Stahlreport 2017.07
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Stahlbau müsste anstehende<br />
Fragen klären<br />
Unter dem Dach des neutralen Verbandes<br />
buildingSMART sind bereits diverse<br />
Arbeitsgruppen wie die Fachgruppe<br />
Tragwerksplanung oder die Fachgruppe<br />
TGA aktiv, die entsprechende Prozesse<br />
und Standardisierungsbedarf identifizieren<br />
und vorbereiten. Um auch den<br />
Fachbereich Stahlbau zukunftsweisend<br />
weiterzuentwickeln, wäre die Gründung<br />
einer Anwendergruppe Stahlbau<br />
sinnvoll.<br />
Denn jetzt gilt es zu klären: Wie<br />
kann durch die frühe Einbindung des<br />
Stahlbaus eine Steigerung der Planungs-<br />
und Ausführungsleistung<br />
bewirkt werden? Zu welchem Zeitpunkt<br />
sollte der Stahlbau mit der Gesamtplanung<br />
in Berührung kommen? Welche<br />
BIM-Daten sollten Produkthersteller<br />
der Stahlbranche vorhalten, um reibungslos<br />
Eingang in digitale Planungsprozesse<br />
zu finden? Und wie läuft idealerweise<br />
die Verzahnung mit dem<br />
Betonbau? 2<br />
Konstruktions-App für<br />
Edelstahlrohre<br />
Der finnische Hersteller und Lieferant von<br />
Edelstahlrohren Stalatube bietet Kunden<br />
eine digitale Anwendung, die dem Anwender<br />
hilft, die Rohre auszuwählen, die am<br />
besten auf seine Bedürfnisse zugeschnitten<br />
sind – auch unter Berücksichtigung<br />
der Norm EN 1003-1-4 und der dabei<br />
anzuwendenden Auflagen. Stalafit<br />
ermöglicht Kunden, die Rohrgrößen so zu<br />
wählen, dass Installations-und Konstruktionsanforderungen<br />
bestmöglich erfüllt<br />
werden. Dank dieses neuen Servicekonzepts<br />
müsse der Entwickler keine Kompromisse<br />
mehr eingehen, wenn es um<br />
passende Rohrgrößen geht, so das Unternehmen.<br />
Die äußeren Abmessungen<br />
könnten nun auf den Millimeter genau<br />
bestimmt werden. Bei Materialkäufen und<br />
in der Logistik machen sich dem Unternehmen<br />
zufolge damit schnell Kosteneinsparungen<br />
bemerkbar. Parameter wie<br />
Drehwiderstand und Querschnitteigenschaften<br />
der Rohre werden anhand der<br />
Vorgaben in Echtzeit aktualisiert. Der Entwicklungsprozess<br />
könne somit entscheidend<br />
verbessert werden. Die Stalafit-<br />
Anwendung steht als Web- oder<br />
Mobiltelefon-Anwendung zur Verfügung.<br />
Foto: worldsteel/Heckmann<br />
Dr. Roger Schlim, Vorsitzender der Geschäftsführung der Peiner Träger GmbH und Mitglied der<br />
Konzerngeschäftsleitung der Salzgitter AG, auf der worldsteel construction conference 2017.<br />
worldsteel-Konferenz zum Stahlbau<br />
Stahl muss einfacher werden<br />
Das Bauen mit Stahl ist für Anwender oftmals zu komplex. Das sagte Dr. Roger Schlim,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung der Peiner Träger GmbH und Mitglied der Konzerngeschäftsleitung<br />
der Salzgitter AG, auf der worldsteel construction conference Ende Mai in Düsseldorf.<br />
Die zu komplexe Anwendung von Stahlprodukten sei einer der Gründe, warum der<br />
Werkstoff in Bau und Architektur hinter seinem Potenzial zurückbleibe, so Schlim.<br />
Der Lagerabsatz von Profilstahl ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich<br />
gesunken. Nach Zahlen des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel (BDS) lag der<br />
Lagerabsatz 2011 im Schnitt bei rund 113.000 t pro Monat, fünf Jahre später nur noch<br />
bei rund 90.500 t pro Monat.<br />
Ein Blick auf die verschiedenen Märkte in Europa zeigt, dass die Entwicklung der Stahlbaumärkte<br />
regional sehr unterschiedlich verläuft. „Wir müssen uns die Märkte isoliert ansehen,<br />
um die individuellen Ursachen für die verschiedenen Marktentwicklungen zu verstehen“,<br />
sagte Schlim. „Es sind nicht die Kosten, die die unterschiedliche Entwicklung ausmachen“,<br />
so Schlim weiter. Auch die Importsituation sei nicht ausschlaggebend für einen nachlassenden<br />
Markt. Vielmehr spielten individuelle Faktoren eine Rolle.<br />
Der Blick für die jeweiligen Eigenheiten der Märkte müsse daher geschärft werden, um<br />
herauszufinden, in welche Richtung Hersteller ihre Stahlprodukte weiterentwickeln müssen<br />
und in welche Innovationen es sich für sie lohnt zu investieren. Um Stahl besser zu positionieren,<br />
sei es nötig, besser zu verstehen, nach welchen Mechanismen die Märkte funktionierten<br />
und was Anwender jeweils konkret benötigten.<br />
Dass dabei behutsam vorgegangen werden müsse, unterstrich Dr. Edwin Basson, Generaldirektor<br />
des Weltstahlverbands worldsteel. Global betrachtet werde der Stahlbau in den<br />
kommenden 20 Jahren voraussichtlich langsamer wachsen als bisher. Daher müsse bei der<br />
Produktentwicklung seitens der Stahlhersteller sehr achtsam vorgegangen werden, um die<br />
eigenen Ressourcen zielgenau einzusetzen, so Basson.<br />
Ein Beispiel, an dem sich die Entwicklung von Produkten für den Stahlbau orientieren<br />
könne, gebe die enge Kooperation von Automobilbau und Stahlproduzenten, ergänzte<br />
Terrence Busuttil, Head of Construction Coalitions bei worldsteel.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 7/8|17<br />
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