Top agrar - Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung
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WENDLAND NET<br />
"Wir haben es satt!" Bauern starten große Protest-Sternfahrt<br />
Bis zum Kanzleramt nach Berlin wollen Landwirte aus ganz Deutschland ziehen, um<br />
dort ihre Forderung an Bundeskanzlerin Merkel, die industrielle Agrarwirtschaft zu<br />
stoppen, vehement vorzubringen. Auch im Wendland macht die Bauern-Sternfahrt<br />
Stopp: am 3. und 4. Juni.<br />
Nach der großen Demonstration<br />
für eine neue Agrarpolitik am 22.<br />
Januar 2011 in Berlin, machen<br />
sich am 29. Mai 2011 Bäuerinnen<br />
und Bauern mit ihren Traktoren<br />
aus Süddeutschland und<br />
Ostfriesland auf den Weg, um am<br />
9. Juni in Berlin für eine<br />
bäuerliche, faire, tiergerechte und<br />
ökologische<br />
Landwirtschaftspolitik vors<br />
Kanzleramt in Berlin zu ziehen.<br />
Start ist um 10 Uhr im Hafen von<br />
Greetsiel/ Ostfriesland und auf dem Auerberg bei Marktoberndorf im Allgäu. Weitere Routen<br />
aus Hessen und Mecklenburg-Vorpommern folgen in den nächsten Tagen, kündigte die<br />
Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirte (AbL) an.<br />
Die Bauernsternfahrt im Rahmen der Kampagne „Meine Landwirtschaft – unsere Wahl“ zieht<br />
unter dem Motto „Frau Merkel - Mut zum Umdenken! Industrielle Landwirtschaft stoppen!<br />
Die Zukunft ist bäuerlich-ökologisch-fair“ bis vors Kanzleramt. Unterwegs machen die<br />
Sternfahrer Station an „Denkmälern einer sich industrialisierenden Landwirtschaft“, wie<br />
beispielsweise dem sich in Planung befindenden Hähnchenschlachthof im niedersächsischen<br />
Wietze (432 000 Hühnchen am Tag), der geplanten riesigen Schweinemastanlage in Haßleben<br />
(Sachsen-Anhalt/ 85 000 Tierplätze), Europas größtem Schlachthof für Schweine in<br />
Weißenfels (geplante Erweiterung auf 20 000 Schweine am Tag) bei Leipzig und dem<br />
Gentechnikschaugarten in Üplingen.<br />
Die Sternfahrerinnen und -fahrer sind aber auch unterwegs, um beim Bauerntag des<br />
Niedersächsischen Landvolkverbands in Cloppenburg, beim Evangelischen Kirchentag in<br />
Dresden und vielen weiteren Veranstaltungen in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern für<br />
eine Neuausrichtung der Agrarpolitik zu werben.<br />
Im Wendland machen die Sternfahrer am 3. und 4. Juni Station: für Freitag, den 3. Juni ist um<br />
20.00 Uhr eine Diskussion mit dem Thema " „Warum wir eine Andere Agrarpolitik brauchen<br />
- Sternfahrer im Gespräch mit Wendlandbauern“ geplant. (Quickborn, Gaststätte Jägerhof)<br />
Am Samstag, dem 4. Juni sind die Landwirte den ganzen Tag am geplanten Atom-Müll-<br />
Endlager in Gorleben zu finden.<br />
Am 9. Juni ist die Abschlussveranstaltung Bauerntafel: "Angela, wir müssen reden" von 10<br />
bis 12 Uhr vor dem Kanzleramt.
Hier gehts zum Mobilisierungsvideo der Bauern - und hier gibt es den gesamten Routenplan<br />
inkl. Ansprechpartnern zum Downloaden.<br />
Foto: Aus dem Mobilisierungsvideo zur Bauern-Sternfahrt<br />
von Angelika Blank , 2011-05-24 15:28<br />
Proplanta ® | 30.05.2011 |<br />
Agrarpolitik<br />
>><br />
Deutschland<br />
Bauernsternfahrt nach Berlin gestartet<br />
Auerberg/Greetsiel - Mit jeweils mehr als 200 Teilnehmern bei den beiden<br />
Auftaktveranstaltungen ist gestern Mittag die Bauernsternfahrt von Auerberg<br />
im bayerischen Allgäu und vom Fischerdorf Greetsiel an der ostfriesischen<br />
Nordseeküste gestartet.<br />
Begleitet von mehreren geschmückten Traktoren haben sich aus<br />
beiden Orten zwei Traktoren auf den über zehntägigen Weg nach<br />
Berlin bis vor das Kanzleramt gemacht.<br />
"Frau Merkel, die bäuerliche Landwirtschaft, die dieser Region<br />
das typische Gesicht gibt, muss erhalten werden. Dazu braucht es<br />
eine grundlegend andere Agrarpolitik. Deshalb sind wir nun<br />
unterwegs", so Jan Wendel, Sternfahrer und Studierender der<br />
Agrarwissenschaften in Kassel. "Die Bundesregierung ist<br />
maßgeblich verantwortlich dafür, wie die anstehende Reform der<br />
EU-Agrarpolitik ausfallen wird. Weil uns das alle etwas angeht<br />
und keine Sache der Hinterzimmer sein darf, mischen wir uns aktiv<br />
in diesen Prozess ein", so Wendel weiter. "Wer weiter auf<br />
<strong>agrar</strong>industrielle Strukturen setzt, entzieht den Bäuerinnen und Bauern die<br />
Existenzgrundlagen, wie das in viele Regionen Europas leider jetzt schon der Fall ist. Um<br />
diesen Prozess zu stoppen, fahren wir nach Berlin."<br />
"Die Reform der EU-Agrarpolitik darf sich nicht auf das Geld beschränken. Wir brauchen<br />
vernünftige Rahmenbedingungen für den Markt. Wir Bauern wollen nicht von staatlichen<br />
Direktzahlungen abhängig sein, sondern von den Erlösen für unsere Erzeugnisse leben<br />
können", so Karin Mannsholt, Vertreterin des BDM Niedersachsen in Greetsiel. "Wir streiten<br />
für faire Preise und für politische Rahmenbedingungen, die das ermöglichen", machte<br />
Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter in<br />
Auerberg deutlich. "Das können wir nur durch dieses starke Bündnis aus Bauern,<br />
Verbrauchern, Umweltschützern und Eine-Welt-Organisationen erreichen. Deswegen sind<br />
wir sehr froh um die breite Unterstützung von 33 Organisationen im Bündnis "Meine-<br />
Landwirtschaft.de". Denn die Landwirtschaftspolitik in Europa ist entscheidend für das
Überleben unserer Bauern, aber auch unseres Planeten.<br />
"Die bisherige Agrarpolitik haben wir satt", so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für<br />
Umwelt und Naturschutz Deutschland auf dem Auerberg. "Sie zerstört nicht nur bäuerliche<br />
Existenzen, sondern sie schadet auch unserem Klima, unserer Umwelt und verursacht<br />
dadurch hohe gesellschaftliche Kosten. Wir wollen und wir können uns diese verfehlte<br />
Agrarpolitik nicht mehr erlauben. Ein Systemwechsel hin zu bäuerlich-ökologischer<br />
Landwirtschaft ist dringend notwendig. Deswegen unterstützen wir die Bauernsternfahrt."<br />
Auch die Küstenfischer an der Nordseeküste brauchen einen Fairen Markt für ihre Krabben.<br />
Deswegen haben sie mehreren Wochen gestreikt. "Wer weiter unsere Preise ruiniert, wird<br />
bald keine Kutter mehr in diesem idyllischen Hafen einlaufen sehen und keine Kuh mehr hier<br />
auf der Weide sehen", so Dirk Sander, Vertreter der Norddeutschen Fischer beim Sternfahrt-<br />
Auftakt in Greetsiel.<br />
Die Sternfahrt ist eine Aktion der Kampagne "Meine Landwirtschaft - unsere Wahl"<br />
www.meine-landwirtschaft.de. Diese sendet Videobotschaften, die an an die Kanzlerin<br />
gerichtet sind und am 9. Juni 2011 in Berlin auf einer Großleinwand vor dem<br />
Kanzleramt gezeigt werden. (AbL)<br />
Kreiszeitung<br />
Tierschutz: Land will Dialog mit Bauern / Landvolk fordert weniger Emotionen<br />
„Man fühlt sich an den Pranger gestellt“<br />
31.05.11|Niedersachsen<br />
Niedersachsen - CLOPPENBURG · Bei der Umsetzung des neuen Tierschutzplans setzt die<br />
niedersächsische Landesregierung auf einen Dialog mit den Landwirten. Die Agrarwirtschaft<br />
solle dabei konstruktiv mitwirken, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert<br />
Lindemann (CDU) gestern auf dem Landesbauerntag in Cloppenburg.
Agrarminister Gert Lindemann (r, CDU) diskutiert mit Wolfgang Apel, Präsident des<br />
Deutschen Tierschutzbundes. ·<br />
„Nur eine Lösung, die praxistauglich ist, kann den Tierschutz wirklich voranbringen.“<br />
Ministerpräsident David McAllister (CDU) betonte, der ländliche Raum sei das Rückgrat des<br />
Landes. Aber Nutztierhaltung könne auf Dauer nur erfolgreich betrieben werden, wenn sie<br />
gesellschaftlich akzeptiert werde. Und jeder Verstoß <strong>gegen</strong> Tierschutz schade letztlich dem<br />
Ruf der Landwirtschaft.<br />
Landvolk-Präsident Werner Hirse sagte zu dem 38-Punkte-Plan der Landesregierung, er<br />
hoffe, dass darüber ergebnisoffen diskutiert werde. Er erwarte in der Tierschutzdiskussion<br />
weniger Emotionen. Das Thema werde von Angst gesteuert, bei den Verbrauchern von der<br />
Angst um Umwelt, Tierwohl und Lebensmittelsicherheit und bei den Bauern von Angst um<br />
die Zukunft und Existenz ihrer Betriebe.<br />
„Man fühlt sich an den Pranger gestellt“, sagt Landwirtin Clara Rolfes. Die junge Frau<br />
arbeitet in einem Familienbetrieb mit Großeltern und Eltern – ein Hof mit 4 500 Schweinen<br />
und Ackerbau. „Moderne Stallgebäude haben Lüftung, Wasser, Licht“, sagt sie und zeigt auf<br />
ein Transparent „Kein Platz. Kein Licht. Kein Leben. Stoppt Tierfabriken“.<br />
Der Deutsche Tierschutzbund demonstrierte vor dem Landesbauerntag für artgerechte<br />
Tierhaltung und den Erhalt bäuerlicher Strukturen. Wolfgang Apel, Präsident des<br />
Tierschutzbundes, betonte, „es kann nicht so bleiben, wie es ist“. Er forderte Lindemann auf,<br />
konsequent den Weg zu mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung zu gehen.<br />
Der 38-Punkte-Plan soll bis 2018 abgearbeitet sein. Erste Maßnahmen sollen bereits in diesem<br />
Jahr greifen. Dazu zählen unter anderem Eingriffe an Nutztieren ohne Betäubung wie das<br />
Kastrieren männlicher Ferkel und das Kupieren der Schwänze bei Schweinen. „Ohne der<br />
Diskussion vorweg zugreifen – für mich steht fest: Das Schnabelkürzen bei Puten und die<br />
Kastration bei Ferkeln ohne Betäubung sind mit meinen ethischen Maßstäben nicht<br />
vereinbar“, erklärte McAllister.
Niedersachsen ist das Agrarland Nummer eins. Rund 2,6 Millionen Rinder, 8,2 Millionen<br />
Schweine, 50 Millionen Hühner und 5,3 Millionen Puten werden gehalten. · dpa<br />
DPA<br />
Bauern-Sternfahrt macht Station in Hannover<br />
Mittwoch, 01. Juni 2011, 16:25 Uhr<br />
Hannover (dpa/lni) - Bei einer Protest-Sternfahrt nach Berlin haben Bauern am Mittwoch in<br />
Hannover Station gemacht. Unter dem Motto «Wir haben es satt» forderten sie von der<br />
Bundesregierung eine neue Ausrichtung der Agrarpolitik, die fair, tiergerecht und ökologisch<br />
sein soll. Die Landwirte hatten auf ihren Traktoren Plakate mit Aufschriften wie «Gegen<br />
Tierfabriken», «Milchproduktion nach Maß - nicht maßlos» und «Bauernhöfe statt<br />
Agrarindustrie» angebracht. Die Landtagsfraktion der niedersächsischen Grünen unterstützte<br />
die Sternfahrt. Landwirte, Verbraucher, Umwelt- und Tierschützer zögen für eine nachhaltige<br />
Entwicklung an einem Strang, erklärten die Grünen. Die Sternfahrt, an der sich mehr als 30<br />
Verbände beteiligen, endet am 9. Juni in Berlin vor dem Kanzleramt.<br />
HAZ<br />
01.06.2011 21:07 Uhr<br />
Sternfahrt<br />
Bauern fordern in Hannover neue Agrarpolitik<br />
Bei einer Protest-Sternfahrt nach Berlin haben Bauern am Mittwoch in Hannover Station<br />
gemacht. Unter dem Motto „Wir haben es satt“ forderten sie von der Bundesregierung eine<br />
neue Ausrichtung der Agrarpolitik.<br />
© Thomas<br />
Bei einer Protest-Sternfahrt nach Berlin haben Bauern am Mittwoch in Hannover Station<br />
gemacht. Unter dem Motto „Wir haben es satt“ forderten sie von der Bundesregierung eine<br />
neue Ausrichtung der Agrarpolitik, die fair, tiergerecht und ökologisch sein soll. Die<br />
Landwirte hatten auf ihren Traktoren Plakate mit Aufschriften wie „Gegen Tierfabriken“,
„Milchproduktion nach Maß - nicht maßlos“ und „Bauernhöfe statt Agrarindustrie“<br />
angebracht.<br />
Die Landtagsfraktion der niedersächsischen Grünen unterstützte die Sternfahrt. Landwirte,<br />
Verbraucher, Umwelt- und Tierschützer zögen für eine nachhaltige Entwicklung an einem<br />
Strang, erklärten die Grünen. Die Sternfahrt, an der sich mehr als 30 Verbände beteiligen,<br />
endet am 9. Juni in Berlin vor dem Kanzleramt.<br />
dpa<br />
NDR<br />
Stand: 01.06.2011 19:03 Uhr<br />
Protestfahrt für mehr Artenvielfalt bei Bauernhöfen<br />
Am Mittwoch machte der norddeutsche Teil der<br />
Sternfahrt in der hannoverschen Altstadt an der Marktkirche Station. Tomaten, Salat oder<br />
Gurken kommen aufgrund der EHEC-Gefahr bei vielen derzeit nicht mehr auf den Tisch.<br />
Doch auch unabhängig von immer neuen Lebensmittel-Skandalen fordern immer mehr<br />
Menschen ein Umdenken bei der landwirtschaftlichen Produktion. Ein Zusammenschluss von<br />
Landwirtschafts-, Natur- und Tierschutzverbänden organisiert derzeit vier bundesweite<br />
Sternfahrten in Richtung Berlin, um einen Wechsel in der Agrarpolitik zu erreichen. Am<br />
Mittwoch machte der norddeutsche Teil der Sternfahrt in der hannoverschen Altstadt an der<br />
Marktkirche Station.<br />
"Faire Preise für faire Milch"<br />
Um 12.00 Uhr mittags rollten mehrere Trecker auf den Marktkirchenplatz. Einige hatten<br />
Motivwagen angehängt, auf denen unter anderem Modell-Kühe in Deutschlandfarben zu<br />
sehen waren. Dazu gab es Transparente und Plakate mit Aufschriften wie "Faire Preise für<br />
faire Milch" und "Agrarindustrie zerstört Bauern und Vieh".<br />
"Agrar-Exporte setzen unsere Projekte unter Druck"<br />
Auch Uwe Becker von 'Brot für die Welt' nimmt an der Sternfahrt nach Berlin teil. Er<br />
kritisiert vor allem die Agrar-Exporte.<br />
Mehr regionale Landwirtschaft
Die Initiatoren der Sternfahrt fordern von der Bundesregierung und der Europäischen Union<br />
einen gravierenden Kurswechsel: Weg von der Förderung von Agrarfabriken und<br />
<strong>Massentierhaltung</strong> - hin zu einer bäuerlichen, regionalen Landwirtschaft. Es müsse sich<br />
dringend etwas ändern, selbst bei ökologisch hergestellten Lebensmitteln gehe der Trend zur<br />
globalen, industriellen Produktion, warnt Mitinitiatorin und Milchviehhalterin Johanna Böse-<br />
Hartje.<br />
Am Donnerstag macht die Sternfahrt in Wietze im Landkreis Celle Station, um dort <strong>gegen</strong><br />
den Bau des Geflügelschlachthofes zu protestieren.<br />
Ostsee-Zeitung<br />
dpa vom 01.06.2011 17:15<br />
Trecker-Sternfahrt für bäuerliche Landwirtschaft<br />
Schwerin (dpa/mv) - «Mit dem Traktor nach Berlin», heißt es in den kommenden Tagen für<br />
Bauern aus mehreren Bundesländern. Sie wollen am 9. Juni vor dem Kanzleramt für eine<br />
bäuerliche, faire, tiergerechte und ökologische Landwirtschaft demonstrieren, wie die<br />
Umweltorganisation BUND als Mitveranstalter am Mittwoch in Schwerin mitteilte. In<br />
Mecklenburg-Vorpommern starten Bauern am Samstag in Rostock. Zum Auftakt ist eine<br />
Kundgebung geplant. Der BUND- Agrarexperte Burkhard Roloff sagte, die bisherige<br />
Agrarpolitik zerstöre bäuerliche Betriebe, schade dem Klima und der Umwelt und verursache<br />
dadurch hohe gesellschaftliche Kosten. «Ein Systemwechsel hin zu bäuerlich-ökologischer<br />
Landwirtschaft ist dringend notwendig.»<br />
MERKUR<br />
Schlepper-Sternfahrt vom Auerberg nach Berlin<br />
29.05.11|Bernbeuren<br />
Bernbeuren - Mit einer Schlepper-Sternfahrt bis nach Berlin, die auf dem Auerberg bei<br />
Bernbeuren gestartet wurde, werben Landwirte und Milcherzeuger für eine Neuausrichtung<br />
der Agrarpolitik.<br />
Das Motto der Bauern-Sternfahrt „Wir machen uns auf den Weg für eine bäuerliche<br />
Landwirtschaft zum Wohle Aller“ sagt eigentlich alles - Veränderung muss her, der<br />
Vormarsch der <strong>agrar</strong>industriellen Produktion muss gestoppt werden. Die Arbeitsgemeinschaft<br />
bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der BDM Ostallgäu haben dazu die<br />
Auftaktveranstaltung mit Gottesdienst, Gastrednern und dem Startschuss der Sternfahrt mit<br />
rund 30 Traktoren, drei Autos und zwei Fahrrädern auf dem Auerberg organisiert.
Pfarrer Rainer Remmele ging in der Auerbergkirche der Frage nach: „Und was wird aus mir?“<br />
Das Gefühl, einen solchen Aufschrei machen zu müssen, hätten Menschen, deren Leben<br />
bedroht ist. Menschen, die in einer Minderheit leben, die nicht ernst genommen und nicht<br />
wertgeschätzt werden. Remmele forderte die anwesenden Bauern, und Verbraucher auf, „ein<br />
klares Ja zum Schutz der Arten“ zu geben.<br />
Anschließend sprachen Vertreter verschiedener Interessensgruppen und riefen zur<br />
Zusammenarbeit auf. Bayerns Landesvorsitzende der AbL, Edith Lirsch, führte durchs<br />
Programm und war überwältigt von den gut 200 Zuhörern. Jan Wendel von der jungen AbL,<br />
der maßgeblich an den Vorbereitungen der Südroute mitgewirkt hatte, freue sich schon auf<br />
das Zusammentreffen mit Angela Merkel. Auf den vier Routen ins Kanzleramt nach Berlin<br />
warten 50 Veranstaltungen auf die Sternfahrer, die unterwegs sind, für eine Neuausrichtung<br />
der Agrarpolitik zu werben. Unterstützung gibt es vom BDM, Misereor, Bioland, Demeter<br />
und anderen Organisationen.<br />
BDM-Chef Romuald Schaber wünschte den Sternfahrern viel Glück auf ihrem Weg, denn es<br />
„geht um die Lebensgrundlage der kommenden Generationen“. Der Präsident des<br />
Europäischen Berufsimkerverbandes, Walter Haefeker, sprach über die Bemühungen,<br />
Gentechnik in Deutschland und der EU zu verhindern. Derzeit werde ein Urteil des EUGH<br />
erwartet, welches beim Sieg der Imker eine Schutzzone von zehn Kilometern um jeden<br />
Bienenstock in Europa bedeuten würde, da Bienenerzeugnisse besonders von gentechnisch<br />
veränderten Pflanzen beeinflusst würden.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung kam auch eine Meldung aus Greetsiel in Ostfriesland am<br />
Auerberg an, nachdem sich dort rund 200 Menschen versammelt und 30 bis 40 Schlepper<br />
Richtung Kanzleramt aufgemacht hatten. Dort wird die Kanzlerin zwei Tage nach Ankunft<br />
der Bauern-Sternfahrt am 9. Juni für ein Gespräch zur Verfügung stehen.<br />
Zum Abschluss erläuterte der 77-jährige Walter Mauk aus Eurasburg (Kreis Bad Tölz-<br />
Wolfratshausen) seine Beweggründe, mit dem Traktor nach Berlin zu fahren. Es müsse ein<br />
Zeichen gesetzt werden, denn „es ist unchristlich, an der Börse auf Lebensmittel zu<br />
spekulieren, Importe aus Übersee zu holen und mit der Überproduktion die Bauern in Afrika<br />
und Indien kaputtzumachen“, sagt er. Danach machten sich die Sternfahrt-Teilnehmer zur<br />
Musik der Oberland-Kapelle auf den Weg Richtung Marktoberdorf und weiter bis nach Ulm,<br />
dem Ziel der ersten Etappe.<br />
RADIO GONG<br />
Kitzingen: Bauernsturm macht Halt in Kitzingen<br />
02.06.11 - 07:36 Uhr<br />
Foto: Anne Millanovic
Eine zehnköpfige Gruppe von Bauern aus dem Allgäu hat auf ihrer<br />
Sternfahrt nach Berlin am Mittwoch in Kitzingen halt gemacht. Die<br />
Landwirte sind unter dem Motto „Wir haben es satt!“ auf ihren<br />
Trekkern nach Berlin unterwegs. Dort wollen sie an höchster Stelle für<br />
Artenvielfalt und faire Bedingungen in der Landwirtschaft werben.<br />
Bei der Kundgebung auf dem Platz der Partnerstädte wurden die<br />
Sternfahrer von regionalen Bauern aus dem Landkreis Kitzingen<br />
unterstützt. Besonders bitter beklagten die Landwirte, dass kleinere<br />
bäuerliche Betriebe immer öfter von der Landkarte verschwinden und<br />
einer regelrechten Agrarindustrie weichen müssen. Am 9. Juni treffen<br />
alle Teilnehmer der Sternfahrt in Berlin ein. Dort hoffen sie auf ein<br />
Gespräch mit der Kanzlerin.<br />
MZ<br />
1.6.2011<br />
Burgenlandkreis<br />
Traktoren rollen bis zum Kanzleramt<br />
VON HEIKE RIEDEL, 01.06.11, 20:15h, aktualisiert 01.06.11, 21:35h<br />
WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. Am 7. Juni macht eine Bauernsternfahrt zum Kanzleramt in<br />
Weißenfels Station. An Europas größtem Schweine-Schlachthof wollen Teilnehmer aus Süd-<br />
und Mitteldeutschland gemeinsam mit der Bürgerinitiative Pro Weißenfels ihre Forderungen<br />
nach einer bäuerlichen, fairen, tiergerechten und ökologischen Landwirtschaftspolitik<br />
festmachen.<br />
Es wird nur eine kleine Gruppe sein, sagt Lea Unterholzner vom Presseteam der Sternfahrt.<br />
Seit dem 29. Mai sind aber Traktoren aus vier Richtungen zur Fahrt nach Berlin<br />
aufgebrochen. Sie wollen den Forderungen der Demonstration von 20 000 Bäuerinnen und<br />
Bauern im Januar vor dem Kanzleramt Nachdruck verleihen. Ihnen geht es um die<br />
Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik und einen Systemwechsel in der Landwirtschaft. "Weg<br />
von der Industrialisierung hin zur bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft. Die Agrarreform<br />
2013 bietet die Chancen", sagt Unterholzner, die Mitglied der jungen Arbeitsgemeinschaft<br />
bäuerliche Landwirtschaft (ABL) ist. Diese Organisation habe gemeinsam mit dem Bund<br />
Deutscher Milchviehhalter (BDM) Niedersachsen die Aktion ins Leben gerufen. Aus ihrer<br />
Sicht vertrete die Bundesregierung die Interessen der Agrarindustrie und Großgrundbesitzer<br />
und nicht die der bäuerlichen Betriebe.
"Wir wollen mit der Sternfahrt die Debatte um die zukünftige Landwirtschaft in die<br />
Bevölkerung tragen", sagt Claudia Gerster vom Sonnengut in Dietrichsroda, einem Hof mit<br />
100 Hektar Ackerland und 30 Hektar Wiesen und Weiden. Weil sie auch zukünftig noch<br />
naturnah und nachhaltig Lebensmittel herstellen will, unterstütze sie die Aktion in Thüringen<br />
und in unserer Region. Doch sie gehört damit zu einer Minderheit unter den hiesigen<br />
Landwirten. Denn nur wenige sind in der ABL oder im BDM organisiert, die Mehrzahl im<br />
Bauernverband. Und der hält sich mit Äußerungen zu der Aktion zurück. "Wir müssen erst<br />
einmal abwarten, was in Brüssel herauskommt", sagt Bernd Schunke vom Kreisverband<br />
Sachsen-Anhalt Süd. "Es bringt nichts, gewachsene effektive Strukturen zu zerschlagen", lässt<br />
sich Hans Schulze vom Burgenlandkreisbauernverband entringen.<br />
Deutlich das Wort ergreift hin<strong>gegen</strong> eine Nicht-Bäuerin, Nicole Reppin vom Bund für<br />
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bürgerinitiative Pro Weißenfels. Sie<br />
hat in Weißenfels die Aktion am Dienstag früh vor dem Tönnies-Schlachthof in Regie. In<br />
einer Videobotschaft will sie den Bauern den Protest <strong>gegen</strong> das Unternehmen mit auf den<br />
Weg nach Berlin geben. "Kleine und mittlere Strukturen sind gesund in der Kette der<br />
Lebensmittelproduktion", sagt sie. Der Schlachthof sei in seiner Größe ein Krebsgeschwür für<br />
die Landwirtschaft. Es laufe etwas schief, wenn ein Betrieb 20 000 Schweine täglich<br />
schlachten dürfe und für die Erweiterung noch Fördermittel erhalte. Ein überdimensionierter<br />
Schlachthof ziehe überdimensionierte Tierhaltung nach und Umweltschäden.<br />
HNA<br />
Bauern-Fahrt macht Halt in Witzenhausen<br />
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anzeigen101.06.11|Witzenhausen<br />
Witzenhausen. Traktoren werden am Samstag, 4. Juni, <strong>gegen</strong> 18 Uhr den Marktplatz von<br />
Witzenhausen besetzen. Auf einer Sternfahrt von Wiesbaden nach Berlin wollen Bauern aus<br />
Hessen hier Station machen und in einer Kundgebung über ihre politischen Ziele informieren.<br />
„Wir haben es satt!“ lautet das Motto der Bauern-Sternfahrt auf vier Routen zum Kanzleramt<br />
in der Bundeshauptstadt, wo für einen Systemwechsel – „weg von der Industrialisierung der<br />
Landwirtschaft hin zur bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft“ – demonstriert werden soll.<br />
Die Sternfahrt ist eine Aktion der bundesweiten Kampagne „Meine Landwirtschaft – unsere<br />
Wahl“. Am Samstag macht die in Wiesbaden gestartete Tour zunächst in Kassel Station, wo<br />
von 10 bis 16 Uhr auf dem Königsplatz ein „Markt der Initiativen“ veranstaltet wird“ Das soll<br />
es dann von 18 bis 20 Uhr auch in Witzenhausen geben.<br />
Nach einem Grußwort von Bürgermeisterin Angela Fischer (CDU) stehen Reden von<br />
Biolandbauer Hans-Jürgen Müller (Gut Fahrenbach), Heinfried Emden (Bundesverband<br />
Deutscher Milchviehhalter) und Henrik Maaß (Junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche<br />
Landwirtschaft) auf dem Programm. Zudem gibt es Unterhaltung durch eine Samba-<br />
Trommelband und Informationen zur Umkehr in der Landwirtschaftspolitik an mehreren<br />
Ständen. (sff)
Hier können Sie Pressefotos für Ihre Berichterstattung einsehen. Wenn Sie Bilder in<br />
druckfähiger Auflösung benötigen, wenden Sie sich bitte an fritz(at)wir-haben-es-satt.de oder<br />
info(at)bauernsternfahrt.de<br />
Pressemitteilung, Auerberg / Greetsiel, 29.05.2011<br />
Bauernsternfahrt "Meine Landwirtschaft",<br />
Bauern sind auf dem Weg<br />
Bauernsternfahrt mit beeindruckendem Auftakt an Nordsee und im Allgäu nach Berlin<br />
gestartet. "Meine Landwirtschaft - die es zu erhalten gibt"<br />
(Auerberg/ Greetsiel/29.Mai 2011)Mit jeweils mehr als 200 Teilnehmern bei den beiden<br />
Auftaktveranstaltungen ist heute Mittag die Bauernsternfahrt von Auerberg im bayerischen<br />
Allgäu und vom Fischerdorf Greetsiel an der ostfriesischen Nordseeküste gestartet. Begleitet<br />
von mehreren geschmückten Traktoren haben sich aus beiden Orten zwei Traktoren auf den<br />
über zehntägigen Weg nach Berlin bis vor das Kanzleramt gemacht.<br />
"Frau Merkel, die bäuerliche Landwirtschaft, die dieser Region das typische Gesicht gibt,<br />
muss erhalten werden. Dazu braucht es eine grundlegend andere Agrarpolitik. Deshalb sind<br />
wir nun unterwegs", so Jan Wendel, Sternfahrer und Studierender der Agrarwissenschaften in<br />
Kassel. "Die Bundesregierung ist maßgeblich verantwortlich dafür, wie die anstehende<br />
Reform der EU-Agrarpolitik ausfallen wird. Weil uns das alle etwas angeht und keine Sache<br />
der Hinterzimmer sein darf, mischen wir uns aktiv in diesen Prozess ein", so Wendel weiter.<br />
"Wer weiter auf <strong>agrar</strong>industrielle Strukturen setzt, entzieht den Bäuerinnen und Bauern die<br />
Existenzgrundlagen, wie das in viele Regionen Europas leider jetzt schon der Fall ist. Um<br />
diesen Prozess zu stoppen, fahren wir nach Berlin."
