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AltaVista im September 2017

Altavista ist das neue Premium-Fachmagazin für Fachleute im Gesundheitswesen. In dieser Ausgabe: Cluster-Kopfschmerz "Wie ein glühender Eispickel im Hirn". Ausserdem: Das grosse Interview mit Dr. Christoph Held zu seinem neuen Buch "Bewohner". Dazu News aus Wissenschaft, Forschung und Pflegealltag.

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Aspirin:<br />

Wie ein Medikament<br />

die Welt verändert(e)<br />

Es ist eines der populärsten Arzne<strong>im</strong>ittel überhaupt: Aspirin hat wie kaum ein<br />

anderes Medikament Medizingeschichte geschrieben. Die Karriere des Schmerzmittels<br />

begann vor nunmehr 120 Jahren ganz unspektakulär.<br />

DOREEN FIEDLER<br />

Am 10. August 1897 gelang es<br />

dem jungen Bayer-Chemiker<br />

Felix Hoffmann erstmals, die<br />

Acetylsalicylsäure in einer<br />

chemisch reinen und stabilen<br />

Form zu synthetisieren. Die Salicylsäure<br />

galt als altbekanntes Naturheilmittel, dessen<br />

schmerzstillende und fiebersenkende<br />

Wirkung seit über 2000 Jahren bekannt<br />

war. Schon Hippokrates soll seinen Patienten<br />

Aufgüsse aus der Rinde des Weidenbaums<br />

(lateinisch Salix) verordnet haben.<br />

Salicylate bekam auch Hoffmanns Vater<br />

gegen sein Rheuma. Die Behandlung<br />

hatte allerdings erhebliche Nebenwirkungen.<br />

Die Säure verursachte Brechreiz und<br />

verätzte die Schle<strong>im</strong>häute in Mund und<br />

Magen. Um das Leiden seines Vaters erträglicher<br />

zu machen, begann der Sohn zu<br />

exper<strong>im</strong>entieren.<br />

Haltbar und verträglicher<br />

In der Verbindung von Salicylsäure mit<br />

s<strong>im</strong>p ler Essigsäure fand Hoffmann die Formel<br />

für ein haltbares und verträgliches Medikament,<br />

das Schmerzen linderte, Fieber<br />

senkte und entzündungshemmende Eigenschaften<br />

hatte - ohne die unangenehmen Nebenwirkungen<br />

der Salicylsäure. Zwei Jahre<br />

später, 1899, brachten seine Arbeitgeber das<br />

Medikament auf den Markt - unter dem patentierten<br />

Handelsnamen Aspirin, mit dem<br />

bald alle Welt den Wirkstoff identifizierte.<br />

Aspirin war wenige Jahre nach der Lancierung auch in der arabischen Welt erhältlich<br />

und die Kampagne mit einer blonden, unverschleierten Frau kam nicht nur gut an.<br />

Mehr als 70 Jahre blieb die Wirkweise<br />

von Aspirin ungeklärt. Erst 1971 wies der<br />

britische Pharmakologe John Vane nach, dass<br />

Acetylsalicylsäure die Synthese best<strong>im</strong>mter<br />

Botenstoffe – sogenannter Prostaglandine –<br />

hemmt und damit die Schmerz- und Entzündungsreaktion<br />

lindert. Vane erhielt dafür<br />

1982 den Nobelpreis für Medizin.<br />

Heute ist der Wirkstoff weder aus der<br />

Hausapotheke noch aus der Hightechmedizin<br />

wegzudenken. Das Mittel lindert nicht<br />

nur alle Arten des Kopfschmerzes vom Kater<br />

bis zur Migräne, sondern wird ebenso<br />

gegen Rücken- und Gelenkschmerzen eingesetzt<br />

und wirkt fiebersenkend und entzündungshemmend.<br />

Erwiesen ist auch,<br />

dass ASS das Risiko von Herzinfarkten<br />

und Schlaganfällen senken kann.<br />

Möglicher Schutz vor Darmkrebs<br />

Auch eine mögliche vorbeugende Wirkung<br />

gegen best<strong>im</strong>mte Krebsarten wird erforscht.<br />

So scheint Acetylsalicylsäure bei langjähriger<br />

Einnahme das Darmkrebsrisiko zu senken.<br />

Auch das Risiko, an Krebs zu sterben,<br />

war in Studien geringer. Der Mechanismus<br />

ist noch nicht ganz klar. ASS und ähnliche<br />

Medikamente beeinflussen Entzündungsprozesse<br />

<strong>im</strong> Körper. Diese wiederum können<br />

an der Krebsentstehung beteiligt sein.<br />

Allerdings raten Experten unter anderem<br />

vom Deutschen Krebsforschungszentrum<br />

von einer dauerhaften Einnahme von<br />

Eine der ersten Fertigarzneien überhaupt: Aspirin in der Blechdose für unterwegs.<br />

Aspirin zur Krebsvorbeugung ab. Denn<br />

das Mittel kann zu erheblichen Nebenwirkungen<br />

führen. ASS bewirkt nicht nur eine<br />

Blutverdünnung und wird daher etwa nach<br />

einem Herzinfarkt gegeben. Es fördert zugleich<br />

die Blutungsneigung, was zu Blutungen<br />

<strong>im</strong> Gehirn und <strong>im</strong> Magen-Darm-Trakt<br />

sowie zu Geschwüren führen kann. Weitere<br />

mögliche Nebenwirkungen sind Übelkeit<br />

oder Sodbrennen.<br />

Ob jemand von den Vorteilen profitiert<br />

oder eher unter den Nebenwirkungen leidet,<br />

hängt den Forschern zufolge unter anderem<br />

von der genetischen Veranlagung<br />

ab. Schmerzmittel seien «keine Lutschbonbons»,<br />

warnen daher Fachleute.<br />

10 ALTA VISTA SEPTEMBER <strong>2017</strong> ASPIRIN 120 JAHRE FERTIGARZNEI<br />

ASPIRIN 120 JAHRE FERTIGARZNEI SEPTEMBER <strong>2017</strong> ALTA VISTA 11

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