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AltaVista im September 2017

Altavista ist das neue Premium-Fachmagazin für Fachleute im Gesundheitswesen. In dieser Ausgabe: Cluster-Kopfschmerz "Wie ein glühender Eispickel im Hirn". Ausserdem: Das grosse Interview mit Dr. Christoph Held zu seinem neuen Buch "Bewohner". Dazu News aus Wissenschaft, Forschung und Pflegealltag.

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Konfliktherd<br />

Kommunikation<br />

Konflikte bei der Arbeit sind nichts Ungewöhnliches. Auch die Zusammenarbeit<br />

der Berufsgruppen <strong>im</strong> Krankenhaus verläuft nicht <strong>im</strong>mer reibungslos. Pflegekräfte<br />

beklagen Kommunikationsprobleme. Ärzte wünschen sich mehr Verständnis für<br />

ihre Arbeits belastung.<br />

YVONNE BECK<br />

Kommt es in einer Pflegesituation<br />

zu Schwierigkeiten, ist häufig<br />

nicht ein Patient der Anlass.<br />

Tatsächlich geht es meistens<br />

um Konflikte zwischen den Berufsgruppen.<br />

Dabei dient ärztliches und<br />

pflegerisches Handeln eigentlich dem gleichen<br />

Zweck – der Heilung und Gesundheit<br />

des Patienten. Bei der Betreuung, Behandlung<br />

und Pflege von kranken, alten oder<br />

behinderten Menschen ist die Zusammenarbeit<br />

zwischen ärztlichen und pflegerischen<br />

Mitarbeitern unerlässlich. Eine<br />

Berufsgruppe kann ohne die andere Berufsgruppe<br />

ihren Auftrag nicht wirklich erfüllen.<br />

Doch während die Pflege zahlenmässig<br />

weitaus überlegen ist, sind die Ärzte<br />

diejenigen, die Anordnungen treffen.<br />

Dies birgt enormes Konfliktpotenzial, da<br />

sich Pflegekräfte häufig in ihrer Leistung<br />

zu wenig anerkannt fühlen.<br />

Fehlende Wertschätzung und<br />

hohe Arbeitsbelastung<br />

Mögen Pflegekräfte eine fehlende Wertschätzung<br />

beklagen, wünschen sich Ärzte<br />

mitunter mehr Verständnis für ihre hohe<br />

Arbeitsbelastung. Die Kooperation und<br />

Kommunikation zwischen Ärzten und<br />

Pflegenden ist daher stark opt<strong>im</strong>ierungsbedürftig.<br />

Die Problematik zwischen den einzelnen<br />

Berufsgruppen hat in den letzten<br />

Jahren stetig zugenommen. Grund dafür ist<br />

unter anderem, dass der Personalmangel<br />

auf beiden Seiten zu <strong>im</strong>mer grösserer Arbeitsbelastung<br />

führt. Ärzte und Pflegekräfte<br />

haben <strong>im</strong>mer weniger Zeit sich auszutauschen.<br />

Doch gerade <strong>im</strong> Krankenwesen<br />

ist Kommunikation und Teamarbeit besonders<br />

wichtig. Jeder muss sich auf die Professionalität<br />

des anderen verlassen können.<br />

Eine gute Teamarbeit erreicht man jedoch<br />

nur bei gegenseitiger Wertschätzung.<br />

Konfliktpotential steckt jedoch auch in der<br />

grossen Differenz in Bezug auf Lohn und<br />

gesellschaftliches Ansehen. Ärzte haben<br />

einen Hochschulabschluss und haben einen<br />

hohen sozialen Stellenwert in der Gesellschaft.<br />

Die Pflege hingegen wird häufig als<br />

«minderwertiger» Ausbildungsberuf angesehen,<br />

obwohl inzwischen sogar Studiengänge<br />

für Pflegewissenschaften angeboten<br />

werden. Beide Berufsgruppen arbeiten zum<br />

Wohl des Patienten, werden jedoch von der<br />

Gesellschaft völlig unterschiedlich bewertet.<br />

Dabei besitzt eine ausgebildete Krankenschwester<br />

oder ein Pfleger mit langjähriger<br />

Berufserfahrung häufig grosses<br />

fachliches Wissen und verfügt über umfassende<br />

praktische Erfahrungen.<br />

Ausbildung versus Berufs -<br />

erfahrung<br />

Verständlich, dass Pflegekräfte ihre<br />

Kompetenzen und ihr Wissen <strong>im</strong> Berufsalltag<br />

einsetzen wollen. Dieses scheitert<br />

jedoch häufig an alten Strukturen. So<br />

haben Pflegekräfte den Ärzten gegenüber<br />

eine Informationspflicht bezüglich des Gesundheitszustandes<br />

der Patienten, umgekehrt<br />