"Die Reform der EU-Agrarpolitik darf sich nicht auf das Geld beschränken. Wir brauchen<br />
vernünftige Rahmenbedingungen für den Markt. Wir Bauern wollen nicht von staatlichen<br />
Direktzahlungen abhängig sein, sondern von den Erlösen für unsere Erzeugnisse leben<br />
können.", so Karin Mannsholt, Vertreterin des BDM Niedersachsen in Greetsiel. "Wir streiten<br />
für faire Preise und für politische Rahmenbedingungen, die das ermöglichen", machte<br />
Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter in<br />
Auerberg deutlich. "Das können wir nur durch dieses starke Bündnis aus Bauern,<br />
Verbrauchern, Umweltschützern und Eine-Welt-Organisationen erreichen. Deswegen sind<br />
wir sehr froh um die breite Unterstützung von 33 Organisationen im Bündnis "Meine-<br />
Landwirtschaft.de". Denn die Landwirtschaftspolitik in Europa ist entscheidend für das<br />
Überleben unserer Bauern, aber auch unseres Planeten.<br />
"Die bisherige Agrarpolitik haben wir satt", so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für<br />
Umwelt und Naturschutz Deutschland auf dem Auerberg. "Sie zerstört nicht nur bäuerliche<br />
Existenzen, sondern sie schadet auch unserem Klima, unserer Umwelt und verursacht<br />
dadurch hohe gesellschaftliche Kosten. Wir wollen und wir können uns diese verfehlte<br />
Agrarpolitik nicht mehr erlauben. Ein Systemwechsel hin zu bäuerlich-ökologischer<br />
Landwirtschaft ist dringend notwendig. Deswegen unterstützen wir die Bauernsternfahrt."<br />
Auch die Küstenfischer an der Nordseeküste brauchen einen Fairen Markt für ihre Krabben.<br />
Deswegen haben sie mehreren Wochen gestreikt. "Wer weiter unsere Preise ruiniert, wird<br />
bald keine Kutter mehr in diesem idyllischen Hafen einlaufen sehen und keine Kuh mehr<br />
hier auf der Weide sehen", so Dirk Sander, Vertreter der Norddeutschen Fischer beim<br />
Sternfahrt-Auftakt in Greetsiel.<br />
Die Sternfahrt ist eine Aktion der Kampagne "Meine Landwirtschaft - unsere Wahl"<br />
www.meine-landwirtschaft.de. Diese sendet Videobotschaften, die an an die Kanzlerin<br />
gerichtet sind und am 9. Juni 2011 in Berlin auf einer Großleinwand vor dem Kanzleramt<br />
gezeigt werden.<br />
Alle Informationen unter: www.bauernsternfahrt.de<br />
Tourdaten im Detail: www.meine-landwirtschaft.de/sternfahrt/route.html<br />
Sternfahrt-Presseteam:<br />
Jochen Fritz: 0171-8229719, fritz@wir-haben-es-satt.de<br />
Lea Unterholzner: 0176-70408888, unterholzner@wir-haben-es-satt.de<br />
Pressebilder: www.meine-landwirtschaft.de/sternfahrt/presse/pressefotos.html<br />
Kontakt:<br />
Bauern-Sternfahrt: Wir haben es satt!, c/o INKOTA-netzwerk e.V., Chrysanthemenstr. 1-3,<br />
10407 Berlin-Lichtenberg Fon: 030-420820259, Fax: 030-420820210, Email:<br />
info@bauernsternfahrt.de.<br />
------------------------------<br />
AbL - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.<br />
Bahnhofstraße 31<br />
D - 59065 Hamm/Westf.<br />
Tel.: 02381-9053171<br />
Fax: 02381-492221<br />
jasper@abl-ev.de
NWZ<br />
26. Mai 2011<br />
Auf Sternfahrt Protest <strong>gegen</strong> Fehlentwicklungen in der Agrarpolitik<br />
von Hartmut Kern<br />
FRAGE: Frau Mansholt, worauf wollen Sie mit der am 29. Mai geplanten Sternfahrt von<br />
Greetsiel nach Berlin aufmerksam machen?<br />
MANSHOLT: Die Fahrt steht unter dem Motto „Angela, wir müssen reden!“ und es geht<br />
darum, deutlich zu machen, dass wir in Deutschland eine andere und bessere Agrarpolitik<br />
brauchen.<br />
FRAGE: Welche Versäumnisse werfen Sie der Bundesregierung vor?<br />
MANSHOLT: Die Politik zielt immer noch zu sehr auf Industrialisierung ab. Was wir aber<br />
benötigen, ist eine Nachhaltigkeit vor kurzfristigem Gewinnstreben. Wir fordern daher faire<br />
Marktbedingungen für alle.<br />
FRAGE: Was bedeutet das in der Praxis?<br />
MANSHOLT: Um auf Augenhöhe verhandeln zu können, müsste zum Beispiel die<br />
Marktstellung der Milchbauern gestärkt werden. Neu geordnet werden müsste auch die<br />
Verteilung der Agrarsubventionen innerhalb der EU mit einer sozialen Ausgewogenheit.<br />
Noch immer werden Konzerne unverhältnismäßig stark unterstützt.<br />
FRAGE: Wer beteiligt sich an der Protestaktion ab 29 . Mai?<br />
MANSHOLT: Mittlerweile sind es 31 Verbände von der Kirche über den Naturschutz, die<br />
Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, den Bundesverband deutscher Milchviehalter<br />
und Hilfsorganisationen, wie Brot für die Welt und Misereor, bis hin zum Bund für Umwelt<br />
und Naturschutz sowie Naturschutzbund. Schließlich beteiligen auch die Krabbenfischer und<br />
Mitglieder der Antiatomkraft-Bewegungen. Auf der Fahrt werden wir auch die Käserei des<br />
Deutschen Milchkontors in Edewecht und den Bauerntag in Cloppenburg besuchen.<br />
FRAGE: Was planen Sie am Ziel beim Kanzleramt ?<br />
MANSHOLT: Am 9. Juni kommen wird dort an und stärken uns bei einer Bauerntafel. Dabei<br />
fordern wir die Bundeskanzlerin auf, Gespräche mit uns führen. Die für uns wichtigen<br />
Themen werden wir öffentlichkeitswirksam präsentieren.<br />
Karin Mansholt ist ehrenamtlich als Regionalleiterin für Ostfriesland im Bundesverband<br />
deutscher Milchviehhalter tätig und dort Mitglied des Bundesbeirats. Die 45-Jährige betreibt<br />
einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau und Milchvieh in Woltzeten bei Pewsum<br />
(Kreis Aurich).
TAZ NORD<br />
27.05.2011<br />
Agrarindustrie in Niedersachsen<br />
Sind so viele Euter<br />
Der Riesenkuhstall im niedersächsischen Barver wird jetzt nicht für 3.200 Milchkühe gebaut,<br />
sondern für 1.600. Eine Weide sehen die Tiere nie, die Molkereien und die<br />
Futtermittelindustrie profitieren. VON BENNO SCHIRRMEISTER<br />
Keimzelle des Protests: Auf dem Hof von Friedhelm Feldhaus im niedersächsischen Barver.<br />
Foto: dpa<br />
BREMEN taz | Keine 3.200 Stück Milchvieh, der größte Kuhstall Deutschlands wird in<br />
Barver nicht gebaut, das ist die Botschaft: Mit der soll wieder Ruhe einkehren im dünn<br />
besiedelten Ortsteil der Samtgemeinde Rehde im Landkreis Diepholz.<br />
Die Kuh sei vom Eis, wortspielt der Ortsteilbürgermeister, Entwarnung kommt aus dem<br />
Samtgemeinderat Rehde, und auch die Kreisverwaltung stimmt mit ein. Aber noch längst sind<br />
nicht alle beruhigt. "Die Sache hat doch einen Haken", befürchtet Bauer Friedhelm Feldhaus,<br />
"und der ist so groß, dass man ihn nicht sieht."<br />
Am Sonntag geht die bundesweite Proteststernfahrt <strong>gegen</strong> eine industrielle und für eine<br />
bäuerliche Landwirtschaft los, ein Arm in Rostock, einer in Hessen, einer in Marktoberndorf<br />
und einer in Greetsiel an der Nordsee.<br />
Bis 9. Juni soll sie dauern, das Kanzleramt ist das Ziel. Sie führt über die Hotspots der<br />
deutschen Agrarpolitik. Und Feldhaus Hof ist eine wichtige Etappe: Montag und Dienstag<br />
hält hier der Bauerntreck.<br />
Denn "Barver ist ein symptomatischer Ort geworden", sagt Ottmar Illchmann vom Bund<br />
deutscher Milchviehhalter (BDM). Ein Symptom dafür, dass die Agrar-Industrialisierung<br />
nach der Fleischproduktion nun auf die Milch übergreift, genau hier, im Gründlandgebiet mit<br />
den Einsiedlerhöfen. Einer davon gehört Feldhaus, und dessen Nachbar ist der Milchfabrikant<br />
Jörn Kriesmann, der die Anlage mit 3.200 Kühen bauen wollte.
Direkt vis-à-vis hat der seine Stallungen, verborgen durch eine drei Meter hohe Deichanlage<br />
rings ums Terrain: Nur wer die besteigt, erhascht einen Blick auf die Flachbauten. In denen<br />
leben 1.100 Kühe sommers wie winters.<br />
Mit herausragendem Liegekomfort, wie der Fachmann sagt, unter tollen hygienischen<br />
Bedingungen. Die Weide? Kennen sie nicht. Für Weidehaltung gelten 120 Tiere als<br />
Obergrenze. Zwar, der Milch täte das gut. Stallhaltung verschlechtert das Fettprofil. Aber wer<br />
merkt das schon?<br />
Wie er seinen Hof mit 100 Kühen und 180 Hektar Weideland <strong>gegen</strong> Kriesmanns<br />
Expansionsdrang behaupten soll, das bereitet Feldhaus Sorgen. Auch wenn der hat<br />
zurückstecken müssen: Anstelle des Giga-Stalls mit 3.200 Milchkühen darfs jetzt nur ein<br />
Megastall werden, mit 1.600 Tieren.<br />
Das ist zwar noch immer das 20fache der niedersächsischen Durchschnittsherde. "Aber man<br />
muss auch", sagt Samtgemeindebürgermeister Hartmut Bloch, "die Entwicklung der<br />
Nachbarkreise im Auge behalten". Gerade Vechta setzt weiter auf Agrarindustrialisierung.<br />
"Da gibt es starken Druck auf unseren Flächenmarkt."<br />
Denn Barver ist ein Extrem-, aber kein Einzelfall: Bauvoranfragen für 1.000er Ställe gibts im<br />
Kreis Leer/Ostfriesland, in Rotenburg/Wümme, in Vechta und im ganzen Land: Die<br />
Milchquote läuft aus. Der Markt ordnet sich neu.<br />
Und wenn die EU im Sommer keine neue Form der Regulierung findet, gehts rund: Offenbar<br />
gibts die Hoffnung, für die Molkereien durch Größe attraktiv zu werden. Für die ist es ja<br />
praktisch einen statt 20 Höfe anzufahren.<br />
Besonders interessant ist das Modell natürlich auch für die Futtermittelindustrie. Denn<br />
Grünland heißt ja: relative Autonomie. Bislang konnte die Milchbauern deshalb Front machen<br />
<strong>gegen</strong> Gen-Futter. Aber so entstehen Abhängigkeiten.<br />
Woher das Geld für den aktuellen Investitionsschub kommt, ist unklar. Als hochprofitabel<br />
galt die Milchwirtschaft zuletzt nicht. Sicher ist nur, dass ein Stall mit 3.200 Kühen einen<br />
Jackpot im Lotto kosten würde.<br />
Bürgermeister Bloch ist nicht wenig stolz auf den "Kompromiss, der die Belange aller<br />
Beteiligten berücksichtigt". Und für den "unzählige Gespräche" geführt wurden, sagt er,<br />
zwischen Kommunalverwaltung und Investor, zwischen Bauern und Gemeinde, und<br />
interfraktionell im Rat. "Wir wollten nicht, dass es zum Politikum wird."<br />
Dabei wars das längst: Der örtliche Protest, der gleich im Februar vom Hof der Feldhaus<br />
ausging, schlug Wellen, erst im Gemeinderat, dann im Kreistag und schließlich in den<br />
Medien, bundesweit.<br />
Am Ende fand sogar Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) deutliche Worte:<br />
"Stallprojekte dieser Größenordnung lehnt die niedersächsische Landesregierung ab", schrieb<br />
er an die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die sich an den Protesten<br />
beteiligt hatte, neben dem BDM und dem Bündnis <strong>gegen</strong> Agrarfabriken.
In Barver hatten manche Sorge vor einer Spaltung des Dorfs. Auf der einen Seite sehen<br />
selbstständige Bauern ihre Existenz bedroht: Wenn einer so viel Milch anbietet wie sonst 40,<br />
dann wird das Höfesterben forciert.<br />
Auf der anderen sind die Lohnarbeiter: Denn vollautomatisch reinigen sich die Ställe nicht,<br />
gemolken werden muss auch, und die Futterlieferungen vom Staplerfahrer in die Lagerhalle<br />
verbracht. Das halbe Dorf arbeite für die Kriesmanns, ist in Barver zu hören.<br />
Also hat "die Gemeinde das Verfahren an sich gezogen", erklärt Bloch. Und also fand man<br />
besagten Kompromiss, dem Feldhaus nicht traut:"Der hatte doch die ganze Zeit gesagt: Er<br />
muss sich mindestens verdoppeln, damit es sich lohnt", sagt der Bauer. "Und jetzt soll er<br />
plötzlich damit zufrieden sein?"<br />
Die Kriesmanns finden, zum Thema sei alles gesagt. Und auf die Frage, ob sie jetzt statt<br />
einem für 3.200 bloß zwei Ställe à 1.600 Milchkühe bauen, antworten sie, ihnen sei bloß<br />
"wichtig, dass es unseren Tieren gut geht".<br />
Bloch schließt ein solches Schlupfloch aus. Dreifach abgesichert hat man das<br />
Verhandlungsergebnis, im Gemeindeentwicklungs-, im Flächennutzungs- und im<br />
Bebauungsplan. Die sind geeint, die Zustimmung im Gemeinderat also sicher. Und der<br />
Zuwachs von 500 Kühen, der nun gestattet wird, der sei ja doch auch noch ein erheblicher.<br />
Bloch hat Recht. Kommunal haben sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft, im Fall Barver, der<br />
ein Symptom ist. Dem haben sie eine Grenzen stecken können. Nicht weniger. Aber auch<br />
nicht mehr.<br />
Kreiszeitung<br />
Diskussion habe Dorf belastet<br />
„Die Kuh ist vom Eis“<br />
25.05.11|Lemförde<br />
Lemfoerde - BARVER · In Barver wird es keine Anlage mit 3 200 Kühen geben. Alle<br />
Beteiligten hätten sich auf einen Kompromiss geeinigt, der eine Erweiterung des Betriebs von<br />
1 100 auf 1 600 Milchkühe vorsieht, sagte Rehdens Samtgemeindebürgermeister Hartmut<br />
Bloch gestern (siehe Bericht Seite „Kreis und Region“).<br />
Um diesen Kompromiss zu finden, waren im Vorfeld „unzählige Gespräche“ geführt worden.<br />
Klar sei schon bei der ersten Informationsveranstaltung gewesen, dass „man nichts übers Knie<br />
brechen will“, so Bloch. „Wir mussten uns eine gewisse Zeit nehmen, das ist hier geschehen<br />
und ist die Basis für einen fachlichen Kompromiss“, ergänzte Henrich Meyer zu Vilsendorf,<br />
Leiter der Bezirksstelle Nienburg der Landwirtschaftskammer Hannover.
Landwirtschaftliche Betriebe würden weniger, aber größer, betonte Holger Schwenzer,<br />
Fachdienstleiter Bauordnung und Städtebau beim Landkreis Diepholz. „Wir können das nur<br />
steuernd begleiten.“ Er freue sich, dass Samtgemeinde und Gemeinde das Vorhaben über<br />
Flächennutzungs- und Bebauungsplan steuerten und das ganze flankiert werde von einem<br />
städtebaulichen Vertrag. „Die Bauleitplanung ist genau das richtige Instrument, um Dinge zu<br />
begleiten, Spielräume zu geben, abzuwägen uns auszugleichen“, lobte Schwenzer. Für diese<br />
solle ein Planer tätig werden, erklärte Bloch. Für das Vorhaben sollen ein Sondergebiet und<br />
ein Bauteppich ausgewiesen werden.<br />
Wie alle Beteiligten lobte auch Meyer zu Vilsendorf den Kompromiss, der es dem Betrieb<br />
Kriesmann ermögliche, „neu zu bauen und den Tierschutz, der ohnehin schon eine große<br />
Rolle auf dem Betrieb spielt, noch weiter in den Vordergrund zu stellen“. Kriesmann selbst<br />
betonte, dass der Tierhygiene und -gesundheit mit dem Neubau noch besser Rechnung<br />
getragen werden könne. „Wir sind gut, wollen noch besser werden – und das ist auch ernst<br />
gemeint“, so der Landwirt. Er habe gute Mitarbeiter, die überwiegend aus Barver kämen und<br />
voll hinter dem Betrieb stünden.<br />
Barvers Bürgermeister Detlev Osterbrink betonte auch, dass kleinere Kollegen nicht aus dem<br />
Blick verloren werden dürften. „Milchviehbetriebe haben heute 100 Tiere im Schnitt, leben<br />
davon. Auch denen muss es möglich sein, sich weiter zu entwickeln, damit sie den<br />
Anforderungen der Zukunft gerecht werden.“ Aber auch Osterbrink freute sich über den<br />
Kompromiss. „Die Kuh ist vom Eis.“ Die Unruhe in der Gemeinde sei, gerade in letzter Zeit,<br />
groß gewesen. „Die Diskussion hat das Dorf belastet“, sagte auch sein Stellvertreter Eckhard<br />
Meyer. „Es ist gut, dass wieder mehr Ruhe ins Dorf kommt, damit wir in 14 Tagen schön<br />
Schützenfest feiern können.“<br />
Angesichts des Wirbels um den ursprünglich geplanten Bau räumte Henrich Meyer zu<br />
Vilsendorf ein, dass es Öffentlichkeitsarbeit bedarf, um mit Vorurteilen aufzuräumen. „Wir<br />
müssen heraus stellen, dass die Größe an sich nichts Negatives für Tiergesundheit und -<br />
hygiene ist. Bei der Entwicklung der modernen Tierhaltungsbetriebe stellen wir fest, dass die<br />
Akzeptanz dafür teilweise nicht gegeben ist.“<br />
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüße und unterstütze den<br />
Kompromiss, dass der Betrieb Kriesmann in Barver auf nur 1 600 statt 3 200 Milchkühe<br />
erweitert werden kann. Das teilte die AbL gestern mit. „In Anbetracht der jetzt schon im<br />
Betrieb Kriesmann gehaltenen Tiere bewegt sich diese Größenordnung weitgehend im<br />
Rahmen des gesetzlichen Anspruchs auf Bestandswahrung“, so AbL-Sprecher Eckehard<br />
Niemann. Gleiches meinte auch Jochen Vogt, Sprecher des Netzwerkes „Bauernhöfe statt<br />
Agrarfabriken“: „Gut, dass ein Kompromiss gefunden worden ist, prima.“ Er betonte aber:<br />
„Ich muss nicht jubeln. Es ist ein Kompromiss, den ich unter dem Kapitel Bestandswahrung<br />
abhefte.“ Das Netzwerk fordere, Bestandsobergrenzen von 300 bis 400 Milchkühen<br />
einzuführen. Im Rahmen des Bestandschutzes sei eine größere Zahl aber akzeptabel. Der<br />
Syker betonte jedoch, dass das keinesfalls ein Signal sein solle und andere Betriebe ermuntern<br />
solle, mit vierstelligen Beständen zu planen. „Das kann kein Präzedenzfall sein.“ · cs
Antragsteller wird wahrscheinlich <strong>gegen</strong> Bescheid klagen<br />
- 24.05.2011<br />
Kreis lehnt Megastall ab<br />
Von ANKE LANDWEHR<br />
Verden. Ein im Etelser Ortsteil Giersberg geplanter Hähnchenmaststall mit 100000 Plätzen<br />
darf nicht gebaut werden. Der Landkreis Verden hat den Antrag des Landwirts Jürgen Ernst<br />
nach langwierigen Auseinandersetzungen abgelehnt. Das hat Landrat Peter Bohlmann gestern<br />
bestätigt. Als Grund nannte er die "nicht ausreichend gesicherte Erschließung".<br />
Ernst wird die Entscheidung mit großer Wahrscheinlichkeit vor dem Verwaltungsgericht<br />
anfechten. "Verloren habe ich schon, ich kann nur noch gewinnen", erklärte er. Zu seinem<br />
Hof führt die Giersbergstraße, die nach Auffassung des Landkreises für den zu erwartenden<br />
Verkehr viel zu schmal ist. Eine Verbreiterung auf seine Kosten lehnt Ernst ab, er hält sie<br />
auch nicht für notwendig. Sein Rechtsanwalt Jochen Hollinderbäumer aus Oldenburg: "Wir<br />
haben da augenblicklich rein rechnerisch 2,4 Lkw-/Traktor-Bewegungen täglich, diese Zahl<br />
würde sich durch den Stall nicht einmal verdoppeln."<br />
Landrat Bohlmann verweist da<strong>gegen</strong> auf Gerichtsurteile, die der Landkreis seinem<br />
Ablehnungsbescheid zugrunde gelegt habe. Danach seien wegen ungesicherter Erschließung<br />
schon weitaus kleinere Vorhaben gescheitert. Er sehe einer Klage deshalb gelassen ent<strong>gegen</strong>.<br />
Gleichzeitig erneuert Bohlmann die Forderung an den Gesetzgeber, im Baugesetzbuch<br />
die Privilegierung gewerblicher Tierhaltungsanlagen von deren Größe abhängig zu<br />
machen. Nach dem Hähnchenmaststall war im Kreishaus ein weiterer Megastall beantragt<br />
worden - diesmal für 6000 Mastschweine in der Samtgemeinde Thedinghausen.<br />
<strong>Top</strong> <strong>agrar</strong><br />
Keine Genehmigung für 3200er-Stallanlage<br />
[25.05.2011]<br />
Das berichtet die Kreiszeitung heute. Die bestehende Anlage dürfe maximal auf 1600 Kühe<br />
erweitert werden. Derzeit hält der Betrieb 1100 Kühe. Alle an der Entscheidungsfindung<br />
beteiligten Behörden wie Gemeinde und Landwirtschaftskammer hätten sich auf den<br />
Kompromiss von 1600 Kühen geeinigt.<br />
Wie alle Beteiligten lobte auch Henrich Meyer zu Vilsendorf von der Landwirtschaftskammer<br />
Bezirksstelle Nienburg den Kompromiss, der es dem Betrieb ermögliche, „neu zu bauen und<br />
den Tierschutz, der ohnehin schon eine große Rolle auf dem Betrieb spielt, noch weiter in den<br />
Vordergrund zu stellen“.<br />
Der Bauherr, Jörn Kriesmann, betonte, dass der Tierhygiene und -gesundheit mit dem Neubau<br />
noch besser Rechnung getragen werden könne. Barvers Bürgermeister Detlev Osterbrink<br />
betonte auch, dass kleinere Kollegen nicht aus dem Blick verloren werden dürften.<br />
„Milchviehbetriebe haben heute 100 Tiere im Schnitt, leben davon. Auch denen muss es
möglich sein, sich weiter zu entwickeln, damit sie den Anforderungen der Zukunft gerecht<br />
werden.“<br />
Voraus gegangen waren wochenlange Diskussionen und hitzige Debatten in der Gemeinde<br />
Barver und Umgebung. Nach Angaben des Bürgermeisters habe das Projekt eine große<br />
Unruhe in die Gemeinde gebracht. Angesichts des Wirbels um den ursprünglich geplanten<br />
Bau räumte Henrich Meyer zu Vilsendorf ein, dass es Öffentlichkeitsarbeit bedarf, um mit<br />
Vorurteilen aufzuräumen.<br />
Ldw. Wochenblatt Westfalen-Lippe<br />
AKTUELLES<br />
Billerbeck verliert und zahlt<br />
Die Hähnchenmast lohnt sich, deshalb bauen Landwirte Ställe – was nicht immer auf<br />
Begeisterung stößt. Foto: B. Lütke Hockenbeck<br />
Streit um Hähnchenställe beendet: Oberverwaltungsgericht NRW hat Antrag der Stadt<br />
Billerbeck auf Zulassung der Berufung zurückgewiesen.<br />
Anfang 2007 hatte Landwirt Josef G. den Bau eines Masthähnchenstalles für 39.900 Tiere in<br />
der Bauerschaft Beerlage beantragt. Doch die Stadt Billerbeck versagte ihr Einvernehmen.<br />
Der Stall stehe zu nah an der Siedlung Aulendorf, es gebe bereits zu viele Hähnchenställe in<br />
Billerbeck und im gesamten Münsterland, zudem würden solche gewerblich betriebenen<br />
Tierhaltungsanlagen nicht mehr unter den Begriff „Landwirtschaft“ fallen.<br />
Weil Josef G. jedoch alle Auflagen für den Stall nachweisen konnte, setzte sich die<br />
Bezirksregierung Münster über die Bedenken der Stadt hinweg und erteilte die erforderliche<br />
immissionsschutzrechtliche Genehmigung nach § 35, 1 Nr. 4 BauGB (sonstige Bauvorhaben).<br />
Hitzige Debatten und Stimmungsmache<br />
Gegen die Ersatzvornahme klagte die Stadt, vorausgegangen waren hitzige Debatten im<br />
Stadtrat, eine Bürgerinitiative hatte massiv Stimmung <strong>gegen</strong> Landwirte gemacht, die im<br />
Stadtgebiet Geflügelställe beantragt und teils schon errichtet hatten.<br />
Am 27. Mai hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster jetzt den Antrag der Stadt<br />
Billerbeck auf Zulassung der Berufung zurückgewiesen und ihr die Kosten beider Verfahren<br />
aufs Auge gedrückt. Der Streit um die Ställe, einer davon steht in Aulendorf und wird seit<br />
Mitte 2010 betrieben, dürfte damit beendet sein. As<br />
Den ausführlichen Bericht lesen Sie in Wochenblatt-Folge 23/2011.
