Top agrar - Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung
Top agrar - Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung
Top agrar - Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Doch die Landwirtschaftsverbände sträuben sich. Zum einen fühlen sie sich in ihrer<br />
Berufsehre gekränkt. Die Politik überdrehe und vergesse, dass die Landwirte im Tierschutz<br />
auch in der Vergangenheit schon einiges getan hätten, sagte der niedersächsische<br />
Landvolkpräsident Werner Hilse kürzlich auf einer Veranstaltung. Zum zweiten bezweifeln<br />
sie, ob bis 2015 vom Schnäbelkürzen tatsächlich eine Abkehr erfolgen kann. Laut<br />
Geflügelpräsident Hoffrogge wäre mit einem Verlust von bis zu 50 Prozent des Bestandes zu<br />
rechnen, wenn die Tiere mit spitzen Schnäbeln gehalten würden.<br />
"Das kann nicht im Sinne des Tierschutzes sein, deswegen ist zum <strong>gegen</strong>wärtigen Zeitpunkt<br />
auf die Schnäbelbehandlung nicht zu verzichten."<br />
Zwar wollen einige Landwirte, darunter auch Hoffrogge, einen Modellversuch der<br />
Geflügelhaltung ohne Schnäbelkürzen durchführen, doch eine Umsetzung bis 2015 halten<br />
viele Verbandsfunktionäre für nicht machbar. Entsprechende Züchtungen etwa bei Puten<br />
würden um einiges länger dauern, heißt es. Auch ein weiterer Punkt des Lindemannschen<br />
Tierschutzplanes, das Kupieren von Ferkelschwänzen zu verbieten, sei nicht umsetzbar.<br />
Landvolkpräsident Hilse tat die Ankündigungen des Ministers gar als "Getöse" ab. Politprofi<br />
Lindemann, der vor seinem Amtsantritt mehr als 20 Jahre im niedersächsischen und im<br />
Bundeslandwirtschaftsminsterium tätig war, bleibt indes gelassen und gibt sich<br />
durchsetzungsstark.<br />
"Ja, wissen Sie, Lobbys äußern sich gelegentlich ja etwas pointiert und die Realität ist dann<br />
meistens eine andere. Ich hab am Anfang gleich gesagt, es wird auch Gruppen geben, die sich<br />
möglicherweise einem solchen Verfahren verweigern. Die sollen dann aber durchaus wissen,<br />
dass das nicht das Ende des Verfahrens ist, sondern der Beginn, das Verfahren ohne ihre<br />
Beteiligung fortzusetzen."<br />
NDR<br />
NDR 90,3 28.05.2011 08:40 Uhr<br />
"Mir wurde klar, wie wenig ich weiß"<br />
von Jörn Straehler-Pohl<br />
Genau vor einer Woche gab es hier in Hamburg die erste Krisen-Sitzung der Behörden<br />
wegen des EHEC-Erregers. Inzwischen haben wir einen Toten zu beklagen, die Zahl der<br />
Infizierten und Erkrankten steigt weiter, und die Wissenschaftler des Hygiene-Instituts<br />
versuchen, die Wege des Keims zu ergründen. Jörn Straehler-Pohl berichtet seit Anfang<br />
an über den Erreger und fragt sich, was die Angst vor EHEC für ihn bedeutet.<br />
Heute Vormittag bin ich wieder auf dem Großneumarkt - wie an fast jedem Sonnabend, ich<br />
wohne in der Nähe. Käse, Brot, Obst, vielleicht noch einmal Spargel. Eigentlich hielt ich mich<br />
immer für einen halbwegs bewussten Verbraucher - trotz der gelegentlichen Fertig-Pizza und<br />
dem Dosen-Bier dazu. Diese Woche wurde mir klar, wie wenig ich dann wohl doch über<br />
Lebensmittel weiß.<br />
Werden jetzt im Mai schon Tomaten in den Gewächshäusern rund um Hamburg angebaut und<br />
geerntet? Oder Blattsalat? Oder Gurken? Was wächst überhaupt gerade in den<br />
Gewächshäusern und auf den Feldern? Welche Lebensmittel genau werden gerade importiert,<br />
welche kommen von hier? Nein, ich weiß es nicht.