Ergebnis der Arbeitsgruppe 3 ________________________________________________________________________ Die AG stellte zwei Thesen auf: • Straffälligkeit ist kein isoliertes Problem! • Voraussetzung für adäquate (inhaltlich+finanziell) Problemlösungen ist die Ressort übergreifende Entwicklung von fachpolitischen und gleichstellungspolitischen Zielen unter Beteiligung aller Verwaltungen und freier Träger. Die Mitarbeiterinnen der vier Einrichtungen stellten heraus, dass sie aktuell nicht in ihrer Existenz gefährdet seien. Alle Einrichtungen stehen aber unter permanentem Legitimationsdruck, die personelle Ausstattung sei schlecht und Planungsunsicherheiten führten zu hoher Fluktuation der MitarbeiterInnen. Seite 34 von 53 Seiten
Podiumsdiskussion ________________________________________________________________________ Frau Dr. Seus: Ich möchte Frau Dr. Weinbach, Frau Kummerow, Frau Gerlach und Herrn Blümel auf’s Podium bitten. Ich möchte Sie ganz herzlich begrüßen. Die beiden Frauen zu meiner Linken habe ich heute Vormittag schon getroffen. Zum Ablauf: Ich werde mich bemühen, das mit aufzunehmen, was in den Arbeitsgruppen diskutiert wurde. Ich möchte allerdings vermeiden, dass es dazu führt, dass dann diejenigen von Ihnen, die in den einzelnen Gruppen waren, das als bloße Wiederholung empfinden und denken, dazu haben wir ja schon zwei Stunden diskutiert. Vielleicht gelingt es uns ja, auch dadurch, dass neue TeilnehmerInnen dazu gekommen sind, neue Perspektiven einzubeziehen und das Ganze unter einem neuen Gesichtspunkt zu betrachten. Wir geben dann nach einer kurzen Einstimmungsrunde das Podium frei, und bitten Sie herzlich, sich zu äußern und Fragen zu stellen. In den Pausen wurde ich wiederholt gefragt, ob denn die heutigen Ergebnisse – auch das, was wir als Forderungen im Grunde genommen schon erhoben haben, als Thesen formuliert haben –, ob wir das in schriftlicher Form vielleicht auch an die Institutionen weiter geben, die heute leider nicht vertreten sind, vertreten sein können. Ich kann schon einmal sagen, dass es eine Tagesdokumentation geben wird, dass es nicht alles einfach im Raum stehen bleibt, dass es die Gelegenheit gibt, das auch noch weiter zu tragen. Damit jetzt auch wieder stärker ins Bild gerückt wird, wer hier vorne sitzt, möchte ich vorstellen: Frau Almuth Kummerow ist Diplompädagogin, Leiterin der Anlaufstelle für straffällig gewordene Frauen der Arbeiterwohlfahrt in Frankfurt am Main. Sie stellt den bundesweiten Bezug her. Frau Dr. Heike Weinbach ist Philosophin, Gestalttherapeutin, ehemalige Frauenbeauftragte der Alice-Salomon-Fachhochschule Trainerin für social justice and diversity, und sie lehrt an verschiedenen <strong>Berlin</strong>er Hochschulen. Zu meiner Rechten Frau Susanne Gerlach, Juristin und in der Referatsleitung der Abteilung Strafvollzug bei der <strong>Berlin</strong>er Senatsverwaltung für Justiz. Last but not least, Herr Matthias Blümel, Jurist und Sozialarbeiter und Leiter der <strong>Berlin</strong>er Frauenhaftanstalt. Wenn ich jetzt etwas Unkorrektes über Sie gesagt habe, können Sie es sofort korrigieren. Dann möchte ich Sie vier erst einmal bitten, den Bezug herzustellen aus Ihrem Arbeitsfeld, aus Ihrem Arbeitszusammenhang zum Thema der Tagung. Vielleicht können wir das gleich damit verknüpften, dass Sie aus Ihrer Sicht noch einmal das Thema der Tagung kommentieren: Worin liegt für Sie das Ungerechte in der Gerechtigkeit? Worin besteht die besondere Ausgangssituation von straffällig gewordenen Frauen? Frau Kummerow, möchten Sie anfangen? Frau Kummerow: Mein Bezug zum Thema ergibt sich aus meiner lebenslangen Arbeit mit straffällig gewordenen Frauen, die ich jetzt dreißig Jahre mache. Vor dreißig Jahren ist unsere Anlaufstelle für straffällig gewordene Frauen in Frankfurt als Bundesmodellprojekt gegründet worden. Wir haben immer Frauenarbeit gemacht, von daher ist für mich dieses Thema ja nichts Neues. Wie der Gender-Aspekt sich dazu verhält, ist natürlich eine andere Frage. Es war ein spezielles Frauenprojekt und wir haben es geschafft, es zu bleiben und so lange zu überleben, obwohl das Aus uns immer wieder im Nacken sitzt und auch letztendlich nicht vom Tisch ist. Die besondere Situation von Frauen ist, dass sie einen erhöhten Hilfebedarf haben, nicht weil sie schlechter sozialisiert oder böser sind als Männer, sondern die geringe Anzahl der Frauen im Strafvollzug zeigt schon, Straffälligkeit ist kein Frauenweg, auf soziale Schwierigkeiten zu Seite 35 von 53 Seiten