Nordkurier<br />
Artikel vom 01.06.2011<br />
"Der Fisch stinkt vom Kopf her"<br />
Alt Tellin/Neubrandenburg (sth).<br />
Nach wie vor besitzt der Investor rein rechtlich gesehen einen<br />
Freifahrtschein für den Bau der in der Gemeinde Alt Tellin<br />
geplanten großen Schweinezuchtanlage. Denn anscheinend hat das<br />
Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) in<br />
Neubrandenburg noch keinen endgültigen Bescheid auf dessen<br />
Widersprüche verschickt, mit denen die Auflagen für den Bau erst<br />
einmal ausgehebelt worden sind. Damit aber gilt bis auf Weiteres<br />
die von der Behörde angeordnete sofortige Vollziehbarkeit der<br />
Baugenehmigung, obwohl StALU-Chefin Christa Maruschke<br />
<strong>gegen</strong>über dem Nordkurier bereits vor zweieinhalb Wochen Abhilfe<br />
versprach. Passend dazu liefen in der vergangenen Woche<br />
Bauarbeiten auf dem Gelände an, wobei sich die Beteiligten streiten,<br />
ob das Ganze rechtlich tatsächlich als Baustart für die Stallanlage<br />
gilt.<br />
Unabhängig davon wird der Ruf nach Konsequenzen aus der<br />
jetzigen Situation immer lauter. "Wie sieht es mit der Übernahme<br />
von Verantwortung aus", fragt die Bürgerinitiative "Rettet das<br />
Landleben am Tollensetal" in ihrem jüngsten am Wochenende<br />
erschienenen Flugblatt. "Herr Backhaus ist verantwortlich für das<br />
StALU, Minister Seidel für die dort durchgeführten<br />
Genehmigungsverfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz."<br />
Denn nach Ansicht von Jörg Kröger von der BI kommen nur zwei<br />
Varianten in Frage: Entweder der von der Behörde sogar<br />
eingeräumte "Fehler" sei absichtlich passiert und wäre dann ein Fall<br />
für den Staatsanwalt oder es handele sich wirklich um ein Versehen.<br />
Auch dann seien Konsequenzen im Amt selber überfällig, ganz<br />
abgesehen von der Korrektur im Verfahren. "Der Fisch stinkt<br />
bekanntlich vom Kopf her", so der BI-Sprecher.<br />
Neue Nahrung bekommen die Vorwürfe durch eine öffentliche<br />
Aussage des rechtlichen Vertreters des Investors in der<br />
Gemeindevertretung Alt Tellin. Demnach hätte die Behörde schon<br />
längst reagieren können: "Unsere Begründung für den<br />
Widerspruchsbescheid liegt dem StALU seit Anfang April vor",<br />
erklärte dort Dr. Helmar Hentschke von einer Potsdamer Kanzlei.<br />
Amtsleiterin Maruschke war gestern nach Aussage ihres<br />
Vorzimmers nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Sie weilte<br />
demnach im Ministerium in Schwerin.<br />
Fenster schließen
SVZ<br />
HAGENOW<br />
Scharbow: Broilermast teilt das Dorf<br />
30. Mai 2011 | von Mayk Pohle<br />
Gedränge im Zelt, Scharbow hatte leider keinen vernünftigen Raum für die<br />
Informationsveranstaltung zur geplanten Broilermastanlage zu bieten, die Stimmung war von<br />
Anfang an gereizt. Am Ende gab es bei aller Information viel Streit. Mayk Pohle<br />
SCHARBOW - Der Hagenower Ortsteil hat am Sonnabend eine denkwürdige Veranstaltung<br />
erlebt, im Zelt und beim Rattern eines Stromaggregates. Geplant war eine<br />
Informationsveranstaltung unter den Fittichen der Stadtverwaltung über die nahe des Dorfes<br />
geplante Broilermast Zwar gelang die Weitergabe der Informationen, doch am Ende der mehr<br />
als zweistündigen Veranstaltung im viel zu kleinen Zelt stritten die Gegner mit den<br />
Befürwortern und vor allem mit dem Investor Ingo Fischer immer wieder. Es gab viel<br />
Grundsätzliches über Profite, über Gefahren über Tierquälerei. Fischer, zugleich<br />
Ortsteilvertreter und auch SPD-Stadtvertreter, hatte mit seinem Planer Dr. Wilfried Eckhof<br />
früh die Stimmung <strong>gegen</strong> sich. Die Gegner der für 126 000 Tiere geplanten Anlage hatten die<br />
Stimmungshoheit, die Befürworter und Zweifler agierten stiller.<br />
Dennoch konnte der Planer Eckhof alle Details zur Anlage vorstellen und zusammen mit<br />
seinem Auftraggeber und Investor Fischer Fragen beantworten. Das Gerücht, es sei noch eine<br />
Biogasanlage geplant, konnte Fischer schnell entkräften. Gedacht ist vielmehr an einer<br />
Verbindungsleitung zur nahe gelegenen Anlage in Presek. Klar ist auch, dass die drei Ställe<br />
keine Filter haben werden. Da mochte Eckhof noch sehr auf die Gesetzeslage hinweisen, die<br />
nämlich in dieser Frage nichts vorschreibt, die Befürchtungen der Gegner aus Scharbow und<br />
Bobzin waren nicht aus dem Weg zu räumen. Das gilt noch viel mehr für die Befürchtungen,<br />
die zu erwartenden Lkw-Transporte würden der Bobziner Straße endgültig den Hals<br />
umdrehen. Auch hier verfing das Argument der Planer, es seien doch nur ganz wenige<br />
Fahrten pro Tag, nicht.<br />
Bevor der Streit und die grundsätzlichen Auseinandersetzungen über abzuwertende<br />
Grundstücke, Geruchsbelastungen, Keime losbrachen konnten immerhin die Nachricht<br />
vermittelt werden, das die Abfälle aus den Stallanlagen nicht auf irgendwelche Felder<br />
gefahren werden sondern in die Biogasnalage kommen. Informiert wurde auch über den Stand<br />
des Verfahrens. Noch ist man in der Planung, es gibt noch keinen Antrag bei den Behörden.<br />
Dennoch machten der Planer mit seiner Mannschaft und auch der Investor klar den Eindruck,<br />
dass sie die Anlage sehr wohl für genehmigungsfähig halten.<br />
Wie zerstritten das Dorf bei dieser Frage inzwischen ist, zeigte sich in der anschließenden<br />
Diskussion. Wer die Mehrheit hat ist nicht klar, denn der Investor ist kein Fremder sondern<br />
ein sehr anerkannter Landwirt und Nachbar. Fischer beklagte sich dann auch, dass die<br />
Anfeindungen inzwischen sehr ins Persönliche gingen. So habe man seine komplette Adresse<br />
auf einer Internet-Seite veröffentlicht, das könne er nicht mehr lustig finden.<br />
Bürgermeisterin Gisela Schwarz hatte nicht nur eingeladen, sie wagte sich auch mutig in die
Moderation. Aus Sicht vieler beging sie dabei den Fehler, sich zu sehr auf die Seite des<br />
Investors zu stellen.<br />
Für die Gegner jedenfalls ist klar, dass ihr Widerstand weitergehen wird, sicherlich auch vor<br />
Gericht.<br />
NDR<br />
Stand: 31.05.2011 14:13 Uhr<br />
Emlichheimer wollen keine Mega-Mastanlage<br />
Für bis zu 330.000 Tiere soll die geplante<br />
Mastanlage ausgelegt sein. (Archivbild) In Nordhorn wird am Dienstag über die<br />
Einwendungen von Naturschutzverbänden und Anwohnern <strong>gegen</strong> eine geplante<br />
Hähnchenmastanlage beraten. Ein Landwirt will im Ortsteil Weusten in der Samtgemeinde<br />
Emlichheim einen Maststall für rund 330.000 Tiere errichten. Beim zuständigen Landkreis<br />
Grafschaft Bentheim sind insgesamt 48 Einwendungen <strong>gegen</strong> die geplante Großanlage<br />
eingegangen.<br />
Gesundheits-, Geruchs- und Verkehrsbelastung befürchtet<br />
Die geplante Mastanlage gefährdet nach Ansicht<br />
von Anwohnern und Naturschützern die Gesundheit der Bevölkerung. (Archivbild) Nach<br />
Angaben eines Sprechers ähneln sich viele der Einwendungen. Es geht vor allem um<br />
befürchtete Staub- und Geruchsbelästigungen, sowie die Gefahr durch sogenannte<br />
Bioaerosole. Das sind luftgetragene Partikel biologischer Herkunft - also beispielsweise Pilze,<br />
Bakterien und Viren. Sie können zu Atemwegs- und allergischen Erkrankungen führen.<br />
Außerdem erwarten einige Beschwerdeführer eine Zunahme der Verkehrsbelastung durch an-<br />
und abfahrende LKW. Und nicht zuletzt haben viele Angst davor, dass ihre Häuser enorm an<br />
Wert verlieren könnten, wenn die Anlage erst einmal in der Nachbarschaft steht. Der<br />
Antragsteller betreibt bereits einen Stall für 140 Milchkühe und etliche Zuchttiere. Dazu noch<br />
eine Biogasanlage für Getreide.
Landkreis sieht derzeit keine Möglichkeit, Bauantrag abzulehnen<br />
Der Landkreis Emsland hat die Auflagen für<br />
Baugenehmigungen von Mastanlagen kürzlich verschärft. (Archivbild) Bislang, so der<br />
zuständige Sachbearbeiter, habe der Landkreis keine Handhabe, den Bauantrag abzulehnen.<br />
Der benachbarte Landkreis Emsland hatte die Auflagen für eine Genehmigung kürzlich<br />
verschärft, unter anderem durch Brandschutz- und Keimgutachten. Auch Niedersachsens<br />
Ministerpräsident McAllister (CDU) will den Kreisen mehr Steuerungsmöglichkeiten<br />
verschaffen. Nutztierhaltung könne auf Dauer nur erfolgreich betrieben werden, wenn sie<br />
gesellschaftlich akzeptiert werde, so McAllister am Montag auf dem Landesbauerntag in<br />
Cloppenburg.<br />
SALZGITTER ZEITUNG<br />
Donnerstag, 26.05.2011<br />
Nachrichten / Salzgitter<br />
Rat appelliert an Landwirte, keine Mastanlagen zu errichten<br />
Von Ingo Kugenbuch<br />
Der Rat der Stadt Salzgitter hat sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich <strong>gegen</strong> die<br />
industrielle <strong>Massentierhaltung</strong> ausgesprochen. Auch die SPD unterstützte einen<br />
entsprechenden Antrag der Gruppe Linke/Grüne.<br />
Der Antrag fordert, dass die Verwaltung bei der Genehmigung solcher Mastanlagen den<br />
rechtlichen Rahmen voll ausschöpft, also möglichste hohe Hürden für die Antragsteller<br />
errichtet. Außerdem wird an die Landwirte in Salzgitter appelliert, auf den Bau "industrieller<br />
Tierproduktionsstätten" zu verzichten. Zudem sollen auch Bund und Land die Gesetze so<br />
ändern, "dass ein Stallbauboom wie im Emsland verhindert werden kann".<br />
"Es geht uns dabei nicht nur um Hühner, sondern um <strong>Massentierhaltung</strong> allgemein", sagte<br />
Marcel Bürger (Linke/Grüne). "Wer Fleisch essen will, sollte es aus bäuerlicher<br />
Landwirtschaft kaufen – und muss dann eben etwas mehr bezahlen."
Neue OZ online<br />
27.05.2011, 23:32 Fenster schliessen drucken<br />
Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/artikel/54536027/nach-ehec-nunauch-gefluegelpest-mehr-tote--betriebe-in-niedersachsen-gesperrt<br />
Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung<br />
Veröffentlicht am: 27.05.2011<br />
Nach EHEC nun auch Geflügelpest: Mehr Tote – Betriebe in<br />
Niedersachsen gesperrt<br />
hab/kj/fho/ra Osnabrück<br />
hab/kj/fho/ra Osnabrück. Für Verbraucher, Bauern und Lebensmittelbranche ist es<br />
kein gutes Frühjahr. Der EHEC-Darmkeim verdirbt Appetit und Geschäfte, die<br />
Geflügelpest hat aus Ostwestfalen inzwischen Niedersachsen erreicht, und die<br />
Landwirte leiden obendrein unter der Trockenheit. „Der Trend ist dramatisch“, sagte<br />
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner in einem Interview mit unserer Zeitung.<br />
In Glandorf und Melle (Landkreis Osnabrück) sowie in Wietzen (Kreis Nienburg) wurden<br />
gestern drei landwirtschaftliche Betriebe wegen des Verdachts der Geflügelpest vorläufig<br />
gesperrt. Die Höfe waren nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums<br />
in den letzten Wochen mit insgesamt 115000 Küken aus einem Zuchtbetrieb in Ostwestfalen<br />
beliefert worden, in dem die mildere Variante der Geflügelpest ausgebrochen ist. Ob die<br />
Bestände in Niedersachsen getötet werden müssen, sollen Untersuchungen bis heute ergeben.<br />
Unterdessen zeichnen sich Spannungen zwischen den Landesregierungen in Hannover und<br />
Düsseldorf ab. Die Niedersachsen behaupten, die Geflügelpest habe in NRW bereits drei<br />
Wochen „geschwelt“; dadurch sei eine Weiterverbreitung begünstigt worden. Das<br />
Agrarministerium in Düsseldorf bestreitet dies.<br />
Nach dem Dioxin-Skandal Anfang des Jahres könnte es derzeit für die Bauern besonders in<br />
Norddeutschland kaum schlimmer kommen – zumal der EHEC-Keim sich weiter rasant<br />
verbreitet. Bislang sind deutschlandweit vermutlich rund 1000 Menschen wegen des EHEC-<br />
Erregers erkrankt, davon mehr als 200 in Niedersachsen. Sechs Patienten sind bislang an den<br />
Folgen einer EHEC-Infizierung gestorben. Mehrere Menschen schweben immer noch in<br />
Lebensgefahr. Außer in Deutschland ist der Darmkeim nun auch in Dänemark, Schweden und<br />
Österreich festgestellt worden.<br />
Zu allem Übel bringt die Trockenheit die Landwirte in ungeahnte Schwierigkeiten.<br />
Bauernpräsident Sonnleitner sprach in unserer Zeitung von einem dramatischen Trend. „Bei<br />
Getreide könnte es auf leichten Standorten zu einem Ausfall von bis zu 30 Prozent kommen.<br />
Bundesweit ist im Durchschnitt ein Fünftel der Getreideernte in Gefahr“, so der
Bauernpräsident. Bei Raps ist nach Sonnleitners Worten deutschlandweit ein Minderertrag<br />
von 15 bis 30 Prozent oder sogar mehr zu befürchten.<br />
Die Energiewende der Bundesregierung sieht der Bauernpräsident skeptisch. Die für<br />
Landwirte vorgesehenen Entgelte als Kompensation für Flächenverlust durch neue<br />
Stromtrassen seien „vollkommen unfair angesichts der Milliardengewinne der Investoren“,<br />
sagte Sonnleitner. Seiten 4, 5 und 7<br />
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Geflügel » Geflügelgrippe ]<br />
Samstag, 28.05.2011<br />
Geflügel | 27.05.2011<br />
Geflügelgrippe in Ostwestfalen - 20 000 Hühner werden getötet<br />
Gütersloh - Auf einem Hof im ostwestfälischen Kreis Gütersloh ist die Geflügelgrippe<br />
ausgebrochen. Vorsorglich wurde begonnen 20 000 Tiere zu töten.<br />
Vorsorglich sei in der Nacht zum Donnerstag damit begonnen worden, die Tiere auf dem Hof<br />
in Rietberg zu töten, teilte der Landkreis mit. Es handle sich aber nicht um den aggressiven<br />
Erreger (H5N1) der Vogelgrippe, erklärte die Abteilung Veterinärwesen und<br />
Lebensmittelüberwachung des Kreises. Nach derzeitigem Stand gehe man von einem milden<br />
Typus aus. Eine Gefahr für den Menschen bestehe nicht. Die im Umkreis von einem<br />
Kilometer um den betroffenen Betrieb liegenden Geflügelhaltungen wurden gesperrt.<br />
dpa<br />
TOP AGRAR<br />
Geflügelgrippe: Neue Verdachtsfälle<br />
[27.05.2011]<br />
Im Kreis Gütersloh gibt es drei weitere Geflügelbetriebe, in denen eventuell die<br />
Geflügelgrippe ausgebrochen ist. In den drei Betrieben in Rietberg und Rheda-Wiedenbrück,<br />
ein Putenmastbetrieb und zwei Legehennenbetriebe, sind vermehrt Tiere mit Symptomen<br />
aufgefunden worden oder die Legeleistung ging zurück, berichtet der Kreis Gütersloh. Die<br />
Höfe liegen außerhalb des Ein-Kilometer-Radius um den Hof in Rietberg, auf dem die<br />
Geflügelgrippe nachgewiesen worden ist. Von diesem Legehennenhof liegt inzwischen das<br />
endgültige Laborergebnis vor: Es handelt sich wie bereits angenommen um die leichte Form<br />
der Vogelgrippe, hat das Friedrich-Loeffler-Institut mitgeteilt.<br />
In dem Putenmastbetrieb wird im Laufe des Freitags eine Probe entnommen, ein erstes<br />
Untersuchungsergebnis soll am Samstag vorliegen. In den anderen beiden Betrieben werden<br />
am Montag Proben genommen. Alle drei Betriebe sind vorläufig gesperrt.<br />
Die beiden Legehennenbetriebe haben zusammen zirka 8000 Tiere, der Putenmastbetrieb<br />
zirka 5000 Tiere. Darüber hinaus werden noch Betriebe untersucht, die von dem<br />
Legehennenbetrieb, auf dem die Geflügelgrippe zuerst ausgebrochen ist, Tiere erhalten haben.<br />
Die Ursache für den Ausbruch der Geflügelgrippe ist nach wie vor unklar. Es handelt sich um
den zweiten Ausbruch in Deutschland innerhalb dieses Jahres. Vor rund einem Vierteljahr gab<br />
es einen Ausbruch der Geflügelgrippe im Raum Cloppenburg, vor rund vier Wochen einen in<br />
Niederlanden.<br />
Geflügelgrippe: Verdacht hat sich bestätigt<br />
[27.05.2011]<br />
Der Verdacht auf Geflügelgrippe im Kreis Gütersloh hat sich bestätigt. Das haben<br />
Untersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts bestätigt. Um welche Variante des Erregers<br />
es sich handelt, werde erst im Laufe des Freitags zweifelsfrei feststehen, berichtet der Landrat<br />
des Kreises. Indizien sprechen dafür, dass es sich um die niedrig ansteckende Variante<br />
handelt. Bei dieser Geflügelgrippe ist die Ansteckungsgefahr nicht besonders hoch. Der<br />
Krankheitsverlauf ist sehr viel milder und auch die Sterblichkeit unter den Tierbeständen<br />
deutlich geringer.<br />
Im Laufe des Donnerstags wurde in einem Einen-Kilometer-Radius um den betroffenen Hof<br />
alle Geflügelhalter informiert, dass eine Sperrzone eingerichtet wurde: Sie dürfen unter<br />
anderem vorerst keine Tiere aus ihrem Bestand abgeben. Tierärzte der Abteilung<br />
Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Kreises Gütersloh untersuchen die<br />
Bestände. Innerhalb der Sperrzone gibt es 13 Geflügelhalter mit ca. 600 Tieren. Des Weiteren<br />
werden Kontaktbetriebe ermittelt. Die ersten Anzeichen für die Geflügelgrippe hatte der<br />
Hofinhaber selbst entdeckt. Die Legeleistung war zurückgegangen und er fand vermehrt tote<br />
Tiere. Bereits in der Nacht zu Donnerstag war mit Unterstützung des ABC-Zuges der<br />
Feuerwehr begonnen worden, die 20.000 Tiere des Geflügelhofes vorsichtshalber zu töten.<br />
Neue OZ online<br />
29.05.2011, 20:59 Fenster schliessen drucken<br />
Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/deutschland-undwelt/politik/niedersachsen/54534002/gefluegelpest-nicht-sofort-bekaempft<br />
Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung<br />
Veröffentlicht am: 27.05.2011<br />
Geflügelpest nicht sofort bekämpft?<br />
hab/ra/fho Hannover<br />
hab/ra/fho Hannover. Nach Erkenntnissen niedersächsischer Landespolitiker hat<br />
Nordrhein-Westfalen den neuen Ausbruch der Geflügelpest erst mit erheblicher<br />
Verzögerung aufgegriffen und so eine Ausbreitung auf Niedersachsen mit verursacht.<br />
Agrarminister Gert Lindemann (CDU) sprach gestern <strong>gegen</strong>über unserer Zeitung von<br />
Hinweisen, wonach die Geflügelgrippe bereits seit rund drei Wochen im Raum Gütersloh<br />
„schwelt“. Es sei aber offenkundig nicht energisch vorgegangen worden, sodass der<br />
betroffene Zuchtbetrieb weiterhin Eintagesküken an andere Geflügelhalter geliefert habe.<br />
Dadurch sei das Problem erheblich erschwert worden.
Der Glandorfer CDU-Landtagsabgeordnete Martin Bäumer griff den nordrhein-westfälischen<br />
Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) frontal an. „Er hat drei Wochen nicht<br />
informiert mit der Folge, dass vor zwei Wochen noch ein hiesiger Betrieb Küken aus<br />
Gütersloh bezogen hat. So sieht grüne Politik aus: Wie schade ich meinem Nachbarn?“<br />
Remmels Sprecher Wilhelm Deitermann wies die Anschuldigungen zurück. Auf Anfrage<br />
unserer Zeitung sagte er, die Geflügelpest sei erst am Dienstagnachmittag aufgetaucht. Das<br />
Kreisveterinäramt Gütersloh habe daraufhin umgehend das Ministerium und auch die<br />
angrenzenden Landkreise informiert und Maßnahmen eingeleitet.<br />
Ungeachtet des Streits wurde allseits Erleichterung darüber bekundet, dass es sich im jüngsten<br />
Fall offenbar nicht um den aggressiven Vogelgrippen-Erreger H5N1 handelt, sondern um eine<br />
mildere Variante. Nach Angaben des niedersächsischen Agrarministeriums ist auch noch<br />
nicht klar, ob die Jungtiere, die noch am Tag ihrer Geburt zur weiteren Aufzucht an<br />
Mastbetriebe geliefert werden, tatsächlich mit dem Virus infiziert sind. Sollte dies allerdings<br />
der Fall sein, müssten alle 115000 nach Niedersachsen gelieferten Tiere getötet werden.<br />
Das Veterinäramt in Osnabrück geht nach Darstellung von Landkreissprecher Burkhard<br />
Riepenhoff nicht von einer akuten Gefährdung aus. Er wies auch auf einen stabilen Zustand<br />
der in den letzten Wochen angelieferten Tiere hin. Die Masthähnchen hätten die mögliche<br />
Infektion gut überstanden und seien mittlerweile <strong>gegen</strong> den Erreger resistent. Auch eine<br />
Ansteckungsgefahr für weitere Bestände auf anderen Höfen sei nach zwei Wochen sehr<br />
unwahrscheinlich.<br />
Dennoch, so Riepenhoff, seien die beiden aus dem westfälischen Rietberg belieferten Betriebe<br />
in Glandorf und Melle vorsorglich gesperrt worden. Solange diese Anordnung, die auch für<br />
einen Hof im Kreis Nienburg gilt, in Kraft ist, darf von dort kein Geflügel verkauft werden<br />
und niemand außer dem Hofpersonal und Veterinären die Ställe betreten.<br />
Ergebnisse von Proben aus den Betrieben werden für heute erwartet.<br />
erstellt am: 29.05.2011<br />
URL: www.rp-online.de/panorama/deutschland/Weiterer-Betrieb-von-Gefluegelpestbetroffen_aid_1003540.html<br />
Schon fast 30.000 Tiere in NRW getötet<br />
Weiterer Betrieb von Geflügelpest betroffen<br />
zuletzt aktualisiert: 29.05.2011 - 12:30<br />
Gütersloh/Düsseldorf (RPO). Die Geflügelpest breitet sich in Nordrhein-Westfalen weiter<br />
aus. Neben den etwa 6000 Puten eines Betriebs in Rheda-Wiedenbrück (Kreis<br />
Gütersloh) müssen nun auch 3600 Legehennen in Rietberg getötet werden, wie die<br />
Kreisverwaltung am Sonntag mitteilte.<br />
Laboruntersuchungen hätten den Geflügelgrippe-Verdacht bestätigt. Noch am Sonntagmittag<br />
soll mit der Tötung der Tiere begonnen werden. Zuvor waren bereits 20.000 Hühner eines<br />
weiteren Legehennenbetriebs in Rietberg getötet worden.
