Uni-Magazin 3_2009.indd - Zentrale Universitätsverwaltung - Martin ...
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V ARIA<br />
SCIENTIA HALENSIS 3/09<br />
Zur ıErleuchtung der Welt„<br />
Jubiläumsausstellung der <strong>Uni</strong> Leipzig mit MLU-Beteiligung<br />
R ALF-TORSTEN SPELER<br />
Die <strong>Uni</strong>versität Leipzig begeht am 2. Dezember den 600. Jahrestag der Gründung ihres Bestehens.<br />
Somit zählt sie zu den ältesten <strong>Uni</strong>versitäten Deutschlands und gehörte immer zu den<br />
größten deutschen Hochschulen. Von der ruhmreichen Geschichte der MLU-Partneruniversität<br />
erzählt auch die Jubiläumsausstellung „Erleuchtung der Welt“, die seit dem 9. Juli im Alten<br />
Rathaus in Leipzig läuft.<br />
Nach dem Prager Vorbild wurde die Leipziger<br />
<strong>Uni</strong>versität 1409 von den Wettinern gegründet,<br />
später erfolgten zwei weitere sächsische<br />
<strong>Uni</strong>versitätsgründungen: 1502 in Wittenberg<br />
und 1548/58 in Jena. Die Wittenberger Alma<br />
mater wurde schließlich 1817 mit der halleschen<br />
Fridericiana vereinigt, die 2002 auch<br />
den Anlass gab, an der <strong>Martin</strong>-Luther-<strong>Uni</strong>versität<br />
das 500-jährige Jubiläum der Hohen<br />
Schule von <strong>Martin</strong> Luther (1483–1546) und<br />
Philipp Melanchthon (1497–1560) zu feiern.<br />
Neben der überregionalen Wirkung der Leipziger<br />
<strong>Uni</strong>versität im spätmittelalterlichen<br />
Alten Reich kann Leipzig neben Berlin und<br />
München ihre Glanzzeit mit Weltgeltung nach<br />
der Reichsgründung von 1871 beanspruchen.<br />
Die Leipziger entschieden sich jedoch, den<br />
Schwerpunkt ihrer Jubiläumsausstellung auf<br />
das späte 17. und das 18. Jahrhundert, das<br />
Zeitalter der Aufklärung, zu legen.<br />
Es ist unbestritten, dass die Musteruniversität<br />
der Aufklärung Halle (1694 gegründet) und<br />
die 1734 gegründete Hohe Schule in Göttingen<br />
an der Entstehung der modernen Wissenschaften<br />
einen zukunftsweisenden Anteil<br />
hatten, Vorbild für andere Hochschulen waren<br />
und beide in hohem Maße Bildungs- und<br />
Wissenschaftsgeschichte geschrieben haben.<br />
Aber die Leipziger Ausstellungsautoren präjudizieren,<br />
dass Halle und Göttingen nicht<br />
Schöpfungen aus dem Nichts waren und ihre<br />
ersten und auch viele späteren Lehrer aus anderen<br />
<strong>Uni</strong>versitäten kamen, durch die sie geprägt<br />
worden waren und an denen sie gewirkt<br />
haben.<br />
Aus dieser These resultierend sind im Mittelpunkt<br />
der Abteilung Philosophie die<br />
halleschen Sessionssaalbilder von Christian<br />
Thomasius (1655–1728) und Christian Wolff<br />
(1679–1754) zu sehen und in der Abteilung<br />
Theologie das hallesche Rektorgemälde von<br />
August Hermann Francke (1663–1727).<br />
Aufgrund der intoleranten sächsischen Konfessionspolitik<br />
wechselten diese teilweise<br />
verfolgten Hochschullehrer nach Halle und<br />
wurden die geistigen Begründer der fortschrittlichen<br />
halleschen Reformuniversität.<br />
Beide mitteldeutschen Traditionsuniversitäten<br />
Leipzig und Halle sind nachweislich eng miteinander<br />
verknüpft.<br />
Besuch der Leipziger Jubiläumsausstellung<br />
am 5. November 2009, 16 Uhr<br />
Führung durch den Kustos und Projektleiter<br />
der Ausstellung,<br />
PD Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen<br />
Treffpunkt: Leipzig, Altes Rathaus,<br />
unter den Arkaden, Markt 1<br />
Anmeldung: <strong>Zentrale</strong> Kustodie, Tel.: 55 21 733<br />
In der auf 1400 Quadratmeter mit rund 700<br />
Exponaten bestückten, vornehm gestalteten<br />
Jubiläumsausstellung wird die ruhmreiche<br />
<strong>Uni</strong>versitätsgeschichte Leipzigs mit bestens<br />
restaurierten Kunstwerken und Kabinett- und<br />
Sammlungsstücken belegt. In den Abteilungen<br />
Archäologie und Deutsche Literatur sieht man<br />
beispielsweise Gemälde des Wittenberger<br />
Studiosus Novalis (1772–1801) und des halleschen<br />
Studenten Johann Joachim Winckelmann<br />
(1717–1768), die das 18. Jahrhundert<br />
entscheidend prägten – das der einstige Leipziger<br />
Student Johann Wolfgang von Goethe<br />
(1749–1832) auch das Jahrhundert Winckelmanns<br />
nannte. Halle profitierte viel von der<br />
nahegelegenen sächsischen Landesuniversität<br />
durch zahlreiche Berufungen Leipziger akademischer<br />
Bürger. Der Leipziger Absolvent Johann<br />
Heinrich Michaelis (1663–1738) wurde<br />
als geschätzter Kenner der semitischen Sprachen<br />
1699 zum Professor für Alte Sprachen<br />
an die Alma mater Halensis berufen. Aus der<br />
alten Leipziger Gelehrten- und Schriftstellerfamilie<br />
Johann Jacob Volkmann (1732–1803)<br />
stammen zwei berühmte hallesche Medizinergenerationen<br />
des 19. Jahrhunderts.<br />
Es gibt zahlreiche Berührungspunkte zwischen<br />
Leipzig und Halle, einige davon sind in<br />
der Exposition dargestellt. Zweifellos gehört<br />
die größte mitteldeutsche <strong>Uni</strong>versität Leipzig<br />
zu den führenden Bildungsstätten in der deutschen<br />
Geschichte, die heute wieder an diese<br />
großen Erfolge anknüpft. Die übersichtlich<br />
sehr gut gegliederte Jubiläumsausstellung im<br />
Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, Altes<br />
Rathaus, zeigt in beeindruckender Weise, wie<br />
der Titel es ankündigt, die „Erleuchtung der<br />
Welt – Sachsen und der Beginn der modernen<br />
Wissenschaften“.<br />
■<br />
Dr. Ralf-Torsten Speler<br />
Leiter der <strong>Zentrale</strong>n Kustodie<br />
Telefon: 0345 55-21732<br />
E-Mail: r-t.speler@kustodie.uni-halle.de<br />
Internet: www.kustodie.uni-halle.de<br />
Blick in die Abteilung Philosophie der Leipziger Jubiläumsausstellung mit den halleschen Rektorenbildnissen von Christian Thomasius (l.) und Christian Wolff.<br />
Foto: Marion Wenzel, <strong>Uni</strong>versität leipzig