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SchlossMagazin Fünfseenland Oktober 2017

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Lehrer als auch der Schüler sehr hoch. Daher macht mir meine<br />

Arbeit dort große Freude. Ich durfte in den vergangenen<br />

Jahren viele Schüler begleiten, die jetzt an einer Musikhochschule<br />

studieren.<br />

Landschaftlich gesehen gibt es ja große Ähnlichkeiten<br />

zwischen dem Schweizer und dem bayerischen Voralpenland.<br />

Gibt es kulturelle Unterschiede, die Ihnen besonders auffall<br />

e n?<br />

In der Schweiz gibt es meinem Empfinden nach keine große<br />

Streitkultur. Wenn man Konflikte austrägt, findet das eher<br />

unsichtbar statt. Offen anzusprechen, dass einem das und jenes<br />

bei dem Gegenüber nicht gefällt, ist ein Tabu. Das hat bestimmt<br />

auch mit dem politischen System zu tun, das sehr auf<br />

Einigkeit ausgelegt ist. In Bayern dagegen erlebe ich, dass es<br />

zwar Momente gibt, bei denen man richtig „gschead“ zueinander<br />

ist. Aber dann folgt doch wieder eine sehr verbindliche<br />

und herzliche Art. Das gefällt mir.<br />

Sie sind Kosmopolit und kennen viele Länder. Was bedeutet<br />

Heimat für Sie?<br />

Heimat hat natürlich einerseits mit dem Ort zu tun. In Etting<br />

bei Weilheim bin ich aufgewachsen. Dieses Gefühl, in Bayern<br />

daheim zu sein, wird sich nie ändern. Andererseits ist Heimat<br />

aber auch stark mit der eigenen Identität verbunden: Ich habe<br />

in Amsterdam, Basel, Luzern, Zürich und New York gelebt –<br />

im Big Apple bin ich im Rahmen eines Stipendiums nun schon<br />

zum dritten Mal für je ein halbes Jahr. Überall ist man mit einer<br />

anderen Mentalität konfrontiert. An allen diesen unterschiedlichen<br />

Orten habe ich Heimat für mich gefunden: Das,<br />

was mich als Person ausmacht. Mich hat es nie interessiert,<br />

wohin zu gehen und dann so zu werden wie die Leute dort.<br />

Und wie würden Sie sich als Person beschreiben?<br />

Ich interagiere gern mit Menschen. Dabei bin ich eigentlich<br />

ein eher zurückhaltender Typ und möchte nicht aufdringlich<br />

sein. Ich denke aber, dass gerade das eine gute Voraussetzung<br />

für gelungene Kommunikation ist. In meinen Konzerten<br />

sind für mich die schönsten Momente, wenn die Zuhörer so<br />

richtig in meine Musik eintauchen – und ganz besonders,<br />

wenn sie nach Konzertende zu mir kommen und sich mit mir<br />

austauschen.<br />

Interaktion und Kommunikation sind wichtige Komponenten<br />

des Jazz.<br />

Ja, vielleicht die wichtigsten. Jazz ist ein elastisches Interagieren<br />

mit Menschen, daher ist es essentiell, sensibel miteinander<br />

zu spielen, aufeinander zu hören und aufeinander einzugehen.<br />

Anders als in einem klassischen Konzert entwickelt<br />

und improvisiert man im Jazz einen Großteil der Musik live auf<br />

der Bühne. Musiker, die so sensibel sind, dass sie alle Stimmen<br />

zulassen, sind allerdings selten. Als „Cargo“ sind wir da perfekt<br />

eingespielt: Wir kennen uns als Menschen und Musiker<br />

seit zehn Jahren und sind gute Freunde. Lionel Friedli und<br />

Reto Suhner sind nicht nur zwei der spannendsten aktuellen<br />

Musiker der Schweiz, sondern auch besonders feine Menschen.<br />

Gemeinsam sind wir darauf bedacht, als Gruppe gut zu<br />

funktionieren. Das ist bei den Konzerten spürbar.<br />

Sie interagieren auch im virtuellen Raum viel mit anderen<br />

Menschen. Vor einem Jahr haben Sie Ihre eigene, digitale Gitarrenschule,<br />

die „Max Frankl Academy“ gegründet. Was hat<br />

es damit auf sich?<br />

Als ich 13 Jahre alt war und gerade Gitarre lernte, hatte ich<br />

Fragen, die mir niemand beantworten konnte. Da möchte ich<br />

Abhilfe schaffen, mit meinem Buch über Jazzgitarre und mit<br />

der „Max Frankl Academy“. Dort stelle ich Inhalte bereit, die<br />

mich interessieren und mit denen ich meine Follower inspirieren<br />

kann. Ich führe einen Blog, nehme Podcasts auf, zum Beispiel<br />

mit dem Thema „Baust du genug Pausen in deine Soli<br />

ein?“ und schreibe gerade ein E-Book zu „Üben im Flow“, das<br />

Ende <strong>Oktober</strong> erscheint. Ich will die Art und Weise verändern,<br />

wie Jazzgitarre vermittelt wird. Meine Mission ist, die Schüler<br />

zu inspirieren, damit sie selbst kreativ werden können. Und<br />

wenn ein Follower mir eine Frage stellt, beantworte ich sie so<br />

schnell wie möglich.<br />

Sie sind sehr aktiv. Wie können Sie am besten entspannen?<br />

Indem ich Arbeit mache, die mir Spaß bereitet. Deshalb bin<br />

ich Musiker geworden. Darüber hinaus treibe ich gern Sport<br />

und esse gesunde Sachen, die mir schmecken. Und wenn es<br />

regnet, gehe ich raus in die Natur. Regen finde ich super. Er<br />

hat so eine reinigende Kraft.<br />

Herr Frankl, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. #<br />

INFORMATIONEN www.all-that-jazz-starnberg.de<br />

INFORMATIONEN<br />

Max Frankls CARGO: Max Frankl (git), Reto Suhner<br />

(sax) Lionel Friedli (dr)<br />

19. <strong>Oktober</strong>, 20:00 Uhr, Schlossberghalle, Starnberg<br />

www.muechenticket.de www.maxfrankl.com<br />

www.maxfranklacademy.com<br />

Das Buch „Introduction: Modern<br />

Jazz Guitar“ von Max Frankl ist<br />

bei AMA erschienen und kostet<br />

22,95 Euro.

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