Der politische Streit über die Tierseuche zwischen NRW und Niedersachsen geht unterdessen<br />
weiter. Nachdem Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) dem NRW-<br />
Verbraucherministerium vorgeworfen hatte, nicht rechtzeitig gehandelt zu haben, ging man<br />
dort selbst in die Offensive. Ein Ministeriumssprecher wies die Vorwürfe zurück und betonte,<br />
das NRW-Verbraucherministerium sei am Dienstag über den Fall informiert worden und habe<br />
umgehend den Betrieb gesperrt.<br />
"Davor gab es keine Hinweise auf eine 'schwelende' Ausbreitung der Erkrankung", sagte der<br />
Sprecher. "Sollte allerdings Minister Lindemann bereits seit mehreren Wochen über Hinweise<br />
oder Informationen über den Ausbruch der Vogelgrippe verfügen, fragen wir uns natürlich,<br />
warum sich das Ministerium in Hannover nicht mit uns in Verbindung gesetzt hat."<br />
Lindemann hatte kritisiert, dass die Sperrungen zu spät verfügt worden seien, obwohl es<br />
Hinweise gegeben habe, dass die Pest bereits seit rund drei Wochen in Ostwestfalen schwele.<br />
Dadurch hätten noch drei Betriebe in Niedersachsen insgesamt 115.000 Küken aus den<br />
betroffenen Beständen in Nordrhein-Westfalen erhalten.<br />
Mindener Tageblatt<br />
27.05.2011<br />
Die Vogelgrippe kehrt zurück<br />
20000 Hühner auf Hof in Rietberg getötet<br />
VON ANDREAS EICKHOFF UND SANDRA SPIEKER<br />
Rietberg (nw). Der Verdacht hat sich bestätigt: Auf einem Hof in Rietberg-Bokel im Kreis<br />
Gütersloh ist die Geflügelgrippe ausgebrochen. Aus Vorsorgegründen wurden alle 20000<br />
Hühner des Betriebes getötet. Im Umkreis von einem Kilometer um den betroffenen Betrieb<br />
wurden alle Geflügelhaltungen gesperrt.<br />
Laut Kreissprecher Jan Focken weist alles darauf hin, dass es sich in diesem Fall um einen<br />
milden Typus der Geflügelgrippe handele. Es sei nicht der aggressive Erreger (H5N1) der<br />
Vogelgrippe, der vor rund fünf Jahren grassierte. Die Proben werden derzeit im Chemischen<br />
und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Detmold sowie im Friedrich-Loeffler-Institut<br />
überprüft. Die genauen Ergebnisse werden für heute Nachmittag erwartet.<br />
"Eine Ansteckungsgefahr für den Menschen besteht aber nicht", so Focken. Der Betrieb<br />
produziert Küken für Mastbetriebe. Auslöser für den Verdacht war ein Schnelltest. Der<br />
Landwirt hatte eine erhöhte Sterblichkeit unter seinen Tieren festgestellt und die Behörden<br />
alarmiert. Im Laufe des Tages kam die Bestätigung. "Wir haben sofort gehandelt und das war<br />
richtig", sagt Jan Focken.<br />
Hühner aus umliegenden Betrieben nicht ins Freie<br />
Nach einem Auftreten des Vogelgrippe-Erregers im Kreis Cloppenburg ist der Fall in<br />
Rietberg-Bokel bundesweit der zweite in diesem Jahr. Bei der letzten großen Welle sei der<br />
Kreis Gütersloh von der Vogelgrippe verschont geblieben, so Focken. In den 13 umliegenden<br />
kleineren Betrieben wurden die Hühner untersucht, aber nicht getötet. Die Tiere dürfen aber
derzeit nicht ins Freie.<br />
Mit einem Großaufgebot rückten zuvor Veterinäre und die örtliche Feuerwehr auf dem Hof in<br />
Rietberg-Bokel an. Auch der ABC-Zug des Kreises wurde alarmiert, die Spezialisten aus dem<br />
Nordkreis sind speziell dafür geschult, atomare, biologische und chemische Unfälle zu<br />
bearbeiten. In Rietberg wurden sie vor allem für die Dekontamination von Personen und<br />
Fahrzeugen eingesetzt. Ein Fachunternehmen begann noch in der Nacht zu Donnerstag, die<br />
Tiere zu schlachten. Dabei arbeiteten sich die Mitarbeiter in Schutzanzügen von Gebäude zu<br />
Gebäude vor - für den Eigentümer ein schreckliches Szenario. In großen Abrollbehältern<br />
wurden die Tiere alle vier Stunden zu einem Entsorgungsbetrieb in der Nähe von Osnabrück<br />
gebracht.<br />
Tierseuchenkasse kommt für direkte Schäden auf<br />
Gerade erst - so scheint es - haben sich die Geflügelhalter von der Grippe-Welle vor vier<br />
Jahren erholt, dann kam der Dioxin-Skandal, jetzt wieder die Vogelgrippe. Das bedeutet<br />
große Schäden für die Betroffenen. "Die direkten Schäden bezahlt die Tierseuchen-Kasse",<br />
erklärt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. Dabei handele es sich um eine<br />
Zwangsversicherung, die aber nur den gemeinen Wert ersetzt. "Was nicht erstattet wird, und<br />
das ist oft der größere Betrag, ist der Verdienstausfall", so Rüb. Nach den vergangenen<br />
Vogelgrippe- und Dioxinfällen hätten sich viele Geflügelhalter zusätzlich noch mit einer<br />
Betriebsausfallversicherung abgesichert.<br />
Der Kreis Gütersloh hat derweil eine Hotline für Geflügelhalter und besorgte Bürger<br />
eingerichtet: Tel. 05241/85-1329 oder 05241/85-1332.<br />
Dokumenten Information<br />
Copyright © Mindener Tageblatt 2011<br />
Dokument erstellt am 26.05.2011 um 21:15:35 Uhr<br />
NW News<br />
28.05.2011<br />
RIETBERG - UPDATE 22.01 UHR<br />
Geflügelpest: Zahl der betroffenen Betriebe erhöht sich auf fünf<br />
40.000 infizierte Tiere im Kreis Gütersloh<br />
VON FRIEDERIKE EDLER UND ANDREAS EICKHOFF<br />
Kreis Gütersloh. Die Geflügelpest breitet sich im Kreis Gütersloh immer schneller aus.<br />
Nachdem am Donnerstag schon 20.000 Tiere gekeult werden mussten, wurden 9.600 weitere<br />
Tiere am Wochenende getötet. In zwei weiteren Betrieben mit Legehennen bestätigten sich<br />
unterdessen die Verdachtsfälle. Das Todesurteil für weitere 12.900 Tiere.<br />
Um die Verbreitung der Tierseuche einzudämmen, verhängte der Kreis ein 72-stündiges<br />
Geflügel-Beförderungsverbot, das bis einschließlich Dienstag 24 Uhr für die Gemeinde<br />
Langenberg sowie die Städte Rietberg, Rheda-Wiedenbrück, Verl und Schloß Holte-<br />
Stukenbrock gilt.
Weitere Tiere werden am Montag getötet<br />
"Mit diesem sogenannten ’Stand-Stil’ soll vermieden werden, dass sich der Erreger durch<br />
Handel weiter verbreitet", erläuterte Beate Balsliemke, Sprecherin des Kreises Gütersloh.<br />
Geflügelhalter in dem betroffenen Gebiet müssen ihre Tiere (Hühner, Rebhühner, Fasane,<br />
Truthühner, Perlhühner, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse) in geschlossenen Ställen<br />
halten.<br />
Am Montag sollen die Tiere der beiden Legehennen-Betriebe getötet werden. "Sie gehen<br />
sicher in die Keulung", so Balsliemke.<br />
Über das weitere Vorgehen zur Eindämmung der Tierseuche ist mittlerweile auch ein heftiger<br />
Streit zwischen NRW-Umwelt- und Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) und dem<br />
niedersächsischen Agrarminister Gert Lindemann (CDU) entbrannt. Lindemann wirft seinem<br />
Kollegen vor, zu spät über die Tierseuche informiert worden zu sein. Es gebe Hinweise, dass<br />
die Geflügelpest bereits seit drei Wochen in Ostwestfalen schwele. Ein Sprecher Remmels<br />
betont da<strong>gegen</strong>, das NRW-Verbraucherministerium sei vergangenen Dienstag durch den<br />
Kreis Gütersloh über den Geflügelpest-Fall informiert worden und habe umgehend erste<br />
Maßnahmen angeordnet sowie den Betrieb gesperrt.<br />
Transportverbot wird möglicherweise ausgeweitet<br />
Der Kreis Gütersloh betont, dass die Transportverbotszone ausgeweitet werde, sollten sich<br />
weitere Geflügelpest-Fälle in Randgebieten des betroffenen Gebietes ergeben. Mit der Tötung<br />
der infizierten Tiere wurde eine niederländische Firma beauftragt. Die Entsorgung übernimmt<br />
eine Firma im Landkreis Osnabrück, die die Tiere durch ein spezielles Verfahren verbrennt.<br />
Ldw. Wochenblatt Westfalen-Lippe<br />
AKTUELLES<br />
Geflügelgrippe: Putenbestand wird getötet<br />
Nachdem die Laboruntersuchung den Geflügelgrippe-Verdacht bestätigt hat, wird der<br />
Bestand eines Putenmastbetriebs in Rheda-Wiedenbrück getötet.<br />
Das Chemische Veterinäruntersuchungsamt in Detmold hatte die Proben des Betriebs<br />
untersucht. Im Laufe des Samstags wurde <strong>gegen</strong> Mittag seitens der Abteilung Veterinärwesen<br />
und Lebensmittelüberwachung des Kreises Gütersloh, Vertretern der Stadt Rheda-<br />
Wiedenbrück und des Technischen Hilfswerks mit den Vorbereitungen begonnen. Durch die<br />
Tötung der rund 5000 Tiere und die anschließende Desinfektion der Stallungen soll die<br />
Geflügelgrippe soweit wie möglich eingedämmt werden, damit sie sich nicht weiter<br />
ausbreitet.<br />
Das Technische Hilfswerk (THW) baute auf dem Betrieb in Rheda-Wiedenbrück die<br />
Desinfektionsschleuse für die Fahrzeuge auf, ein Unternehmen aus den Niederlanden ist mit<br />
der Tötung der Tiere und der Reinigung sowie der Desinfektion der Stallungen beauftragt<br />
worden.
Untersuchungen laufen<br />
Zurzeit gibt es noch zwei weitere Verdachtsbetriebe: Legehennenbetriebe in Rietberg. In<br />
diesen Betrieben sind ebenfalls am Samstag Proben genommen worden. Die Tierärzte der<br />
Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung haben inzwischen Unterstützung<br />
aus Nachbarkreisen erhalten.<br />
Im Ein-Kilometerumkreis um den Putenmastbetrieb wurde eine Sperrzone errichtet. Die<br />
Halter von Geflügel dürfen unter anderem keine Tiere aus ihren Betrieben herausbringen.<br />
Auch deren Bestände werden untersucht. Die 13 Halter von Geflügel im Ein-<br />
Kilometerumkreis des Legehennenbetriebs in Rietberg, wo die Geflügelgrippe als erstes<br />
nachgewiesen wurde, müssen ihre Tiere in geschlossenen Ställen oder nach oben abgedeckten<br />
Unterständen halten. In diesem Gebiet gilt eine zwischenzeitlich erlassene<br />
"Tierseuchenbehördliche Allgemeinverfügung".<br />
In Verbindung stehende Meldungen:<br />
� Geflügelgrippe: Verbringungsverbot angeordnet<br />
� Geflügelgrippe: Niedrig ansteckende Form bestätigt<br />
� Geflügelgrippe: 3 weitere Betriebe betroffen<br />
� Geflügelgrippe: Verdacht hat sich bestätigt<br />
� Geflügelgrippe-Verdacht: 20.000 Hühner auf einem Hof getötet<br />
Die Glocke<br />
29.5.11<br />
Lokalnachrichten » Kreis Gütersloh » Rietberg<br />
Vogelgrippe: Drei weitere Verdachtsfälle<br />
Rietberg-Westerwiehe/Bokel (gl). Nach dem Ausbruch der Geflügelgrippe in einem<br />
Zuchtbetrieb in Bokel gibt es drei weitere Verdachtsfälle im Kreis Gütersloh. Dabei handelt<br />
es sich nach „Glocke“-Informationen um einen Hof in Lintel und zwei in Westerwiehe.<br />
In den drei Betrieben sind nach Angaben der Gütersloher Kreisverwaltung vermehrt Tiere mit<br />
Symptomen aufgefunden worden, die auf die Geflügelgrippe hindeuten. Ein Indiz sei auch der<br />
Rückgang der Legeleistung. Unter den drei seit Freitag betroffenen Höfen sind ein<br />
Putenmastbetrieb und zwei Legehennenbetriebe. Die Höfe befinden sich außerhalb des Ein-<br />
Kilometer-Radius’ um den Hof in Bokel, auf dem die Geflügelgrippe nachgewiesen worden<br />
ist.<br />
Laborergebnis aus Bokel liegt vor<br />
Von dem Bokeler Legehennenhof liegt das endgültige Laborergebnis vor: Es handelt sich wie<br />
angenommen um die leichte Form der Vogelgrippe (Low Pathogenic Avian Influenza). Das<br />
teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) mit. In<br />
dem Putenmastbetrieb wurde am Freitag eine Probe genommen. Ein erstes<br />
Untersuchungsergebnis des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Ostwestfalen-Lippe
soll am Samstag vorliegen. In den anderen beiden Betrieben werden am Montag Proben<br />
genommen.<br />
Betriebe vorläufig gesperrt<br />
Alle drei Betriebe sind vorläufig gesperrt worden. Keine Tiere dürfen heraus- oder<br />
hineingebracht werden, teilt der Kreis mit. Die beiden Legehennenbetriebe haben zusammen<br />
8000 Tiere, der Putenmastbetrieb 5000 Tiere. Darüber hinaus werden noch Betriebe<br />
untersucht, die von dem Bokeler Legehennenhof Tiere erhalten haben. Innerhalb des Ein-<br />
Kilometer-Radius’ um den Betrieb, auf dem die Geflügelgrippe zuerst nachgewiesen worden<br />
war, gibt es 13 Geflügelbestände mit zusammen etwa 500 Tieren.<br />
Hilfe aus den Nachbarkreisen<br />
Am Freitagmorgen hat der Krisenstab des Kreises Gütersloh getagt. Sowohl die Abteilung<br />
Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung als auch die Feuerwehr benötigen<br />
Unterstützung aus den Nachbarkreisen – die Tierärzte unter anderem bei den<br />
Probenentnahmen, die Feuerwehr beim Betrieb der Desinfektionsschleusen.<br />
Ursachenforschung geht weiter<br />
Die Ursache für den Ausbruch der Geflügelgrippe ist nach wie vor unklar. Es handelt sich um<br />
den zweiten Ausbruch in Deutschland innerhalb dieses Jahrs. Vor rund einem Vierteljahr kam<br />
es zu einem Ausbruch der Geflügelgrippe im Raum Cloppenburg, vor rund vier Wochen<br />
einen weiteren in Holland.<br />
Einen Videofilm zum Vogelgrippe-Ausbruch in Bokel finden Sie hier:<br />
http://www.youtube.com/watch?v=teTn95_3Rb8<br />
AHLENER ZEITUNG<br />
27.5.2011<br />
Geflügelgrippe<br />
Weitere Verdachtsfälle im Münsterland<br />
Warendorf/Osnabrück/Rietberg/Rheda-Wiedenbrück - Die Geflügelgrippe ist möglicherweise<br />
aus dem Kreis Gütersloh ins angrenzende Münsterland geschwappt: Nachdem in der Nacht<br />
zum Donnerstag 20.000 Legehennen und Hähne auf einem Hof in Rietberg gekeult wurden,<br />
gibt es zunächst drei weitere Verdachtsfälle.<br />
„Und zwar außerhalb der Sperrzone von einem Kilometer-Radius um den Hof“, sagte der<br />
Sprecher des Kreises Gütersloh. Betroffen seien ein Puten- und zwei Legehennen-Betriebe in<br />
Rheda-Wiedenbrück und in Rietberg.
Die Überprüfung der Lieferwege von Küken aus dem gesperrten Rietberger Betrieb ergab,<br />
dass auch an einen Geflügelhof im Kreis Warendorf geliefert worden war. Der wurde<br />
„vorsorglich gesperrt“, berichtete ein Kreissprecher gestern. „Das heißt aber nur, dass von<br />
hier im Moment keine Tiere rausgehen.“ Die Küken würden auf Geflügelgrippe untersucht,<br />
zeigten aber keinerlei Krankheitssymptome. Bis die Ergebnisse vorlägen, die für Anfang der<br />
Woche erwartet werden, gäbe es keine Sperrzone um den Betrieb.<br />
Bei dem Ausbruch in Rietberg - dem insgesamt zweiten deutschen Fall in diesem Jahr -<br />
handelt es sich offenbar nicht um den aggressiven H5N1-Erreger. Derzeit gehen Experten von<br />
einem milden Typus aus. Eine Gefahr für den Menschen besteht nicht.<br />
Auch im südlichen Landkreis Osnabrück sind zwei Höfe wegen des Verdachts auf<br />
Geflügelgrippe vorsorglich gesperrt worden. Auch sie hatten vor zwei und zweieinhalb<br />
Wochen Eintagsküken des Rietberger Züchters erhalten, wie der Landkreis Osnabrück<br />
mitteilte.<br />
Wie es generell zu solchen Ausbrüchen kommen kann, ist unklar. Bisweilen „reicht es schon,<br />
wenn eine infizierte Ente über den Stall fliegt und etwas fallen lässt, das dann von der Lüftung<br />
des Stalls angesaugt wird,“ erläuterte der Gütersloher Kreis-Sprecher. A und O sei, „früh und<br />
konsequent zu reagieren, um eine Ausbreitung zu verhindern“, Für Landwirte sei die Keulung<br />
des gesamten Tierbestands natürlich ein schwerer Schlag, „weil einem vorerst die<br />
wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen wird.“ Allerdings gibt es eine so genannte<br />
Tierseuchenkasse, die in solchen Fällen einspringt.<br />
Der Kreis Gütersloh hat nun Unterstützung aus den Nachbarkreisen angefordert: von der<br />
Feuerwehr, die für die Desinfektion möglicherweise betroffener Höfe zuständig ist, und von<br />
den Veterinären, die infizierte Tiere auf Befall untersuchen.<br />
Die Veterinäre des Landkreises Osnabrück geben allerdings vorsichtig Entwarnung, da die<br />
Masthähnchen nach mehr als zwei Wochen keine Virenträger mehr sein könnten und nach<br />
überstandener eventueller Infektion höchstens noch Antikörper nachweisbar seien. Seien<br />
diese unbedenklich, könnten die Hähnchen später in den Handel gehen, erklärte Burkhard<br />
Riepenhoff, Sprecher des Landkreises.<br />
Um dazu weitere Erkenntnisse zu gewinnen, wurden gestern noch Proben genommen, die<br />
umgehend nach Oldenburg zum Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und<br />
Lebensmittelsicherheit (LAVES) geschickt worden sind. Mit Ergebnissen rechnen die<br />
Experten am heutigen Samstag. Über das weitere Vorgehen soll dann entschieden werden.<br />
Auch wenn es bislang keinen Grund zur Besorgnis gebe, könne nicht ausgeschlossen werden,<br />
dass die Bestände doch gekeult werden müssten, sagte Riepenhoff.<br />
VON JULIA GOTTSCHICK UND FRANK KLAUSMEYER<br />
Cellesche Zeitung<br />
"Kirche spielt in Celle wichtige Rolle"
Landesbischof Ralf Meister hat die Dimension des Geflügelschlachthofes in Wietze<br />
kritisiert. Ein respektvoller Umgang mit Nutztieren sei dadurch nicht mehr gegeben,<br />
sagte Meister bei seinem Antrittsbesuch in Celle.<br />
CELLE. Ein enges Besuchsprogramm hat Landesbischof Ralf Meister bei seinem zweitägigen<br />
Antrittsbesuch im Kirchenkreis Celle absolviert. Der Theologe sah sich kirchliche<br />
Einrichtungen an, sprach mit Schülern, informierte sich über neueste Bohrtechnik beim<br />
Unternehmen Baker Hughes und traf mit den Spitzen aus Politik, Verwaltung, Kunst und<br />
Kultur zusammen. So bekam der 49 Jahre alte Nachfolger von Margot Käßmann in der<br />
evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover einen Überblick über die gesellschaftliche<br />
Vielfalt der Region. „Mein Eindruck ist, dass die Kirche eine wichtige Rolle in Celle spielt“,<br />
resümierte Meister. „Sie ist mit ihrem diakonischen Angebot sehr gut aufgestellt.“ Die Frage<br />
sei, wie es der Kirche gelinge, diese Stellung auch in Zukunft zu behalten.<br />
Meister nahm auch an einer Informationsveranstaltung zum umstrittenen Geflügelschlachthof<br />
in Wietze teil. Diesem Vorhaben steht der Landesbischof kritisch <strong>gegen</strong>über. „Ich bin<br />
überrascht über die Dimension, um die es dabei geht“, sagte er. Die reine industrielle<br />
Vermarktung von Geschöpfen dürfe keine Option menschlichen Handelns sein. In Wietze soll<br />
der größte Geflügelschlachtbetrieb Niedersachsens entstehen. Dem Vernehmen nach sollen<br />
dort jährlich bis zu 134 Millionen Tiere geschlachtet werden.<br />
Meister hält es für bedenklich, wenn man bei der Nutztierhaltung „Größenordnungen erreicht,<br />
wo die Mitgeschöpflichkeit leidet, weil es der achtsame Umgang mit dem Subjekt Tier nicht<br />
mehr zulässt“. Seine Kritik will der Landesbischof als Mahnung an die Landwirtschaft und<br />
die Verbraucher verstanden wissen. Dass das Konsumentenverhalten einen Wandel bei der<br />
Tierhaltung bewirken kann, machte Meister an dem Verbot der konventionellen Käftighaltung<br />
von Legehennen in Deutschland deutlich. „Da hat sich etwas entwickelt, was ich<br />
außerordentlich begrüße.“ Auf diesem Weg müsse man weitergehen. Grundsätzlich lehnt<br />
Meister die Nutztierhaltung nicht ab. „Es ist eine Frage der Größenordnung.“<br />
Positiv bewertete der Landesbischof die Bündelung kirchlicher Kompetenzen in Celle. Damit<br />
bezog sich Meister einerseits auf das Kirchenamt in der Berlinstraße, das die Kirchenkreise<br />
Celle, Soltau und Walsrode mit rund 160.000 evangelischen Christen verwaltet. Andererseits<br />
lobte er das Haus der Diakonie in der Fritzenwiese, das mit dem markanten Kronenkreuz am<br />
Fahrstuhlschacht auch ein sichtbares Zeichen kirchlichen Engagements setze. In der<br />
Konzentration von Kräften sieht Meister eine Grundlage, wie sich die Landeskirche mit ihren<br />
derzeit 56 Kirchenkreisen in den nächsten zehn bis 15 Jahren aufstellen müsse. „Das ist in<br />
Celle in einer absolut überzeugenden Weise gelungen. Das funktioniert hier.“<br />
Autor: Oliver Gatz, geschrieben am: 24.05.2011<br />
Leipziger Volkszeitung<br />
Eilenburg<br />
Behörde genehmigt Pläne für Schweinemastanlage bei Krippehna<br />
Karin Rieck/Frank Pfütze
Zschepplin. Die Nachricht verbreitete sich nach der üblichen amtlichen Bekanntmachung in<br />
dieser Zeitung am Freitag nicht nur in der Gemeinde Zschepplin wie ein Lauffeuer: Die<br />
Kreisverwaltung hat den dänischen Investoren, die zwischen den Orten Zschepplin,<br />
Krippehna und Steubeln eine Schweinemastanlage mit zirka 11 000 Mastplätzen errichten<br />
wollen, für ihr Projekt die Genehmigung erteilt. Gegen die Pläne wehren sich Anwohner und<br />
Bürger der Muldegemeinde seit Jahren vehement.<br />
Allen voran Hans-Udo Weiland, sächsischer Landesvorsitzender des Bundes für Umwelt und<br />
Naturschutz Deutschland (BUND). „Jetzt geht der Kampf <strong>gegen</strong> Umweltzerstörung und<br />
Tierquälerei erst richtig los", kündigte der Steubelner eine Verschärfung der schon länger<br />
andauernden Auseinandersetzungen mit der Kreisverwaltung in einer ersten Stellungnahme<br />
an. Es würden nunmehr nicht nur alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausgeschöpft.<br />
„Wir werden den Protest auch auf die Straße tragen, zu den Gülleabnehmern in der Region, zu<br />
den Landverkäufern, zum Landratsamt nach Eilenburg und Torgau sowie vor die Haustür der<br />
Investoren", die am Rand von Leipzig mit der Firma Schweinemast MHW GmbH ihren Sitz<br />
haben. Welche konkreten Aktionen geplant sind, blieb zunächst offen. Weiland warf seinen<br />
Kontrahenten vor, sie würden ungesetzlich handeln und sich damit außerhalb der Gesellschaft<br />
stellen. „In eklatant rechtswidriger Weise hat sich das Landratsamt Nordsachsen über die von<br />
Bürgern, ortsansässigen Unternehmen und dem BUND in Sachsen vorgebrachten rechtlichen<br />
Argumente hinweggesetzt", so der Vorsitzende. „Selbst das verweigerte Einvernehmen der<br />
Gemeinde Zschepplin wurde ohne zwingenden Grund ersetzt und damit der Bau der Anlage<br />
überhaupt erst ermöglicht."<br />
Im Landratsamt wird die Genehmigung verteidigt. Für Landrat Michael Czupalla (CDU)<br />
nimmt ein langer Prozess „ein erfreuliches Ende. Ich begrüße die Ansiedlung und wünsche<br />
dem Unternehmen alles Gute. Ich fordere aber auch, dass die Investoren informieren,<br />
aufklären und so für Einklang mit ihren Nachbarn, mit den Bürgern sorgen. Wenn sich<br />
Investoren ansiedeln ist das immer positiv zu betrachten, natürlich müssen solche Prozesse<br />
immer im Konsens mit Mensch und Natur stehen", sagte Nordsachsens Landrat am Freitag<br />
auf Anfrage dieser Zeitung. Auch für die Chefin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des<br />
Landkreises, Uta Schladitz, geht die Ansiedlung nur im „<strong>gegen</strong>seitigen Miteinander" mit den<br />
Anwohnern. „Die Ansiedlung ist ein positives Signal und Wertschöpfung für den Landkreis.<br />
Gerade in der Landwirtschaft ist viel weggebrochen. Eine starke Landwirtschaft stärkt den<br />
Landkreis."<br />
Mehr lesen Sie in der Kreiszeitung am 14. Mai, Seite 22.<br />
Merkur Online<br />
Geflügel-Massenhaltung: Anwohner protestieren <strong>gegen</strong> Riesen-Stall<br />
17.05.11|Lkr. Freising|29<br />
München/Moos - Geflügel liegt im Trend: Immer mehr Landwirte wollen davon profitieren<br />
und setzen auf Massenhaltung. Im Landkreis Freising soll jetzt ein Stall für 40.000 Hühner<br />
gebaut werden. Entsetzte Anwohner versuchen, das zu verhindern.
