MIT DEM TORFKAHN UNTERWEGS Ina Fischer ist die Hafen-Leiterin und organisiert alles rund um die Torfkahn-Fahrten, für die eine Anmeldung unbedingt empfohlen wird nehmer fand. Torf war bis ins 20. Jahrhundert ein wertvolles Heizmaterial in der Stadt. „Um 1817 bis 1820 verkehrten hier etwa 30.000 Schiffe pro Jahr. 1951 wurde der letzte Torfkahn in Findorff entladen“, weiß Peter Röleke. Von Worpswede nach Bremen brauchte man damals etwa drei bis vier Tage. Motoren gab es nicht, es wurde bei günstigem Wind gesegelt, gestakt oder vom Ufer aus gezogen, was oft die Ehefrauen übernahmen, während der Mann am Steuer saß. So ist übrigens die Semkenfahrt entstanden, die heute bei allen Bremer Schlittschuhläufern so beliebt ist. Sie wurde als Abkürzung gestochen, wodurch sich die Transportzeit deutlich reduzierte. „Sechs Kubikmeter Torf konnten so pro Kahn transportiert werden.“ Wo an Bord einst der Torf zum Transport aufgeschichtet war, können heute auf zwei langen Bänken auf bequemen Sitzpolstern bis zu 16 Passagiere Platz nehmen. Man darf auch mal das Segel hissen oder Pinne, Stake oder Treidelleine in die Hand nehmen. Heutzutage ist zum Glück ein Motor an Bord. Ab und zu trötet unser Skipper mit einem Signalhorn an unübersichtlichen Stellen. Unterwegs treffen wir einige Kanufahrer, am Ufer bleiben Spaziergänger stehen, schauen und winken. Am Ufer begegnet uns so einiges. Am kuriosesten fand ich eine zur Duschkabine umgebaute knallgelbe originale Telefonzelle. Am Gerken Stau, einer alte Handschleuse, beobachte ich, wie Peter Röleke richtig anpacken muss, um uns in das tiefer liegende Wasser dahinter zu lassen. Hier können auch Passagiere mal Hand anlegen. Touren auf dem Torfkanal, der Wümme oder Hamme Es gibt zwischen April und Oktober verschiedene Linientouren an festen Terminen, die man am Hafen in ausgelegten Flyern findet oder auf der Internetseite der Torfkähne Bremen. Ziele sind beispielsweise das Haus am Walde, das Lokal Platzhirsch am Kuhgrabensee, Dammsiel oder Kuhsiel, der ältesten Schleuse an der Wümme, aber auch Fahrten auf der Hamme. Für eine ganz besondere Atmosphäre sorgen die romantischen Moorlichterfahrten in den Abendstunden mit stimmungsvoller Beleuchtung durch Laternen und im geschmückten Kahn. Ganz neu sind Touren mit einer Geschichtenerzählerin namens Tine, die Geschichten und Döntjes liest und erzählt, auch ein paar Gruselgeschichten sind darunter. Die Preise finde ich erstaunlich günstig für wirklich ausgiebige mehrstündige Touren. Zwischen 16 und 25 Euro pro Person kann man auf Tour gehen. Rechtzeitige Anmeldung für die beliebten Fahrten ist unbedingt zu empfehlen. Aber die Schiffe lassen sich auch chartern für gesellige Gruppenfahrten, sei es für Geburtstagsfeiern, Junggesellenabschiede, Picknickausflüge, Betriebsausflüge oder einfach so. Getränke und Verpflegung kann selbst mitgebracht und verzehrt werden. Manche Tour wird da auch mal zur fröhlichen Partytour, erzählt der Skipper. Ich bin so begeistert von der Fahrt sowie davon, Findorff und Umgebung mal vom Wasser aus erlebt zu haben, dass ich gleich Pläne schmiede, mit Freunden an einem warmen Sommertag ein Boot zu chartern. Natürlich mit Peter Röleke als Bootsführer. Torfkähne Bremen, Neukirchstraße 1, 28215 Bremen. Telefon 0421 – 35 066-86 E-<strong>Mai</strong>l torfkaehne@bras-bremen.de www.torfkaehne-bremen.de 16 <strong>FINDORFF</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Mai</strong> - <strong>Juni</strong> <strong>2018</strong>
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