REPORTAGE Im Frühjahr 2<strong>01</strong>6 hatte Transgourmet Deutschland Senioreneinrichtungen im ganzen Land aufgerufen, ihre Hauskonzepte zur Verbesserung der Verpflegungsqualität und Integration von Senioren in die Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln einzureichen. Symposium und Preisverleihung in Kassel machen die Ergebnisse öffentlich. Vorarbeit war schon ein Jahr zuvor geleistet worden mit dem erfolgreichen Buch Wir haben einfach gekocht, das von Transgourmet finanziert und vom Umschau- Verlag publiziert wurde. Die Autoren, unter ihnen Jörg Reuter, haben Senioreneinrichtungen in Deutschland besucht, Bewohner nach ihren liebsten Rezepten gefragt, Gerichte mit ihnen zusammen zubereitet und das Ganze fotografiert. Herausgekommen ist eine Rezeptsammlung, die auch eine Überlieferung an nachfolgende Generationen ist, und ein anrührendes Dokument über Wünsche und Sehnsüchte, aber auch die Kraft alter Leute. Das Medienecho auf das Buch und die damit verbundenen Projekte war enorm und ist es noch. Fachmagazine für Pflege berichteten, ebenso die großen Publikumsmedien. Das Thema findet im Internet und auch in sozialen Netzwerken Niederschlag. Kein Wunder, es betrifft viele. Auf die Tatsache, dass derzeit rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sind und 760.000 in Pflegeheimen leben, Tendenz steigend, weist auf dem Symposium in der Brüderkirche Daniela Born- Schulze, Referentin für Ernährung im Hessischen Verbraucherschutzministerium, hin. Viele alte Menschen wiesen, wenn sie in ein Heim kämen, Anzeichen von Mangelernährung auf, fügt sie hinzu. Auch deswegen komme dem Essen in einer Gemeinschaftseinrichtung und der Frage, wie es gelinge, es denen schmackhaft zu machen, die es später auch verzehren sollen, große Bedeutung zu. Auf dem Podium: Jörg Reuter, Strategieberater, Agentur Grüne Köpfe, und Mitautor des Buches Wir haben einfach gekocht (oben) „Generationenbedingt wird der Sektor Seniorenverpflegung in den nächsten Jahren stark wachsen. Wir wollen, dass dabei die Qualität wächst“, erklärt Transgourmet-Mann Martin Kölle. „Nahrung kann wie eine Liebesgabe und wie ein Wunder wirken“, weiß Helmut Kneppe, Vorstand des Kuratoriums Deutsche Altershilfe. Kneppe, ein ehemaliger Kommunalbeamter, hat im Laufe seines Berufslebens, unter anderem als Sozialdezernent im Landkreis Siegen- Wittgenstein, viele Seniorenheime gesehen und kennt die Tagesabläufe dort. „Das Thema Langeweile begegnet einem im Zusammenhang mit dem Alter sehr oft“, sagt er in seinem Vortrag in der Brüderkirche. „In vielen Heimen sind die Bewohner unterfordert“, fügt er hinzu, und: „Wer im Beruf steht und abends abgekämpft nach Hause kommt, der genießt es, sich an einen gedeckten Tisch zu setzen. Wer sein Leben lang gerne gekocht hat und im Heim nur noch fertiges Essen vorgesetzt bekommt, der langweilt sich.“ Wo aber in einem Heim die alten Menschen in die Zubereitung von Frühstück und Kuchenbüffet, von Suppen und Soßen und belegten » PASSIONGENUSS <strong>01</strong>.17 34
SYMPOSIUM Links: Daniela Born-Schulze, Referentin für Ernährung im Hessischen Verbraucherschutzministerium. Unten: Helmut Kneppe, Vorstand des Kuratoriums Deutsche Altershilfe Oben: Ernährungspsychologe Prof. Dr. Christoph Klotter, Universität Fulda. Rechts: Martin Kölle, Deutschland-Vertriebsleiter für Gemeinschaftsverpflegung bei Transgourmet PASSIONGENUSS <strong>01</strong>.17 35