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Der Burgbote 1990 (Jahrgang 70)

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Musik aktuell<br />

Violine und Orchester kompo<br />

niert. Vielleicht könnte sich<br />

mancher Geiger ein Verdienst<br />

erwerben, sie auszugraben<br />

und in sein Repertoire aufzu<br />

nehmen.<br />

Das gilt entsprechend für<br />

alle "Werke Bruchs. In dem<br />

oben erwähnten Gutachten<br />

verwies J. Rheinberger beson<br />

ders auf die Oratorien („Odysseus",<br />

„Das Lied von der<br />

Glocke", „Schön Ellen" u.a.), in<br />

denen Bruch ebenso wie in<br />

seinen „genialen" Männerchö<br />

ren den „Grund und Boden<br />

seiner eigensten Schaffens<br />

kraft" gefunden und „die volle<br />

Entfaltung seines Genius" er<br />

reicht habe.<br />

<strong>Der</strong> Kölner Männer-Ge<br />

sang-Verein war sich dessen<br />

wohl bewußt und hat seinem<br />

Landsmann lange die Treue<br />

gehalten. Im vorigen „Burgbo<br />

ten" war bereits die Rede da<br />

von, wie frühzeitig sich der<br />

KMGV der Chöre des jungen<br />

Komponisten annahm. 1867<br />

ernannte er den damals 29jährigen<br />

zum Ehrenmitglied. Zu<br />

persönlichen Begegnungen<br />

kam es allerdings nicht oft.<br />

Max Bruch hat seine Vater<br />

stadt zwar noch mehrmals be<br />

sucht, doch fand er beruflich<br />

hier keine Heimat. So führte<br />

ihn sein Lebensweg schon<br />

bald nach Abschluß der Stu<br />

dienzeit nach Mannheim, wo<br />

er 1863 seine Oper „Loreley"<br />

uraufführen konnte. 1865<br />

übernahm Bruch eine Stelle als<br />

Musikdirektor in Koblenz und<br />

wurde 18<strong>70</strong> Hofkapellmeister<br />

im thüringischen Sondershau<br />

sen, einer jener zahlreichen<br />

damaligen Residenzen, die das<br />

deutsche Musikleben so viel<br />

fältig machten. Es folgten Jahre<br />

des freien Schaffens in Berlin<br />

(1871-1873) und in Bonn (bis<br />

1878). Nachdem sich seine<br />

Hoffnungen, im Rheinland<br />

eine feste Stellung zu erhalten,<br />

zerschlagen hatten, kehrte<br />

Bruch als Dirigent des damals<br />

bekannten Stem'schen Gesang<br />

vereins nach Berlin zurück.<br />

Die Jahre 1880 bis 1883 ver<br />

brachte er als Musikdirektor in<br />

Liverpool, das damals eine<br />

führende Stellung im engli<br />

schen Musikleben innehatte.<br />

Diese Zeit umfaßte auch ein<br />

längeres Gastspiel in Amerika.<br />

Die Rückkehr nach Deutsch<br />

land gelang wiederum nicht an<br />

den Rhein, sondern für acht<br />

Jahre als Kapellmeister in<br />

Breslau. Darauf folgte noch<br />

eine zwanzigjährige Tätigkeit<br />

als Professor für Komposition<br />

in Berlin. Max Bruch starb am<br />

2. Oktober 1920 im 83. Le<br />

bensjahr.<br />

Seine Beziehung zu Köln<br />

war nicht ohne Spannungen.<br />

Dies wurde besonders deut<br />

lich, als hier das Amt des städ<br />

tischen Kapellmeisters zu be<br />

setzen war. Bruch schrieb da<br />

mals an seinen Verleger Simrock<br />

(12.10.1883): „Ich kenne<br />

die Menschen und Dinge in<br />

Köln sehr genau - so genau,<br />

daß ich nur ein Minimum von<br />

Neigung verspüre, der Nach<br />

folger des Alten (Ferdinand<br />

Hiller) zu werden." Noch dra<br />

stischer äußerte sich Bmch, als<br />

Johannes Brahms als Nachfol<br />

ger Hillers im Gespräch war:<br />

„Die Kölner Schafsmasse hat<br />

Brahms die erledigte Stellung<br />

angeboten. "Wenn er klug ist,<br />

so bleibt er bei seinem frühe<br />

ren Entschluß und nimmt<br />

ebensowenig diese Stellung<br />

wie irgendeine andere an. Ein<br />

Mann wie Brahms gehört nicht<br />

in die Regionen des Schöppchens<br />

und des Kölner Klün<br />

gels. Die Herrlichkeit würde<br />

nicht lange dauern. Ich kenne<br />

das Volk!" (19.4.1884 an Simrock).<br />

Noch Jahre später schrieb<br />

Bruch über diese Affäre: „1884<br />

hat Hiller mich ausdrücklich<br />

als seinen Nachfolger bezeich<br />

net - dennoch hat man mich<br />

nicht gewollt. Ich glaube aber,<br />

die edlen Kölner können noch<br />

lang warten, ehe wieder ein<br />

Musiker aus ihren Mauern her<br />

vorgeht, der seiner Vaterstadt<br />

so viel Ehre macht, wie ich ihr<br />

gemacht habe. Das ist die<br />

"Wahrheit, und die Kölner ver<br />

dienten, daß man ihnen die<br />

"Wahrheit recht oft ins Gesicht<br />

sagte" (15.1.1891 an "Wilhelm<br />

Schauseil in Düsseldorf).<br />

Trotz dergleichen Zwiespäl<br />

tigkeiten blieben für Max<br />

Bruch enge private Bindungen<br />

an seine rheinische Heimat er<br />

halten. Es war vor allem die<br />

Freundschaft zur Familie Zan<br />

ders in Bergisch Gladbach (die<br />

Papierfabrikanten), die ihn seit<br />

frühester Jugend immer wieder<br />

dorthin zog.<br />

Und es war der KMGV, zu<br />

dem er zeitlebens ein gutes<br />

Verhältnis bewahrte. <strong>Der</strong> Ver<br />

ein richtete ihm zum <strong>70</strong>. Ge<br />

burtstag, der auf Wunsch des

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