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Uni-Magazin 3_2009.indd - Zentrale Universitätsverwaltung - Martin ...

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erfasst. Die Vielfalt der Nachweise, von 1945<br />

bis in die Gegenwart, der „nationalsozialistisch<br />

kontaminierten Begriffe“ – „Auschwitz“,<br />

„Endlösung“, „Gleichschaltung“ etc. pp. –<br />

macht klar, dass das Problem als solches auch<br />

nach mehr als 60 Jahren fortbesteht.<br />

Auch der zweite Band analysiert über 1000<br />

Vokabeln, die 24 Themenbereichen zugeordnet<br />

sind, darunter Gaskammer/vergasen/<br />

Vergasung, Jude, Kriegsverbrecher, Nestbeschmutzer,<br />

Rasse/Rassismus/Herrenrasse, Revanchismus,<br />

Täter, Opfer, Zigeuner.<br />

Die Verwendung aller jeweils am Ende des<br />

Kapitels nochmals zusammengefassten Beleg-<br />

und Stichwörter zeigt die Vielfalt der<br />

mit ihrem Gebrauch verbundenen historisch<br />

bedingten oder gewachsenen, realen, (un-)vermuteten<br />

oder potenziellen Schwierigkeiten<br />

auf. Fast 100 Seiten am Ende bieten für weitergehend<br />

interessierte Leser eine sehr umfangreiche<br />

Bibliographie, ein Verzeichnis der<br />

Abkürzungen sowie wiederum einen Index<br />

des diskursrelevanten Vokabulars.<br />

Margarete Wein<br />

� Torsten Eitz, Georg Stötzel:<br />

Wörterbuch der ıVergangenheitsbewältigung„. Die NS-Vergangenheit<br />

im öffentlichen Sprachgebrauch. Band 1: Hildesheim<br />

2007, 786 Seiten, 32,00 Euro, ISBN: 9783487133775;<br />

Band 2 (unter Mitarbeit von Katrin Berentzen und Reinhild<br />

Frenking): Hildesheim 2009, 694 Seiten, 32,00 Euro, ISBN:<br />

9783487138817<br />

T OPF-OPFER IM KNAST<br />

<strong>Martin</strong> Held – ein verpflichtender Name. Einer,<br />

dessen Träger sich nicht widerspruchslos<br />

als „verrückt“ einstufen lässt. Dabei spielt<br />

es keine Rolle, ob die Eigenschaften, die der<br />

Protagonist sich selber zuschreibt, zutreffen<br />

oder nicht. Er hält sich für sehr „naiv oder<br />

cholerisch“; Meinungen anderer nimmt er gelassen<br />

hin: „selbstherrlich, blöd, überheblich,<br />

treulos und egoistisch [...] blauäugig [...] undankbar“<br />

oder aber „ein fröhlicher und gutmütiger<br />

Mensch“. Zweierlei jedoch weist er entschieden<br />

zurück: „allgemeingefährlich war ich<br />

noch nie. Oder verrückt.“ Wie er wirklich ist,<br />

weiß der Leser auch nach knapp 200 Seiten<br />

nicht genau, aber eine Reihe anderer Fragen<br />

werden von Autor Kurt Wünsch (1971 bis<br />

1996 wissenschaftlicher Mitarbeiter der MLU<br />

im Bereich Mathematik/Informatik) aufgeworfen<br />

und manche sogar beantwortet.<br />

An erster Stelle: Hat der Held die Ilona Tressin<br />

vergewaltigt oder nicht? Falls ja, läge es<br />

ja durchaus in seinem Interesse, wenn es der<br />

psychologischen Gutachterin, Frau Dr. Viola<br />

Fest gelänge, das Gericht von seiner gestörten<br />

Persönlichkeitsstruktur zu überzeugen. Falls<br />

nein, müsste man Erfolg vielmehr dem mit<br />

zweifelhaften Methoden operierenden Rechtsbeistand<br />

des Beschuldigten wünschen, der<br />

dessen Unschuld beweisen will.<br />

Dann sind da noch der Praktikant Rolf Stei-<br />

nicke sowie die beiden Mitgefangenen in der<br />