Sie werden zu Tausenden in gewaltigen Brutmaschinen geboren. Die winzigen Küken wiegen<br />
gut 40 Gramm, wenn sie aus dem Ei schlüpfen. Sie werden geimpft, in einen Lastwagen<br />
verladen und zu ihrem Mastbetrieb gefahren. Dort verbringen sie ihr ganzes Leben. Es dauert<br />
knapp 40 Tage.<br />
Es ist ein enges Leben. Im Fachjargon spricht man von der „maximal erlaubten Besatzdichte“<br />
der „Lebendmasse“. Im Klartext: Rund 23 Hühner teilen sich einen Quadratmeter Platz. So<br />
erlaubt es der Gesetzgeber. Das nutzt dem Mastbetrieb, denn je weniger sich ein Huhn<br />
bewegt, desto mehr Fett setzt es an. Nach nur fünf Wochen haben sie das 40-fache ihres<br />
Gewichts zugelegt - und sind damit schlachtreif.<br />
Züchter und Mastbetriebe haben aus der Tierhaltung eine hocheffiziente Maschine gemacht.<br />
Die gesetzlichen Vorgaben hierzu stammen noch aus einer Zeit, als möglichst viel möglichst<br />
billig produziert werden sollte, kritisiert der Bund Naturschutz (BN). Der Trend gehe zu<br />
Ställen mit knapp unter 40 000 Hühnern. Denn alle Anlagen, die maximal 39 999 Tiere<br />
mästen, werden ohne Öffentlichkeitsbeteiligung von den Behörden geprüft.<br />
Genau so eine Anlage plant auch ein Landwirt in Moos bei Zolling (Kreis Freising). Vor<br />
Ostern hat er den Antrag beim Landratsamt gestellt, jetzt prüft die Behörde. Noch bevor eine<br />
Entscheidung gefallen ist, formiert sich Protest. Eine Interessengemeinschaft organisiert den<br />
Widerstand. „Keine Hühnermastfabrik im Ampermoos“, fordern sie. „Im Akkord zur<br />
Schlachtbank“, steht auf ihrer Internetseite. Sie fürchten, dass der aggressive Hühnerkot Luft,<br />
Boden und Grundwasser mit Ammoniak, Antibiotika und Krankheitserregern verschmutzt.<br />
Wenn das wirklich so wäre, rechtfertigt sich der Landwirt, „würde man das niemals<br />
genehmigen“. Auch den Aufschrei der Tierschutzorganisationen kann er nicht nachvollziehen.<br />
Rückendeckung bekommt der Bauer vom Bauernverband (BBV): „Wenn man die<br />
automatisierte Produktion vor Ort verhindert, wandert sie in Länder wie Brasilien oder China<br />
ab, wo überhaupt keine Tierschutz-Gesetze gelten“, warnt BBV-Kreisgeschäftsführer Gerhard<br />
Stock. Eine andere Form der Haltung sei schlicht nicht konkurrenzfähig. Für ihn ist der<br />
Widerstand bedenklich: „Obwohl sich der Landwirt im gesetzlichen Rahmen bewegt, wird er<br />
nun öffentlich diffamiert“, mahnt Stock.<br />
An dieser „Diffamierung“ will sich die BN-Landwirtschaftsexpertin Marion Ruppaner nicht<br />
beteiligen. Sie kritisiert vor allem das „System Wiesenhof“: „Der Bauer ist nicht mehr<br />
selbstständiger Unternehmer, sondern nur noch Lieferant für einen Industrie-Konzern.“<br />
Wiesenhof verkaufe die Tiere, das Futter, die Impfstoffe - und hole anschließend die<br />
gemästeten Hühner per Lastwagen ab. Die PHW-Gruppe, zu der auch Wiesenhof gehört, ist<br />
der größte Geflügelzüchter Deutschlands. Jede Woche schlachtet das Unternehmen rund 4,5<br />
Millionen Hähnchen. Auch der neue Mastbetrieb in Moos - sollte er denn gebaut werden -<br />
würde an Wiesenhof liefern.<br />
Die Anwohnerinitiative will das verhindern. Der Protest schlägt Wellen. Heute will der<br />
Bayerische Rundfunk eine Podiumsdiskussion in Moos live in der Abendschau übertragen.<br />
Die Entscheidung über eine Bau-Genehmigung liegt aber allein beim Landratsamt - und das<br />
will nicht vor Juli ein Machtwort sprechen.<br />
Der Zoff in Zolling ist kein Einzelfall. Auch in Ried, an der Grenze zwischen den<br />
Landkreisen Aichach-Friedberg und Fürstenfeldbruck, gibt es derzeit Streit über einen<br />
geplanten Stall. Auch hier sollen knapp 40 000 Hühner gemästet werden. Auch hier laufen die
Bürger Sturm. Rund 70 Gegner hielten Protestplakate bei einer Sitzung des Bauausschusses<br />
hoch. Die Entscheidung wurde vertagt.<br />
Thomas Schmidt<br />
OV<br />
Konsens bei den Tierhaltungsanlagen in Neuenkirchen-Vörden scheint möglich<br />
Neuenkirchen/Vörden (kpl) - Landwirt Rainer Duffe aus Campemoor kann mit dem<br />
Beschluss des Gemeinderates vom Dienstagabend zur planerischen Steuerung von<br />
Tierhaltungsanlagen leben, sein Berufskollege Josef Schönfeld aus Nellinghof auch: Das<br />
deutet darauf hin, dass es bei der Aufstellung von Plänen, wo zukünftig im<br />
Gemeindegebiet Tierhaltungsanlagen entstehen dürfen, ein Konsens zwischen der Politik<br />
und der Landwirtschaft erzielt werden kann.<br />
Mehr steht am Donnerstag, 26. Mai, in der gedruckten Ausgabe der OV und im OV-<br />
Epaper .<br />
SVZ<br />
Keine Eier aus Dreenhörn<br />
25. Mai 2011 | 21:58 Uhr | von take<br />
Eier über Eier: In Dreenhörn werden sie nicht gelegt.dpa<br />
NEUSTADT-GLEWE - Die Mecklenburger Frischei Farm Dreenhörn Eins GmbH wird keine<br />
Legehennenanlage in Dreenhörn bauen. Wie das Staatliche Amt für Landwirtschaft und<br />
Umwelt nun der Stadt Neustadt-Glewe mitteilte, habe der Antragsteller seinen Antrag<br />
zurückgezogen. Die Mecklenburger Frischei Farm Dreenhörn Eins GmbH hatte geplant, in<br />
der Nähe der Friedrichsmoorschen Allee auf gut 165 000 Qudratmetern eine Anlage für rund<br />
39 400 Legehennen zu errichten.<br />
"Welche Gründe letztlich genau zu dieser Rücknahme führten, ist uns nicht bekannt", sagt<br />
Bürgermeister Arne Kröger. Neustadt-Glewes Stadtvertretung hatte im Februar das<br />
gemeindliche Einvernehmen zu diesem Vorhaben erteilt, damit jedoch die Auflage<br />
verbunden, dass der Investor die Kosten für den Ausbau der zur Anlage führenden Straße<br />
übernehmen muss. Welche Kosten damit verbunden worden wären, sei, so Kröger, noch nicht<br />
berechnet worden.<br />
Das Forstamt Ludwigslust hatte außerdem angemerkt, dass die geplante Legehennenanlage im<br />
Einzugsbereich der geplanten A 14 liegt. "Und im Planfeststellungsverfahren ist dort auch der<br />
Bau einer Wildbrücke geplant", sagt Ludwigslusts Forstamtsleiter Dr. Holger Voß.
Taz<br />
25.05.2011<br />
Waldgesetze in Brasilien<br />
Agrarlobby düpiert Präsidentin Roussef<br />
Das brasilianische Abgeordnetenhaus stimmt für mehr Landwirtschaft und weniger<br />
Waldschutz. Das ist ein herber Rückschlag für die Staatschefin. VON GERHARD DILGER<br />
PORTO ALEGRE taz | Im Parlament von Brasília hat Präsidentin Dilma Rousseff in der<br />
Nacht zum Mittwoch die erste bittere Niederlage seit ihrem Amtsantritt am 1. Januar erlitten:<br />
Mit großer Mehrheit verabschiedeten die Abgeordneten im vierten Anlauf eine Novelle des<br />
Waldgesetzes aus dem Jahr 1965. Nach einer zweijährigen Debatte wähnt die Agrarlobby eine<br />
Lockerung mit einer weitreichenden Amnestie für Waldzerstörer nun zum Greifen nah. "Die<br />
Botschaft ist klar: Wer das Gesetz nicht befolgt, hat einen Vorteil", sagte der<br />
Grünenabgeordnete Sarney Filho.<br />
Das Lavieren der Staatschefin zahlte sich nicht aus. Sie hatte mit dem Agrobusiness, das nicht<br />
nur in der rechten Opposition, sondern auch im Mitte-links-Regierungslager und in der<br />
Regierung prominent vertreten ist, einen halbherzigen Kompromiss aushandeln lassen.<br />
Demnach dürfen sogenannte kleine Landeigentümer - die in manchen Amazonasgemeinden<br />
bis zu 440 Hektar besitzen können - künftig weitgehend auf Schutzgebiete verzichten.<br />
Die Novelle wurde mit 410 zu 63 Stimmen angenommen, auch mehr als die Hälfte der 80<br />
Abgeordneten von Rousseffs Arbeiterpartei PT stimmten zu. Dann legten die Agrarier nach:<br />
Die Schutzgebiete auf Bergkuppen, an Hügeln, Flussufern oder Quellgebieten sollen reduziert<br />
und die Zuständigkeit dafür den Bundesstaaten übertragen werden, wo die Farmer noch mehr<br />
zu sagen haben als auf Bundesebene. Die Agrarallianz, die vom kommunistischen<br />
Berichterstatter Aldo Rebelo bis zu den Großgrundbesitzern auf den Oppositionsbänken<br />
reicht, will erreichen, dass landesweit 420.000 Quadratkilometer bisheriger Schutzgebiete für<br />
den Landbau freigegeben werden.<br />
Präsidentin Roussef hatte im Wahlkampf 2010 gelobt, keine Amnestie für große<br />
Umweltsünder zuzulassen. Vor zwei Wochen war es ihrer PT noch gelungen, einen Aufschub<br />
der Abstimmung zu erreichen. Jetzt zogen nur noch die Minifraktionen der Grünen und der<br />
freiheitlichen Sozialisten der PSoL mit, ebenso die Sozialisten der PSB. Rousseffs<br />
gewichtigster Koalitionspartner, die Zentrumspartei PMDB, schlug sich hin<strong>gegen</strong> geschlossen<br />
auf die Seite der Opposition. "Es ist der größte Rückschritt in der Geschichte unserer<br />
Umweltgesetzgebung", twitterte der Forstingenieur Tasso Azevedo.<br />
Vor der Abstimmung empfing Rousseff mehrere frühere Umweltminister, die in einem<br />
offenen Brief an sie appelliert hatten, die Pläne der Agrarlobby zu durchkreuzen. Ob die<br />
Regierung die Novelle samt Zusatz nun im Senat nachbessern kann, ist aber fraglich. Als<br />
letzter Schritt bliebe der Präsidentin, die auch um den guten Ruf Brasiliens fürchtet, nur noch<br />
das Veto.
dradio.de<br />
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/1450975/<br />
UMWELT UND VERBRAUCHER<br />
05.05.2011<br />
Trendwende im Tierschutz<br />
Niedersachsen will Schnäbelkürzen bei Puten verbieten<br />
Von Susanne Schrammar<br />
Ausgerechnet in Niedersachsen, dem Bundesland mit den meisten<br />
<strong>Massentierhaltung</strong>sbetrieben, bewegt sich etwas. Gert Lindemann, seit Januar neuer<br />
Landwirtschaftsminister, will das Kürzen von Schnäbeln bei Puten verbieten.<br />
Tierschützer hoffen nun auf noch weitere Schritte.<br />
Ein Geflügelstall, wie es ihn in Niedersachsen viele gibt: Zigtausende Hühner oder Puten<br />
drängeln auf dem Boden, zwischen ihnen ist kaum Platz. Keines der Tiere hat einen Schnabel,<br />
wie die Natur ihn vorsieht: Er ist nicht mehr spitz, sondern leicht gerundet. Gleich am ersten<br />
Tag, wenn die Küken geschlüpft sind, wird ihnen die Spitze des Schnabels mit einem<br />
Infrarotlaser abgeschnitten. Das, sagt der Präsident des niedersächsischen Landesverbandes<br />
der Geflügelwirtschaft, Wilhelm Hoffrogge, sei in Beständen nötig, in denen mehr als 50<br />
Tiere zusammen leben. Sonst würden sie sich zu Tode picken.<br />
"Es liegt an dem natürlichen Verhalten der Tiere, dass sie also ihre Artgenossen in der Weise<br />
nicht mehr erkennen, ob es ein rangniederes Tier ist oder ein ranggleiches Tier oder ein<br />
ranghöheres Tier ist und dann werden immer Rangkämpfe geführt. Und um diese<br />
Rangkämpfe nicht ausarten zu lassen, deswegen nimmt man den Tieren die kleine<br />
Schnabelspitze ab, damit keine Verletzungen auftreten können."<br />
Schnäbelkürzen verstößt <strong>gegen</strong> das Tierschutzgesetz, doch Landwirte in Niedersachsen<br />
konnten sich bisher großzügige Ausnahmegenehmigungen erteilen lassen. Damit soll bald<br />
Schluss sein. Der neue niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, CDU,<br />
sieht in seinem kürzlich vorgelegten Tierschutzplan vor, bis 2015 die gängige Praxis verbieten<br />
zu lassen. Dies fordern Tierschützer wie Maria Groß von der Arbeitsgemeinschaft für<br />
artgerechte Nutztierhaltung schon seit Jahren. Im Schnabel, erklärt Groß, befände sich<br />
nämlich ein für die Tiere wichtiges Tastorgan mit vielen Nerven.<br />
"Wenn man die Schnabelspitze schneidet, kommt es nicht dem Abschneiden eines<br />
abgestorbenen Gewebes gleich, wie bei dem Kürzen von Fingernägeln. Sowohl der<br />
Augenblick des Schneidens ist für den Vogel sehr schmerzhaft, aber auch der verbleibende<br />
Phantomschmerz behindert und beeinträchtigt den Vogel sein Leben lang."<br />
Minister Lindemann fühlt sich stärker als seine Vorgänger, die teilweise direkte<br />
Verbindungen in die Landwirtschaft hatten, den Verbrauchern verpflichtet und hat deshalb die<br />
Trendwende im Tierschutz eingeläutet.<br />
"Ich möchte, dass Landwirtschaft von Verbrauchern auch akzeptiert wird und das bedeutet,<br />
dass dort, wo es Haltungsdefizite gibt, eben auch Veränderungen herbeigeführt werden."
Doch die Landwirtschaftsverbände sträuben sich. Zum einen fühlen sie sich in ihrer<br />
Berufsehre gekränkt. Die Politik überdrehe und vergesse, dass die Landwirte im Tierschutz<br />
auch in der Vergangenheit schon einiges getan hätten, sagte der niedersächsische<br />
Landvolkpräsident Werner Hilse kürzlich auf einer Veranstaltung. Zum zweiten bezweifeln<br />
sie, ob bis 2015 vom Schnäbelkürzen tatsächlich eine Abkehr erfolgen kann. Laut<br />
Geflügelpräsident Hoffrogge wäre mit einem Verlust von bis zu 50 Prozent des Bestandes zu<br />
rechnen, wenn die Tiere mit spitzen Schnäbeln gehalten würden.<br />
"Das kann nicht im Sinne des Tierschutzes sein, deswegen ist zum <strong>gegen</strong>wärtigen Zeitpunkt<br />
auf die Schnäbelbehandlung nicht zu verzichten."<br />
Zwar wollen einige Landwirte, darunter auch Hoffrogge, einen Modellversuch der<br />
Geflügelhaltung ohne Schnäbelkürzen durchführen, doch eine Umsetzung bis 2015 halten<br />
viele Verbandsfunktionäre für nicht machbar. Entsprechende Züchtungen etwa bei Puten<br />
würden um einiges länger dauern, heißt es. Auch ein weiterer Punkt des Lindemannschen<br />
Tierschutzplanes, das Kupieren von Ferkelschwänzen zu verbieten, sei nicht umsetzbar.<br />
Landvolkpräsident Hilse tat die Ankündigungen des Ministers gar als "Getöse" ab. Politprofi<br />
Lindemann, der vor seinem Amtsantritt mehr als 20 Jahre im niedersächsischen und im<br />
Bundeslandwirtschaftsminsterium tätig war, bleibt indes gelassen und gibt sich<br />
durchsetzungsstark.<br />
"Ja, wissen Sie, Lobbys äußern sich gelegentlich ja etwas pointiert und die Realität ist dann<br />
meistens eine andere. Ich hab am Anfang gleich gesagt, es wird auch Gruppen geben, die sich<br />
möglicherweise einem solchen Verfahren verweigern. Die sollen dann aber durchaus wissen,<br />
dass das nicht das Ende des Verfahrens ist, sondern der Beginn, das Verfahren ohne ihre<br />
Beteiligung fortzusetzen."<br />
NDR<br />
NDR 90,3 28.05.2011 08:40 Uhr<br />
"Mir wurde klar, wie wenig ich weiß"<br />
von Jörn Straehler-Pohl<br />
Genau vor einer Woche gab es hier in Hamburg die erste Krisen-Sitzung der Behörden<br />
wegen des EHEC-Erregers. Inzwischen haben wir einen Toten zu beklagen, die Zahl der<br />
Infizierten und Erkrankten steigt weiter, und die Wissenschaftler des Hygiene-Instituts<br />
versuchen, die Wege des Keims zu ergründen. Jörn Straehler-Pohl berichtet seit Anfang<br />
an über den Erreger und fragt sich, was die Angst vor EHEC für ihn bedeutet.<br />
Heute Vormittag bin ich wieder auf dem Großneumarkt - wie an fast jedem Sonnabend, ich<br />
wohne in der Nähe. Käse, Brot, Obst, vielleicht noch einmal Spargel. Eigentlich hielt ich mich<br />
immer für einen halbwegs bewussten Verbraucher - trotz der gelegentlichen Fertig-Pizza und<br />
dem Dosen-Bier dazu. Diese Woche wurde mir klar, wie wenig ich dann wohl doch über<br />
Lebensmittel weiß.<br />
Werden jetzt im Mai schon Tomaten in den Gewächshäusern rund um Hamburg angebaut und<br />
geerntet? Oder Blattsalat? Oder Gurken? Was wächst überhaupt gerade in den<br />
Gewächshäusern und auf den Feldern? Welche Lebensmittel genau werden gerade importiert,<br />
welche kommen von hier? Nein, ich weiß es nicht.
Je größer die Produktion, desto größer das Risiko<br />
Und eigentlich will ich auch gar nicht so viel wissen. Über die Massen-Produktion von<br />
Lebensmitteln zum Beispiel. Natürlich: Schon immer sind Menschen an verkeimten oder<br />
verseuchten Lebensmitteln erkrankt, häufig genug auch gestorben. Aber es ist eine Sache, ob<br />
sich ein kleiner, regionaler Produzent nicht an Hygiene-Bestimmungen hält. Eine andere,<br />
wenn es ein großer Erzeuger oder gar ein Massen-Produzent ist. Je größer die Produktion,<br />
desto größer das potentielle Risiko - trotz aller Kontrollen.<br />
Hamburg hat in der aktuellen EHEC-Krise vieles richtig gemacht. Eine Gesundheitssenatorin,<br />
die keine Panik schürt, aber auch nicht verharmlost. Ein Hygiene-Institut, dessen Mitarbeiter<br />
im nächsten Tatort auftreten könnten, weil sie die Nadel im Heuhaufen entdeckt haben. Ärzte,<br />
Schwestern und Pfleger in den Krankenhäusern, die alles geben, um die Patienten zu heilen.<br />
Würde der HSV so spielen, wie dort gearbeitet wird, er wäre Deutscher Meister.<br />
Die ersten Erfolge dürfen nicht blind machen<br />
Diese Hamburger Erfolge <strong>gegen</strong> EHEC dürfen aber nicht blind machen. Sondern die Krise<br />
sollte genutzt werden, um grundsätzlich über die Produktion unserer Lebensmittel<br />
nachzudenken. Denn das Problem liegt nicht nur in der spanischen Gurke - sondern offenbar<br />
auch in der <strong>Massentierhaltung</strong>. Weil Rinder dort mit Antibiotika vollgepumpt werden, sind<br />
die EHEC-Keime resistent <strong>gegen</strong> diese Arzneimittel. Und dies gilt nicht nur für EHEC-<br />
Keime, sondern eine Vielzahl von Bakterien - schlechte Aussichten bei künftigen Krankheits-<br />
Ausbrüchen.<br />
Natürlich: Eigentlich sind das alles Dinge, die man nicht so genau wissen will. Ich mache, wie<br />
viele, jetzt einen Bogen um Gurken, so wie wir beim Futtermittel-Dioxin-Skandal einen<br />
Bogen um Hühner-Eier gemacht haben. Wir sollten es uns nicht mehr so einfach machen.<br />
Vielleicht ist es naiv, eine Rückkehr zu einer stärker bäuerlichen Landwirtschaft zu fordern.<br />
Aber vor 30 Jahren war es auch noch naiv, <strong>gegen</strong> Atomkraft auf die Straße zu gehen. Jetzt<br />
aber gehe ich erst einmal auf den Wochenmarkt. So wie fast jedes Wochenende.<br />
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Bio » Bestandsgrößen ]<br />
Dienstag, 31.05.2011<br />
Bio | 28.05.2011<br />
Sauenhaltung: Bestandsgrößen im Ökolandbau wachsen<br />
Grub - Während in Bayern der Großteil der Betriebe weniger als zehn Sauen hält, werden in<br />
Nord- und Ostdeutschland Bestände mit 100 Zuchtsauen aufgebaut.<br />
Während in Nord- und Ostdeutschland seit einigen Jahren auch im Ökolandbau große<br />
Bestände mit 100 Zuchtsauen und mehr aufgebaut werden, halten in Bayern zwei Drittel der<br />
Öko-Betriebe weniger als zehn Sauen. Es gibt hier bisher nur wenige Sauenhalter im<br />
Vollerwerb. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Schweinefleisch aus ökologischer<br />
Tierhaltung seit Jahren an. Vor diesem Hintergrund sehen die LfL und die Ökolandbau-<br />
Fachberatung Handlungsbedarf, die ökologischen Schweinehalter mit Maßnahmen und<br />
modellhaften Lösungen zu unterstützen. Hierzu organisierte die Bayerische Landesanstalt für<br />
Landwirtschaft (LfL) in Grub eine Fachtagung zu den aktuellen Herausforderungen in der<br />
Sauenhaltung und Ferkelaufzucht im Ökologischen Landbau statt.
Wärmehaltung mit einfachen Maßnahmen verbessern<br />
Die Referenten der LfL konnten eine Reihe von Maßnahmen aufzeigen, wie die<br />
Wirtschaftlichkeit der Öko-Sauenhaltung erhöht werden kann. Projektkoordinatorin Dr.<br />
Christina Jais und Miriam Abriel zeigten im Teilprojekt Haltung unter anderem, wie in<br />
Ställen mit Auslauf die Wärmehaltung im Ferkelnest mit einfachen Maßnahmen verbessert<br />
werden kann. Johannes Uhl und Josef Weiß untersuchten die ökonomischen Aspekte und<br />
stellten anzustrebende Zielgrößen vor. So macht das bessere Drittel der Betriebe deutlich,<br />
dass bei 40 Tagen Säugezeit 20 und mehr verkaufte Ferkel pro Sau und Jahr möglich sind.<br />
Rationalisierungspotentiale in der Arbeitswirtschaft zeigten Stefanie Beyer und Dr. Bernhard<br />
Haidn auf. Sie nannten Beispiele, wie das für den Ökolandbau typische Einstreuen<br />
zeitsparender gestaltet werden kann. Einen tiergerechten Modellstall mit optimierten Räumen<br />
und Funktionen stellten Frank Schneider und Jochen Simon vor. In seinem abschließenden<br />
Statement fasste der Moderator, Öko-Berater Jürgen Herrle, den erreichten Forschungsstand<br />
zusammen und wies auf die noch offenen Fragen hin. pd<br />
Hamburger Abendblatt<br />
31. Mai 2011, 06:00 Uhr<br />
Tierschutz entzweit Regierung und Landwirte<br />
Niedersachsens Ministerpräsident wirbt beim Landesbauerntag für strengere Regeln. Betriebe<br />
fürchten um ihre Konkurrenzfähigkeit<br />
Cloppenburg. Die Videoaufnahmen von Tierquälerei in der Putenzucht, die unlängst für breite<br />
Empörung sorgten, haben offenbar auch die niedersächsische Landesregierung nachhaltig<br />
beeindruckt. Beim Landesbauerntag in Cloppenburg signalisierten gestern sowohl<br />
Ministerpräsident David McAllister als auch Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (beide<br />
CDU), dass es ihnen mit der geplanten Tierschutzoffensive ernst ist.<br />
Wie schief deshalb der Haussegen zwischen CDU und Landvolk Niedersachsen derzeit hängt,<br />
machte umgehend Landvolkchef Werner Hilse deutlich, der dem Ministerpräsidenten vorhielt,<br />
er habe wohl den gesellschaftlichen "Mainstream im Nacken". Das Thema werde von Angst<br />
gesteuert, bei den Verbrauchern von der Angst um Umwelt, Tierwohl und<br />
Lebensmittelsicherheit und bei den Bauern von Angst um die Existenz ihrer Betriebe.<br />
Der Regierungschef lobte die Agrarwirtschaft als Konjunkturlokomotive, aber er machte auch<br />
klar, dass das Schnabelkürzen bei Puten und die Kastration von Ferkeln ohne Betäubung nicht<br />
zu seinen ethischen Maßstäben passen: "Es kann nicht darum gehen, die Tiere dem jeweiligen<br />
Haltungssystem anzupassen, sondern es müssen die Haltungssysteme den Bedürfnissen der<br />
Tiere angepasst werden." Und mit Blick auf die Kaufzurückhaltung der Konsumenten nach<br />
dem Bekanntwerden der Putenquälerei, aber auch des Skandals um dioxinverseuchtes<br />
Tierfutter warnte McAllister die Bauern: "Nutztierhaltung kann auf Dauer nur erfolgreich<br />
betrieben werden, wenn sie gesellschaftlich akzeptiert ist und bleibt."
