. t in und nach Europa<br />

gehandelt. Rund 5,5 Mio. t entfielen dabei<br />

auf Lieferungen innerhalb der EU. „Nur“<br />

1,3 Mio. t kamen vor allem aus der Gemeinschaft<br />

Unabhängiger Staaten und der<br />

Region Asien.<br />

Ein wichtiger Marktteilnehmer im Segment<br />

Qualitäts- und Edelbaustähle ist<br />

China, das derzeit in etwa so viel dieser Produkte<br />

verbraucht, wie die EU-28 insgesamt<br />

(rund 15 Mio. t). Die chinesische Produktion<br />

ist dabei von einer enormen Unterauslastung<br />

geprägt, die Kapazitäten liegen<br />

mit rund 25 Mio. t/a deutlich über dem<br />

jährlichen Verbrauch.<br />

China exportierte rund 2,9 Mio. t Qualitäts-<br />

und Edelbaustähle im vergangenen<br />

Jahr. Etwa 60 bis 70 % davon verblieben im<br />

asiatischen Raum, rund ein Drittel ist in<br />

Volker Schneider, RCG AG<br />

den US- und europäischen Markt gegangen.<br />

Aufgrund der politischen Tendenzen zur<br />

Abschottung des US-Markts unter der<br />

Trump-Administration sei jedoch mit einer<br />

Zunahme chinesischer Mengen auf dem<br />

EU-Markt zu rechnen, sagte Volker Schneider.<br />

Während der Anteil von Qualitäts- und<br />

Edelbaustählen in der Pkw- und Nutzfahrzeugproduktion<br />

in den vergangenen Jahren<br />

gestiegen ist, stellt die Entwicklung<br />

hin zum Elektroantrieb einen Unsicherheitsfaktor<br />

für die Verwendung von Qualitäts-<br />

und Edelbaustählen dar: So werden<br />

in Elektro- und Hybridfahrzeuge deutlich<br />

weniger dieser Stähle verwendet, als in<br />

Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb<br />

(65 % weniger). Zudem finde künftiges<br />

Wachstum der Branche vor allem in Asien<br />

und den Schwellenländern statt.<br />

Die nicht von der Automobilindustrie<br />

getriebene Nachfrage nach Qualitäts- und<br />

Edelbaustählen, wie Baumaschinen, die<br />

Werftenindustrie oder die Öl- und Gasindustrie,<br />

werden von Industrien mit stagnierender<br />

oder negativer Wachstumsdynamik<br />

beeinflusst, so Schneider. 2<br />

rung setzten, um weiterhin die Nase vorn<br />

zu haben.<br />

Konkret geht es Willke zufolge bei der<br />

Stahlherstellung z.B. weg von warmumformenden<br />

Prozessen und hin zur Kaltumformung.<br />

Die Oberflächenbehandlung wird<br />

laut Willke zufolge dabei immer komplexer,<br />

zugleich aber auch präziser.<br />

Bei der Werkstoffentwicklung wie dem<br />

Werkstoffeinsatz werde vermehrt vom<br />

Anforderungsprinzip ausgegangen, also<br />

den Werkstoff oder das Bauteil seinem Anforderungsprofil<br />

gemäß zu konstruieren.<br />

Beispiel Verbundwerkstoffe: Während<br />

bei einem für einen entsprechenden Zweck<br />

ausgelegten Zahnrad die hochbelasteten<br />

äußeren Zähne des Bauteils aus einem hochqualitativen<br />

Nitrier- oder Einsatzstahl bestehen<br />

müssen, genügt als inneres Trägermaterial<br />

für den Zahnkranz etwa ein<br />

konventioneller Vergütungsstahl.<br />

Ein weiterer Trend habe mittlerweile<br />

Produktionsreife erlangt, berichtete Willke<br />

abschließend: Pulvermetallurgie. 3Dgedruckte<br />

Bauteil-Prototypen setze etwa<br />

Siemens ein. Zwar sei die Herstellung des<br />

jeweiligen Stahlpulvers bei diesem Verfahren<br />

mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden.<br />

Doch verkürze sich der Herstellungsprozess<br />

andererseits enorm. 2<br />

Frank Wilke, ehem. Deutsche Edelstahlwerke<br />

GmbH<br />

Birgit Guschall-Jaik, bvse<br />

Ein bedeutender Player auf dem weltweiten<br />

Schrottmarkt ist die Türkei. Türkische<br />

Stahlhersteller haben im vergangenen<br />

Jahr 18 Mio. t Schrott eingeführt,<br />

der Elektrostahlanteil ist in dem Land<br />

von ehemals rund 75 % auf mittlerweile<br />

etwa 60 % gesunken. Das Verhalten der<br />

türkischen Stahlhersteller hat daher<br />

hohen Einfluss auf den Schrottpreis. Bei<br />

den Beschaffungsstrategien türkischer<br />

Verbraucher sei in den letzten Jahren zu<br />

beobachten, dass sie die jeweilige Marktsituation<br />

mehr für sich zu nutzen wüssten.<br />

Verglichen mit den Primärrohstoffen<br />

Kokskohle und Eisenerz ist der Sekundärrohstoff<br />

Stahlschrott in der Preisentwicklung<br />

erheblich volatiler. So hatten türkische<br />

Produzenten im vergangenen Jahr<br />

z.B. zunächst auf chinesische Stahlknüppel<br />

als Vorprodukt gesetzt, um nach Qualitätsproblemen<br />

damit aber wieder auf den<br />

europäischen Schrottmarkt zurückzukehren<br />

– was sich in der Preisentwicklung<br />

deutlich abgezeichnet hat, die von entsprechend<br />

starken Schwankungen gekennzeichnet<br />

war.<br />

Der Brexit ist für die Schrottwirtschaft<br />

in Deutschland zunächst nur mittelbar von<br />

Bedeutung, sagte Guschall-Jaik.<br />

Alles in allem sei die Entwicklung des<br />

Schrottmarkts schwierig zu prognostizieren.<br />

So sei unter anderem das politische<br />

Umfeld derzeit von starken Unsicherheiten<br />

geprägt. In Deutschland rechneten die Stahlproduzenten<br />

mit einer knappen Steigerung<br />

von rund 1 %. „Wir hoffen, dass auch der<br />

Schrottanteil steigt“, so Guschall-Jaik. International<br />

hat der Schrott gute Chancen,<br />

bescheinigte die Expertin. 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 3|17<br />

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