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C - AWO Landesverband Berlin eV

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Inputreferat Dr. Juliane Zolondek Vergleichende Studie zum Frauenstrafvollzug<br />

___________________________________________________________________<br />

der Anteil der Frauen, die über gar keinen Schulabschluss verfügen bzw. die Schule<br />

weniger als 8 oder 9 Jahre besucht haben. Der Anteil ist hier in rot dargestellt. Erschreckend<br />

hoch ist dieser Anteil in Spanien und Griechenland, wo fast die Hälfte der Befragten<br />

keinen Schulabschluss hatte. Aber auch in Slowenien and Deutschland sieht die Situation<br />

relativ schlecht aus. Nimmt man noch die blauen Balken hinzu, die einen Hauptschulabschluss<br />

markieren, so erkennt man den massiven Nachholbedarf und die Notwenigkeit,<br />

Frauen in Haft den Abschluss einer Schulausbildung zu ermöglichen. Ein höheres<br />

Bildungsniveau zeigte sich insbesondere in Litauen und Russland, aber auch in<br />

Polen. Betrachtet man die Ergebnisse bzgl. der Frage, ob eine Berufsausbildung abgeschlossen<br />

wurde, so stellt sich das Ergebnis noch schlechter dar. Zwischen einem Viertel<br />

(in Kroatien) und über zwei Drittel der Befragten (in Griechenland) hatten keinen Beruf<br />

erlernt.<br />

Des Weiteren haben wir untersucht, aufgrund welcher Delikte Frauen europaweit inhaftiert<br />

sind. Es standen die Kategorien Mord/Totschlag, Raub, Drogendelikt, Körperverletzung,<br />

Vermögensdelikt und andere Delikte zur Auswahl. Auffällig ist, dass vor allem die<br />

Farben grün und orange, die für Drogendelikte und Vermögensdelikte stehen, dominieren.<br />

Sowohl in Griechenland als auch in Spanien und Dänemark stellten Drogendelikte<br />

den häufigsten Inhaftierungsgrund dar. Dies kann auch erklären, dass Spanien und<br />

Griechenland die höchsten durchschnittlichen Straflängen der Untersuchungsgruppe<br />

aufwiesen. Sie lagen bei 7 bzw. 9 Jahren. In Deutschland und Russland nehmen die<br />

Drogendelikte den zweiten Rang ein. Eigentums- und Vermögensdelikte als zweite europaweit<br />

dominierende Deliktsgruppe waren in Deutschland, Kroatien, Slowenien und<br />

Polen der häufigste Inhaftierungsgrund.<br />

Es wird somit deutlich, dass der Frauenstrafvollzug in Europa vielfach mit denselben<br />

Ausgangsschwierigkeiten zu kämpfen hat: einem geringen Bildungs- bzw. Ausbildungsniveau<br />

und einem Großteil aufgrund von Drogendelikten Inhaftierter, die nicht zwangsläufig,<br />

aber doch oftmals selbst substanzabhängig sind.<br />

Wenden wir uns nun den Lebens- und Haftbedingungen zu, die ich hier natürlich nur in<br />

Grundrissen umschreiben kann. Eine für das Wohlbefinden der Frauen sehr wichtige<br />

Frage ist die, mit wie vielen Insassinnen sie ihre Zellen bzw. Schlafsäle teilen. Im Rahmen<br />

unserer Studie war Dänemark das einzige Land, das alle Häftlinge in Einzelzellen<br />

unterbringt. Das einzige weitere Land, indem Einzelunterbringung möglich ist, ist<br />

Deutschland. Aus den übrigen Ländern bekamen wir von den Gefängnisverwaltungen<br />

die Mitteilung, dass Einzelzellen nur für Disziplinarmaßnahmen oder zu Isolationszwecken<br />

genutzt werden.<br />

Besonders bedenklich stimmen die russischen Daten, wo 44,8% der Frauen sich in<br />

Schlafsälen mit 31-50 Insassen befanden und sogar 40,3% der Befragten angaben, mit<br />

mehr als 50 Insassen gemeinsam untergebracht zu sein. Aber auch in Griechenland war<br />

die Unterbringungssituation schwierig. Zwar befand sich die Hälfte der Frauen nur mit<br />

max. 3 Insassinnen im Haftraum, aber 37% waren in Schlafsälen mit 16 und mehr Frauen.<br />

So verwundert es auch nicht, dass gerade griechische Gefangenen sich durch Mitgefangene<br />

in der Zelle besonders stark belastet fühlten.<br />

In Kroatien, Slowenien and Polen dominierten zwar auch größere Schlafsäle, aber die<br />

Höchstbelegung waren 15 Insassinnen. Dies beruht v.a. in den postkommunistischen<br />

Ländern noch auf der alten Ideologie, dass Gefangene nicht nur zusammen arbeiten;<br />

sondern auch zusammen leben sollten um durch das Kollektiv gebessert zu werden.<br />

Neben der Unterbringung in großen Schlafsälen ließ oftmals der Zustand der Zellen zu<br />

wünschen übrig: So gaben in Griechenland knapp 90%, in Kroatien und Litauen etwa<br />

75% und in Polen knapp 60% der Befragten an, einen feuchten Haftraum zu haben.<br />

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