Landwirtschaftsminister Lindemann bot der Agrarbranche den geforderten Dialog über die<br />
konkreten Schritte zu mehr Tierschutz an, ließ aber keinen Zweifel daran, dass es angesichts<br />
der "hohen emotionalen Betroffenheit" der Verbraucher um konkrete Schritte geht, "um die<br />
Akzeptanz der Verbraucher nicht zu verlieren".<br />
Landvolkpräsident Hilse forderte da<strong>gegen</strong> "mehr Fakten und weniger Emotion in der<br />
Tierschutzdiskussion". Mit dem "Kampfbegriff <strong>Massentierhaltung</strong>" werde versucht, die<br />
Bauern in allen aktuellen Krisen wie jetzt auch bei den EHEC-Infektionen als Mittäter<br />
abzustempeln: "Das sind Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und unmoralisches<br />
Geschäft darzustellen." Hilse macht die Zustimmung zum Tierschutzplan abhängig von<br />
"sinnvollen und praktikablen Regelungen" und auch davon, dass Niedersachsens Landwirte<br />
<strong>gegen</strong>über ausländischen Mitbewerbern nicht benachteiligt würden.<br />
Die niedersächsische Landesregierung da<strong>gegen</strong> strebt eine Vorreiterrolle an, weil die<br />
Landwirtschaft hier so wichtig ist wie sonst nirgendwo in Deutschland: In Niedersachsen<br />
werden 20 Prozent aller Rinder, 30 Prozent aller Schweine und die Hälfte des Geflügels<br />
gehalten. Die Branche beschäftigt rund 170 000 Menschen.(fert)<br />
30. Mai 2011, 10:18 Uhr<br />
Niedersachsen<br />
Landesregierung setzt auf Dialog mit den Landwirten<br />
abendblatt.de<br />
Bei der Umsetzung des Tierschutzplans solle die Agrarwirtschaft konstruktiv mitwirken.<br />
Viele Landwirte kritisieren den 38-Punkte-Plan.<br />
Osnabrück. Bei der Umsetzung des neuen Tierschutzplans setzt die niedersächsische<br />
Landesregierung auf einen Dialog mit den Landwirten. Die Agrarwirtschaft solle dabei<br />
konstruktiv mitwirken, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU)<br />
am Montag auf dem Landesbauerntag in Cloppenburg. „Nur eine Lösung, die praxistauglich<br />
ist, kann den Tierschutz wirklich voranbringen.“ Ministerpräsident David McAllister (CDU)<br />
betonte, der ländliche Raum sei das Rückgrat des Landes. Aber Nutztierhaltung könne auf<br />
Dauer nur erfolgreich betrieben werden, wenn sie gesellschaftlich akzeptiert werde. Und jeder<br />
Verstoß <strong>gegen</strong> Tierschutz schade letztlich dem Ruf der Landwirtschaft.<br />
Landvolk Präsident Werner Hirse sagte zu dem 38-Punkte-Plan der Landesregierung, er hoffe,<br />
dass darüber ergebnisoffen diskutiert werde. Er erwarte in der Tierschutzdiskussion weniger<br />
Emotionen. Das Thema werde von Angst gesteuert, bei den Verbrauchern von der Angst um<br />
Umwelt, Tierwohl und Lebensmittelsicherheit und bei den Bauern von Angst um die Zukunft<br />
und Existenz ihrer Betriebe.<br />
„Man fühlt sich an den Pranger gestellt“, sagt Landwirtin Clara Rolfes. Die junge Frau<br />
arbeitet in einem Familienbetrieb mit Großeltern und Eltern – ein Hof mit 4500 Schweinen<br />
und Ackerbau. „Moderne Stallgebäude haben Lüftung, Wasser, Licht“, sagt sie am Montag<br />
und zeigt auf ein Transparent „Kein Platz. Kein Licht. Kein Leben. Stoppt Tierfabriken“. Der<br />
Deutsche Tierschutzbund demonstrierte vor dem Landesbauerntag für artgerechte Tierhaltung<br />
und den Erhalt bäuerlicher Strukturen. Wolfgang Apel, Präsident des Tierschutzbundes,
etonte, „es kann nicht so bleiben wie es ist“. Er forderte Lindemann auf, konsequent den<br />
Weg zu mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung zu gehen.<br />
Der 38-Punkte-Plan soll bis 2018 abgearbeitet sein. Erste Maßnahmen sollen bereits in diesem<br />
Jahr greifen. Dazu zählen unter anderem Eingriffe an Nutztieren ohne Betäubung, wie das<br />
Kastrieren männlicher Ferkel und das Kupieren der Schwänze bei Schweinen. „Ohne der<br />
Diskussion vorweg zugreifen – für mich steht fest: Das Schnabelkürzen bei Puten und die<br />
Kastration bei Ferkeln ohne Betäubung sind mit meinen ethischen Maßstäben nicht<br />
vereinbar“, sagte McAllister.<br />
Niedersachsen ist das Agrarland Nummer 1. Rund 2,6 Millionen Rinder, 8,2 Millionen<br />
Schweine, 50 Millionen Hühner und 5,3 Millionen Puten werden gehalten. Rund um<br />
Cloppenburg im Oldenburger Münsterland herrscht die größte Viehdichte. (dapd-nrd)<br />
NDR<br />
Stand: 30.05.2011 19:45 Uhr<br />
Bauerntag: McAllister verteidigt Tierschutzplan<br />
Ministerpräsident David McAllister (CDU) hat beim Landesbauerntag in Cloppenburg den<br />
Tierschutzplan von Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) verteidigt.<br />
Niedersachsen stehe mit seiner Viehhaltung in hoher Verantwortung und unter besonderer<br />
öffentlicher Beobachtung, sagte McAllister. "Jeder Verstoß <strong>gegen</strong> den Tierschutz, der<br />
öffentlich diskutiert wird, schadet letztlich dem Ruf der Landwirtschaft", so der<br />
Ministerpräsident. Er sprach sich für eine tiergerechte und ökonomisch erfolgreiche<br />
Tierhaltung aus. Landvolk-Präsident Werner Hilse warnte vor wirtschaftlichen Nachteilen für<br />
die heimische Viehwirtschaft durch strengere Tierschutzvorgaben. Man wolle den<br />
Tierschutzplan nun "ergebnisoffen" diskutieren. Lindemann hatte seinen 38-Punkte-Plan Ende<br />
April bekanntgemacht.<br />
Diskussionen um Tierschutzplan<br />
Der Tierschutzplan steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen auf dem Landesbauerntag<br />
in Cloppenburg.<br />
180-Grad-Wende ausgeschlossen<br />
Lindemanns Plan sieht unter anderem vor, das Kürzen von Schnäbeln bei Geflügel bis 2018<br />
zu beenden. Bis 2015 sollen Schweinehalter erproben, Ferkel nicht mehr ohne Betäubung zu<br />
kastrieren. Hilse nannte die genannten Zeiträume "sehr ambitioniert". Aber das<br />
Diskussionsangebot der Landesregierung wolle er gerne annehmen. "Wir nehmen sie beim<br />
Wort", sagte der Präsident des Landvolkes. Es sei wichtig, einen Weg zu finden, "der uns in<br />
Niedersachsen nicht ins Abseits bringt". Eine "180-Grad-Wende" im System, schloss<br />
Lindemann aber erneut aus. Problematische Entwicklungen aber wolle er korrigieren.<br />
Mehr Steuerungsmöglichkeiten für Landkreise<br />
McAllister hatte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) einen Vorstoß auf Bundesebene<br />
angekündigt, um die Errichtung von Massen-Tierställen einzuschränken. Landkreise mit<br />
besonders hoher Tierdichte müssten mehr Möglichkeiten bekommen, die Ansiedelung von
Tierställen zu steuern. Dies soll nach den Plänen der Landesregierung über eine Änderung des<br />
Bauplanungsrechts erreicht werden. Dazu gehöre auch die Frage, ob großgewerbliche Ställe<br />
weiterhin bevorzugt werden, so McAllister. Die Grünen im Niedersächsischen Landtag<br />
begrüßten den Vorstoß der Landesregierung. "Jetzt steht der Ministerpräsident im Wort",<br />
sagte Fraktionsvize Christian Meyer in Hannover. Bislang hätten CDU und FDP sowohl im<br />
Landtag wie auch auf Bundesebene immer <strong>gegen</strong> entsprechende Initiativen gestimmt.<br />
NOZ<br />
30.05.2011 | 22:00 Uhr<br />
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Neue OZ: Kommentar zu Landesbauerntag in Cloppenburg/Tierschutz<br />
Osnabrück (ots) - Weichenstellung unvermeidbar<br />
Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister mag rhetorisch noch so geschickt sein. So<br />
lobt er die Bauern artig für harte Arbeit, hebt die Landwirtschaft als Jobmotor für<br />
Niedersachsen heraus. Tatsächlich hat er auf dem Landesbauerntag in Cloppenburg jedoch<br />
keinen Zweifel daran gelassen, dass seine Regierung an den Tierschutz-Plänen festhält -<br />
notfalls <strong>gegen</strong> den Widerstand der Bauern-Funktionäre.<br />
Deren Strategie ist zwar insofern verständlich, als es unter den Landwirten wegen drohender<br />
Einschnitte und Vorgaben für ihre Arbeit kräftig rumort. Der Landesbauernverband wird<br />
jedoch nicht umhinkommen, Zugeständnisse zu machen, statt stur alles beim Alten lassen zu<br />
wollen. Das gilt etwa für das Kupieren von Schweineschwänzen, das Stutzen von Schnäbeln<br />
oder die Ferkelkastration ohne Betäubung. Verpassen die Verbände diese Weichenstellung,<br />
geraten diejenigen noch mehr in Gefahr, deren Interessen sie vertreten.<br />
Denn die Bauern sind in diesem Jahr gebeutelt wie schon lange nicht mehr. Auf eines können<br />
die Landwirte nun ganz sicher verzichten: das Vertrauen der Verbraucher vollends zu<br />
verlieren. Diese verhalten sich wegen des Dioxin-Skandals und der EHEC-Krise noch<br />
kritischer <strong>gegen</strong>über der Agrarwirtschaft. Einen Fehler sollten sie indes vermeiden: Bauern<br />
pauschal als Übeltäter zu diffamieren.<br />
Pressekontakt:<br />
Neue Osnabrücker Zeitung<br />
Redaktion<br />
Landvolk<br />
Aktuelles aus Land und Forst<br />
Tierschutz muss sinnvoll und praktikabel sein<br />
30. Mai 2011
L P D - Auf mehr Fakten und weniger Emotionen drängt Landvolk-Präsident Werner Hilse in<br />
der Tierschutzdiskussion. „Handeln Sie da, wo es notwendig ist. Aber laufen Sie nicht<br />
populistischen, täglich wechselnden Meinungen und Vorurteilen hinterher“, machte er auf<br />
dem Landesbauerntag vor rund 1.000 Landwirten in Cloppenburg deutlich. Der<br />
Tierschutzplan solle ergebnisoffen diskutiert werden, Änderungen müssten auf ihre<br />
Tauglichkeit in der Praxis und auf ihre Umsetzbarkeit hin getestet werden. „Das Landvolk<br />
bringt die fachliche Kompetenz des Berufsstandes in die Beratungen zum Tierschutzplan ein,<br />
aber wir wollen Lösungen, die für die Tiere einen echten Nutzen bringen“, unterstrich Hilse.<br />
Er verwahrte sich <strong>gegen</strong> Regeln, die in der Praxis keine Vorteile bewirken und erinnerte an<br />
die leidvollen Erfahrungen, die mit dem Ausstieg aus der Käfighaltung verbunden waren. Die<br />
deutschen und allen voran die niedersächsischen Landwirte hätten Marktanteile eingebüßt, die<br />
Erzeugung wanderte ins Ausland ab, wo die Hühner weiter in Käfigen säßen. Diese Harakiri-<br />
Aktion habe dem Tierschutz einen Bärendienst erwiesen. „Unsere Landwirte stehen hinter<br />
dem Tierschutzplan, wenn er sinnvolle und praktikable Regelungen enthält und sie <strong>gegen</strong>über<br />
Mitbewerbern aus dem Ausland nicht benachteiligt werden“, verdeutlichte Hilse. Zugleich<br />
dürfe das hohe Maß der Lebensmittelsicherheit nicht beeinträchtigt werden.<br />
Der Kampfbegriff „<strong>Massentierhaltung</strong>“ müsse heute immer herhalten, wenn etwas nicht laufe,<br />
sagte Hilse. In der Dioxinkrise, die den Tierhaltern in Niedersachsen einen großen Schaden<br />
verursacht habe, seien die Landwirte letztlich zum Mittäter abgestempelt worden. Bei den<br />
EHEC-Infektionen sei völlig zu Unrecht die Gülle ins Spiel gebracht worden. Hilse verwahrte<br />
sich <strong>gegen</strong> diese Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und unmoralisches<br />
Geschäft darzustellen, in dem die Politik aufräumen müsse. Die Folge seien häufig<br />
Regelungen, die ein Wachstum der Betriebe nach sich zögen. Auf der anderen Seite werde<br />
das Bild einer Agraridylle gezeichnet, dem die moderne und wirtschaftlich gesunde<br />
Landwirtschaft nicht entsprechen könne. Hilse wünschte sich in den Zusammenhang für die<br />
Betriebsleiter mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit.<br />
Diese Konstanten vermisse der Berufsstand auch bei den Vorschlägen zur Novellierung des<br />
Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). Die Landwirtschaft habe den Wunsch der Gesellschaft<br />
nach einem größeren Anteil erneuerbare Energien am Energiemix aufgegriffen. „Die<br />
aktuellen Vorschläge im EEG aber favorisieren eindeutig Biogasanlagen in der Hand großer<br />
Kapitalgesellschaften und beschneiden die Wirtschaftlichkeit der bäuerlichen<br />
Familienbetriebe“, kritisierte Hilse. Die Politik verkenne damit auch das Votum der<br />
ländlichen Bevölkerung, die Biogasanlagen großen Stils kritisiere. In der Diskussion um die<br />
Privilegierung landwirtschaftlicher Bauten erwartet der Berufsstand ein klares Bekenntnis zur<br />
bestehenden Gesetzeslage. Es bestehe kein Bedarf für übergeordnete Restriktionen, die
Instrumente dazu seien auf kommunaler und lokaler Ebene gegeben und müssten dort<br />
offensiv umgesetzt werden.<br />
Hilse bezeichnete die Landwirtschaft als Wachstumsmotor der niedersächsischen Wirtschaft<br />
und appellierte in dem Zusammenhang an die Verantwortung der Landesregierung. „Unsere<br />
Landwirte sind so erfolgreich, weil sie das tun, was unsere Mitbürger von ihnen erwarten: Sie<br />
erzeugen sichere, qualitativ hochwertige und für alle bezahlbare Nahrungsmittel!“ Diesen<br />
Anspruch wollten die mehr als 40.000 landwirtschaftlichen Familien im Lande auch zukünftig<br />
verantwortungsbewusst nachkommen. Sie könnten aber nur bestehen, wenn auch der Wunsch<br />
nach noch mehr Tierschutz oder Ökologie ihre wirtschaftliche Existenz nicht aufs Spiel setze.<br />
Begrüßungsrede Präsident Werner Hilse<br />
NWZ<br />
CLOPPENBURG, 31. Mai 2011<br />
„Schnäbel-Stutzen tut nicht einmal weh“<br />
Agrar Mehr als 1000 Landwirte auf Landesbauerntag in Münsterlandhalle –<br />
Sachliche Diskussion<br />
Ministerpräsident David McAllister (CDU, von links) begrüßte Werner Hilse, Präsident des<br />
Landvolks, und Hubertus Berges, Vorsitzender des Kreislandvolks. BILD: Torsten von<br />
Reeken<br />
Landwirtschaftsminister Lindemann informierte über den 38-Punkte-Plan. Das<br />
Kupieren von Schwänzen sei verboten.<br />
von Reiner Kramer<br />
Cloppenburg - Um das Image der Landwirtschaft ist es nicht gut bestellt. Darin waren sich die<br />
Beteiligten der Podiumsdiskussion auf dem Landesbauerntag in der Münsterlandhalle in<br />
Cloppenburg schnell einig. Ein Bild von einer Frau mit einem süßen Ferkel auf dem Arm<br />
verzerre mehr das Bild, als dass es helfe aufzuklären, kritisierte ein Diskussionsteilnehmer.<br />
„Wir können nicht jeden Menschen durch unsere Ställe führen“, entgegnete der Präsident des<br />
Niedersächsischen Landvolks, Werner Hilse.<br />
Das Thema Biogas bot Anlass zu einiger Diskussion: Auf etwa acht Prozent der Ackerflächen<br />
im Lande werde derzeit Mais für die Biogas-Produktion angebaut, sagte Niedersachsens<br />
Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU), zwölf Prozent sollten nicht überschritten<br />
werden. Insofern gebe es noch Entwicklungspotenzial. Allerdings dürften Gebiete, die eh<br />
schon stark mit Anlagen belastet seien – wie der Kreis Cloppenburg – nicht weiter belastet<br />
werden. Hilse: „Wenn ich die Entwicklung der Biogas-Anlagen sehe, sehe in einigen Jahren<br />
die ersten Stilllegungsprämien für Biogas-Anlagen. Das kann ja nicht gewollt sein.“ Das
Landwirtschaftsministerium spricht sich für einen einheitlichen gestaffelten Vergütungssatz<br />
ohne Boni aus. Bevorteilt werden sollen künftig kleinere Anlagen bis 200 KW.<br />
In der Kritik standen auch Teile des 38-Punkte-Programms von Landwirtschaftsminister<br />
Lindemann, das zu mehr Tierschutz in der <strong>Massentierhaltung</strong> führen soll.<br />
Das Schnäbel-Stutzen bei Legehennen, das Landvolk-Präsident Hilse verteidigte – „Das tut<br />
nicht einmal weh“ –, will der Landwirtschaftsminister bis 2018 komplett „eindämmen“. Eine<br />
Absage erteilte er dem aus Österreich stammenden Weg, nach dem Schnabel stutzende<br />
Betriebe für die Schäden aufkommen, die in Betrieben entstehen, in denen nicht gestutzt wird.<br />
Auf das Schnabelkürzen sollte komplett verzichtet werden.<br />
Bis 2015 sollen Schweinehalter erproben, Ferkel nicht mehr ohne Betäubung zu kastrieren.<br />
Das Kupieren von Schwänzen bei Ferkeln soll nach den Vorstellungen des<br />
Landwirtschaftsministeriums künftig verboten werden. Ein Landwirt wandte ein, dass in<br />
diesem Fall künftig die Ferkel mit kupierten Schwänzen aus dem europäischen Ausland oder<br />
anderen Bundesländern nach Niedersachsen importiert werden könnten. Lindemann wies<br />
darauf hin, dass das routinemäßige Schwänze-Kupieren EU-weit verboten sei.<br />
Wenn 40 Prozent der Puten bei der Anlieferung am Schlachthof Fußballengeschwüre<br />
aufwiesen, dann müssten diese Landwirte lernen, wie es auch anders funktioniere, begründete<br />
Lindemann seinen Vorstoß in diesem Bereich. „Wir haben die ernsthafte Absicht, die 38<br />
Punkte umzusetzen, aber in einer Art und Weise, die für Bauern verträglich ist.“<br />
CLOPPENBURG, 31. Mai 2011<br />
Akzeptanz für Tierhaltung schaffen<br />
Landesbauerntag Ministerpräsident David McAllister plädiert in<br />
Cloppenburg für 38-Punkte-Plan<br />
Begleitet von Protesten machten sich (von links) Gert Lindemann, David McAllister und<br />
Landvolk-Präsident Werner Hilse auf den Weg zum Landesbauerntag. BILD: Torsten von<br />
Reeken<br />
Der Politiker bezieht klar Stellung <strong>gegen</strong> Ferkelkastration und Schnäbelkürzen ohne<br />
Betäubung. Die Landwirtschaft müsse in der Gesellschaft akzeptiert sein, sagte er.<br />
Cloppenburg - Nur eine artgerechte Tierhaltung in Niedersachsen nützt der Landwirtschaft.<br />
Das machte Ministerpräsident David McAllister am Montag beim Landesbauerntag in<br />
Cloppenburg deutlich. Denn nur dann würden die Verbraucher auch weiterhin die Produkte<br />
kaufen. Denn: „Jeder Verstoß <strong>gegen</strong> den Tierschutz, der öffentlich diskutiert wird, schadet<br />
letztlich dem Ruf der Landwirtschaft“, sagte der Politiker vor rund 1000 Bauern und fügte<br />
hinzu: „Nutztierhaltung kann auf Dauer nur erfolgreiche betrieben werden, wen sie<br />
gesellschaftlich akzeptiert wird.“<br />
Er verteidigte zudem den 38-Punkte-Plan zur Verbesserung des Tierschutzes von<br />
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann und machte deutlich: „Für mich
steht fest: Das Schnabelkürzen bei Puten und die Kastration bei Ferkeln ohne Betäubung sind<br />
mit meinen ethnischen Maßstäben nicht vereinbar.“ In dieselbe Kerbe schlug auch Gert<br />
Lindemann: „Ich bin überzeugt, dass die heutige Gesellschaft es nicht mehr akzeptiert, wenn<br />
Schmerzen verursachende Eingriffe an Nutztieren ohne Betäubung vorgenommen werden.“<br />
Hier müssten Lösungswege gefunden werden: „Das bedeutet, dass wir Haltungsverfahren<br />
entwickeln müssen, die auf solche Eingriffe verzichten können, oder zur Betäubung greifen<br />
müssen, wo ein Eingriff unverzichtbar ist.“<br />
Der 38-Punkte-Plan soll bis 2018 abgearbeitet sein, erste Maßnahmen schon früher umgesetzt<br />
werden. Das Kastrieren ohne Betäubung wäre nur noch bis 2015 erlaubt.<br />
Landvolk-Präsident Werner Hilse nannte die Zeitspanne von sieben Jahren „ambitioniert“.<br />
Der Ministerpräsident setzt nicht nur wegen dieser Einschränkung aus dem Landvolk auf<br />
Dialog: „Wir wollen den Weg gemeinsam gehen.“ Alle wichtigen Interessengruppen wie<br />
Landwirtschaft, Tierschutzorganisationen, Kirchen, Verbraucherschutzverbände,<br />
Wissenschaft und Einzelhandel sollen in die Umsetzung des Tierschutzplans einbezogen<br />
werden, versprach McAllister.<br />
Für Gesprächsstoff in der anschließenden Diskussion sorgte das Thema Biogas: Lindemann<br />
informierte, dass sich sein Ministerium für eine höhere Vergütung von Strom aus kleineren<br />
Anlagen bis 200 KW einsetze. Ferkeln routinemäßig die Schwänze zu kupieren sei EU-weit<br />
bereits heute verboten, wandte er <strong>gegen</strong> Kritik aus dem Plenum ein.<br />
Auf dem Vorplatz kam es zudem zu Protesten von Bauern und Tierschützern.<br />
TOP AGRAR<br />
McAllister und Lindemann plädieren für mehr Tierschutz<br />
[31.05.2011]<br />
Beim Landesbauerntag in Cloppenburg hat der niedersächsische Ministerpräsident David<br />
McAllister (CDU) gestern mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung gefordert. Nur eine<br />
artgerechte Tierhaltung in Niedersachsen nütze der Landwirtschaft. Nur dann würden die<br />
Verbraucher auch weiterhin die Produkte kaufen.<br />
Vor rund 1000 Landwirten machte McAllister deutlich, dass Nutztierhaltung auf Dauer nur<br />
dann erfolgreich betrieben werden könne, wen sie gesellschaftlich akzeptiert werde. Jeder<br />
Verstoß <strong>gegen</strong> den Tierschutz, der öffentlich diskutiert werde, schade letztlich dem Ruf der<br />
Landwirtschaft.<br />
Wie die Nordwestzeitung berichtet, verteidigte der Ministerpräsident zudem den 38-Punkte-<br />
Plan zur Verbesserung des Tierschutzes von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert<br />
Lindemann: Mit seinen ethnischen Maßstäben sei das Schnabelkürzen bei Puten und die<br />
Kastration bei Ferkeln ohne Betäubung nicht vereinbar. Auch Gert Lindemann zeigte sich<br />
überzeugt, dass die heutige Gesellschaft es nicht mehr akzeptiere, wenn Schmerzen<br />
verursachende Eingriffe an Nutztieren ohne Betäubung vorgenommen würden. Hier müssten<br />
Lösungswege gefunden werden. So müssten Haltungsverfahren entwickelt werden, die auf<br />
solche Eingriffe verzichten können, oder man müsse zur Betäubung greifen.<br />
Landvolk-Präsident Werner Hilse nannte die Zeitspanne von sieben Jahren „ambitioniert“.
Der Ministerpräsident setzt nicht nur wegen dieser Einschränkung aus dem Landvolk auf<br />
Dialog: „Wir wollen den Weg gemeinsam gehen.“ Alle wichtigen Interessengruppen wie<br />
Landwirtschaft, Tierschutzorganisationen, Kirchen, Verbraucherschutzverbände,<br />
Wissenschaft und Einzelhandel sollen in die Umsetzung des Tierschutzplans einbezogen<br />
werden, versprach McAllister.<br />
Münsterländische Tageszeitung<br />
31.5.2011<br />
„Die Politik muss bei uns nicht aufräumen“ Landesbauerntag in Cloppenburg Von<br />
Angelika Hauke<br />
Cloppenburg – Verschärfter Tier- und Naturschutz, Einschränkungen beim Stallbau:<br />
Landwirte fühlen sich zunehmend in ihrer unternehmerischen Freiheit eingeengt und in der<br />
Öffentlichkeit falsch dargestellt. Auf dem Landesbauerntag gestern in Cloppenburg forderten<br />
sie die Politik deshalb auf, die Folgen von Neuerungen genau abzuwägen.<br />
Nutztierhaltung allerdings kann auf Dauer nur wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden,<br />
wenn sie auch gesellschaftlich akzeptiert wird. Das machte der Niedersächsische<br />
Ministerpräsident in Cloppenburg deutlich. Gleichzeitig stärkte David McAllister in seiner<br />
Rede vor rund 1000 Zuhörern den Landwirten den Rücken. „Sie behaupten sich hervorragend<br />
im immer schärfer werdenden Wettbewerb in der Welt“, sicherte er ihnen politische<br />
Unterstützung zu.<br />
Die hatte zuvor Landvolkpräsident Werner Hilse deutlich angemahnt. „Der Kampfbegriff<br />
<strong>Massentierhaltung</strong> muss heute immer herhalten, wenn etwas nicht läuft.“ Bei den Ehec-<br />
Infektionen werde zu Unrecht die Gülle in Spiel gebracht. Gleichzeitig verwahrte Hilse sich<br />
<strong>gegen</strong> Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und unmoralische Geschäft<br />
dazustellen, „in dem die Politik aufräumen“ müsse. Landvolkpräsident Hilse wiederum<br />
erwartet von Politikern „mehr Fakten statt Emotionen.“ Tierschutz sei keine Frage der<br />
Stallgröße. Und Landwirte keine verantwortungslosen Tierquäler.<br />
Die Pläne der Landesregierung zur Tierhaltung standen im Mittelpunkt des<br />
Landesbauerntages. Dem Deutschen Tierschutzbund gehen die Pläne nicht weit genug. Rund<br />
50 Tierschützer protestierten vor der Münsterlandhalle.<br />
><br />
Tierschutz<br />
Landvolk Niedersachsen: Tierschutz muss sinnvoll und praktikabel sein<br />
Hannover - Auf mehr Fakten und weniger Emotionen drängt Landvolk-<br />
Präsident Werner Hilse in der Tierschutzdiskussion.
