Der Burgbote 1990 (Jahrgang 70)

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VereittSlallHHUen Programm für DreUändersingen ^ am 5. Mai 1990, 19-30 Uhr, Musikhochschule Köln Kölner Männer-Cicsaiij»-Vcrcin Im 23 :illa rcgis .'c Regina I'. Schubert M. Neuman F. SeJitiberl . -'..l.. .1 I I itornell K. Sciiumann R. Schuniann R. Straiiss Klav ierbegleit ung; T/ .ti. /lif \brhurciuin" ri uc \ crcinsi ubiläum latkräftige Mithi Wer macht mit? Interessenten informieren Tau Kunkel unter Tel.-Nr. 23 12 32
Kätscbe Eijenaat von Dr. Heribert A. Hilgers Der Sprachwissenschaftler, der sich mit Mundarten befaßt, erlebt immer wieder Überra schungen. So gilt es zum Bei spiel als fester Bestand gramma tischen Wissens, daß es eine Steigerung nur bei Adjektiven gibt, bei Eigenschaftswörten. Im Kölschen aber ist das anders. Da kann man auch Substantive steigern. Jedenfalls das eine oder andere. Eins von ihnen ist das Wort "Aat". Eine Möglich keit, das zu steigern, die ziem lich häufig vorkommt und des wegen schon etwas dubios er scheint, ist "ech kölsche Aat". Eine einigermaßen seriöse Form der Steigerung dagegen ist "kölsche Eijenaat". "Kölsche Eijenaat", das meint mehr, das ist etwas Besseres als "kölsche Aat". Aber was ist das nun ei gentlich "kölsche Eijenaat"? Die Antwort darauf hängt davon ab, wen man fragt. Hein rich Lützeler zum Beispiel hat die "kölsche Eijenaat" auf Hu morfestgelegt, im wesentlichen auf eine ziemlich drastische Art des Humors, "wieße Mädcher". Josef Steinberg hat das um eine Reihe von köstlichen Beispie len aus den vielen Grenz bereichen zum Religiösen und Kirchlichen, die es in Köln gibt, ergänzt, etwa jenen locus classicus für Relativitätstheorie vom Küster Mörs ("de Prädich wor allt längs am Engk, bloß Ehr wort immer noch draan") oder jene subtile Unterscheidung zwischen kirchlichem Gebets vollzug und betroffener Fröm migkeit, die sich an den Namen von Domkapitular Arnold Stef fens knüpft ("maache mer no Wigger odder solle mer uns jet bedde"). Da wird also kölsche Eijenaat im Grielächertum gese hen... Andere sehen das anders, sehen sie zum Beispiel verkör pert im kölschen Klüngel. Das sind freilich meistens solche, denen diese spezifische Art und Weise, Probleme unideologisch zu lösen, zu kompliziert ist. Der Klüngel ist ja das illegitime Kind eines preußischen Vaters und einer rheinischen Mutter. Ihm ist die Gabe in die Wiege gelegt, bei pingeliger Wahrung forma ler Vorschriften doch eine zu friedenstellende Sachentschei dung zu treffen. Die Kunst des Klüngels ist, wenn sie richtig praktiziert wird, die Kunst, den Dienstweg zu unterlaufen, die Kunst, dem Amtsschimmel ein Schnippchen zu schlagen. Dat kammer sich jefalle loße. Die Kölner selbst sehen eine ihrer besonderen Eigenarten in der Toleranz, nach der Devise "Jeck, loß jeck elans. Jede Jeck eß anders, äwer jet jeck simmer all!" Aber hier beginnen viel leicht Wunsch und Wirklichkeit zu verschwimmen, hier beginnt die Ideologie der kölschen Ei genart. "Schön wör et" - aber es gibt, wenn man ehrlich bleibt und auf Schönmalerei verzich tet, allerhand Rechthaberei un ter "echten" Kölnern, allerhand Intoleranz, und nicht von unge- 67 fähr gibt es eine kölsche Reden sart, die da feststellt: "dä jünnt däm nit et Schwatze ungerm Näl". Damit sind wir beim Thema. Ich meine: wenn es tatsächlich so etwas wie kölsche Eigenart gibt, dann muß sie in der Spra che zu finden sein. Sie ist Nie derschlag und Reservoir zu gleich kölscher Eigenart. Wenn das stimmt, dann muß man die Frage stellen und beantworten können: was sagt die kölsche Sprache über kölsche Eigenart? Da gibt es einiges: 1) Die kölsche Sprache ist in manchem komplizierter und anspruchsvoller als das Hoch deutsche. 20 Vokale statt 15, 6 Diphthonge statt 3, das kom plizierte g (fleje, flüch. Hoch, jeflore), ich kumme, do küß... ich jonn, do jeehs, stelle/jestallt, setze/jesatz, höre/jehoot, däue/ jedaut, dräume/jedraump, spöle/jespoolt, schelle (schälen!)/ jeschallt, früher sogar jläuve/ jejloov. 2) Die kölsche Sprache ist in manchem konservativer als das Hochdeutsche. Wie die Alten sungen. Dä Brell. 3) Die kölsche Sprache ist reich im Bereich der Gemütsbe wegungen, etwa im Bereich der Zärtlichkeit und ihrer Aus drücke. Immer wiederholbares Beispiel: die Kinderwörter. Et jitt e Babaditzje un e Schnüggelche, ne Botzendresser un ne Stinkadores, e Buselche un e Stubbeditzje, e Pannestätzje un e Fött-
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