2017-01: TOP Magazin Dortmund | FRÜHJAHR
Wirtschaft: Dortmunds neue Dynastien Interview: Stephan Harbort – Frauen töten anders Comedy: Ruhrhochdeutsch – Festival im Spiegelzelt Genuss: C.T.C.Mit Patrick Arens im T&Bone
Wirtschaft: Dortmunds neue Dynastien
Interview: Stephan Harbort – Frauen töten anders
Comedy: Ruhrhochdeutsch – Festival im Spiegelzelt
Genuss: C.T.C.Mit Patrick Arens im T&Bone
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Kultur<br />
Schwebende Palmen vor<br />
glitzernder Showkulisse<br />
ABRAHAMS „BLUME VON HAWAII“ IM OPERNHAUS<br />
Recht ansehnlich sind die von Ramesh<br />
Nair choreo grafierten Tanzeinlagen,<br />
nichts weniger als mitreißend die musikalische<br />
Ausführung durch die <strong>Dortmund</strong>er<br />
Philharmoniker unter der Leitung von<br />
Philipp Armbruster.<br />
Paul Abrahams 1931 in Leipzig uraufgeführte<br />
Operette „Die Blume von Hawaii“<br />
ist ein Musterbeispiel für die Dekadenz des<br />
Genres Operette Ende der 20er und Anfang<br />
der 30-er Jahre, in der Komponisten eben<br />
auch mit dem Tonfilm und den damals<br />
beliebten Revuen „hantierten“: Die Musik<br />
ist eingängig, gespickt mit Exotismen, wenn<br />
auch wenig vielfältig, denn das Werk „lebt“<br />
von Wiederholungen, die Texte banal, die<br />
Handlung absurd und die Personen „zusammengesammelt“<br />
aus den Werken anderer<br />
Komponisten: Man hat hier – Puccinis<br />
„Butterfly“ lässt grüßen – den goldbetressten<br />
Marineoffizier, der um die exotische<br />
Schönheit wirbt, den exotischen Prinzen aus<br />
Lehárs „Land des Lächelns“ und natürlich<br />
die liebreizende einheimische Schönheit,<br />
die den Männern mit ihrem umwerfenden<br />
Hüftschwung den Kopf verdreht. Aufführen<br />
kann man ein solches Werk heute eigentlich<br />
kaum noch, es sei denn, man versucht es,<br />
wie Thomas Enzinger in seiner Inszenierung<br />
für das <strong>Dortmund</strong>er Opernhaus, mit einer<br />
Rahmenhandlung, die das Ganze über bloßes<br />
Revuetheater hinauszuheben versucht.<br />
PHANTASIEN EINES<br />
GEISTIG UMNACHTETEN<br />
In Enzingers Inszenierung taucht der<br />
Komponist Paul Abraham – übrigens<br />
sehr nett gespielt von Mark Weigel –<br />
sogar persönlich auf und zieht die Fäden<br />
und führt die Zuschauer durch sein<br />
eigenes Werk. Das Ganze scheint sich<br />
an Bord eines Schiffes abzuspielen, wie<br />
die Projektion auf den Vorhang vermuten<br />
lässt, doch erst ganz am Ende, wenn<br />
Jim Boy seine Smokingjacke gegen einen<br />
Arztkittel vertauscht und Abraham am<br />
Arm wegführt, wird dem Zuschauer klar,<br />
dass sich die Handlung lediglich in des<br />
Komponisten bereits reichlich verwirrtem<br />
Kopf abgespielt hat.<br />
GLITZER UND FLITTER<br />
Das Bühnenbild sowie die Kostüme<br />
von Toto sind schön bunt und teilweise<br />
extrem kitschig, und selbst der geneigteste<br />
Zuschauer fragt sich vor allem bei<br />
den ersten beiden Akten irgendwann<br />
einmal, was die omnipräsente glitzernde<br />
Showtreppe mit der Handlung zu tun hat.<br />
SÄNGERISCH WENIG ÜBERZEUGEND<br />
Recht homogen sind die gesanglichen<br />
Leistungen der Darsteller – homogen<br />
schlecht, muss man allerdings sagen.<br />
Einzig Emily Newton kann in der Rolle<br />
der Prinzessin Laya mit ihrem durch alle<br />
Lagen gut und sicher geführten Sopran<br />
punkten, während Marc Horus als Prinz<br />
Lilo-Taro, Fritz Steinacher als Kapitän<br />
Reginald Harold Stone und Gaines Hall<br />
als Jim Boy vor allem in der Höhe erhebliche<br />
Schwächen zeigen. Schauspielerisch<br />
einigermaßen überzeugend, wenn<br />
auch ein wenig überdreht ist Karen Müller<br />
als Bessie Worthington, hübsch anzusehen<br />
Verena Barth-Jurca als Raka.<br />
Fazit: Wer einen unterhaltsamen Abend<br />
ohne „Tiefgang“ verbringen möchte, wird<br />
nicht enttäuscht werden. n<br />
Text: Martina Lode-Gerke, Bilder: Björn<br />
Hickmann, Stage Picturea<br />
114 Frühjahr <strong>2<strong>01</strong>7</strong> · top magazin DORTMUND