MTD_DDG_2017_05_inkl_diatec
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16 Digitalisierung<br />
diabeteszeitung · 2. Jahrgang · Nr. 5 · 23. Mai <strong>2017</strong><br />
Arbeitsgruppe entwickelt<br />
Gütesiegel für Diabetes-Apps<br />
Sinnvolle Unterstützung für Ärzte und Patienten bei der Auswahl der digitalen Helfer<br />
BERLIN. Der Markt an Diabetes-Apps entwickelt sich<br />
rasant. Doch bislang fehlte eine systematische wertung von Qualität und Nutzen der digitalen<br />
Be-<br />
Helfer. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung der AG<br />
Diabetes & Technologie der <strong>DDG</strong> will mit einem<br />
eigens entwickelten Gütesiegel für mehr<br />
Transparenz auf dem Markt sorgen.<br />
Zunehmend mehr Patienten<br />
mit Diabetes mellitus nutzen<br />
ein elektronisches Diabetes-<br />
Management. Entsprechend groß ist<br />
das Angebot an digitalen Helfern in<br />
Form von Apps für iPhone, Smartphone,<br />
den Computer oder Tablets.<br />
Viele Programme leisten dabei inzwischen<br />
mehr als nur die Messung<br />
der Blutzuckerwerte oder die Dokumentation<br />
von Insulingaben und des<br />
Verbrauchs an Kohlenhydraten.<br />
Überblick fehlt, welcher Helfer<br />
für den Einzelnen geeignet ist<br />
„Das Problem ist, dass es inzwischen<br />
eine derartige Vielzahl an Apps gibt,<br />
dass niemand mehr überblickt, welche<br />
App sich für welchen Patienten<br />
am besten eignet“, sagt Diana<br />
Drossel, Mitglied des Vorstandes<br />
von diabetesDE.<br />
Nicht nur die Bandbreite des Angebots<br />
ist groß, sondern auch die Qualität<br />
der einzelnen Apps ist durchaus<br />
unterschiedlich. Vergleichende Tests<br />
zu Diabetes-<br />
Apps gibt es<br />
bislang allerdings<br />
kaum.<br />
Vor zwei Jahren haben<br />
sich daher Mitglieder der<br />
AG Diabetes & Technologie der<br />
<strong>DDG</strong>, des Verbandes der Dia betes-<br />
Beratungs- und Schulungsberufe in<br />
Deutschland (VDBD), der Deutschen<br />
Diabetes-Hilfe (diabetesDE)<br />
sowie der Deutschen Diabetes-<br />
Hilfe – Menschen mit Diabetes<br />
(DDH-M) in einer Arbeitsgruppe<br />
(AG Dia Digital) zusammengetan,<br />
um unter Mitwirkung des Bochumer<br />
Zentrums für Telematik und<br />
Telemedizin (ZTG) den Markt für<br />
Diabetes-Apps zu analysieren. Daraus<br />
entstanden sind ein Kriterienkatalog<br />
zur Qualitätsüberprüfung<br />
sowie ein spezielles Gütesiegel. „Damit<br />
gibt es erstmals in Deutschland<br />
eine systematische und unabhängige<br />
Bewertung von Diabetes-Apps“,<br />
betont Droßel.<br />
Kein Durchblick bei digitalen Angeboten?<br />
Ein Gütesiegel soll künftig die Auswahl erleichtern.<br />
Foto: thinkstock<br />
»Qualität der<br />
Angebote sehr<br />
unterschiedlich«<br />
Basis für die Bewertung ist eine<br />
Selbstauskunft des Herstellers zu<br />
Produktdetails, medizinischen Fragen<br />
sowie zu Datenmanagement<br />
und Transparenz der jeweiligen App.<br />
Hierzu gehören beispielsweise Angaben<br />
zur Produktkategorie, zu den<br />
Kosten und einer etwaigen Kostenübernahme<br />
durch die Krankenkassen,<br />
zum Datenschutz sowie zu Nutzungsbedingungen,<br />
Maßnahmen zur<br />
Barrierefreiheit oder zur Prävention.<br />
Auch Vertrauenswürdigkeit und<br />
Praktikabilität werden geprüft<br />
„Die AG DiaDigital überprüft die Angaben<br />
der Hersteller auf Korrektheit<br />
und Vertrauenswürdigkeit und die<br />
Apps zusätzlich auf Praktikabilität<br />
und Nutzerfreundlichkeit“, erklärt<br />
Droßel. Fällt die Bewertung positiv<br />
aus, erhält das Produkt das Gütesiegel<br />
der AG DiaDigital. „Bei Beanstandungen<br />
soll es jedoch keine offizielle<br />
Negativbewertung geben, sondern<br />
wir besprechen mit dem jeweiligen<br />
Hersteller die Qualitätsmängel, damit<br />
er eine Optimierung vornehmen<br />
kann“, macht Droßel deutlich.<br />
In einer Pilotphase hat die AG bereits<br />
mehrere Apps beispielhaft<br />
überprüft. Offiziell soll das Bewertungsverfahren<br />
Ende Mai starten.<br />
Die Ergebnisse sind auf der Homepage<br />
http://diadigital.de/ abrufbar.<br />
„Unsere AG umfasst derzeit 50 Mitglieder.<br />
Die Kooperation soll aber<br />
sukzessive ausgebaut werden“, sagt<br />
Droßel. Interessierte Ärzte können<br />
sich unter diana.drossel@ddh-m.de<br />
