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01/2017 KiGa-Heft

Fritz + Fränzi

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Im Kindergarten wird Ihr Kind<br />

lernen, sich auf verschiedene<br />

andere Kinder einzustellen.<br />

>>> man es zu Beginn nach einiger<br />

Zeit wieder abholt oder man als<br />

Elternteil noch eine Weile bleiben<br />

und für sich etwas abseits vom<br />

Geschehen ein wenig lesen darf.<br />

Wenn ein Kind diesen Schritt trotz<br />

der Begleitung und Unterstützung<br />

durch die Bezugspersonen noch<br />

nicht schafft, kann dies ein Hinweis<br />

darauf sein, dass es noch nicht reif<br />

ist für den Kindergarten.<br />

Ein Ort voll neuer Gesichter und<br />

Spielgefährten<br />

In der Kindergartengruppe treffen<br />

nicht einfach 25 Kinder aufeinander,<br />

sondern 25 Persönlichkeiten mit<br />

unterschiedlichen Bedürfnissen,<br />

Charakterzügen, Stärken und<br />

Schwächen, Interessen und Spielvorlieben.<br />

Ihr Kind wird lernen, sich in<br />

dieser Vielfalt zurechtzufinden und<br />

sich auf verschiedenste Kinder einzustellen.<br />

Es entwickelt und verfeinert<br />

seine sozialen Kompetenzen<br />

weiter, lernt Kontakt aufzunehmen,<br />

sich in laufende Gruppenaktivitäten<br />

einzuklinken und über Spiele und<br />

Abmachungen zu verhandeln.<br />

Dabei geht es nicht immer harmonisch<br />

zu. Es entwickeln sich<br />

Sympathien und Antipathien, Konflikte<br />

und Rivalitäten. Das kann für<br />

Sie als Eltern schwierig sein. Gleichzeitig<br />

ist es für Ihr Kind ein wichtiges<br />

Lernfeld, um sich abzugrenzen<br />

und gleichzeitig die Grenzen anderer<br />

zu akzeptieren. Es muss Wege<br />

finden, um sich mit anderen zu einigen,<br />

Konflikte zu lösen und sich<br />

wieder zu versöhnen.<br />

Auch für Kinder, die bereits eine<br />

Krippe besucht haben, ist diese<br />

3 FRAGEN<br />

«Jedes Kind<br />

reagiert auf den<br />

Eintritt anders»<br />

Frau Fritschi, wie können Eltern ihr Kind<br />

unterstützen?<br />

Indem sie loslassen. Das bedeutet, zu<br />

akzeptieren, dass neue Bezugspersonen<br />

ins Leben des eigenen Kindes treten.<br />

Loslassen heisst auch, dem eigenen Kind<br />

etwas zuzutrauen. Wenn es mit neuen<br />

Ideen kommt, diese auszuprobieren, es<br />

machen zu lassen. Loslassen müssen<br />

Eltern auch beim selbständigen Handeln.<br />

Handlungen sollten nicht zu schnell<br />

vorweggenommen werden, nur damit<br />

etwas schneller geht. Es muss üben, um<br />

selbständig werden zu können. Und: Wenn<br />

ihr Kind von Konflikten berichtet, nicht<br />

gleich das eigene Kind in Schutz nehmen,<br />

sondern einfühlsam nachfragen, wie sich<br />

denn das Ganze zugetragen hat. Wichtig<br />

für einen gelingenden Einstieg ist auch<br />

genügend Schlaf. Und am Morgen<br />

genügend Zeit, um gut im Kindergarten<br />

anzukommen. Ich empfehle auch,<br />

Stille-Zeit im Alltag einzuführen, zum<br />

Beispiel eine Zimmerstunde nach dem<br />

an Ruth Fritschi, Kindergärtnerin<br />

Mittagessen. Viele Kinder müssen üben,<br />

zur Ruhe zu kommen und sich selber zu<br />

beschäftigen.<br />

Wie verändert sich das Kind nach dem<br />

Eintritt?<br />

Nicht jedes Kind reagiert auf den Eintritt in<br />

den Kindergarten gleich. Was sicher für die<br />

meisten Kinder zutrifft: dass sie müde und<br />

beansprucht zu Hause ankommen. Es<br />

kommt immer wieder vor, dass sich die<br />

Kinder beim Ankommen zu Hause<br />

schwierig und impulsiv verhalten, weil die<br />

Energie durch den Kindergarten-Halbtag<br />

aufgebraucht ist. Dazu gibt es verschiedene<br />

Tipps, doch zeigt die Erfahrung, dass<br />

die Eltern für ihr Kind die eigene Lösung<br />

finden müssen. Eltern berichten auch,<br />

dass die Sprache und der Umgang mit<br />

anderen Kindern anfangs gröber werden.<br />

Für die meisten Kinder hat es einen<br />

gewissen Reiz, auszutesten, was passiert,<br />

wenn sie sich auch mal so verhalten. Es<br />

gilt, zu Hause die «frechen» Wörter oder<br />

grobe Verhaltensweisen abzulehnen. Mit<br />

der Zeit pendelt sich dies ein.<br />

Was tun, wenn das Kind nicht (mehr) in<br />

den Chindsgi gehen will?<br />

Da werden wohl einige Ideen ausprobiert<br />

werden müssen:<br />

• Mit einem anderen Elternteil organisieren,<br />

dass ein Kiga-Gspänli klingeln und<br />

es abholen kommt.<br />

• Papi/Götti oder eine andere Bezugsperson<br />

begleitet für eine Phase den<br />

Schulweg (zu Fuss).<br />

• In Absprache mit der Kindergartenlehrperson<br />

darf das Kigakind sein Lieblings-<br />

Plüschtier mitnehmen.<br />

• Die Teamteachings-Lehrperson oder die<br />

Schulische Heilpädagogin holt das Kind<br />

zu Hause ab.<br />

Das Gespräch mit der Kindergarten-Lehrperson<br />

zu suchen, ist in jedem Fall wichtig.<br />

Vielleicht hat die Verweigerung einen<br />

Grund, den man beseitigen kann, indem<br />

man individuell auf das Kind eingeht.<br />

Zur Person<br />

Ruth Fritschi ist Heilpädagogin und<br />

Kindergärtnerin, Präsidentin der<br />

LCH-Stufenkommission 4bis8 und Mitglied<br />

der Geschäftsleitung des Dachverbandes<br />

Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH. Sie<br />

lebt in Basel.<br />

10 Sommer 2<strong>01</strong>7 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Kindergarten

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