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akzent Magazin Mai '18 BO

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN

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KULTUR | LIVE-MUSIK<br />

JAZZ<br />

IST WIE EIN<br />

EISBERG<br />

D – Konstanz | Er gilt als weltweit anerkannter und hoch geschätzter<br />

Saxophonist und Komponist und ist eine wahre Künstlerpersönlichkeit:<br />

Professor Bernd Konrad. Sein Name steht für eine beispiellose<br />

Karriere. Und obwohl ihn die Musik bereits in die ganze Welt geführt<br />

hat, hängt sein Herz an Konstanz und der Musikszene in der<br />

Großstadt Bodensee.<br />

„Ich bin als junger Mann an den See gelaufen und habe mir überlegt: Wie<br />

klingt der See?“, erinnert sich der 71-Jährige Konstanzer. Bernd Konrad<br />

hat Musik im Kopf. Immer. Überall. Alles, was er sieht, übersetzt er in<br />

Melodien und Akkorde. Bereits mit 14 war ihm klar, dass er Jazzmusiker<br />

werden möchte. „Ich habe damals alle Jazz-Sendungen im SWR gehört.“<br />

Doch so einfach war das nicht. Davon ausgehend, dass er am Ende wohl<br />

„mit 500 Mark im Monat“ über die Runden kommen müsse, studierte<br />

er zunächst klassische Klarinette an der Hochschule für Musik und Darstellende<br />

Kunst in Stuttgart. Denn: „Jazz an der Hochschule war nicht<br />

gewünscht. Man wollte quasi keine Verproletatisierung.“ Doch Konrad<br />

ließ sich nicht abbringen. Nach Abschluss des Studiums erhielt er selbst<br />

Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen – die Chance, etwas in der<br />

Hochschullandschaft zu verändern. Es sollte sich auszahlen.<br />

1982 war er erster Träger des Südwestfunk-Jazzpreises. Weitere Preise<br />

und zahlreiche Tourneen rund um die Welt folgten. Er wurde unter<br />

anderem in New York und Tokyo ausgezeichnet. 1986 dann die Berufung<br />

zum ersten Professor für Jazz und Popularmusik an „seiner“<br />

Hochschule in Stuttgart. In über 40 Jahren hat er mehrere Generationen<br />

an Jazzmusikern ausgebildet und geprägt. Dafür erhielt er im März<br />

im Rahmen des Jazzpreises Baden-Württemberg den Sonderpreis für<br />

sein Lebenswerk.<br />

Mehr als Musik<br />

Doch Jazz ist mehr als „nur“ Musik. „Es hat einen Hintergrund“, so<br />

Bernd Konrad. Die Geschichten, die dahinter stehen, haben ihn so<br />

interessiert, dass er bis heute etwa 1500 Bücher dazu gelesen hat. „Jazz<br />

hat eine unglaubliche Fülle. Es ist wie ein Eisberg, bei dem man zunächst<br />

nur die Spitze sieht, darunter verbirgt sich wahnsinnig viel.“ In<br />

den Liedern stecken Informationen zur Geschichte, wie etwa die Verfolgung<br />

der Schwarzen, sowie gesellschaftspolitische Themen. Die Klage<br />

der Blues-Sänger. Auch Konrad nutzt den Jazz als Kommunikationsform:<br />

Es ist der Klang der Offenheit und stetigen Weiterentwicklung.<br />

Bernd Konrad ist nicht nur aktiver Musiker, sondern auch gerne Konzertbesucher.<br />

Es geht neben der Musik auch um die Pflege sozialer<br />

Kontakte und erfrischende Small Talks. Doch meist kommt er bei Jazzevents<br />

nicht um einen Auftritt herum. Auch wenn es heute nicht mehr<br />

ganz so viele sind. „Nur etwa 50 bis 60 im Jahr.“ In der Großstadt<br />

Bodensee schätzt er vor allem das Konstanzer Jazz Down Town: „Es<br />

ist eine wunderbare Veranstaltung. Sie ist für einen guten Zweck, was<br />

beim Jazz immer eine wichtige Sache ist!“<br />

Zukunftspläne<br />

2017 war geprägt von Kompositionen. Bernd Konrad schrieb für die<br />

Südwestdeutsche Philharmonie in Konstanz ein halbstündiges Werk<br />

sowie ein Oratorium im Rahmen der Konzilfeierlichkeiten, welches<br />

mit großem Chor und Orchester im Konstanzer Münster aufgeführt<br />

wurde. Für 2018 stehen neben den „nur“ 50 bis 60 Auftritten einige<br />

Studioproduktionen an, beispielsweise mit dem Radiosinfonieorchester<br />

Stuttgart und Big Band.<br />

Und wenn dann mal Zeit bleibt, schreibt er an seiner Vita. Eine Herausforderung.<br />

Denn: „Ich habe bereits 150 Seiten voll, bin aber erst<br />

bei meinem Alter von 21 Jahren …“<br />

www.bernd-konrad.net<br />

TEXT: TANJA HORLACHER<br />

FOTO: FRANZIS VON STECHOW

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