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Musik aktueU<br />
hat gelingen wollen, viele schö<br />
ne und wirksame Kraftchöre zu<br />
ermitteln, wobei auch noch zu<br />
berücksichtigen ist, daß unser<br />
Verein sich niemals so recht auf<br />
dem Eelde der Gelegenheits-<br />
Stimmung, der Politik und der<br />
übermäßigen Schwärmerei für<br />
die deutsche Einheit in musika<br />
lischer Beziehung heimisch<br />
gefühlt hat."<br />
Nach dieser bemerkenswer<br />
ten Aussage fährt Krähe fort: "<br />
Die Zahl der täglich erscheinen<br />
den patriotischen Kampf-,<br />
Schlacht- und Siegeslieder,<br />
Turner-, Wald-, Reise- und<br />
Tafelgesänge etc. ist Legion,<br />
aber wie wenig darunter ist ver<br />
wendbar, wenn man den künst<br />
lerischen Werth und die harmo<br />
nische Bedeutung des Liedes als<br />
besondere Gattung ohne den<br />
speciellen Zweck der Gelegenheits-Composition<br />
ins Auge<br />
faßt. Doch hat der Verein alles<br />
Gute und wahrhaft Schöne, was<br />
ihm zusagte, in den Bereich<br />
seiner Wirksamkeit zu ziehen<br />
und zu verwerthen gesucht. Die<br />
getroffene Wahl seiner Lieder<br />
charakterisiert vollständig den<br />
Geschmack, den wir bei der<br />
Wahl und Prüfung des Stoffes<br />
bei Verfolgung und Erreichung<br />
unseres Zieles einzuschlagen<br />
uns veranlaßt gefunden haben.<br />
Die dem Vereine gestellte Auf<br />
gabe war, mehr in Concerten als<br />
bei öffentlichen volksthümlichen<br />
Gelegenheiten zu wirken,<br />
und in dieser spezifischen Sphä<br />
re seiner Thätigkeit liegt auch<br />
die besondere Richtung be<br />
gründet, die unser Sängerchor<br />
andern Vereinen gegenüber<br />
eingeschlagen hat."<br />
<strong>Der</strong> hier wiedergegebene<br />
Text ist in mehrerer Hinsicht be<br />
merkenswert. Für die Vereins<br />
geschichte bildet er ein wichti<br />
ges Dokument, weil hier der<br />
Vereinsgründer selbst, wie<br />
schon in seiner Rede zum ersten<br />
Stiftungsfest zu verschiedenen<br />
Aspekten der Geschichte und<br />
der Ziele des Vereins Stellung<br />
nimmt. Im augenblicklichen<br />
Zusammenhang interessieren<br />
vor allem seine Ausführungen<br />
zum Thema "Repertoire". Kurz<br />
zusammengefaßt, geht aus dem<br />
Text hervor:<br />
- daß dem KMGV der Vor<br />
wurf einer einseitigen Bevorzu<br />
gung des "sanften", "weichen"<br />
Liedes gegenüber dem "männ<br />
licheren", dem "Kraftchor"<br />
gemacht wurde;<br />
- daß sich der Verein dem<br />
politisch-patriotischen Gesang<br />
nicht sonderlich verpflichtet<br />
fühlte;<br />
- daß er bei einem übergro<br />
ßen Angebot an Neuerschei<br />
nungen seine Programme und<br />
damit sein Repertoire sehr sorg<br />
fältig auswählte und dabei auf<br />
Qualität den größten Wert leg<br />
te;<br />
- daß man, im Unterschied zu<br />
anderen Gesangvereinen, die<br />
Aufgabe mehr in der Veranstal<br />
tung von Konzerten als in der<br />
Mitwirkung bei anderen" volksthümlichen<br />
Gelegenheiten"<br />
sah.<br />
Krähe spricht von dem gro<br />
ßen Angebot der täglich neu<br />
113<br />
erscheinenden Lieder, wobei er<br />
sich nur auf das Genre der pa<br />
triotischen Gesänge bezieht.<br />
Wie groß das Angebot insge<br />
samt tatsächlich war, geht aus<br />
einer Berechnung der Fachzeit<br />
schrift "Sängerhalle" aus dem<br />
Jahre 1885 hervor. Danach wa<br />
ren in den vergangenen 20 Jah<br />
ren ungefähr 20. 000 Männer<br />
chöre neu erschienen, also<br />
durchschnittlich 1.000 pro Jahr.<br />
Und dies, obwohl das allgemei<br />
ne Interesse am Männergesang<br />
in der Zeit nach 1871 vorüber<br />
gehend nachließ, das in der<br />
1840er Jahren eine erste Blüte<br />
erlebthatte. Inden 1885 folgen<br />
den 35 Jahren soll die Zahl der<br />
Neuerscheinungen annähernd<br />
ebenso hoch gelegen haben.<br />
(Es sind darin allerdings auch<br />
die Neuausgaben älterer Werke<br />
inbegriffen; anderseits enthiel<br />
ten viele Werknummern mehre<br />
re Chöre, so daß die Zahl zutref<br />
fend sein mag. Während des<br />
ersten Weltkrieges, so heißt es,<br />
sei die Menge der Kompositio<br />
nen auf ein Zehntel gesunken,<br />
danach wieder etwa auf die<br />
Hälfte der Vorkriegszeit ange<br />
stiegen. (Vgl. Richard Kötzschke,<br />
Geschichte des deutschen<br />
Männergesanges, hauptsäch<br />
lich des Vereinswesens, Dres<br />
den o.J. (1927), S. 225).<br />
Das Schönste<br />
istHarmonie.<br />
Pydiagoras<br />
(5«)-496v.Chr.)