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Der Burgbote 1990 (Jahrgang 70)

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Musik aktuell<br />

streben nach Schönheit<br />

Noch einmal: Max Bruch<br />

Nach dem vorigen Konzert<br />

des KMVG sagte mir ein Be<br />

kannter: „<strong>Der</strong> Frithjof ist doch<br />

eine wirklich schöne Musik".<br />

Er hat damit, vielleicht ohne es<br />

zu wissen, einen Kernpunkt in<br />

der Beurteilung der Musik von<br />

Max Bruch angesprochen.<br />

Denn Bruch ging es immer<br />

und in erster Linie um Schön<br />

heit, um, wie er es einmal<br />

nannte, formvollendete Schön<br />

heit in der Musik.<br />

Sie war sein Ziel von Anfang<br />

an. Es mag freilich sein, daß<br />

gerade diese hervorstechende<br />

Eigenschaft auch die komposi<br />

torischen<br />

Grenzen Bruchs<br />

markierte. Aber wie dem auch<br />

sei, aus vielen eigenen Äuße<br />

rungen geht genau dieses Be<br />

streben hervor, und von vielen<br />

anderen wurde es ihm bestä<br />

tigt. Sein heute noch bekann<br />

testes Werk, das erste Violin<br />

konzert in g-moll, op. 26, hat<br />

es denn auch, zumindest mit<br />

seinem langsamen Satz, zu<br />

Wunschkonzert-Ehren gebracht<br />

(falls dies eine Ehre sein sollte),<br />

ist jedenfalls eine Musik, die<br />

den Zuhörer bei geeigneter<br />

Stimmung noch immer zu Trä<br />

nen rühren kann.<br />

<strong>Der</strong> Münchner Komponist<br />

Josef Rheinberger (1839-1901)<br />

gab im Jahre 1892 ein Gutach<br />

ten über Max Bruch ab, mit<br />

dem er ihn als Kandidaten für<br />

die Verleihung des bayerischen<br />

Maximilianordens für Kunst<br />

und Wissenschaft vorschlug. Er<br />

rühmte hierin die großen Chor<br />

werke, darunter den „Frithjof"<br />

mit den Worten: „Großer Wurf<br />

in der Anlage, vollendete Be<br />

herrschung der Chor- und Or<br />

chestermassen, feste formale<br />

und charakteristische Zeich<br />

nung, darin hohe und frap<br />

pante Klangschönheit" kämen<br />

in diesen Werken zu vollster<br />

Wirkung. Und weiter heißt es<br />

dort: „Schließlich sei hier noch<br />

seines klassischen Violinconcertes<br />

in g-moll gedacht, wel<br />

ches unmittelbar nach dem<br />

Beethoven'schen rangiert und<br />

die ganze Vornehmheit der<br />

Bruch'schen Melodik offen<br />

bart." Rheinberger, der übri<br />

gens Max Bruch bis dahin per<br />

sönlich nicht kannte, erklärt<br />

den Erfolg von dessen Musik<br />

mit einer sehr prägnanten For<br />

mulierung: „Ohne um die<br />

Gunst des Publikums irgend<br />

wie zu buhlen - ohne die ge<br />

ringste Konzession an die<br />

Schwachheiten desselben, ge<br />

lang es dem Komponisten mit<br />

den meisten seiner Werke,<br />

großen und nachhaltigen Er<br />

folg zu gewinnen. Seine Ton<br />

sprache ist bei aller Tiefe ver<br />

ständlich und bedarf keiner<br />

Nachhilfe durch erläuternde<br />

Broschüren."<br />

Klangschönheit, Verständ<br />

lichkeit und dennoch Tiefe so<br />

wie Konzessionslosigkeit - mit<br />

diesen Begriffen sind zweifel<br />

los wesentliche Merkmale der<br />

Musik von Max Bruch ange<br />

sprochen. <strong>Der</strong> bekam dann<br />

den Orden, ohne zu wissen,<br />

wem er ihn verdankte, und es<br />

amüsierte ihn besonders, daß<br />

Dr. Helmut Jensen<br />

ihm diese Auszeichnung aus-_<br />

gerechnet aus München zuteil<br />

wurde, das ihm als „der<br />

Hauptsitz der Wagnerei" galt,<br />

eine musikalische Richtung,<br />

die ihm stets zuwider war. „Alle<br />

Kölner müßten es lesen und<br />

sich ärgern!", schrieb Bruch<br />

aus diesem Anlaß. <strong>Der</strong> Prophet<br />

hatte auch in diesem Fall seine<br />

Schwierigkeiten im eigenen<br />

Lande.<br />

Was das so gerühmte Vio<br />

linkonzert betrifft, wurde ihm<br />

dessen Popularität allmählich<br />

selbst zuviel. <strong>Der</strong> jüngste Sohn,<br />

Ewald Bruch, erzählt von sei<br />

nem Vater: „Indessen konnte<br />

ihn eines regelrecht zornig<br />

machen: Das fortgesetzt in al<br />

ler Welt gespielte Violinkonzert<br />

g-moll. So rief er einmal, als ein<br />

hochbegabter, junger Geiger<br />

ihm sein berühmtes Konzert<br />

vorspielen wollte: Schon wie<br />

der das g-moll-Konzert - ich<br />

kann es nicht mehr hören! Kin<br />

der, spielt doch mal mein<br />

zweites Konzert oder die<br />

Schottische Fantasie!" Er hat<br />

insgesamt drei Violinkonzerte<br />

und mehrere Werke für Solo-

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