14.12.2012 Aufrufe

Der Suizid – ein gesellschaftliches Phänomen - SCIP

Der Suizid – ein gesellschaftliches Phänomen - SCIP

Der Suizid – ein gesellschaftliches Phänomen - SCIP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Der</strong> <strong>Suizid</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>gesellschaftliches</strong> <strong>Phänomen</strong> M.H.; <strong>SCIP</strong> 2005/2006<br />

<strong>Der</strong> <strong>Suizid</strong> <strong>–</strong> Ersch<strong>ein</strong>ungsformen von und<br />

gesellschaftlicher Umgang mit <strong>Suizid</strong>en<br />

A. Einleitung<br />

Im Verlaufe der Geschichte hat es schon immer Menschen gegeben, welche aus<br />

verschiedenen Gründen freiwillig ihren Tod wählten. Ganz unterschiedlich waren auch die<br />

Einstellungen der Mitmenschen gegenüber den <strong>Suizid</strong>enten 1 . Manche stellten sich<br />

vehement gegen Selbsttötungen und traten für <strong>ein</strong>e harte Bestrafung der Leichen und<br />

nachteilige Folgen für die Angehörigen der <strong>Suizid</strong>enten <strong>ein</strong>, andere waren nachsichtig und<br />

zeigten Verständnis für den Entschluss zum <strong>Suizid</strong>. <strong>Der</strong>art unterschiedliche Haltungen<br />

finden wir auch in unserer heutigen Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts.<br />

Gesamthaft können wir aber festhalten, dass der <strong>Suizid</strong> in Europa im Verlauf der Neuzeit<br />

entpönalisiert worden ist und <strong>ein</strong>e Verurteilung heute lediglich auf der moralischen Ebene<br />

vorkommt. Im ersten Hauptteil dieser Arbeit werden die Einstellungen von Kirchenvätern,<br />

Philosophen, Juristen, Soziologen, Medizinern und Schriftstellern im historischen Verlauf<br />

dargestellt. Von Interesse sind jeweils auch die Haltung der Gesellschaft im Allgem<strong>ein</strong>en<br />

und ihr Umgang mit <strong>Suizid</strong>fällen.<br />

Selbstmorde kommen in den zivilisierten Gesellschaften der zentraleuropäischen Länder<br />

relativ häufig vor. Dem statistischen Jahrbuch der Schweiz kann entnommen werden, dass<br />

sich 2001 in der Schweiz 939 Männer und 391 Frauen, gesamthaft also 1'330 Menschen,<br />

das Leben nahmen, während Unfälle im Strassenverkehr lediglich 480 Todesopfer<br />

forderten. 2 Seit 1974 übersteigt die Zahl der <strong>Suizid</strong>e diejenige der Verkehrstoten. 3 Gewiss<br />

kann man mit Fug und Recht anführen, dass die <strong>Suizid</strong>enten freiwillig den Tod wählen,<br />

derweil bei Unfällen lebenslustige Menschen jäh ihr Leben lassen müssen. So rechtfertigt<br />

es sich durchaus, im Strassenverkehr weiterhin die „mission zero“ zu fordern und die<br />

Risiken mit strengen Vorschriften <strong>ein</strong>zudämmen. Aber drängt es sich nicht auch auf, die<br />

Umstände, welche zu <strong>Suizid</strong>en führen, näher zu untersuchen? Gibt es nicht auch<br />

Argumente dafür, alles daran zu setzen, die <strong>Suizid</strong>rate zu senken? Es sch<strong>ein</strong>t derzeit, dass<br />

die Gesellschaft über das Vorkommen von <strong>Suizid</strong>en Bescheid weiss, aber sich wenig mit<br />

der Thematik beschäftigt. Dabei liegt der Verdacht nahe, dass es durchaus gelingen könnte,<br />

1<br />

In dieser Arbeit werden vornehmlich die männlichen Formen gebraucht. Wo nicht speziell auf das<br />

Gegenteil verwiesen wird, sind die weiblichen Personen <strong>ein</strong>geschlossen.<br />

2<br />

Zahlen gemäss Angaben des Bundesamts für Statistik (BfS).<br />

3<br />

Holyst, S. 105.<br />

1

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!