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Der Burgbote 1990 (Jahrgang 70)

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Musik aktueU<br />

hat gelingen wollen, viele schö<br />

ne und wirksame Kraftchöre zu<br />

ermitteln, wobei auch noch zu<br />

berücksichtigen ist, daß unser<br />

Verein sich niemals so recht auf<br />

dem Eelde der Gelegenheits-<br />

Stimmung, der Politik und der<br />

übermäßigen Schwärmerei für<br />

die deutsche Einheit in musika<br />

lischer Beziehung heimisch<br />

gefühlt hat."<br />

Nach dieser bemerkenswer<br />

ten Aussage fährt Krähe fort: "<br />

Die Zahl der täglich erscheinen<br />

den patriotischen Kampf-,<br />

Schlacht- und Siegeslieder,<br />

Turner-, Wald-, Reise- und<br />

Tafelgesänge etc. ist Legion,<br />

aber wie wenig darunter ist ver<br />

wendbar, wenn man den künst<br />

lerischen Werth und die harmo<br />

nische Bedeutung des Liedes als<br />

besondere Gattung ohne den<br />

speciellen Zweck der Gelegenheits-Composition<br />

ins Auge<br />

faßt. Doch hat der Verein alles<br />

Gute und wahrhaft Schöne, was<br />

ihm zusagte, in den Bereich<br />

seiner Wirksamkeit zu ziehen<br />

und zu verwerthen gesucht. Die<br />

getroffene Wahl seiner Lieder<br />

charakterisiert vollständig den<br />

Geschmack, den wir bei der<br />

Wahl und Prüfung des Stoffes<br />

bei Verfolgung und Erreichung<br />

unseres Zieles einzuschlagen<br />

uns veranlaßt gefunden haben.<br />

Die dem Vereine gestellte Auf<br />

gabe war, mehr in Concerten als<br />

bei öffentlichen volksthümlichen<br />

Gelegenheiten zu wirken,<br />

und in dieser spezifischen Sphä<br />

re seiner Thätigkeit liegt auch<br />

die besondere Richtung be<br />

gründet, die unser Sängerchor<br />

andern Vereinen gegenüber<br />

eingeschlagen hat."<br />

<strong>Der</strong> hier wiedergegebene<br />

Text ist in mehrerer Hinsicht be<br />

merkenswert. Für die Vereins<br />

geschichte bildet er ein wichti<br />

ges Dokument, weil hier der<br />

Vereinsgründer selbst, wie<br />

schon in seiner Rede zum ersten<br />

Stiftungsfest zu verschiedenen<br />

Aspekten der Geschichte und<br />

der Ziele des Vereins Stellung<br />

nimmt. Im augenblicklichen<br />

Zusammenhang interessieren<br />

vor allem seine Ausführungen<br />

zum Thema "Repertoire". Kurz<br />

zusammengefaßt, geht aus dem<br />

Text hervor:<br />

- daß dem KMGV der Vor<br />

wurf einer einseitigen Bevorzu<br />

gung des "sanften", "weichen"<br />

Liedes gegenüber dem "männ<br />

licheren", dem "Kraftchor"<br />

gemacht wurde;<br />

- daß sich der Verein dem<br />

politisch-patriotischen Gesang<br />

nicht sonderlich verpflichtet<br />

fühlte;<br />

- daß er bei einem übergro<br />

ßen Angebot an Neuerschei<br />

nungen seine Programme und<br />

damit sein Repertoire sehr sorg<br />

fältig auswählte und dabei auf<br />

Qualität den größten Wert leg<br />

te;<br />

- daß man, im Unterschied zu<br />

anderen Gesangvereinen, die<br />

Aufgabe mehr in der Veranstal<br />

tung von Konzerten als in der<br />

Mitwirkung bei anderen" volksthümlichen<br />

Gelegenheiten"<br />

sah.<br />

Krähe spricht von dem gro<br />

ßen Angebot der täglich neu<br />

113<br />

erscheinenden Lieder, wobei er<br />

sich nur auf das Genre der pa<br />

triotischen Gesänge bezieht.<br />

Wie groß das Angebot insge<br />

samt tatsächlich war, geht aus<br />

einer Berechnung der Fachzeit<br />

schrift "Sängerhalle" aus dem<br />

Jahre 1885 hervor. Danach wa<br />

ren in den vergangenen 20 Jah<br />

ren ungefähr 20. 000 Männer<br />

chöre neu erschienen, also<br />

durchschnittlich 1.000 pro Jahr.<br />

Und dies, obwohl das allgemei<br />

ne Interesse am Männergesang<br />

in der Zeit nach 1871 vorüber<br />

gehend nachließ, das in der<br />

1840er Jahren eine erste Blüte<br />

erlebthatte. Inden 1885 folgen<br />

den 35 Jahren soll die Zahl der<br />

Neuerscheinungen annähernd<br />

ebenso hoch gelegen haben.<br />

(Es sind darin allerdings auch<br />

die Neuausgaben älterer Werke<br />

inbegriffen; anderseits enthiel<br />

ten viele Werknummern mehre<br />

re Chöre, so daß die Zahl zutref<br />

fend sein mag. Während des<br />

ersten Weltkrieges, so heißt es,<br />

sei die Menge der Kompositio<br />

nen auf ein Zehntel gesunken,<br />

danach wieder etwa auf die<br />

Hälfte der Vorkriegszeit ange<br />

stiegen. (Vgl. Richard Kötzschke,<br />

Geschichte des deutschen<br />

Männergesanges, hauptsäch<br />

lich des Vereinswesens, Dres<br />

den o.J. (1927), S. 225).<br />

Das Schönste<br />

istHarmonie.<br />

Pydiagoras<br />

(5«)-496v.Chr.)

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