SchlossMagazin Bayerisch-Schwaben Dezember 2017
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| kunst + kultur | 33<br />
Mystisch geht es zu auf der Bühne. Rechts: das Mädchen Emi und die doppelköpfige Perchta<br />
wichtig. Und dazu gehören auch Sprache und Dialekt.“ Die<br />
Handlung in seinem Stück beschreibt er so: „Überfordert von<br />
Schule, Medienflut und Hobbys fällt Emi erschöpft in einen<br />
mystischen Tagtraum: Auf einer turbulenten Reise durch Raum<br />
und Zeit trifft sie auf Frau Perchta, die Hui-Hui-Manderl, die<br />
Nebelfrau und andere Sagenfiguren. Emi lernt, dass alles zwei<br />
Seiten hat und nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.<br />
Wie gefährlich ist diese geheimnisvolle Welt wirklich?“<br />
Für das Mysterienspiel konnten der Trachtenverein Almfrieden<br />
und das Brucker Perchten- und Rauhnachtsgesindl gewonnen<br />
werden. „Es war uns sehr wichtig, ortsansässige Vereine mit<br />
ins Boot zu holen“, betont Frey. Insgesamt sind an dem Stück<br />
gut 70 Männer und Frauen beteiligt, darunter auch der Kinderchor<br />
der Heinrich-Scherrer-Musikschule, die Sänger des<br />
Philharmonischen Chors Fürstenfeld und das Puppentheater<br />
München. Zu den Beteiligten zählen nur 15 Profis. Für stimmungsvolle<br />
Musik sorgen das Auwald Consort mit so namhaften<br />
Musikern wie dem Geiger Ludwig Hahn vom Münchner<br />
Gärtnerplatz-Orchester oder dem Multi-Instrumentalist Ludwig<br />
Himpsl von der Unterbiberger Hofmusi.<br />
Die Tradition der Perchten wird erst seit fünf Jahren in Fürstenfeldbruck<br />
gepflegt. „Eigentlich stammt dieser Brauch aus<br />
den Bergen“, erläutert Klaus Trnka. Der 60-Jährige ist Vorsitzender<br />
der Brucker Perchten und Rauhnachtsgesindl, die aus<br />
den Amperperchten hervorgegangen sind. Trnka ist schon seit<br />
Jahren in der Vorweihnachtszeit als Nikolaus unterwegs: „Ganz<br />
traditionell als Bischof verkleidet, begleitet vom Krampus.“<br />
Dass der Krampus in unserer Region immer weniger gern gesehen<br />
ist, bedauert er sehr. Für ihn ist das eine ganz wichtige Gestalt.<br />
„Und der Weg vom Krampus zu den Perchten ist thematisch<br />
nicht weit.“ Die Perchten zogen früher auf dem Land in<br />
ihren furchterregenden Kostümen von Hof zu Hof, um das Böse<br />
zu vertreiben. Die Mitglieder von Trnkas Verein greifen diese<br />
Tradition wieder auf, auch wenn sie heute nicht mehr zu den<br />
Bauernhöfen gehen. Sie sind mehr auf Weihnachts- und Adventsmärkten<br />
zu sehen.<br />
Ihre wilden Kostüme bestehen aus wehenden Langhaarziegenfellen,<br />
die eigens in Österreich geschneidert werden. Die Masken<br />
stammen von dem renommierten Maskenschnitzer Marius<br />
Brandner aus Berchtesgarden. Die Hörner sind meist von Widdern<br />
oder Ziegen. Die ganze Perchtenausrüstung, zu der meist<br />
auch noch ein Glockengurt gehört, wiegt bis zu 30 Kilo schwer.<br />
„Das ist auf der Bühne eine ganz schöne Belastung.“ Wer bei den<br />
Perchten mitwirken will, muss für das Kostüm teils tief in die<br />
Tasche greifen. Es kostet bis zu 700.- Euro. Bei den Perchten<br />
macht fast die ganze Familie Trnka mit, so seine Frau Ursula,<br />
seine 24 Jahre alte Tochter Sophie und sein 21-jähriger Sohn<br />
Franz. Trnka selber ist der Kraxenträger. Die begleiteten früher<br />
die Perchten zu den Höfen und sammelten Brot, Käse und<br />
Schinken ein. Die Vorweihnachtszeit ist für Trnka Hochsaison.<br />
Zum Jahreswechsel ist der „Spuk“ vorbei. Dann begegnet man<br />
dem umtriebigen 60-Jährigen wieder mehr auf Reisen im Zug.<br />
Denn im wirklichen Leben ist Trnka Personalbetreuer bei der<br />
Deutschen Bahn. #<br />
„Wuide Hetz" – Eine Fürstenfelder Rauhnachtsgeschichte<br />
16. <strong>Dezember</strong>, 19:00 Uhr, Veranstaltungsforum Fürstenfeld, Stadtsaal<br />
Informationen www.fuerstenfeld.de