Untersuchungshaftanstalt, Gottlieb Fuchs,<br />

genannt Petrus, und Karl Heinz Schreiber<br />

alias Kanne. In vielen Gesprächen mit diesen<br />

dreien erfährt „Bruder <strong>Martin</strong>“ manch Wissenswertes<br />

über das deutsche Rechtssystem im<br />

Allgemeinen und seine eigenen Chancen im<br />

Besonderen. Er seinerseits erzählt ihnen lang<br />

und breit die Vorgeschichte seines Dilemmas<br />

SCIENTIA HALENSIS 3/09<br />

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NEU<br />

Faszination Oper<br />

Zum<br />

Händel-Jahr<br />

Silke Leopold<br />

Händel<br />

Die Opern<br />

324 S.; geb. mit<br />

Schutzumschlag<br />

978-3-7618-1991-3<br />

€ 39,95 / CHF 71.90<br />

Silke Leopold geht der Frage nach, wie Händels<br />

Opern in damaliger Zeit wahrgenommen wurden<br />

und warum diese Werke das heutige Publikum so<br />

begeistern. Die Autorin behandelt Händels Musik<br />

und seine Fähigkeit, den handelnden Personen in<br />

ihren Arien und Ensembles einen unverwechselbaren<br />

Charakter zu verleihen, sie als Menschen,<br />

nicht als typisierte Figuren erscheinen zu lassen.<br />

Er entlockt ihnen ihre Geheimnisse, ohne sie zu<br />

denunzieren. – Das Buch enthält außerdem ein<br />

Lexikon aller Händel-Opern mit ausführlichen Angaben<br />

zur Besetzung, zur Stoffgeschichte und zum<br />

Inhalt.<br />

»Das Handbuch ... ist glänzend<br />

geschrieben, bestechend argumentiert,<br />

die Ästhetik der Opera seria<br />

meisterhaft rekonstruierend …«<br />

(ZEIT Literatur)<br />

Bärenreiter<br />

www.baerenreiter.com<br />

und versucht vergeblich ihnen klarzumachen,<br />

dass er keinesfalls in die Schwarzwaldklinik<br />

für psychische Rehabilitation in Waldesruh<br />

bei Schwarzau eingewiesen werden möchte,<br />

sondern so schnell wie möglich und als freier<br />

Mann zu seiner Flamme Steffi zurückkehren<br />

will – ehe sie ihm womöglich noch sein<br />

Freund Norbert vor der Nase wegschnappt.<br />

Doch obwohl das Gericht die von der etwas<br />

hilflosen Psychologin beschworene, nachhaltig<br />

verheerende Wirkung gemeinsamen Topfsitzens<br />

der Knirpse in DDR-Kinderkrippen<br />

bezweifelt, wird <strong>Martin</strong> Held verurteilt und<br />

muss zu Professor Piepenbrink nach Waldesruh<br />

– wo ihn nach den veralteten Psychotests<br />

der Frau Fest moderne gruppentherapeutische<br />

Maßnahmen von Dr. Leinewand sowie Silvi<br />

und die liebestolle Katharina erwarten.<br />

Endlich, auf Seite 176, wird dem erleichterten<br />

Leser mitgeteilt: Ilona wurde in Brüssel als<br />

Trickbetrügerin entlarvt und verhaftet. Also<br />

Ende gut, alles gut. Wirklich? Das neue Projekt<br />

der nachwendegebeutelten Freunde des<br />

Helden Held ist eine Bettentauschzentrale.<br />

Und lauert da nicht (sobald diese Pleite gegangen<br />

sein wird) schon wieder Waldesruh oder<br />

– schlimmer noch – Prof. Piepenbrinks geplante<br />

Seestern-Dependance in Meck-Pomm?<br />

Margarete Wein<br />

� Kurt Wünsch:<br />

Ich bin doch nicht verrückt, Frau Doktor. Satirischer Roman,<br />

Halle 2009, 192 Seiten, 9,90 Euro, ISBN: 978-3-89812-<br />

606-9<br />

F ORSCHEN UND PUBLIZIEREN<br />

ilona1245.indd 1 14.07.2009 09:26:35<br />

35

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