Interkulturelle Kompetenzentwicklung - ABWF
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gab auf der einen Seite noch so viel zu fragen und auf der anderen Seite<br />
noch so viel zu erzählen. Hier wurde ganz deutlich, wie stark der Wissensdurst<br />
der Beschäftigten war und wie stolz die Interviewten waren,<br />
über ihr Land, ihre Kultur und ihre Migrationserfahrungen zu berichten. Im<br />
Anschluss präsentierten die Teilnehmer an Landkarten das Herkunftsland<br />
ihres Gesprächspartners und schrieben deren Namen in den jeweiligen<br />
Schriftsystemen auf – im vorliegenden Fall handelte es sich um das kyrillische<br />
und das chinesische.<br />
Ein weiterer Themenschwerpunkt bestand in der Reflexion eigener Vorurteile<br />
gegenüber anderen Kulturen. Die Themenstellung lautete: „Vorurteile:<br />
Welche wir haben, wie wir uns mit ihnen fühlen und wozu sie gut sind.“ (vgl.<br />
das Konzept in Kap. 4.1) Hier hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich über<br />
ihre eigenen Vorurteile klar zu werden. Während der engagierten Diskussionen<br />
erörterten sie, was Vorurteile in ihnen bewirken, welche Hemmnisse<br />
sie in einem aufbauen und wie sie die Wahrnehmung verändern können,<br />
aber auch welche positiven Aspekte in Vorurteilen enthalten sein können.<br />
Dies wurde von den Teilnehmern sehr engagiert hinterfragt und diskutiert.<br />
Bei diesem sensiblen Thema war es wichtig, dass die Beschäftigten sich<br />
frei auch jenseits von „political correctness“ äußern konnten. Denn wenn<br />
bestimmte Fragen oder Statements als unerwünscht erscheinen, verbietet<br />
man den Diskussionsteilnehmern den Mund. Damit werden jedoch Lernprozesse<br />
begrenzt. Schon während dieser Diskussion kam es offensichtlich<br />
zur Reflexion der eigenen Einstellung gegenüber anderen Kulturen.<br />
Nach der Mittagspause gab es kulinarische Kostproben aus anderen Ländern.<br />
Dabei konnten sich die Teilnehmer nicht nur über die Essgewohnheiten<br />
in anderen Ländern informieren, sondern auch über kulturelle Hintergründe<br />
und Stellenwerte bestimmter Süßigkeiten. Dies war natürlich<br />
eine äußerst angenehme Weise, Wissen aufzunehmen. Auch bei dieser<br />
Trainingseinheit stand der gegenseitige Austausch im Vordergrund. Die<br />
Teilnehmer erzählten sich gegenseitig, was sie mögen oder nicht mögen<br />
und was ihnen vom Geschmack her fremd ist. Zum Schluss boten sie<br />
die Süßigkeiten anderen Mitarbeitern im Sozialraum an, was begeistert<br />
aufgenommen wurde.<br />
Während der Abschlussrunde mit der Fragestellung: „Auf wen und was<br />
bin ich neugierig geworden? Was nehme ich mit?“ wurden die Teilnehmer<br />
aufgefordert, den Tag mit seinen Geschehnissen zu reflektieren.<br />
Das Aufstellen eines persönlichen Aktionsplans zur weiteren gezielten<br />
Kontaktaufnahme mit Beschäftigten fremdkultureller Herkunft sollte den<br />
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