„Handeln Sie da, wo es notwendig ist. Aber laufen Sie nicht<br />
populistischen, täglich wechselnden Meinungen und Vorurteilen<br />
hinterher“, machte er auf dem Landesbauerntag vor rund 1.000<br />
Landwirten in Cloppenburg deutlich. Der Tierschutzplan solle<br />
ergebnisoffen diskutiert werden, Änderungen müssten auf ihre<br />
Tauglichkeit in der Praxis und auf ihre Umsetzbarkeit hin getestet werden. „Das Landvolk<br />
bringt die fachliche Kompetenz des Berufsstandes in die Beratungen zum Tierschutzplan ein,<br />
aber wir wollen Lösungen, die für die Tiere einen echten Nutzen bringen“, unterstrich Hilse.<br />
Er verwahrte sich <strong>gegen</strong> Regeln, die in der Praxis keine Vorteile bewirken und erinnerte an<br />
die leidvollen Erfahrungen, die mit dem Ausstieg aus der Käfighaltung verbunden waren. Die<br />
deutschen und allen voran die niedersächsischen Landwirte hätten Marktanteile eingebüßt,<br />
die Erzeugung wanderte ins Ausland ab, wo die Hühner weiter in Käfigen säßen. Diese<br />
Harakiri-Aktion habe dem Tierschutz einen Bärendienst erwiesen. „Unsere Landwirte stehen<br />
hinter dem Tierschutzplan, wenn er sinnvolle und praktikable Regelungen enthält und sie<br />
<strong>gegen</strong>über Mitbewerbern aus dem Ausland nicht benachteiligt werden“, verdeutlichte Hilse.<br />
Zugleich dürfe das hohe Maß der Lebensmittelsicherheit nicht beeinträchtigt werden.<br />
Der Kampfbegriff „<strong>Massentierhaltung</strong>“ müsse heute immer herhalten, wenn etwas nicht<br />
laufe, sagte Hilse. In der Dioxinkrise, die den Tierhaltern in Niedersachsen einen großen<br />
Schaden verursacht habe, seien die Landwirte letztlich zum Mittäter abgestempelt worden.<br />
Bei den EHEC-Infektionen sei völlig zu Unrecht die Gülle ins Spiel gebracht worden. Hilse<br />
verwahrte sich <strong>gegen</strong> diese Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und<br />
unmoralisches Geschäft darzustellen, in dem die Politik aufräumen müsse. Die Folge seien<br />
häufig Regelungen, die ein Wachstum der Betriebe nach sich zögen. Auf der anderen Seite<br />
werde das Bild einer Agraridylle gezeichnet, dem die moderne und wirtschaftlich gesunde<br />
Landwirtschaft nicht entsprechen könne. Hilse wünschte sich in den Zusammenhang für die<br />
Betriebsleiter mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit.<br />
Diese Konstanten vermisse der Berufsstand auch bei den Vorschlägen zur Novellierung des<br />
Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). Die Landwirtschaft habe den Wunsch der<br />
Gesellschaft nach einem größeren Anteil erneuerbare Energien am Energiemix aufgegriffen.<br />
„Die aktuellen Vorschläge im EEG aber favorisieren eindeutig Biogasanlagen in der Hand<br />
großer Kapitalgesellschaften und beschneiden die Wirtschaftlichkeit der bäuerlichen<br />
Familienbetriebe“, kritisierte Hilse.<br />
Die Politik verkenne damit auch das Votum der ländlichen Bevölkerung, die Biogasanlagen<br />
großen Stils kritisiere. In der Diskussion um die Privilegierung landwirtschaftlicher Bauten<br />
erwartet der Berufsstand ein klares Bekenntnis zur bestehenden Gesetzeslage. Es bestehe kein<br />
Bedarf für übergeordnete Restriktionen, die Instrumente dazu seien auf kommunaler und<br />
lokaler Ebene gegeben und müssten dort offensiv umgesetzt werden.<br />
Hilse bezeichnete die Landwirtschaft als Wachstumsmotor der niedersächsischen Wirtschaft<br />
und appellierte in dem Zusammenhang an die Verantwortung der Landesregierung. „Unsere<br />
Landwirte sind so erfolgreich, weil sie das tun, was unsere Mitbürger von ihnen erwarten: Sie<br />
erzeugen sichere, qualitativ hochwertige und für alle bezahlbare Nahrungsmittel!“ Diesen<br />
Anspruch wollten die mehr als 40.000 landwirtschaftlichen Familien im Lande auch<br />
zukünftig verantwortungsbewusst nachkommen. Sie könnten aber nur bestehen, wenn auch<br />
der Wunsch nach noch mehr Tierschutz oder Ökologie ihre wirtschaftliche Existenz nicht<br />
aufs Spiel setze. (LPD)
Neue OZ online<br />
01.06.2011, 15:10 Fenster schliessen drucken<br />
Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/artikel/54563840/oeko-dirigismusnein-danke<br />
Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung<br />
Veröffentlicht am: 30.05.2011<br />
„Öko-Dirigismus? Nein danke!“<br />
hab Hannover<br />
Hannover. Im Interview mit unserer Zeitung äußert sich Ministerpräsident David<br />
McAllister (CDU) zu aktuellen Fragen der Agrarpolitik.<br />
Herr McAllister, Sie sind heute beim Landesbauerntag in Cloppenburg. Erwarten Sie eine<br />
freundliche Aufnahme oder doch eher kritische Stimmungen wegen Juckepunkten wie<br />
Tierschutz, Großmaststätten und Biogas?<br />
Ich bin gern beim Bauerntag. Mir liegt die weiterhin positive Entwicklung der<br />
niedersächsischen Landwirtschaft sehr am Herzen. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />
sichert bei uns 250 000 Arbeitsplätze und ist nach der Automobilindustrie der zweitwichtigste<br />
Wirtschaftsfaktor. Gerade wegen dieser stabilen Branche hat unser Bundesland auch besser<br />
die Finanz- und Wirtschaftskrise gemeistert. Die Veredelungswirtschaft entpuppte sich dabei<br />
als stärkster Wachstumsmotor – das zeigt, was wir an der Nutztierhaltung haben. Und was<br />
kritische Entwicklungen in einigen Bereichen anbelangt, so ist es Ziel meiner Regierung,<br />
Probleme möglichst einvernehmlich zu lösen.<br />
Sind angesichts der positiven Entwicklung noch Maßnahmen wie Direktzahlungen und<br />
Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) notwendig?<br />
Auf jeden Fall. Wir haben die AFP-Mittel für dieses Jahr sogar von 40 auf 45 Millionen Euro<br />
aufgestockt; investitionswillige Landwirte können jetzt schnell loslegen. Geschätzt wird, dass<br />
die Landwirte in Niedersachsen in nächster Zeit für die Modernisierung ihrer Betriebe rund<br />
eine Milliarde Euro ausgeben. Zu den Direktzahlungen der EU: Sie sind bei schwankenden<br />
Agrarpreisen ein stabilisierender Faktor für die Einkünfte der Landwirte und auch künftig<br />
unbedingt erforderlich. Wir werden uns entschieden für die landwirtschaftlichen<br />
Direktzahlungen über 2013 hinaus einsetzen.<br />
Zunehmend zum Konfliktfeld ist die Nutztierhaltung geworden. Fürchten Sie, dass die<br />
gesellschaftliche Akzeptanz völlig verloren geht?<br />
Zunächst einmal: Für jeden vernünftigen Landwirt ist das Wohlergehen der Tiere ein hohes<br />
Gut. Und das nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern vor allem aus ethischen Gründen. Wir<br />
wollen eine moderne, tiergerechte und ökonomisch erfolgreiche Tierhaltung. Dass dies geht,<br />
beweisen Tausende niedersächsische Bauern Tag für Tag. Die Erzeugung tierischer<br />
Lebensmittel ist Existenzgrundlage für den überwiegenden Teil unserer Landwirtschaft. Aber
es stimmt: Verbraucher erwarten heute, dass Lebensmittel sicher und gesundheitlich<br />
unbedenklich sind. Wichtig ist ihnen außerdem, unter welchen Bedingungen für die Tiere<br />
Fleisch produziert wird.<br />
Wo sehen Sie Handlungsbedarf?<br />
Wir brauchen eine Weiterentwicklung der bestehenden Tierschutzregelungen. Deshalb habe<br />
ich Minister Lindemann gebeten, einen „Tierschutzplan Niedersachsen“ auszuarbeiten. Er hat<br />
dazu ein 38-Punkte-Programm vorgelegt. Dieser Tierschutzplan wird bis 2018 konsequent<br />
abgearbeitet. Für mich steht fest: Das Schnabelkürzen bei Puten oder die Kastration bei<br />
Ferkeln ohne Betäubung sind mit meinen ethischen Maßstäben nicht vereinbar. Das muss und<br />
wird sich ändern.<br />
Aber da<strong>gegen</strong> regt sich Unmut von Tierhaltern...<br />
Es kann nicht darum gehen, Tiere dem jeweiligen Haltungssystem anzupassen, sondern es<br />
müssen die Haltungssysteme den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden. Klar ist aber<br />
auch: Unsere Tierschutzpolitik bleibt auf Dialog angelegt. Alle wichtigen Interessengruppen –<br />
Landwirtschaft, Tierschutzorganisationen, Kirchen, Verbraucherschutzverbände,<br />
Einzelhandel und Wissenschaft – werden in die Umsetzung des Tierschutzplans einbezogen.<br />
Alle Beteiligten müssen erkennen: Nach den verschiedenen Skandalen der zurückliegenden<br />
Monate liegt es im fundamentalen Interesse der Landwirtschaft, hier zu spürbaren<br />
Verbesserungen zu kommen. Um zu gewährleisten, dass die Maßnahmen wissenschaftlich<br />
fundiert und praktikabel ausgestaltet werden, haben wir im Tierschutzplan einen Zeitrahmen<br />
von sieben Jahren gesetzt, in dem wir Schritt für Schritt die möglichen Verbesserungen<br />
umsetzen wollen. So ist ausreichend Zeit, Pilotprojekte durchzuführen, sie auszuwerten und<br />
die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Tierhaltung darf keinesfalls ins Ausland gedrängt<br />
werden.<br />
In Teilen Niedersachsens hat der Bau von Maststätten unvertretbare Formen angenommen.<br />
Wie wollen Sie hier Abhilfe schaffen?<br />
Manche Landkreise wie das Emsland sind dazu übergegangen, Genehmigungsverfahren zu<br />
verschärfen, in-dem man Keimschutz- oder Brandschutzgutachten fordert. Ob dieses<br />
Vorgehen allein geeignet sein wird, die Interessenkonflikte dauerhaft zu lösen, scheint<br />
fraglich. Für die Landkreise mit besonders hoher Tierdichte sollten daher durch den Bund<br />
verbesserte Steuerungsmöglichkeiten im Bauplanungsrecht geschaffen werden. Dazu gehört<br />
auch die Frage, ob dort die Privilegierung für großgewerbliche Tierhaltungsanlagen<br />
eingeschränkt wird. Das Landwirtschaftsministerium und das für Fragen des Baurechts<br />
zuständige Sozialministerium erarbeiten dazu zurzeit einen konkreten Vorschlag. Mir ist<br />
bewusst, wie sensibel das Thema ist. Wir werden darüber in den nächsten Wochen mit allen<br />
Betroffenen noch intensiv diskutieren. Kleinere Ställe von bäuerlichen Familienbetrieben<br />
hin<strong>gegen</strong> müssen privilegiert bleiben. Darüber gibt es mit uns keine Diskussion.<br />
Zündstoff gibt es auch beim Biogas. Wird Niedersachsens Initiative zu einer<br />
Gesetzesänderung Erfolg haben?<br />
Ich bin zuversichtlich, dass wir mit unserem Bundesrats-Vorstoß Erfolg haben werden. In<br />
manchen Regionen ist die „Vermaisung“ inzwischen so extrem, dass auch besonnene<br />
Stimmen veränderte Rahmenbedingungen fordern. Wir wissen aber auch um die Bedeutung<br />
der Biogasnutzung als Baustein der regenerativen Energieerzeugung. Biogas kann
edarfsgerecht als Grundlast oder als Regelenergie Strom bereitstellen. Das ist wichtig vor<br />
dem Hintergrund des geplanten Ausstiegs aus der Kernenergie. Wir brauchen einen<br />
vernünftigen Kompromiss. Die Vergütungsstruktur sollte an die aktuellen Entwicklungen<br />
angepasst werden. Der bisherige Bonus für nachwachsende Rohstoffe soll nach unseren<br />
Vorstellungen in einen einheitlichen Vergütungssatz integriert werden. Das Gesamtniveau der<br />
Vergütung würde dabei sinken. Und wir wollen fördern, dass Gülle und Bioabfälle für die<br />
Wärmenutzung eingesetzt werden. Der Bestandsschutz für bereits getätigte Investitionen<br />
muss allerdings im Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe unbedingt gewahrt bleiben.<br />
Es gibt verschiedene Initiativen, den Fleischverzehr zu bremsen. Muss unsere Gesellschaft,<br />
wie es einmal die Grünen formuliert haben, vom „eingefleischten Lebensstil“ Abstand<br />
nehmen?<br />
Es mag ja gesund sein, hin und wieder mal auf ein Stück Fleisch am Mittag zu verzichten.<br />
Aber ich würde nicht im Traum darauf kommen, den Menschen vorschreiben zu wollen, was<br />
sie essen dürfen und was nicht! Überzeugungsarbeit ja – Öko-Dirigismus nein danke! Die<br />
Deutschen sollten Fleisch essen, wie es ihnen passt, und nicht Claudia Roth um Erlaubnis<br />
bitten.<br />
Land & Forst<br />
Landesbauerntag<br />
31.05.2011 | 08:51<br />
Tierschutz muss sinnvoll und praktikabel sein<br />
Cloppenburg - Auf mehr Fakten und weniger Emotionen drängt Landvolk-Präsident Werner<br />
Hilse in der Tierschutzdiskussion. „Handeln Sie da, wo es notwendig ist. Aber laufen Sie<br />
nicht populistischen, täglich wechselnden Meinungen und Vorurteilen hinterher“, machte er<br />
auf dem Landesbauerntag vor rund 1.000 Landwirten in Cloppenburg deutlich.<br />
Der Tierschutzplan solle ergebnisoffen diskutiert werden,<br />
Änderungen müssten auf ihre Tauglichkeit in der Praxis und<br />
auf ihre Umsetzbarkeit hin getestet werden. „Das Landvolk<br />
bringt die fachliche Kompetenz des Berufsstandes in die<br />
Beratungen zum Tierschutzplan ein, aber wir wollen<br />
Lösungen, die für die Tiere einen echten Nutzen bringen“,<br />
unterstrich Hilse. Er verwahrte sich <strong>gegen</strong> Regeln, die in der<br />
Praxis keine Vorteile bewirken und erinnerte an die leidvollen<br />
Erfahrungen, die mit dem Ausstieg aus der Käfighaltung verbunden waren.<br />
Die deutschen und allen voran die niedersächsischen Landwirte hätten Marktanteile<br />
eingebüßt, die Erzeugung wanderte ins Ausland ab, wo die Hühner weiter in Käfigen säßen.<br />
Diese Harakiri-Aktion habe dem Tierschutz einen Bärendienst erwiesen. „Unsere Landwirte<br />
stehen hinter dem Tierschutzplan, wenn er sinnvolle und praktikable Regelungen enthält und<br />
sie <strong>gegen</strong>über Mitbewerbern aus dem Ausland nicht benachteiligt werden“, verdeutlichte<br />
Hilse. Zugleich dürfe das hohe Maß der Lebensmittelsicherheit nicht beeinträchtigt werden.<br />
Der Kampfbegriff „<strong>Massentierhaltung</strong>“ müsse heute immer herhalten, wenn etwas nicht laufe,<br />
sagte Hilse.
In der Dioxinkrise, die den Tierhaltern in Niedersachsen einen großen Schaden verursacht<br />
habe, seien die Landwirte letztlich zum Mittäter abgestempelt worden. Bei den EHEC-<br />
Infektionen sei völlig zu Unrecht die Gülle ins Spiel gebracht worden. Hilse verwahrte sich<br />
<strong>gegen</strong> diese Versuche, moderne Tierhaltung als verwerfliches und unmoralisches Geschäft<br />
darzustellen, in dem die Politik aufräumen müsse. Die Folge seien häufig Regelungen, die ein<br />
Wachstum der Betriebe nach sich zögen. Auf der anderen Seite werde das Bild einer<br />
Agraridylle gezeichnet, dem die moderne und wirtschaftlich gesunde Landwirtschaft nicht<br />
entsprechen könne.<br />
Hilse wünschte sich in den Zusammenhang für die Betriebsleiter mehr Verlässlichkeit und<br />
Planungssicherheit. Diese Konstanten vermisse der Berufsstand auch bei den Vorschlägen zur<br />
Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). Die Landwirtschaft habe den<br />
Wunsch der Gesellschaft nach einem größeren Anteil erneuerbare Energien am Energiemix<br />
aufgegriffen. „Die aktuellen Vorschläge im EEG aber favorisieren eindeutig Biogasanlagen in<br />
der Hand großer Kapitalgesellschaften und beschneiden die Wirtschaftlichkeit der bäuerlichen<br />
Familienbetriebe“, kritisierte Hilse. Die Politik verkenne damit auch das Votum der<br />
ländlichen Bevölkerung, die Biogasanlagen großen Stils kritisiere.<br />
In der Diskussion um die Privilegierung landwirtschaftlicher Bauten erwartet der Berufsstand<br />
ein klares Bekenntnis zur bestehenden Gesetzeslage. Es bestehe kein Bedarf für<br />
übergeordnete Restriktionen, die Instrumente dazu seien auf kommunaler und lokaler Ebene<br />
gegeben und müssten dort offensiv umgesetzt werden. Hilse bezeichnete die Landwirtschaft<br />
als Wachstumsmotor der niedersächsischen Wirtschaft und appellierte in dem Zusammenhang<br />
an die Verantwortung der Landesregierung. „Unsere Landwirte sind so erfolgreich, weil sie<br />
das tun, was unsere Mitbürger von ihnen erwarten: Sie erzeugen sichere, qualitativ<br />
hochwertige und für alle bezahlbare Nahrungsmittel!“ Diesen Anspruch wollten die mehr als<br />
40.000 landwirtschaftlichen Familien im Lande auch zukünftig verantwortungsbewusst<br />
nachkommen. Sie könnten aber nur bestehen, wenn auch der Wunsch nach noch mehr<br />
Tierschutz oder Ökologie ihre wirtschaftliche Existenz nicht aufs Spiel setze.<br />
pd<br />
Märkische Allgemeine<br />
31.05.2011<br />
LANDWIRTSCHAFT: Tierschutz kommt zuerst<br />
Niedersachsen will den Bau von Großmastanlagen erschweren<br />
POTSDAM - Sieben Jahre Zeit gibt sich das Land Niedersachsen, um die Bedingungen in der<br />
<strong>Massentierhaltung</strong> zu verändern. Ministerpräsident David McAllister (CDU) wirbt für den<br />
„Tierschutzplan Niedersachsen“, der künftig durch rechtliche und bauliche Veränderungen für<br />
artgerechtere Haltung sorgen soll. Damit reagiert das Land auf vergangene<br />
Lebensmittelskandale. Es liege im „fundamentalen Interesse der Landwirtschaft“, beim<br />
Tierschutz zu spürbaren Verbesserungen zu kommen, sagt McAllister.<br />
Ein elementarer Punkt wird sein, den Bau neuer Großmastanlagen zu erschweren – besonders<br />
in Regionen, die bereits eine hohe Intensität an <strong>Massentierhaltung</strong> und somit auch<br />
Gülleaufkommen aufweisen. Es gehe dabei vor allem um Projekte, „die Grenzen der
normalen Landwirtschaft sprengen“, so Gert Hahne, Sprecher des niedersächsischen<br />
Landwirtschaftsministerium. Dies sei aber nicht gleichbedeutend mit einer Begrenzung der<br />
Zahl der gehaltenen Tiere. „Wir sollten uns davor hüten, allein nach nackten Zahlen zu<br />
gehen“, sagt Hahne. „Das hat weniger mit der Anzahl der Tiere zu tun als mit der Art und<br />
Weise, wie sie gehalten werden.“<br />
So sieht der Tierschutzplan vor, dass dem Schnabelkürzen von Puten oder der Kastration von<br />
nicht betäubten Ferkeln Einhalt geboten werden. „Das muss und wird sich ändern“, so<br />
McAllister. Genaue Strategien für die Umsetzung werden erst diskutiert. Niedersachsen, das<br />
Land mit dem größten Agrarsektor Deutschlands, will mit seinem Projekt auch andere<br />
Bundesländer zu einem Kurswechsel in der Tierhaltung animieren.<br />
Für Brandenburg sieht Jens-Uwe Schade, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, keinen<br />
Nachbesserungsbedarf. „Am Ende ist die Tiergesundheit unser Maßstab.“ Diese zeige derzeit<br />
keine großen Auffälligkeiten. Hinzu komme, dass die Landwirte strengen Richtlinien<br />
unterliegen, was den Tierschutz anbelangt – werden diese nicht erfüllt, werden die Zuschüsse<br />
seitens der Europäischen Union gekürzt. Zudem ließe sich die Situation Brandenburgs nicht<br />
mit der Niedersachsens vergleichen: Nach der Wende wurden die meisten Großbetriebe<br />
geschlossen – seit 1989 verringerten sich allein die Zahlen in der Schweinezucht von drei<br />
Millionen auf zuletzt rund 770 000. Rechne man die Zahl des Großviehs in Brandenburg<br />
<strong>gegen</strong> die vorhandene Fläche auf, so liege man weit unter der Zahl, die für Ökolandbau<br />
notwendig wäre, erklärt Schade.<br />
Darin liegt für Reinhard Jung das märkische Dilemma. „Aus fachlicher Sicht haben wir zu<br />
wenig Tierhaltung“, so der Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg. Er plädiert aber<br />
nicht für mehr Mastanlagen. Diese seien eine hohe Umweltbelastung. „Wir brauchen mehr<br />
Tierproduktion in der Hand ortsansässiger Landwirte.“<br />
„Die Stoßrichtung Niedersachsens geht im Ansatz in die richtige Richtung“, sagt Grünen-<br />
Fraktionschef Axel Vogel. Das neue Baurecht müsse aber in allen Landkreisen greifen, nicht<br />
nur in solchen, die bereits hoch durch <strong>Massentierhaltung</strong> belastet sind. Er fordert, dass die<br />
Landesregierung den niedersächsischen Vorschlag aufgreifen und entsprechend erweitern<br />
soll. (Von Nadine Pensold)<br />
Landwirtschaftliche Tierhaltung in Brandenburg<br />
� Eine große Umstellung erfuhr die <strong>Massentierhaltung</strong> Anfang 2010. Damals wurde<br />
deutschlandweit die Käfighaltung von Legehennen verboten. Seither leben die Hennen<br />
in Kleingruppen in sogenannten ausgestalteten Käfigen, die Sitzstangen, ein Nest und<br />
Platz zum Scharren bieten.<br />
� Nach der Umstellung hat die Boden- und Freilandhaltung in Brandenburg stark<br />
zugenommen. 2009 zählte das Statistische Landesamt Berlin-Brandenburg mehr als<br />
2,7 Millionen Legehennen in der Mark.<br />
� 14 der 27 Mastbetriebe halten die Tiere in Bodenhaltung.<br />
� Der Viehbestand bei Rindern lag 2009 bei knapp 600 000 Tieren, bei Schweinen<br />
wurden 772 000 Tiere in Brandenburg gezählt.<br />
� Mit 1,4 Millionen Tonnen Milch gehört Brandenburg mit zu den größten<br />
Milchproduzenten der Bundesrepublik. np
Dorf und Familie | 30.05.2011<br />
Mach mit! Bauernverband ruft zu gemeinsamer Kampagne auf<br />
Berlin - Der Deutsche Bauernverband (DBV) ruft Interessierte zu gemeinsamer Kampagne<br />
über die Leistungen der Bauernfamilien für die Gesellschaft auf.<br />
Der Deutsche Bauernverband ruft die Land- und Agrarwirtschaft dazu auf, in einer<br />
gemeinsamen Kampagne über die Leistungen der Bauernfamilien für die Gesellschaft und den<br />
Nutzen der Agrarpolitik für die Menschen in Deutschland zu informieren. Hintergrund sind<br />
die laufenden Verhandlungen der Europäischen Union zur Gemeinsamen Agrarpolitik nach<br />
2013.<br />
Vom 17. Juni bis zum 7. Juli 2011 werden die deutschen Bauern deutschlandweit mit zwei<br />
Motiven auf Großplakaten in Städten und Gemeinden für das Anliegen der deutschen Land-<br />
und Agrarwirtschaft werben, also rund um den Deutschen Bauerntag 2011 in Koblenz. dbv<br />
� Plakate können SIe hier bestellen: www.bauernverband.123plakat.de<br />
� Mehr zu den Leistungen der Bauernfamilien finden Sie unter www.die-deutschenbauern.de.<br />
Auswählen
Landvolk Niedersachsen, Hannover,<br />
Minister Gert Lindemann und Präsident Werner Hilse<br />
top <strong>agrar</strong><br />
Schweinezyklus aus dem Rhythmus<br />
[31.05.2011]<br />
Durch die anhaltend hohen Futterkosten ist der Schweinezyklus seit zwei Jahren aus dem<br />
Rhythmus geraten. Das machten Vertreter des Zentralverbands der Deutschen<br />
Schweineproduktion (ZDS) auf ihrer Mitgliederversammlung vorige Woche in Templin<br />
deutlich. Die Kosten blieben ohne den erforderlichen Ausgleich bei den Erlösen auf hohem<br />
Niveau. Den Betrieben fehle die Erholungsphase, um ein angemessenes Familieneinkommen<br />
zu erwirtschaften und um bis 2013 die auferlegten Investitionen für neue Tierschutzvorgaben<br />
tätigen zu können. Angesichts der andauernden Trockenheit und absehbarer Ernteausfälle<br />
sowie wegen des Flächenbedarfs für die Bioenergieerzeugung sei eine Entspannung der Lage<br />
nicht absehbar. Der ZDS warnte vor einem drastischen Rückgang der Erzeugung und<br />
appellierte an Schlachtung, Verarbeitung und Lebensmittelhandel, die Schweinehalter nicht<br />
mit der außerordentlichen Kostenbelastung allein zu lassen. Der ZDS-Vorsitzende Helmut<br />
Ehlen mahnte, ein Preisausgleich sei überfällig, um den Ausstieg vieler Betriebe noch<br />
abzuwenden. (AgE)<br />
Neue OZ online<br />
01.06.2011, 01:13 Fenster schliessen drucken<br />
Diesen Artikel finden Sie unter:<br />
http://www.noz.de/lokales/54603916/landwirtschaftsminister-gert-lindemann-spricht-insurwold-ueber-die-zukunft-der-landwirtschaft<br />
Ausgabe: Ems-Zeitung<br />
Veröffentlicht am: 01.06.2011
Landwirtschaftsminister Gert Lindemann spricht in Surwold über<br />
die Zukunft der Landwirtschaft<br />
evkö Surwold<br />
evkö Surwold. „Die Privilegierung der Landwirtschaft ist für uns unantastbar.“ Das hat<br />
der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) am<br />
Montagabend während der Bauernversammlung des CDU-Kreisverbandes Aschendorf-<br />
Hümmling gesagt. Klar Stellung bezog er auch hinsichtlich des Tierschutzes in der<br />
Landwirtschaft.<br />
Der Minister sollte als Gastredner zum Thema „ Zukunftsentwicklung in der<br />
Veredelungsregion Emsland“ sprechen. Doch bevor er dazu kam, nahm er zur aktuellen<br />
EHEC-Problematik Stellung: „Die Verbraucher verzichten aus Vorsicht auf das Gemüse,<br />
obwohl es nachweislich in Ordnung ist. Das ist ein Riesen-Dilemma, das mir große Sorgen<br />
macht.“<br />
Karl Voges, Geschäftsführer der Gartenbauzentrale, und Gerhard Schulz, Inhaber eines<br />
Gartenbaubetriebes, appellierten an den Minister, etwas für die Branche zu unternehmen:<br />
„Wir haben heute keine einzige Gurke verkauft. Sonst sind es etwa 500000 pro Tag. Wir<br />
müssen jetzt 250 Tonnen Gurken vernichten, das bedeutet für uns einen Verlust von etwa<br />
200000 Euro pro Tag“, so Voges. Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann kündigte<br />
unterdessen an, sich für Entschädigungszahlungen für die Gartenbaubetriebe einsetzen zu<br />
wollen.<br />
In seinem Vortrag betonte Lindemann, dass die Zukunftsaussichten im Emsland weit besser<br />
aussehen als in anderen Regionen Deutschlands. Gleichwohl müssten die Erzeuger auf die<br />
Qualität ihrer Produkte setzen: „Auf die Kostenführerschaft können wir im internationalen<br />
Wettbewerb nicht setzen. Aber wir können qualitativ hochwertige Produkte erzeugen. Die<br />
Qualitätsführerschaft zu übernehmen sollte unser <strong>agrar</strong>politisches Ziel sein“, so der Minister.<br />
Der Öko-Landwirtschaft erteilte Lindemann jedoch eine klare Absage. Bis 2050 würde der<br />
Bedarf an Lebensmitteln um 70 Prozent steigen. Das sei mit ökologischer Landwirtschaft<br />
nicht zu bewältigen.<br />
Dennoch müsse in den kommenden Jahren im Hinblick auf den Klimawandel die Erzeugung<br />
von Treibhausgasen reduziert und der Tierschutz verbessert werden. Dies seien die großen<br />
Herausforderungen der Zukunft. Im Bezug auf den Tierschutz kritisierte der Minister die<br />
Pläne der Grünen: „Wenn ich das, was die Grünen vorschlagen, umsetze, ist das die sicherste<br />
Möglichkeit, die Landwirtschaft <strong>gegen</strong> die Wand zu fahren“, ist er sich sicher. Ziel müsse es<br />
sein, einen Konsens zwischen „vernünftigen“ Tierschützern, Landwirten und der<br />
Wissenschaft zu finden.<br />
Bei der Privilegierung der Landwirtschaft sprach sich Lindemann für die Beibehaltung des<br />
entsprechenden Paragrafen im Baugesetz aus. Gleichwohl soll in Zukunft den Landkreisen<br />
und Gemeinden mehr Entscheidungskompetenz für die Steuerung von Stallneubauten<br />
zukommen. Zudem plane das Landwirtschaftsministerium eine Meldepflicht, um die<br />
Nährstofffrachten besser kontrollieren zu können. Zurzeit würden hier noch Verhandlungen<br />