per E-Mail an die AG wenden.<br />
Petra Spielberg<br />
Gefahr von Cyber-Angriffen unterschätzt<br />
Assekuranz will kleine und mittlere Unternehmen gegen Datendiebe versichern<br />
BERLIN. Der Schutz gegen die<br />
zunehmende Cyber-Kriminalität<br />
umfasst viel mehr als nur<br />
eine gute Sicherheitssoftware.<br />
Darauf machten Vertreter<br />
des Gesamtverbandes der<br />
Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(GDV) mit Blick auf<br />
kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) in einem Pressegespräch<br />
anlässlich der „Cyber Security<br />
Konferenz“ aufmerksam.<br />
Es vergehe kein Tag ohne Opfer,<br />
mahnte Präsident Dr. Alexander<br />
Erdland. „Immer mehr Daten werden<br />
digital genutzt, ob Patientendaten<br />
in der Arztpraxis oder Kundendaten<br />
in Logistikunternehmen oder<br />
Hotels. Doch das Risikobewusstsein<br />
für Sicherheit ist unterentwickelt.“<br />
Dabei sei dies eine Kernaufgabe guter<br />
Unternehmensführung.<br />
Eine aktuelle forsa-Umfrage, die der<br />
Verband in Auftrag gegeben hatte,<br />
zeigt das Dilemma. Gerade einmal<br />
jedes dritte Unternehmen sieht das<br />
Risiko, Opfer von Cyberkriminalität<br />
zu werden. Dies sei ein „gefährlicher<br />
Irrglauben“, sagte Dr. Erdland. „Die<br />
Kriminellen wissen, wie sie auch<br />
vermeintlich uninteressante Daten<br />
zu Geld machen – nämlich indem<br />
sie einfach die Daten sperren und<br />
Löse geld kassieren.“ Für einen solchen<br />
Angriff sei kein Betrieb zu klein.<br />
»Schwachstelle<br />
Mitarbeiter<br />
oft unterschätzt«<br />
28 % der Unternehmen haben laut<br />
forsa-Umfrage bereits finanzielle<br />
oder materielle Schäden durch Cyber-Angriffe<br />
erlitten.<br />
Der Mensch ist das größte<br />
Sicherheitsproblem<br />
Foto: fotolia/cil86<br />
Den Hackern leicht macht es der<br />
Umstand, dass die KMU ihre Mitarbeiter<br />
nicht darin schulen, wie<br />
Risiken zu identifizieren sind. Ein<br />
„Quick-Check für Cyber-Security“<br />
der VdS Schadenverhütung GmbH,<br />
einer unabhängigen Prüfinstitution<br />
mit dem Schwerpunkt Unternehmenssicherheit,<br />
zeigt die Schwachstellen.<br />
2000 Unternehmen haben<br />
hier eine Selbsteinschätzung vorgenommen.<br />
Wie VdS-Geschäftsführer<br />
Dr. Robert Reinermann erläuterte,<br />
ist „der Mensch das größte Sicherheitsproblem“.<br />
So könne schon der<br />
Mitarbeiter nebenan unbedacht<br />
oder getäuscht eine infizierte E-Mail<br />
öffnen oder einen gefährlichen Link<br />
anklicken.<br />
Musterbedingungen für<br />
Verträge liegen vor<br />
Beim Check hatte nur die Hälfte der<br />
Unternehmen bestätigt, dass interne<br />
und externe Mitarbeiter die Regeln<br />
zur Informationssicherheit kennen.<br />
In 45 % der Unternehmen ist nicht<br />
festgelegt, wer für die IT-Sicherheit<br />
zuständig ist. Noch brisanter ist die<br />
Situation, wenn es darum geht, was<br />
von wem im Notfall zu tun ist.<br />
Cyberangriffe können gravierende<br />
Folgen für ein Unternehmen haben.<br />
Diese reichen von Produktionsausfällen<br />
über Kundenflucht bis zur Insolvenz.<br />
Jedes zehnte produzierende<br />
Industrie unternehmen lässt sich<br />
mittlerweile gegen Hackerangriffe<br />
und andere IT-Risiken versichern.<br />
Die Versicherungswirtschaft will<br />
künftig auch KMU eine Cyber-Assekuranzpolice<br />
anbieten. Dabei geht<br />
es, wie Thomas Pache, Sprecher der<br />
GDV-Arbeitsgruppe Cybersicherheit,<br />
erklärte, um Unterstützung<br />
im Schadensfall. So werden u.a. die<br />
Kosten für Forensiker übernommen,<br />
die bei der Ursachenfindung entstehen<br />
– etwa bei Diebstahl oder missbräuchlicher<br />
Veröffentlichung von<br />
Daten. Die Versicherung soll auch<br />
einen Tagessatz zahlen, wenn es zu<br />
Betriebsunterbrechungen kommt.<br />
Damit können laufende Kosten beglichen<br />
und der Gewinnausfall minimiert<br />
werden. Es ist ein Rahmen,<br />
den der GDV mit seinen Musterbedingungen<br />
für die Versicherung von<br />
Freiberuflern und KMU vorlegt. Die<br />
Versicherer werden diesen mit eigenen,<br />
konkreten Angeboten füllen.<br />
Versicherungsschutz und Rat zur<br />
Schadensvermeidung sollen dabei<br />
Hand in Hand gehen. kol<br />
Check für Cyber-Security:<br />
www.vds-quick-check.de