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Musik aktuell<br />
Violine und Orchester kompo<br />
niert. Vielleicht könnte sich<br />
mancher Geiger ein Verdienst<br />
erwerben, sie auszugraben<br />
und in sein Repertoire aufzu<br />
nehmen.<br />
Das gilt entsprechend für<br />
alle "Werke Bruchs. In dem<br />
oben erwähnten Gutachten<br />
verwies J. Rheinberger beson<br />
ders auf die Oratorien („Odysseus",<br />
„Das Lied von der<br />
Glocke", „Schön Ellen" u.a.), in<br />
denen Bruch ebenso wie in<br />
seinen „genialen" Männerchö<br />
ren den „Grund und Boden<br />
seiner eigensten Schaffens<br />
kraft" gefunden und „die volle<br />
Entfaltung seines Genius" er<br />
reicht habe.<br />
<strong>Der</strong> Kölner Männer-Ge<br />
sang-Verein war sich dessen<br />
wohl bewußt und hat seinem<br />
Landsmann lange die Treue<br />
gehalten. Im vorigen „Burgbo<br />
ten" war bereits die Rede da<br />
von, wie frühzeitig sich der<br />
KMGV der Chöre des jungen<br />
Komponisten annahm. 1867<br />
ernannte er den damals 29jährigen<br />
zum Ehrenmitglied. Zu<br />
persönlichen Begegnungen<br />
kam es allerdings nicht oft.<br />
Max Bruch hat seine Vater<br />
stadt zwar noch mehrmals be<br />
sucht, doch fand er beruflich<br />
hier keine Heimat. So führte<br />
ihn sein Lebensweg schon<br />
bald nach Abschluß der Stu<br />
dienzeit nach Mannheim, wo<br />
er 1863 seine Oper „Loreley"<br />
uraufführen konnte. 1865<br />
übernahm Bruch eine Stelle als<br />
Musikdirektor in Koblenz und<br />
wurde 18<strong>70</strong> Hofkapellmeister<br />
im thüringischen Sondershau<br />
sen, einer jener zahlreichen<br />
damaligen Residenzen, die das<br />
deutsche Musikleben so viel<br />
fältig machten. Es folgten Jahre<br />
des freien Schaffens in Berlin<br />
(1871-1873) und in Bonn (bis<br />
1878). Nachdem sich seine<br />
Hoffnungen, im Rheinland<br />
eine feste Stellung zu erhalten,<br />
zerschlagen hatten, kehrte<br />
Bruch als Dirigent des damals<br />
bekannten Stem'schen Gesang<br />
vereins nach Berlin zurück.<br />
Die Jahre 1880 bis 1883 ver<br />
brachte er als Musikdirektor in<br />
Liverpool, das damals eine<br />
führende Stellung im engli<br />
schen Musikleben innehatte.<br />
Diese Zeit umfaßte auch ein<br />
längeres Gastspiel in Amerika.<br />
Die Rückkehr nach Deutsch<br />
land gelang wiederum nicht an<br />
den Rhein, sondern für acht<br />
Jahre als Kapellmeister in<br />
Breslau. Darauf folgte noch<br />
eine zwanzigjährige Tätigkeit<br />
als Professor für Komposition<br />
in Berlin. Max Bruch starb am<br />
2. Oktober 1920 im 83. Le<br />
bensjahr.<br />
Seine Beziehung zu Köln<br />
war nicht ohne Spannungen.<br />
Dies wurde besonders deut<br />
lich, als hier das Amt des städ<br />
tischen Kapellmeisters zu be<br />
setzen war. Bruch schrieb da<br />
mals an seinen Verleger Simrock<br />
(12.10.1883): „Ich kenne<br />
die Menschen und Dinge in<br />
Köln sehr genau - so genau,<br />
daß ich nur ein Minimum von<br />
Neigung verspüre, der Nach<br />
folger des Alten (Ferdinand<br />
Hiller) zu werden." Noch dra<br />
stischer äußerte sich Bmch, als<br />
Johannes Brahms als Nachfol<br />
ger Hillers im Gespräch war:<br />
„Die Kölner Schafsmasse hat<br />
Brahms die erledigte Stellung<br />
angeboten. "Wenn er klug ist,<br />
so bleibt er bei seinem frühe<br />
ren Entschluß und nimmt<br />
ebensowenig diese Stellung<br />
wie irgendeine andere an. Ein<br />
Mann wie Brahms gehört nicht<br />
in die Regionen des Schöppchens<br />
und des Kölner Klün<br />
gels. Die Herrlichkeit würde<br />
nicht lange dauern. Ich kenne<br />
das Volk!" (19.4.1884 an Simrock).<br />
Noch Jahre später schrieb<br />
Bruch über diese Affäre: „1884<br />
hat Hiller mich ausdrücklich<br />
als seinen Nachfolger bezeich<br />
net - dennoch hat man mich<br />
nicht gewollt. Ich glaube aber,<br />
die edlen Kölner können noch<br />
lang warten, ehe wieder ein<br />
Musiker aus ihren Mauern her<br />
vorgeht, der seiner Vaterstadt<br />
so viel Ehre macht, wie ich ihr<br />
gemacht habe. Das ist die<br />
"Wahrheit, und die Kölner ver<br />
dienten, daß man ihnen die<br />
"Wahrheit recht oft ins Gesicht<br />
sagte" (15.1.1891 an "Wilhelm<br />
Schauseil in Düsseldorf).<br />
Trotz dergleichen Zwiespäl<br />
tigkeiten blieben für Max<br />
Bruch enge private Bindungen<br />
an seine rheinische Heimat er<br />
halten. Es war vor allem die<br />
Freundschaft zur Familie Zan<br />
ders in Bergisch Gladbach (die<br />
Papierfabrikanten), die ihn seit<br />
frühester Jugend immer wieder<br />
dorthin zog.<br />
Und es war der KMGV, zu<br />
dem er zeitlebens ein gutes<br />
Verhältnis bewahrte. <strong>Der</strong> Ver<br />
ein richtete ihm zum <strong>70</strong>. Ge<br />
burtstag, der auf Wunsch des