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42 P ERSONALIA SCIENTIA HALENSIS 3/09 ıDorthin, wo es stinkt und knallt„ Doreen Rüdel ist eine von 19 neuen Auszubildenden P AOLO SCHUBERT Jahr für Jahr bietet die MLU ein breit gefächertes Spektrum an Ausbildungsplätzen. Neben medien- und technikorientierten Berufen stehen die klassischen hoch im Kurs: Fachangestellte für Bürokommunikation, Feinmechaniker und Gärtner werden genauso benötigt wie Auszubildende, die gern im Labor arbeiten. Zu ihnen gehört Doreen Rüdel. Sie hat in diesem Jahr neben 19 weiteren Bewerbern eine Zusage erhalten und arbeitet seit August am Institut für Chemie Ein Beruf in der Chemie sollte es für Doreen Rüdel seit langem sein. Eigentlich seit Beginn der zweiten Sekundarstufe, als die Lehrer mit praxisorientiertem Unterricht ihre Lust an chemischen Reaktionen und Experimenten weckten. Deshalb wählte sie Chemie als Hauptfach, legte 2007 ihr Abitur ab und begann an der Hochschule Merseburg (FH) ein Studium der Chemie- und Umwelttechnik. „Doch es war nicht einfach. Zum einen mussten wir den Lehrstoff nachholen, der durch die Verkürzung von 13 auf zwölf Schuljahre nicht mehr berücksichtigt wurde. Zum anderen begann unser Studium nach der Umstellung auf die neuen Abschlüsse; die Zeit zum Aufarbeiten war für mich zu knapp bemessen“, erinnert sich die 20-jährige. Sie brach das Studium ab und fuhr fortan zweigleisig. Mit nun neuen Voraussetzungen bewarb sie sich an der Hochschule Anhalt (FH) für ein Studium der Lebensmitteltechnologie; gleichzeitig informierte sie sich über Ausbildungsberufe im chemischen Bereich. „Nachdem ich mir diverse Bücher besorgt und mich vom Arbeitsamt sowie von Freunden beraten lassen hatte, die bereits in solchen Berufen arbeiten, entschied ich mich für eine Ausbildung.“ Gelegen kam Rüdel der Hochschulinformationstag 2008, an dem sie die Martin-Luther-Universität und ihr Ausbildungsangebot erstmals genauer kennenlernte. Es waren hauptsächlich die praktischen Aspekte, aufgrund derer Rüdel sich an der MLU bewarb. „Natürlich ist die Theorie wichtig, aber am liebsten zieht es mich dorthin, wo es stinkt und knallt.“ Und das biete sich in der Zeit der Ausbildung zur Chemielaborantin nicht nur am Institut, sondern auch im Schkopauer Trainingszentrum der Firma DOW. Denn bis zu den Prüfungen müssen sich die Lehrlinge die im Ausbildungsrahmenplan der Industrie- und Handelskammer (IHK) vorgeschriebenen Qualifikationen aneignen. „Das kann weder die Universität noch die Berufsschule allein leisten.“ Mit DOW stehe ein Partner zur Seite, der mit moderner Technik und eigenem Personal die fehlende Praxiserfahrung abdeckt. Über 30 Firmen sowie wissenschaftliche und staatliche Einrichtungen nutzen bereits dessen Möglichkeiten für das Nachwuchstraining im Rahmen der Kooperation „Olefinpartner“. Doch auch andere Faktoren spielten für ihre Entscheidung eine Rolle. „Die Universität ist nun einmal eine riesige Wissenschaftseinrichtung. Es ist faszinierend, ihre Netzwerke kennenzulernen und ein Teil der Forschungsarbeit zu sein, egal wie klein dieser Anteil in der Ausbildung erst einmal sein mag. Daraus ergeben sich beinahe einzigartige Möglichkeiten, Soft Skills zu erwerben. Vor allem aus dem Umgang mit Lehrenden und Studierenden verspricht sich Rüdel viele Erfahrungen. Kontakte lassen sich schwer vermeiden: Neben der Vorbereitung von studentischen Experimenten sollen die Auszubildenden Begleituntersuchung zu wissenschaftlichen Studien durchführen. In ihren ersten Lehrmonaten möchte die Chemiebegeisterte ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen alltäglichen Sachverhalten und deren wissenschaftlichen Hintergründen entwickeln. „In den Medien wird so viel über meist ungeläufige Inhaltsstoffe berichtet. Bisher konnte ich nicht einschätzen, welche Verbindungen für welche Konsequenzen verantwortlich sind.“ So beschäftigte sie sich bereits mit anionischen und kationischen Tensiden, organischen Verbindungen, die in vielen haushaltsüblichen Bedarfsgegenständen enthalten sind. In einer Zwei-Phasen-Titration stellte sie deren Anteile fest und protokollierte die Ergebnisse. Dreieinhalb Jahre wird Rüdel nun an der halleschen Universität betreut. Ob sie sich nach ihrer Ausbildung doch noch für ein Studium entscheidet, steht erst einmal nicht zur Debatte. Die Option wird sie dennoch nicht aus den Augen verlieren. ■ Prüfender Blick: Doreen Rüdel wird seit August 2009 an der MLU und im DOW-Trainingszentrum zur Chemielaborantin ausgebildet. Foto: Paolo Schubert
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