Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 01 / 2018

| Leben & Wissen
Und bitte: Kohlenhydrate am Abend reduzieren,
weniger Brot, Kartoffeln, Nudeln,
Reis vor dem Schlafengehen. Denn wer
abnimmt und schlank bleibt, hat auch
seltener einen zu hohen Blutdruck, selten
hohe Fettwerte, selten Diabetes. Das minimiert
das Risiko deutlich. Und natürlich:
keinesfalls rauchen.
w: Aber Alt-Kanzler Helmut
Schmidt ist als bekennender Raucher
damit sehr alt geworden.
Horlitz: Das stimmt natürlich und wird
auch oft von Rauchern dann als Argument
ins Feld geführt. Da muss man dann
aber klarstellen, dass eine günstige Genetik
natürlich vieles kompensieren kann.
Doch was, wenn ausgerechnet Ihre Gene
nicht so robust sind? Was, wenn ausgerechnet
bei Ihnen eine Veranlagung
zur Bildung von sogenannten Plaques
besteht? Das sind übrigens Ansammlungen
von Fettzellen und Bindegewebe in
den Herzkranzgefäßen. Bei Stress können
die Gefäße an diesen Plaque-Stellen
einreißen. Der Körper will das wieder reparieren,
macht das manchmal aber so
übereifrig, dass sich das komplette Herzkranzgefäß
verschließt.
w: Das ist dann der
eigentliche Herzinfarkt, stimmt’s?
Horlitz: Genau, und immer noch sterben
fast zwei von drei Patienten, wenn sie sich
nicht sofort in ärztliche Hände begeben
und unverzüglich in ein Herzkatheterlabor
gebracht werden. Bei einem akuten Herzinfarkt
kann es z. B. zu Kammerflimmern
kommen, das innerhalb von Sekunden zur
Bewusstlosigkeit führt. Nach fünf Minuten
ist der Betroffene dann unbehandelt tot.
w: Was ist in solchen
Fällen zu tun, damit möglichst effektiv
geholfen werden kann?
Horlitz: Unverzüglich die 112 wählen,
und zwar bei allen neu aufgetretenen Beschwerden
augenblicklich, auch wenn die
Symptome nicht so eindeutig sind. Wir sagen
immer: lieber einmal zu viel als zu
wenig anrufen! Die Gefahr ist vor allem
für Frauen und Diabetiker im Rahmen
eines Herzinfarktes sehr groß! Sie entwickeln
oft nicht die typischen Beschwerden,
weshalb Ärzte früher sogar vom
„lügenden Frauenherz“ sprachen. Ärzte
nahmen ihnen in Unkenntnis schlichtweg
die Symptome als Zeichen für einen
lebensbedrohlichen Herzinfarkt nicht ab.
Heute weiß man: Frauen haben oft unspe-
Fotos: Kardiologie Köln-Porz
Verschlossenes Herzkranzgefäß
bei akutem Herzinfarkt Implantation eines Koronarstents Wiedereröffnetes Herzkranzgefäß
Patientenverfügung und Co.
So sollte man sich absichern
Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Co – viele Deutsche machen sich darüber
kaum Gedanken. Das sollten sie aber.
Die Hälfte aller Patienten in Deutschland
verfügen weder über eine Vorsorgevollmacht
noch über eine Patientenverfügung – das ist
das Ergebnis einer Studie des Universitätsklinikums
Hamburg Eppendorf (UKE). Ohne
diese Dokumente sei eine Selbstbestimmung
des Patienten jedoch nicht gegeben. Einige
beschäftigen sich nicht gerne mit Themen
wie Krankheit oder Tod: 39 Prozent der Befragten
haben sich bisher keinerlei Gedanken
über diese Thematik gemacht. Häufig
liege es laut der Studie aber auch an einer zu
geringen Aufklärung. Diese vier Vorsorgefragen
sollte jeder Mensch rechtzeitig klären:
1. Vorsorgevollmacht
Mit einer Vorsorgevollmacht kann jeder
Mensch eine Person bestimmen, die im Pflege-
oder Krankheitsfall seine finanziellen,
medizinischen und organisatorischen Angelegenheiten
verantworten darf. Soll diese
Berechtigung auch über den Tod hinaus gelten,
muss dies ausdrücklich vermerkt sein.
2. Patientenverfügung
Mit einer aussagekräftigen Patientenverfügung
wissen Ärzte, Angehörige und Betreuer
im Fall einer Entscheidungsunfähigkeit
des Patienten genau, ob, wie und wie lange
er medizinisch behandelt werden möchte.
Seit 2009 ist diese rechtlich bindend.
3. Sorgerechtsverfügung
Ein Irrglaube ist, dass Taufpaten oder
Verwandte automatisch das Sorgerecht
für minderjährige Kinder übernehmen,
falls den Eltern etwas passiert. Ohne eine
handschriftliche Sorgerechtsregelung,
die vorab aufgesetzt werden muss, entscheidet
dies allein das Vormundschaftsgericht.
4. Trauerfall-Vorsorge
Eine Trauerfall-Vorsorge entlastet Angehörige
finanziell. Zudem kann jeder
Mensch mit ihr auf Wunsch schon zu Lebzeiten
festlegen, wie er einmal seine eigene
Trauerfeier und Bestattung gestaltet
haben möchte. Die zweckgebundene Sterbegeldversicherung
zählt zum gesetzlichen
Schonvermögen. Dies bedeutet, dass
das Geld für eine Bestattung auch dann
zur Verfügung steht, wenn es im Alter beispielsweise
durch hohe Pflegekosten einmal
eng wird. W
sta/akz-o
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