laufen. In der anschließenden Diskussion ging es vor allem um die „Vermaisung“ und darum,
ob die Einhaltung von Richtlinien ausreichend überprüft wird. Zu den Anfragen und<br />
Vorwürfen nahmen Landrat Hermann Bröring, Gert Lindemann und der Vorsitzende des<br />
emsländischen Landvolks Aschendorf-Hümmling, Bernd Schulte-Lohmöller, Stellung. Die<br />
Botschaft an die Zuhörer: In Zukunft solle der Flächendruck entschärft und der Umgang von<br />
Landwirten und Anwohnern sachlicher werden. Eine Absage erteilten alle beteiligten<br />
Kapitalgesellschaften als Betreiber von Mastställen.<br />
http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Niedersachsen/384645/Buergerinitiative-<strong>gegen</strong>-<br />
Agrarfirma.html<br />
Anlieger fürchten Lärm und Gestank<br />
- 27.05.2011<br />
Bürgerinitiative <strong>gegen</strong> Agrarfirma<br />
Von Christoph Starke<br />
Bassum·Stuhr. Aus Furcht vor zusätzlichen Umweltbelastungen hat sich jetzt eine<br />
Bürgerinitiative für Landschaftsschutz in Kätingen und Fahrenhorst gegründet. Sie setzt sich<br />
dafür ein, dass die Gesellschaft für Abfall und Recycling (GAR) an der Kätinger Heide<br />
weniger Abfall verarbeitet, außerdem will sie eine Ansiedlung der landwirtschaftlichen<br />
Genossenschaft GS Agri verhindern. In der Gaststätte Waldeslust trafen sich rund 80 Bürger.<br />
Sie forderten die Einrichtung eines Runden Tisches, an dem Betriebsvertreter, Anlieger und<br />
Kommunalpolitiker sitzen sollen.<br />
Die Bürger aus den Bassumer Ortschaften Kastendiek und Kätingen sowie aus dem Stuhrer<br />
Ortsteil Fahrenhorst äußerten ihren Unmut über die GAR und GS Agri. "Wir befürchten<br />
Staub, Lärm und Emissionen, außerdem Umweltbelastung, mehr Verkehr und eine<br />
Wertminderung der Grundstücke", sagte Kirsten Frage zu einer möglichen Ansiedlung der<br />
landwirtschaftlichen Genossenschaft.<br />
Zur Recyclingfirma: Hier vermuten die Bürger, dass deren Produktion zur Belastung des<br />
Grundwassers und des Bodens führen werde. Zudem beschweren sie sich über Geruchs- und<br />
Lärmbelästigung und darüber, dass sich die Menge des zu verarbeitenden Abfalls um das<br />
"Zehnfache" vergrößert hätte.<br />
Der Fahrenhorster Jürgen Schierholz fordert deswegen den Rückbau der GAR-Anlage auf das<br />
ursprüngliche Niveau, das laut Unternehmensangaben bei rund 4000 Tonnen Gelber-Sack-<br />
Abfall jährlich liegt. Außerdem fordern er und andere Bürger Boden- und<br />
Grundwasserkontrollen von unabhängigen Institutionen. Schierholz glaubt nicht, dass das<br />
staatliche Gewerbeaufsichtsamt, das für solche Prüfungen zuständig ist, das gewährleistet. Die<br />
Bürgerinitiative könne allerdings nicht so ohne Weiteres klagen, so Schierholz. Dazu müsse<br />
sich die Initiative einem Verband anschließen - zum Beispiel dem BUND (Bund für Umwelt<br />
und Naturschutz Deutschland).<br />
AgrarZeitung
5. November 2010<br />
Beef Report vergleicht Produktionssysteme<br />
Die Kosten der Rindfleischproduktion in der EU und so genannten Niedriglohnländern wie<br />
Brasilien oder Argentinien gleichen sich weiter an. Dies ist eines von vielen Ergebnissen des<br />
aktuellen Beef Reports des Netzwerkes agri benchmark, einem weltweiten Zusammenschluss<br />
von Agrarökonomen.<br />
Die Kosten für die Produktion von Rindfleisch sind in Niedrigkostenländern wie Brasilien<br />
und Argentinien nach wie vor deutlich geringer als in Hochkostenländern wie der EU, heißt es<br />
in dem Bericht. Die Unterschiede haben sich in den letzten Jahren aber verringert. Ein<br />
weiteres Ergebnis der Studie ist, dass hohe Kosten zwar häufig mit hohen Erlösen<br />
einhergehen. Diese aber nicht zwangsläufig mit hohen Gewinnen verknüpft sein müssen. Die<br />
verschiedenen Produktionssysteme hätten zwar unterschiedliche Kostenstrukturen, aber<br />
keines der Produktionssysteme sei den anderen grundsätzlich überlegen. Feedlots, große<br />
Mastanlagen in Übersee, die jährlich tausende von Rindern mit überwiegend zugekauftem<br />
Futter mästen, seien zwar enorm produktiv, weisen aber auch deutliche<br />
Gewinnschwankungen im Zeitablauf auf, so der Report<br />
Das vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) und der Deutschen Landwirtschafts-<br />
Gesellschaft (DLG) koordinierte Netzwerk bewertet die Rahmenbedingungen und treibenden<br />
Kräfte der Rindfleisch- und Schafproduktion. Es umfasst nach eigenen Angaben mehr als 20<br />
Länder und repräsentiert damit rund 75 Prozent der weltweiten Produktion und des Handels<br />
mit Rindfleisch. Der Beef Report 2010 kann bestellt werden. Er kostet 25 €. (kbo)<br />
NORDKURIER<br />
Artikel vom 01.06.2011<br />
Backhaus will 15 Euro Mindestlohn in der Landwirtschaft<br />
Schwerin (dpa). Agrarminister Till Backhaus (SPD)<br />
plädiert für Mindestlöhne in der Landwirtschaft. "Ein<br />
Mitarbeiter, der Tiere betreut oder hochwertige<br />
Maschinen bedient, sollte mindestens 15 Euro in der<br />
Stunde verdienen", sagte der Minister bei der<br />
Vorstellung des Agrarberichtes in Schwerin.<br />
Landwirte müssen heute moderne<br />
Technik<br />
bedienen können. Foto: dpa<br />
Er habe im Kabinett Zustimmung gefunden, dieses<br />
Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Die Löhne in<br />
der Landwirtschaft lägen um 30 bis 35 Prozent unter<br />
den Löhnen anderer Branchen. "Das muss mindestens<br />
obendrauf gelegt werden", forderte Backhaus. Mit 15<br />
785 Euro im Schnitt hätten die Beschäftigten in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft die<br />
niedrigsten Bruttolöhne in Mecklenburg-Vorpommern. "Aus meiner Sicht kann das so nicht<br />
weitergehen", sagte Backhaus.<br />
Die Landwirte erhielten jährlich 470 Millionen Euro Beihilfen aus Steuergeldern. Da müssten<br />
sie ihren Mitarbeitern ausreichende Löhne zahlen. So wenig zu zahlen, das werde den
Betrieben auf die Füße fallen, wenn sie Fachkräfte suchten, meinte er. Zudem kündigte er an,<br />
dass die Betriebe künftig für die öffentlichen Gelder mehr öffentliche Leistungen, etwa im<br />
Natur-, Umwelt- oder Trinkwasserschutz, erbringen müssten. Als Gründe für die geringen<br />
Löhne nannte Backhaus, dass die Bauern finanziell stark belastet seien. Sie hätten seit der<br />
Wende 2,5 Milliarden Euro in die Betriebe und 1,6 Milliarden in Grund und Boden investiert.<br />
Backhaus nannte es den "Kardinalfehler der deutschen Einheit", dass die Betriebe gezwungen<br />
worden seien, die Flächen zu erwerben anstatt zu pachten. Ein zweiter Grund sei, dass zu<br />
wenig Tiere gehalten würden. Mit Ackerbau seien im Jahr etwa 1000 Euro je Hektar zu<br />
verdienen, mit Rindern, Hühnern oder Schweinen 3000 Euro. Laut Agrarbericht hatte die<br />
Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns 2010 einen Anteil von 2,7<br />
Prozent an der Wirtschaftsleistung des Landes.<br />
Das sei im Bundesvergleich der höchste Wert. Die Arbeitsproduktivität erreiche mit 31 262<br />
Euro je Erwerbstätigen gut ein Drittel (35,9 Prozent) mehr als im bundesweiten Durchschnitt<br />
der Landwirtschaft. Das liege an den großen Strukturen, sagte Backhaus. Auf 100 Hektar<br />
kommen im Land laut Bericht 1,3 Arbeitskräfte, in den alten Ländern seien es 3,8. 2010 seien<br />
in der Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns 19 266 Menschen beschäftigt gewesen,<br />
fast 10 Prozent weniger als 2007. Die Zahl der Agrarbetriebe im Nordosten ist laut Bericht<br />
um rund 700 auf 4725 gesunken. Der Rückgang sei vor allem auf die Aufgabe von<br />
Nebenerwerbsbetrieben zurückzuführen, aber auch darauf, dass Betriebe unter fünf Hektar<br />
keine statistische Auskunftspflicht mehr hätten. Der Agrarbericht 2011 umfasst laut<br />
Ministerium erstmals einen Zeitraum von zwei Jahren (2009/10). Früher wurde er jährlich<br />
vorgelegt.<br />
NDR<br />
NDR 1 Radio MV Stand: 01.06.2011 20:55 Uhr<br />
Bauern protestieren <strong>gegen</strong> Mindestlohn-Idee<br />
Ein Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde ist nach<br />
Ansicht der Bauern nicht finanzierbar. Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern sind<br />
<strong>gegen</strong> die Einführung eines Mindestlohns in der Landwirtschaft von 15 Euro pro Stunde. Der<br />
Vorschlag von Agrarminister Till Backhaus (SPD) ist nach Angaben des Bauernpräsidenten<br />
Rainer Tietböhl nicht finanzierbar. Die Forderung von 15 Euro pro Stunde sei weit<br />
übertrieben. Viele erboste Anrufe von Landwirten seien beim Bauernverband eingegangen,<br />
sagte Tietböhl <strong>gegen</strong>über NDR 1 Radio MV.<br />
Zwar hätten die Landwirte die Krise der vergangenen Jahre überstanden, in denen die Preise<br />
für ihre Erzeugnisse in den Keller gerutscht waren. Jetzt müssten die Verluste aber erst einmal<br />
ausgeglichen werde, so Tietböhl weiter. Weil auch noch die Preise für Futter, Saat, Dünger<br />
und Diesel gestiegen sind, dauere der Prozess vermutlich einige Jahre. Der Bauernpräsident<br />
forderte den Minister auf, sich aus der Tarifhoheit heraus zu halten. Denn die wirtschaftlich
gesunden Betriebe würden ihren hoch qualifizierten Mitarbeitern aufgrund des<br />
Fachkräftemangels in der Landwirtschaft gute Löhne zahlen.<br />
Branchenbeschäftigte bekommen niedrigste Bruttolöhne<br />
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Backhaus (SPD) hatte sich für<br />
Mindestlöhne in der Landwirtschaft ausgesprochen. "Ein Mitarbeiter, der Tiere betreut oder<br />
hochwertige Maschinen bedient, sollte mindestens 15 Euro in der Stunde verdienen", sagte<br />
der Minister am Dienstag bei der Vorstellung des Agrarberichtes in Schwerin.<br />
Die Löhne in der Landwirtschaft lägen um 30 bis 35 Prozent unter denen anderer Branchen,<br />
sagte Backhaus. Mit 15.785 Euro im Schnitt hätten die Beschäftigten in der Land-, Forst- und<br />
Fischereiwirtschaft die niedrigsten Bruttolöhne in Mecklenburg-Vorpommern. "Aus meiner<br />
Sicht kann das so nicht weitergehen", sagte Backhaus. Die Landwirte erhielten jährlich 470<br />
Millionen Euro Beihilfen aus Steuergeldern. Da müssten sie ihren Mitarbeitern ausreichende<br />
Löhne zahlen.<br />
Im Kabinett habe er mit seinem Plädoyer für Mindestlöhne im Agrarsektor Zustimmung<br />
gefunden, auch von Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU). Insgesamt habe die<br />
Agrarwirtschaft in den vergangenen zwei Jahren bewiesen, dass sie robust sei. Trotz<br />
Finanzkrise und starker Preisschwankungen am Markt sei sie ein stabiler Wirtschaftszweig.<br />
Kritik aus der CDU<br />
Die <strong>agrar</strong>politische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Beate Schlupp, bezeichnete<br />
Backhaus' Forderung nach Mindestlöhnen als Überbietungswettbewerb und unseriös. "Für<br />
uns steht fest, dass Löhne und Gehälter nicht vom Staat festgesetzt werden sollen, sondern in<br />
Tarifverhandlungen zu vereinbaren sind. Wir achten die Tarifautonomie des Grundgesetzes.<br />
Für die Landwirtschaft gibt es tarifvertragliche Regelungen, die eine nach Qualifikation und<br />
Aufgabenprofil gestaffelte Vergütung sichern."<br />
Backhaus hadert mit Finanzministerium<br />
Unzufrieden ist Backhaus mit dem Bundesfinanzministerium. Das hat die Vorschläge<br />
Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsen-Anhalts zur Übernahme der restlichen<br />
bundeseigenen BVVG-Flächen abgelehnt. Die beiden Länder wollten die Flächen kaufen, um<br />
den Boden nach der Übernahme zeitlich gestreckt selbst zu privatisieren. Dabei sei es den<br />
Ländern nicht um Höchstpreise gegangen, sondern um die Sicherung von Arbeitsplätzen im<br />
ländlichen Raum.
SVZ<br />
1.6.2011<br />
"Krieg auf dem Dorf muss aufhören"<br />
01. Juni 2011 | 15:54 Uhr | von Ilja Baatz<br />
Mehrere der zahlreichen Besucher äußerten ihre Meinung mit scharfen Worten. Ilja Baatz<br />
Die Frage "Kommen Sie aus Deutschland?" eines Besuchers und allgemeines Gelächter<br />
erntete Silvia Ey, Referentin für Tierhaltung im Landesbauernverband, am Montagabend auf<br />
ihre Äußerung, dass auch im landwirtschaftlichen Bereich Gesetze vor Inkrafttreten ebenfalls<br />
im Sinne von Kritikern "genau geprüft" werden und alle in einem Rechtsstaat leben. Zu<br />
vergleichbaren Situationen kam es bei Redebeiträgen mehrerer Podiumsmitglieder.<br />
Irgendwann sah zum Beispiel Silvia Ey keine andere Möglichkeit mehr, als folgende Worte<br />
ins Spiel zu bringen: "Noch suche ich mir aus, von wem ich beleidigt werde." Fortschritt<br />
könne es nur geben, wenn man miteinander redet, Argumente austauscht und nicht<br />
übereinander herfällt.<br />
Vom Gegenteil zeichnete sich über weite Strecken angesichts sehr gereizter Stimmung eine<br />
vom Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen organisierte Veranstaltung im Wangeliner<br />
Garten aus, an der neben Ey auch Gabriele von Fuchs von der Bürgerinitiative <strong>gegen</strong><br />
Broilermastanlagen in Gallin-Kuppentin, der <strong>agrar</strong>politische Sprecher der Grünen im<br />
Bundestag, Friedrich Ostendorff, Bio-Landwirt Dirk Saggau, Onno Andresen, Betriebsberater<br />
für landwirtschaftliche Betriebe, und Dr. Jürgen Buchwald, Abteilungsleiter<br />
Landwirtschaft/Agrarstruktur im Schweriner Landwirtschaftsministerium, teilnahmen. Motto:<br />
"Bauernhöfe statt Agrarfabriken".<br />
Vor einer Woche - so Gabriele von Fuchs - sei die Erweiterung der einen Mastanlage in ihrer<br />
Heimatgemeinde um gut 100 000 Tiere genehmigt worden. Angesichts der im Raum<br />
stehenden Planung, derzufolge eine weitere Anlage für 300 000 Hähnchen errichtet werden<br />
soll (wir berichteten), stehe die Zukunft der nur 500 Einwohner zählenden Kommune auf dem<br />
Spiel: "Unsere frühere Annahme, Rechtsstaat beinhaltet, dass die Meinung des Einzelnen<br />
etwas zählt, haben wir tief begraben. Von denjenigen, die Gesetze und Vorschriften<br />
ausarbeiten, verlangt man ein mehrjähriges Studium, das sie befähigt. Wir hin<strong>gegen</strong> haben<br />
Glück, wenn wir die fürvier Wochen öffentlich ausliegenden Unterlagen bekommen und dann<br />
in kürzester Zeit zwei dicke Ordner durcharbeiten müssen, um eine Stellungnahme zu<br />
formulieren. Es ist gewollt, dass der Bürger kein demokratisches Mitspracherecht mehr hat.<br />
Das ist Hohn, blanker Zynismus!"<br />
Einzelne Anlagen, so Dr. Buchwald, genehmige nicht das Landwirtschafts-, sondern das<br />
Wirtschaftsministerium, wenngleich beide miteinander in Verbindung stehen. Fördermittel<br />
bekomme nicht derjenige, der die höchste Pacht zahlt, sondern wer am meisten investiere, für<br />
die "höchste Wertschöpfung in der Region" sorge. "Ganz vorn liegen zum Beispiel der Anbau<br />
von Gemüse und die Zahl geschaffener Arbeitsplätze", so der Abteilungsleiter. "Letztlich<br />
entscheidet aber der Landwirt, welche Richtung er einschlägt."<br />
Ostendorff bezeichnete Till Backhaus als "einen der quirligsten Landwirtschaftsminister" in<br />
Deutschland und nannte das von ihm vertretene Leitbild "nicht falsch", doch es könne mit
Tourismuszielen kollidieren. Einer exportorientierten Landwirtschaft müsse man eine Absage<br />
erteilen: "Wir können nicht auf Dauer billiger sein als alle anderen. Somit wird es auch keine<br />
Kostenführerschaft unserer Hähnchen geben. Auf jeden Fall muss der Krieg auf dem Dorf<br />
aufhören!" Ökologie und Landwirtschaft müssten nebeneinander existieren können. Dem<br />
entgegnen die Kritiker, dass "Agrarfabriken" nichts mehr mit herkömmlicher Landwirtschaft<br />
zu tun haben. "Wir brauchen Landwirtschaft, aber nicht die, die unsere Lebensgrundlage<br />
zerstört", sagt zum Beispiel Einwohner Paul Beck. "<strong>Massentierhaltung</strong> ist ein Herd für<br />
Krankheitserreger, die man nur mit Medikamenten behandeln kann. Da sind neue Krankheiten<br />
kein Wunder. Wir werden durch eine Mafia kaputtgespielt und in zehn oder 20 Jahren wächst<br />
auf unseren Äckern nichts mehr."<br />
Der Landesbauernverband vertrete über seine Mitglieder Ey zufolge 70 Prozent der<br />
ökologisch wie konventionell bewirtschafteten Flächen. Jeder Landwirt müsse nicht nur<br />
deutsche, sondern auch europäische Gesetze beachten, wobei die einheimischen strenger als<br />
die anderer Länder seien: "So, wie Sie niemandem unterstellen, dass er bei Rot über die<br />
Kreuzung fährt, können Sie nicht sagen, dass bei uns Gesetze nicht eingehalten werden.<br />
Zudem ist der Tierschutz im Grundgesetz verankert."<br />
Letzteres veranlasste einen Besucher zu der wütenden Aussage, dass in jedem Jahr<br />
hunderttausende Broiler vor der Schlachtung im Stall verenden und "wie Dreck beiseite<br />
geschoben" werden, was jedoch niemand erwähne: "Das ist der Tierschutz, Frau Ey! Und es<br />
ist alles irrelevant, was der Bürger will. Es sind Gesetze, zu denen Menschen nicht befragt<br />
werden. Dass Herr Backhaus gentechnisch veränderte Pflanzen nicht mehr als die für die<br />
Ernährung sichersten bezeichnet, ist ein Fortschritt. Dafür fördert er jetzt Maiswüsten für den<br />
Betrieb von Biogasanlagen - tolle Lebensqualität!"<br />
Allseitig Anerkennung fand die durch Saggau vertretene Öko-Landwirtschaft. Er beklagte die<br />
noch oft geringe Akzeptanz von herkömmlich wirtschaftenden Kollegen, was sich langsam<br />
bessere, doch oft werde die Alternative, von der man durchaus leben könne, schnell "im Dorf<br />
verrissen". Dr. Buchwald zufolge sei der Anteil an ökologisch betriebener Landwirtschaft mit<br />
zehn Prozent in Mecklenburg-Vorpommern viel höher als in anderen Bundesländern, was<br />
auch dem in Schwerin dafür aufgelegten Förderprogramm mit einem Volumen von 15<br />
Millionen Euro zu verdanken sei.<br />
Während ein Tierhalter den juristisch verankerten Tierschutz hoch bewerte, erscheine er dem<br />
Bürger oft nicht hoch genug, meint Sibille Ey. Zu den Besuchern sagte sie: "Das emotionale<br />
Empfinden ist bei jedem anders, aber auch die Vorschriften waren noch vor 20 Jahren<br />
deutlich andere. Dass es sich verändert hat, haben auch Menschen wie Sie durch ihren Einsatz<br />
bewirkt."<br />
AGRIHOLLAND<br />
25/05/2011<br />
Brand in pluimveestal in Lienden kost 10.000 kippen het leven<br />
Naar schatting 10.000 kippen hebben in de avond van 24 mei een brand in een pluimveestal in<br />
het Gelderse Lienden niet overleefd. Er zijn geen mensen gewond geraakt. De brandweer<br />
werd kort na half zeven gealarmeerd. De brand sloeg over naar een rietgedekte woning<br />
vlakbij. Een tweede huis en en tweede stal met duizenden kippen kon de brandweer redden.
Er is enige asbest vrijgekomen, maar dat bleef beperkt en leverde geen gevaar voor de<br />
omgeving op. De brand is vermoedelijk ontstaan door kortsluiting in een ventilator in de de<br />
stal, zo meldt de politie Gelderland Zuid.<br />
bron: De Gelderlander, 25/05/11<br />
Copyright ©2011 AgriHolland B.V.<br />
NTV Online ,Montag, 30. Mai 2011<br />
"Antibiotika säckeweise verabreicht"Gesetze sind weiße Salbe<br />
Immer mehr Antibiotika drohen als sichere Therapiemöglichkeit auszufallen, weil Bakterien<br />
unempfindlich werden. Das Robert Koch-Institut spricht von einer "Waffe, die zunehmend<br />
stumpf geworden ist." Schuld daran ist die ausufernde Verordnung dieser Medikamente. Für<br />
den wissenschaftlichen Berater der Tierrechteorganisation PETA, Edmund Haferbeck, steht<br />
fest, dass auch der Einsatz von Antibiotika in der <strong>Massentierhaltung</strong> wesentlichen Anteil an<br />
der Entwicklung trägt.<br />
n-tv.de: Nach Angaben des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) haben im Jahr<br />
2009 mehr als 18 Millionen gesetzlich Versicherte Antibiotika geschluckt. Im Schnitt<br />
bekam jeder Patient zweieinhalb Antibiotika-Packungen verordnet, Privatrezepte nicht<br />
mitgerechnet. Gibt es ähnliche Statistiken, die den Einsatz von Antibiotika in der<br />
Tiermast belegen?<br />
Edmund Haferbeck: Leider kann ich nicht mir aktuellen Werten glänzen. Fest steht aber<br />
bereits seit Jahren, dass der Einsatz von Antibiotika weltweit zu über 50 Prozent in die<br />
Tiermast geht. Und der Trend ist nicht etwa rückläufig, wie uns staatliche Stellen klarmachen<br />
wollen. Obgleich seit 2005/06 als Leistungsförderer in der Tiermast verboten, steigt der<br />
Verbrauch von Antibiotika in den großen Betrieben weiter. Die industrielle <strong>Massentierhaltung</strong><br />
ist für die Pharma-Industrie einer der wichtigsten Märkte weltweit. Mittlerweile belegen auch<br />
Studien, dass die in der Tierhaltung eingesetzten Antibiotika durch die Nahrungskette beim<br />
Menschen angelangt sind. Der Mensch steht demzufolge unter ständigem Antibiotikaeinfluss.<br />
Ist der Einsatz von Antibiotika die einzige Möglichkeit, Tierkrankheiten zu bekämpfen?<br />
Nein, nicht die einzige, aber die billigste Maßnahme. Antibiotika werden in der Tierhaltung<br />
eingesetzt, um selbstverständliche bakterielle Infektionen, die sonst ständig grassieren<br />
würden, einzudämmen und zu bekämpfen. Das geht nicht am einzelnen Tier, das setzt man<br />
über den gesamten Bestand hinweg ein. Und man macht es regelmäßig, auch wenn die<br />
Keimbelastung noch gar nicht den Sprung zur Krankheit überschritten hat.<br />
Werden die Tiere geimpft oder gelangt die Arznei über das Futter zum Einsatz?
Stroh lernen die Tiere in der Massenhaltung nicht mehr kennen.<br />
(Foto: picture-alliance/ dpa)<br />
Antibiotika werden zumeist über das Trinkwasser verabreicht. So soll die Schwelle der<br />
bakteriellen Belastung heruntergedrückt werden, um nicht wachstumshemmend zu wirken.<br />
Belastete Tiere wachsen langsamer als solche, die ihre eigenen Energien zur Bekämpfung von<br />
Bakterien einsetzen müssen. Wir sprechen hier von einem leistungsfördernden Prinzip.<br />
… das, wie Sie eingangs sagten, seit 2005 verboten ist.<br />
Die Antibiotika werden den Tieren einfach über das Trinkwasser zugeführt. Wir reden hierbei<br />
nicht von Trinkgefäßen, sondern von den Zuleitungen. Dafür sind die Anlagen in den<br />
modernen Stallungen bereits bautechnisch ausgelegt. Bei Beständen von tausenden wird kein<br />
Tier mehr einzelnen behandelt. All bekommen die gleiche Betreuung – die gleiche schlechte<br />
Betreuung.<br />
Hat denn das Tier die Medikamente bereits verarbeitet, bevor es in den<br />
Nahrungskreislauf des Menschen gelangt?<br />
Nein, die Karenzzeiten von der letzten Antibiotika-Eingabe bis zur Schlachtung werden<br />
selbstverständlich nicht eingehalten. Das würde den gestaffelten Wachstumsverlauf in der<br />
Anlage gefährden. Das wird auch deshalb nicht eingehalten, weil nie etwas eingehalten wird<br />
in der industriellen Mast. Da können Sie so viele Gesetze erlassen, wie Sie wollen.<br />
Schaut niemand den Produzenten auf die Finger?<br />
Hin und wieder werden solche Skandale von uns aufgedeckt. Wenn wir unangemeldet in<br />
diese Betriebe gehen, dann finden wir kiloweise, ja säckeweise reine Antibiotika wie<br />
beispielsweise Aviapen vor. Im Grunde werden die Tiere vom ersten Tag an mit Antibiotika<br />
vollgepumpt. Und das geht so bis zum Schlachtende. Kontrollen staatlicher Behörden führen<br />
zu nichts. Auf dem Lande gibt es ein feines Informationsnetz, das über bevorstehende<br />
Besuche informiert. Für die Bestandstierärzte ist es das große Geschäft, wenn sie ihre Mittel<br />
verkaufen können. Im Grunde genommen tun sie nicht einmal was Verbotenes, denn sie<br />
handeln aus therapeutischer Sicht. Irgendein krankes Schwein, Huhn oder Pute wird sich<br />
immer finden, um den Breitbandeinsatz der Medikamente zu rechtfertigen.<br />
Wer kontrolliert die Tierärzte?
Dr. Edmund Haferbeck.<br />
(Foto: PETA)<br />
Niemand. Da gibt es keine höhere Stelle oder Behörde, bei der sie über den Einkauf ihrer<br />
Medikamente Rechenschaft ablegen müssen. Diese Leute haben allein auf Grund ihres<br />
ärztlichen Status' die Möglichkeit, ohne Einschränkungen solche Antibiotika einzukaufen und<br />
an ihre Landwirte weiterzureichen. Der Einsatz der Medikamente wird in der<br />
<strong>Massentierhaltung</strong> auch nicht mehr unter tierärztlicher Betreuung vorgenommen. Wenn Sie<br />
mich fragen, würde ich sagen, dass die wirklich vielen und auch guten Gesetze, die wir in<br />
Deutschland haben, vor allem eine "weiße Salbe" für die Verbraucher sind. Die Menschen<br />
können so das Märchen der Lebensmittelsicherheit besser schlucken.<br />
Ich bin bislang davon ausgegangen, dass man hier in Deutschland durch ein fein<br />
gesponnenes Kontrollnetz die Tierproduktion im Griff hat. Nun höre ich von Ihnen,<br />
dass es scheinbar einen systematischen Betrug gibt.<br />
So ist es schon immer, ich kann da nichts schönreden. Ich beobachte das Geschehen seit 30<br />
Jahren. Mein Spezialgebiet als Agrarwissenschaftler ist die Tierproduktion und ich kann<br />
Ihnen sagen, dass man in Deutschland nichts, was mit Nutztierhaltung zu tun hat, im Griff hat.<br />
Ich rede sogar von organisierter Kriminalität. Hier geht es um weltweit agierende Konzerne,<br />
denen es völlig egal ist, was mit ihren Tieren passiert. Sie betrachten sie als Ware, die<br />
funktionieren muss. Da geht es um Profite, um 15 Prozent, die aus den Tieren herausgeholt<br />
geholt werden müssen. Und da ist es völlig egal, auf welche Weise der Profit erzielt wird.<br />
Was kann der Verbraucher tun?<br />
Erst einmal kein Fleisch mehr. Damit würde man auch sich selbst etwas Gutes tun. Fangen<br />
wir aber eine Stufe darunter an, heißt die klare Botschaft: Man kauft kein Fleisch beim<br />
Discounter. Man kann nicht für 1,99 ein Hähnchen kaufen und glauben, man nimmt ein<br />
Lebensmittel zu sich. Wenn Fleisch sein soll, dann nur Bio oder Fachgeschäft. Das<br />
Kostenargument darf nicht länger gelten. Natürlich muss ein gesund gewachsenes Stück<br />
Fleisch aus artgerechter Haltung teurer sein als eins aus der industriellen Produktion. Wenn<br />
man darüber schimpft, dass das so teuer ist, soll man eben gar kein Fleisch kaufen. Wenn<br />
mittlerweise selbst der Boulevard die vegetarische Küche entdeckt, Bestseller zu dieser<br />
Thematik in den Buchläden zu haben sind, dann sollte das deutlich machen, wie weit das<br />
Problem bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.<br />
Mit Edmund Haferbeck sprach Peter Poprawa