2017-01: TOP Magazin Dortmund | FRÜHJAHR
Wirtschaft: Dortmunds neue Dynastien Interview: Stephan Harbort – Frauen töten anders Comedy: Ruhrhochdeutsch – Festival im Spiegelzelt Genuss: C.T.C.Mit Patrick Arens im T&Bone
Wirtschaft: Dortmunds neue Dynastien
Interview: Stephan Harbort – Frauen töten anders
Comedy: Ruhrhochdeutsch – Festival im Spiegelzelt
Genuss: C.T.C.Mit Patrick Arens im T&Bone
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Kultur<br />
Wenn der Donald mit der Daisy<br />
Mozarts „Zauberflöte“ im Opernhaus<br />
Eigentlich ist Mozarts am 30. September 1791 uraufgeführte Oper „Die Zauberflöte“ ein Werk mit durchaus<br />
philosophischem Hintergrund, durchsetzt mit freimaurerischem Gedankengut: Es geht um Menschlichkeit,<br />
darum, wie der Mensch seinen richtigen Weg finden kann und schließlich ein glückliches – glückseliges –<br />
Leben führen kann – Ideen, wie man sie bereits in der antiken Philosophie bei Platon findet.<br />
DIE KÖNIGIN ALS DOMINA<br />
Auch die drei Damen der Königin der<br />
Nacht (Emily Newton, Ileanan Mateescu<br />
und Almerija Delic) scheinen direkt den<br />
Disney-Filmen entspungen zu sein, während<br />
Kammersänger Hannes Brock als<br />
Monostratos eine Mischung aus Micky<br />
Maus und Klingone („Star Trek“ lässt grüßen!)<br />
zu sein scheint. Marie-Pierre Roy<br />
kann als Königin der Nacht mit glasklaren<br />
Koloraturen punkten, in der mittleren<br />
bzw. tiefen Lage wirkt die Stimme hingegen<br />
ein wenig zu schlank. Ihr schwarzes<br />
Outfit schwankt zwischen futuristisch und<br />
Domina-haft mit langen schwarzen Stiefeln,<br />
Netzstrümpfen und entsprechendem<br />
Kopfputz im zweiten Akt, während sie im<br />
ersten Akt sehr an die Schlange erinnert,<br />
die Tamino zu bekämpfen hat und aus<br />
deren Rachen sie entsteigt. Die drei Knaben<br />
– Solisten des Knabenchores der Chorakademie<br />
– sind drei kleine Schweinchen.<br />
Einzig Tamino, den sie zu begleiten und<br />
ihm den Weg zu weisen haben, scheint<br />
ganz und gar nicht in diese bunte Glitzerwelt<br />
zu passen mit seiner Pfadfinderuniform:<br />
Joshua Whitener verkörpert den<br />
nach Weisheit suchenden Prinzen mit präsentem<br />
Tenor, von dem man sich aber vor<br />
allem in der Arie „Dies Bildnis ist bezaubernd<br />
schön“ im ersten Akt sehr viel mehr<br />
tenoralen Schmelz gewünscht hätte. Bleibt<br />
noch Ashley Thouret, die mit wunderbar<br />
schlank geführtem, vor allem im Piano<br />
unglaublich präsentem Sopran Pamina<br />
verkörpert, und die mit lachsfarbenem<br />
feder- und palettenbesetztem Kleid gerade<br />
von einem Tanzwettstreit für lateinamerikanische<br />
Tänze zu kommen scheint.<br />
Regisseur Stefan Huber indes schafft in<br />
der neuen <strong>Dortmund</strong>er Inszenierung<br />
eine quietschbunte Disney-Märchenwelt,<br />
bei der man zwar durchaus noch freimaurerische<br />
Symbole, wenn auch stark verfremdet,<br />
auszumachen vermag (Kostüme<br />
und Bühnenbild von José Luna), die aber<br />
ansonsten überhaupt nichts Philosophisches<br />
an sich hat – hin und wieder gewinnt<br />
der Zuschauer sogar den Eindruck, der<br />
Regisseur mache sich über das Werk lustig.<br />
SARASTRO AUS LAS VEGAS<br />
Selbst Sarastro – sängerisch herausragend:<br />
Karl-Heinz Lehner mit sonorer, geschmeidiger<br />
Tiefe – trägt einen goldenen Glitzeranzug<br />
und ebensolche Schuhe, so dass er<br />
eher als Croupier in ein Spielcasino nach<br />
Las Vegas oder als Conférencier in ein<br />
Varieté passen würde. Papageno (herrlich<br />
komisch und stimmlich ebenfalls äußerst<br />
präsent: Morgan Moody) erinnert äußerlich<br />
fatal an Donald Duck, hat sogar einen entsprechenden<br />
Bürzel an seinem Hinterteil.<br />
Dass die reizende Papagena, dargestellt<br />
von der wie immer raffiniert agierenden<br />
Tamara Weimerich, an Daisy erinnert, ist<br />
da nur logisch und folgerichtig.<br />
Die musikalische Ausführung durch die<br />
<strong>Dortmund</strong>er Philharmoniker unter der<br />
Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel<br />
Feltz ist ansprechend, wenngleich Feltz häufig<br />
dazu neigt, Tempi zu forcieren, so dass<br />
einiges, etwa das Terzett der drei Damen<br />
im ersten Akt, überhastet daherkommt,<br />
doch insgesamt ist der musikalische Eindruck<br />
– abgesehen von den drei Knaben,<br />
die mit dem auch intonatorisch nicht ganz<br />
einfachen Part ein wenig überfordert zu sein<br />
scheinen, durchaus ansprechend.<br />
Augen zu und durch, kann man an dieser<br />
Stelle nur sagen. n<br />
Text: Martina Lode-Gerke<br />
Fotos: Björn Hickmann, Stage Picture<br />
118 Frühjahr <strong>2<strong>01</strong>7</strong> · top magazin DORTMUND