Interkulturelle Kompetenzentwicklung - ABWF
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Als Bereitstellung von Orientierungswissen und Wissensvertiefung verstehen<br />
wir die Vermittlung von Informationen beispielsweise über ausgewählte<br />
Länder, in die Mitarbeiter reisen sollen, oder über Herkunftsländer<br />
von Teammitgliedern sowie die Vermittlung von Wissen über kulturelle<br />
Unterscheidungsdimensionen und Muster, um fremdkulturelles Denken,<br />
Fühlen und Handeln besser verstehen zu können. Dieses Wissen liefern<br />
kulturvergleichende Psychologie, Religionswissenschaft und internationale<br />
Managementforschung. Es ist von der wissenschaftlichen Begleitung,<br />
Trainern und betrieblichen Multiplikatoren auf die unterschiedlichen Zielgruppen<br />
in den Unternehmen hin angepasst worden und um unternehmensspezifische<br />
Themen ergänzt worden. Dieses Wissen wurde in der<br />
Regel in sog. interkulturellen Basis-Workshops vermittelt bzw. in vorhandene<br />
betriebliche Konzepte integriert. Es bietet Interpretationsmuster für<br />
Verhaltensweisen, die die Teilnehmer im fremdkulturellen Kontext oder<br />
im eigenen Team vor Ort als befremdlich erlebt haben. Somit kann die<br />
Vermittlung von Wissen die Verstehensbasis für zunächst irritierende Phänomene<br />
erweitern. Dieses erweiterte Verständnis kann helfen, Konfliktpotenzial<br />
aus der Arbeitskommunikation zu nehmen. Reibungsverluste<br />
können reduziert werden.<br />
Zu den vermittelten Wissensbereichen gehört auch das Thema „Migration“<br />
und ihre Bedeutung für die Identität von Zuwanderern. Denn der Migrationsprozess<br />
selbst – und nicht nur die Kultur des Herkunftslandes – ist<br />
in seiner Bedeutung für die Identitäts- und soziale Entwicklung nicht zu<br />
unterschätzen. Wer ein besseres Verständnis seiner Kollegen und Mitarbeiter<br />
mit fremdkulturellem Hintergrund erlangen will, kommt um die Auseinandersetzung<br />
mit der Thematik nicht herum. Eine Beschränkung auf<br />
die bloße Vermittlung fremdkultureller Muster der Herkunftskulturen würde<br />
viel zu kurz greifen, da die im Migrationsprozess enthaltenen Lern- und<br />
Entwicklungspotenziale unterschlagen würden (Weißbach/Kipp 2006).<br />
An dieser Stelle darf nicht unerwähnt bleiben, dass wir zuweilen mit dem<br />
kaum versteckten Wunsch nach ultimativem Know-how konfrontiert worden<br />
sind, wie man denn nun mit „den Türken“ und „den Polen“ so umgeht,<br />
dass sie in der deutschen Arbeitskultur ein für allemal „funktionieren“.<br />
Es gilt in diesem Fall deutlich zu machen, dass interkulturelles Lernen<br />
nicht heißt: „Ich erhalte korrekte Anweisungen zur Behandlung meiner<br />
Kollegen aus …“ Vielmehr geht es um die Erweiterung von Verständnis<br />
für Menschen mit fremdkulturellem Hintergrund und darauf aufbauend<br />
um alternative Möglichkeiten eigenen Verhaltens. Die kulturelle Herkunft<br />
stellt nur eine Facette von Persönlichkeit dar, die Beachtung finden muss<br />
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