gilt dies jedoch nicht. Ein junger Mediziner<br />

mit einem Bruchteil an Erfahrungen<br />

steht häufig vor der Aufgabe, die medizinische<br />

Fachkompetenz zu verkörpern und<br />

letztlich aufgrund seiner Verantwortlichkeit<br />

Anordnungen zu treffen. Die Schwierigkeit<br />

besteht darin, dieser Funktion gerecht<br />

zu werden, ohne dabei arrogant oder<br />

aber unsicher zu wirken. Für junge Mediziner<br />

ist es häufig ein Spagat, Krankenschwestern<br />

und Pfleger in ihrem Fachwissen<br />

ernst zu nehmen, ihr Wissen so weit<br />

wie möglich einzubringen und zugleich die<br />

entsprechende Fachautorität zu verkörpern.<br />

Wie man dies genau macht, bringt<br />

ihnen jedoch niemand bei. Assistenzärzte<br />

sind unerfahrene Berufsanfänger. Ihre<br />

Chefs erwarten jedoch, einen reibungslosen<br />

Ablauf auf der Station, ohne dass darüber<br />

explizit gesprochen wird. Besonders<br />

für junge Ärzte ist es daher von grosser<br />

Bedeutung, Kommunikationsstrukturen<br />

schon zu Beginn ihrer beruflichen Karriere<br />

zu reflektieren und in die eigene Handlungskompetenz<br />

zu integrieren.<br />

Die Aufgabenverteilung in Spitälern ist<br />

unterschiedlich geregelt und häufig kommt<br />

es zu Problemen, wenn Aufgaben nicht eindeutig<br />

zugeordnet sind. Wer übern<strong>im</strong>mt Tätigkeiten,<br />

die niemandem eindeutig zugeordnet<br />

werden können, die aber alle als<br />

lästig empfinden? Aufgabenverteilung und<br />

Abläufe müssen deshalb klar definiert sein.<br />

Ob Teamarbeit funktioniert, hängt von Einzelpersonen<br />

ab, aber sicherlich auch davon,<br />

ob sie strukturell verankert ist. Wichtig ist<br />

auch die «stille» Übereinkunft des «Gebens<br />

und Nehmens». Ein «guter» Arzt ist aus<br />

Sicht der Pflege einer, der auch mal mitanpackt<br />

(also z. B. auch einmal Betten schiebt).<br />

Pflegekräfte hingegen sind die Konstanten<br />

auf den Stationen. Ein junger Arzt sollte<br />

sich daher stets bei ihnen erkundigen, wie<br />

die Abläufe sind und sich daran halten.<br />

Konflikte sind sonst vorprogrammiert.<br />

Kommunikation und Kooperation<br />

Umfragen zufolge wünscht sich die<br />

Mehrzahl der Pflegekräfte häufigere Gespräche<br />

mit dem Arzt, zudem beklagen sie,<br />

dass Absprachen nicht eingehalten würden,<br />

etwa der Zeitpunkt der Visite. Personalmangel<br />

führt auf beiden Seiten jedoch zu<br />

<strong>im</strong>mer höherem Druck. Ärzte und Pflegekräfte<br />

haben <strong>im</strong>mer weniger Zeit, sich auszutauschen.<br />

Die Kommunikation zwischen<br />

Arzt und Pflegekräften darf auf keinen Fall<br />

ausschliesslich «stumm» ablaufen, also<br />

einfach schriftlich angeordnet. Denn nur<br />

<strong>im</strong> direkten Gespräch können die Standpunkte<br />

beider Parteien zu Gehör kommen.<br />

Persönliche Kommunikation erlaubt eine<br />

weitaus intensivere und umfassendere Informationswiedergabe<br />

und ermöglicht die<br />

Aufrechterhaltung der Bindungen zwischen<br />

den Berufsgruppen <strong>im</strong> Krankenhaus.<br />

Führungskräfte sollten dies fördern und<br />

leben, denn dieses erhöht zum einen die<br />

Mitarbeiterzufriedenheit und verbessert<br />

zudem das Arbeitskl<strong>im</strong>a. So sollten Teambesprechungen<br />

als «Jour fixe» genutzt werden,<br />

um strukturelle Probleme zu besprechen.<br />

An diesen Besprechungen sollten<br />

auch Chefarzt und Oberärzte teilnehmen.<br />

Nur so wird eine direkte Kommunikation<br />

ermöglicht, die eine fachliche Zusammenarbeit<br />

und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit<br />

fördert. ➜<br />

14 ALTA VISTA SEPTEMBER <strong>2017</strong> FOKUS GEMEINSAM ZUM WOHLE DES PATIENTEN<br />

FOKUS GEMEINSAM ZUM WOHLE DES PATIENTEN SEPTEMBER <strong>2017</strong> ALTA VISTA 15

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