SchlossMagazin Bayerisch-Schwaben Dezember 2017
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14 | region | Herr und Frau Braun & „Geisterfahrer“<br />
Die „Geisterfahrer“ im Jahr 1988: Silvano Tuiach (rechts) mit Susann<br />
Michaelsen und Werner Szugat<br />
gemeinsame Programm und den Wechsel in den Stadtwerkesaal.<br />
Worin, so fragt man sich angesichts der immensen und<br />
konstant wachsenden Besucherzahlen, über die sich sowohl<br />
„Geisterfahrer“ Tuiach als auch das Tandem „Herr und Frau<br />
Braun“ seit so vielen Jahren freuen dürfen, besteht denn eigentlich<br />
DAS Erfolgsrezept? Wie aus der Pistole geschossen<br />
kommt die Antwort und die lautet schlicht „Lokalkolorit“. Regional,<br />
saisonal und nachhaltig also – und auch ein wenig BIO-<br />
Grafie. Daher funktionieren die Programme auch nicht wirklich<br />
in München oder anderswo außerhalb des Mittelschwäbischen<br />
Dunstkreises, obwohl viele der aufgegriffenen Themen natürlich<br />
durchaus allgemeingültig und außerhalb der Stadtmauern<br />
verständlich sind. Darunter fällt etwa die schweißtreibende<br />
Anfangsnummer, in der sich Herr und Frau Braun als Fitness-App-gesteuerte<br />
Selbstoptimierer sogar beim „Biesel-<br />
Drang“ digital fehlsteuern lassen. Das Publikum amüsiert sich,<br />
weil und wo immer es den alltäglichen Wahnsinn im überspitzten<br />
Bühnenformat serviert bekommt. Wann immer pauschale<br />
Stadt- oder auch gern Stadtteil-Charakteristika ins Spiel kommen,<br />
wird lauthals gelacht. Klischees funktionieren hier bestens<br />
und es ist doch eigentlich großartig, dass wir Augsburger<br />
so ungeniert über uns selber lachen können.<br />
Ob in Ober- oder Lechhausen, ob im Spickel oder in „Die Dorf“<br />
(so sagt der Artikel-schwache Augsburger), überall menschelt,<br />
bzw. augschburgert es ganz prächtig. Das Trio ist<br />
eben ganz nah dran am trotzig-eigensinnigen Puls der Datschiburger,<br />
die übrigens immer dann Karriere machen, wenn<br />
ihr Nachname auf „r“ endet. Diese historische Tatsache erfahren<br />
die Zuschauer zu Beginn des neuen Programms von<br />
Silvano Tuiach, dem passionierten Bücherwurm, der für seine<br />
Hypothese nicht zuletzt die Alt-Oberbürgermeister Müller,<br />
Pepper oder Menacher ins Feld führt und weiß, dass spätestens<br />
seit Wengert oder jetzt bei Kurt Gribl der entscheidende<br />
Erfolgs-Buchstaben am falschen Platz im Namen steht. Doch<br />
natürlich gilt es, zahlreiche weitere Eigenarten der Augsburger<br />
Spezies messerscharf zu sezieren. Anschaulich wird das<br />
im neuen Programm auch dank mitgebrachtem Schädel, mit<br />
dessen Hilfe „Herr Braun“ kongenial in die Rolle von Professor<br />
Steinhäger schlüpft und die spezifischen, schwäbisch<br />
tickenden Hirnareale neurologisch sattelfest analysiert.<br />
Räumliches Wahrnehmungsvermögen führt beim Augsburger<br />
dazu, dass der Mann aus dem Hochfeld, der seinen Nachbarn<br />
beim OBI in Stadtbergen trifft, verwundert ausruft: „So<br />
klein isch die Welt“! Die mitzuerleben lohnt sich, auch wenn<br />
jetzt gleich, wie Tuiach zitiert, der Aufschrei kommen wird:<br />
„Nein, vor Weihnachten nimmer!“. Es gibt ja auch in 2018 noch<br />
diverse Gelegenheiten. #<br />
Informationen und Tickets<br />
www.herrundfraubraun.de · www.silvano-tuiach.de