27.02.2018 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 01 / 2018

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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Leben & Wissen |<br />

STRESS! –<br />

GEFAHR FÜRS HERZ!<br />

Der Herzinfarkt trifft oftmals Menschen um die 50 – erste Warnsignale ernst nehmen<br />

Gerade auf dem Zenit der beruflichen Laufbahn ist die Gefahr eines Herzinfarktes<br />

groß. Im Interview erläutert Professor Horlitz, warum es schon in relativ jungen Jahren<br />

zu dieser lebensbedrohenden Gefahr kommen kann.<br />

w: Professor Horlitz,<br />

warum ist es so, dass erfolgreiche<br />

Manager, wie z. B. der FAZ-Herausgeber<br />

Frank Schirrmacher, auf dem Zenit ihres<br />

Lebens plötzlich in jungen Jahren an<br />

einem Herzinfarkt sterben?<br />

Horlitz: Der Fall Schirrmacher vor einigen<br />

Jahren war leider der Klassiker. Erfolgreiche<br />

Menschen, die mitten im Berufsleben<br />

stehen, haben viel Stress – und plötzlich<br />

kommt der Knock-out. Das Alter zwischen<br />

50 und 60 ist da übrigens typisch. Man<br />

will noch mal Gas geben, es noch mal allen<br />

und vor allem sich selbst zeigen, dass<br />

es noch höher hinausgehen kann. Gerade<br />

sehr, sehr erfolgreiche Männer, und auch<br />

zunehmend Frauen, merken dabei oft<br />

aber nicht, dass sie das Rad überdrehen.<br />

Sie werden zudem von einer Woge des Zuspruchs<br />

und der Anerkennung getragen.<br />

Das macht nicht selten „blind“ für erste<br />

Warnsignale, die der Körper sendet, das<br />

Gleichgewicht zwischen Körper und Seele<br />

verschwindet, am Ende kommt es zu organischen<br />

Schäden als Ausdruck dessen,<br />

dass man sich zu viel zugemutet hat. Das<br />

kann ein Bandscheibenvorfall sein, was<br />

ja noch vergleichsweise harmlos ist, aber<br />

es kann eben auch ein Herzinfarkt sein.<br />

Und dann zählt jede Minute und das Leben<br />

ist akut in Gefahr!<br />

w: Unsere Leistungsgesellschaft<br />

fördert aber doch solche<br />

ungesunden Karrieren und erlaubt keine<br />

Schwächen. Immer der Erste und Innovativste,<br />

ständig erreichbar sein!<br />

Horlitz: Das stimmt leider, und es ist bewiesen,<br />

dass Stress Gift für das Herz ist.<br />

Wobei natürlich auch hier die Dosis das<br />

Gift macht. Wenn wir uns also keine Ruhephasen<br />

gönnen, dann kann das „Lebensrad“<br />

schnell überdrehen. Und gerade<br />

Manager denken ja geradezu extrem<br />

wettbewerbsorientiert und handeln selbst<br />

bei ersten körperlichen Beschwerden immer<br />

noch nach dem Leistungsprinzip.<br />

Schmerzen wollen oder können sie oft im<br />

beruflichen Umfeld nicht zugeben, weil<br />

sie als Zeichen für Schwäche gedeutet<br />

werden können. Erst wenn sie behandelt<br />

wurden, können sie viel klarer und einfacher<br />

über ihre Krankheit reden – aber<br />

auch dann meist im Wettbewerb: Ich habe<br />

Foto: Robert Kneschke - Fotolia.com<br />

fünf Bypässe, mein Bettnachbar im Krankenhaus<br />

nur vier.<br />

w: Wie kann es denn<br />

sein, dass Menschen unmittelbar nach<br />

dem Berufsleben, ja meist sogar in den<br />

ersten Tagen ihres Rentnerlebens, auf<br />

einmal einen Herzinfarkt bekommen und<br />

sterben?<br />

HORLITZ: So paradox das klingt: Das kann<br />

auch am Stress liegen. Von 100 auf null,<br />

das muss man können und wollen. Wer z.<br />

B. als Arbeitstier sich nicht richtig darauf<br />

vorbereitet hat, dass plötzlich mehr Ruhe<br />

in das Leben einkehrt, gerät in der Tat<br />

durch das Nichtstun unter Stress. Deshalb<br />

sollten sich diese Menschen schon weit<br />

vor dem letzten Arbeitstag eine Strategie<br />

des langsamen Ausstiegs überlegen bzw.<br />

den Übergang in den Ruhestand planen.<br />

w: Aber was, wenn solche<br />

Menschen auch nach ihrem eigentlichen<br />

Berufsleben nicht aufhören können und<br />

sich weiter in Projekte oder Ehrenamt<br />

stürzen?<br />

Horlitz: Das ist an sich ja nicht schlimm.<br />

Man kennt das ja durchaus, dass einige<br />

Menschen regelrecht eine Beschäftigung<br />

brauchen. Wichtig ist vielmehr, dass<br />

man gelernt hat, mit Stress umzugehen.<br />

Stress darf einen nicht überfordern, sondern<br />

muss kompensiert werden. Autogenes<br />

Training, Meditation, aber auch eine<br />

stabile Familie – all das kann Ausgleich<br />

bedeuten.<br />

w:<br />

Wie sieht es mit Sport aus?<br />

Horlitz: Klar, Ausdauer-Bewegung ist immer<br />

gut, also Laufen, Radfahren, Schwimmen,<br />

Walken. Gerade wenn jemand bereits<br />

herzkrank ist. Sport wirkt wie ein<br />

Medikament, weil er z. B. dabei helfen<br />

kann, den Blutdruck in einem optimalen<br />

Bereich zu halten. Damit einhergehen<br />

sollte eine ausgewogene, mediterrane Ernährung,<br />

also wenig Fleisch, viel Fisch,<br />

gute Öle und frisches Gemüse und Salat.<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 47

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